Das „Haus der Stadtgeschichte“ startet ein inhaltlich breit aufgestelltes und auf mehrere Jahre angelegtes Projekt zur Aufarbeitung der NS-Ära in der Stadt Salzburg. Zur Thematik des Nationalsozialismus gibt es zwar etliche Einzelstudien, Arbeiten zu einzelnen Aspekten und Teilbereichen und auch zusammenfassende Überblicksdarstellungen. Eine fundierte Gesamtbetrachtung der Stadt Salzburg im Nationalsozialismus fehlt allerdings. „Ich habe daher unser städtisches Archiv im Haus der Stadtgeschichte beauftragt, diesen Teil unserer Geschichte in einem Arbeitsschwerpunkt der nächsten Jahre wirklich umfassend aufzuarbeiten“, stellt Bürgermeister Heinz Schaden das Projekt „Die Stadt Salzburg im Dritten Reich“ vor. Für eine umfassende Dokumentation ist auch eine Verlängerung der Zeitachse über die Eckdaten 1938 und 1945 sowohl nach rückwärts als auch nach vorwärts notwendig. So ist etwa nicht nur die Frühgeschichte des Nationalsozialismus von Interesse, sondern auch die Vorgeschichte der hohen Akzeptanz des Nationalsozialismus. Desgleichen ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Umgang des Nationalsozialismus und dem Nachwirken jenes Gedankenguts, das ein derart menschenverachtendes Regime ermöglichte, und seiner Exponenten nach 1945 unerlässlich.
Das Stadtarchiv Salzburg übernimmt für dieses Projekt die Federführung und widmet sich insbesondere der entsprechenden Sichtung und Aufbereitung der in Frage kommenden archivalischen Quellen. Das Projekt wird auf mehrere Jahre angelegt, wobei Ergebnisse jeweils zwischenzeitlich präsentiert und auch publiziert werden sollen. Nach der internen und öffentlichen Vorstellung sollen ab 2009 jährliche Vortragsreihen im „Haus der Stadtgeschichte“ zu ausgewählten Themenschwerpunkten stattfinden, die jeweils im Folgejahr veröffentlicht werden sollen.
Dazu passt auch die Philosophie der Ausstellungen im Haus der Stadtgeschichte, sowohl größere Themenbereiche als auch kleinere, aussagekräftige Facetten der Stadtgeschichte zu erforschen und diese Ergebnisse anregend, anschaulich und allgemein verständlich einem breiten Publikum näher zu bringen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf historischen Bilddokumenten und Fotos Salzburger Fotografen aus den hauseigenen Sammlungen. Bis zum 20. Februar 2009 ist im Haus der Stadtgeschichte die Ausstellung " Salzburg zur NS-Zeit – Der Pressefotograf Franz Krieger" (1914-1993) zu sehen.
Parallel dazu ist ein aufwendig gestalteter Fotoband mit 760 ausgewählten Fotografien in der Schriftenreihe des Stadtarchivs erschienen. Der Salzburger Geschäftsmann und Pressefotograf Franz Krieger hat ein umfangreiches fotografisches Werk hinterlassen. Rund 35 000 erhaltene Negative dokumentieren die Zwischenkriegszeit, den Zweiten Weltkrieg und die Zeit von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Als „Bildjäger“ der ersten Stunde schuf Franz Krieger in den 30er Jahren sensationelle Fotos von Filmgrößen wie Marlene Dietrich oder Hans Albers. Nach dem „Anschluss“ fotografierte er als „Gaubildberichterstatter“ im Auftrag der NS-Machthaber das Tagesgeschehen. Kriegers Bildarchiv beinhaltet daher auch zeitgeschichtlich besonders wertvolle Unikate, wie Fotos aus der Nacht der Machtübernahme, von der einzigen Bücherverbrennung in Österreich und den Folgen der so genannten Reichskristallnacht.
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Quelle: News aus dem Haus der Stadtgeschichte; News aus dem Haus der Stadtgeschichte; News aus dem Haus der Stadtgeschichte; events Salzburg, 19.11.2008