Mülheimer Schüler recherchierten Biographien aus der Nazizeit

Achtundzwanzig Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Otto-Pankok-Schule in Mülheim an der Ruhr recherchierten in der vorvergangenen Woche einen Vormittag lang im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, wie die NRZ berichtet. Archivar Jens Roepstorff legte ihnen Bücher, Akten, Zeitungsausschnittsammlungen und Fotos vor. Die Klasse von Geschichtslehrer Hans-Werner Nierhaus zeigte sich beeindruckt davon, dass die im Stadtarchiv lagernden Urkunden teilweise bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.

Die Schülerinnen und Schüler hatten aber einen konkreten Rechercheauftrag. Denn sie können an einer Gedenkveranstaltung zum 9. November in der Heinrich-Thöne-Volkshochschule Mülheim mitwirken, die an die siebzig Jahre zurückliegende Reichspogromnacht erinnern wird. Diese Matinee, die um 11.00 Uhr beginnt, steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und wird gemeinsam von der Mülheimer Initiative für Toleranz MIT, VHS, Stadtbücherei, Stadtarchiv, Theater an der Ruhr und Otto-Pankok-Gymnasium ausgerichtet. Neben den Schülerinnen und Schülern sind der jüdische Künstler Dany Bober, der mit einer \“jüdischen Zeitreise\“ auftreten wird, auch Künstlerinnen und Künstler des Theaters an der Ruhr an der Gestaltung des Programms beteiligt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

\"Schülerinnen

Abb.: Schülerinnen und Schüler des Otto-Pankok-Gymnasiums forschen und recherchieren im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum 9. November präsentiert (24.10.2008), Foto: Walter Schernstein

Die Otto-Pankok-Schüler forschten über Täter, Opfer und Zeitzeugen der NS-Herrschaft in Mülheim an der Ruhr. So lernten sie, dass Günther Smend, ein Schüler ihrer Schule zur damaligen Zeit, nicht nur ein guter Sportler war, sondern später als Offizier zum militärischen Widerstand gehörte und deshalb hingerichtet wurde. \“Dass ein Schüler unserer Schule sich gegen Hitler stellte, obwohl die meisten für ihn waren\“, finden die Schülerinnen und Schüler bewundernswert. 

Abschreckendes liefert hingegen die Personalakte des Brandmeisters Alfred Freter. Als Chef der Mülheimer Feuerwehr missachtete er den Löschbefehl, ließ die Synagoge vorsätzlich abbrennen und achtete nur darauf, dass das Feuer nicht auf die Nachbarhäuser übergriff. Freter wurde erst 1959 \“wegen Fluchtgefahr\“ verhaftet und vor Gericht gestellt. – Die Otto-Pankok-Schüler empfanden es als spannend, mit authentischem Quellenmaterial arbeiten zu können. So lange sei das alles ja noch nicht her, stellt eine Schülerin fest. Und ein Klassenkamerad ergänzt: \“Das Thema ist angesichts von Neonazis immer noch relevant.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-455-4260
Telefax: 0208-455-4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Otto-Pankok-Schule
Gymnasium der Stadt Mülheim an der Ruhr mit Sekundarstufe 1 und 2
Von-Bock-Str. 81
Tel.: 0208-455 3960
45468 Mülheim an der Ruhr

Quelle: Thomas Emons, NRZ, 25.10.2008

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.