Lüneburger Stadtarchivarin tritt nach 35 Jahren in den Ruhestand

Seit mindestens 500 Jahren werden im Stadtarchiv Lüneburg Unterlagen aus über acht Jahrhunderten geordnet und dauerhaft aufbewahrt. Alles, was sich an schriftlicher Überlieferung des städtischen Gemeinwesens erhalten hat, von der ältesten Originalurkunde aus dem Jahre 1229 bis zu den jüngsten Aktenablieferungen der Stadtverwaltung, ist hier sorgfältig ausgewählt worden und für alle Interessierten einsehbar. Die Stadtrechtsurkunde aus dem Jahre 1248 zum Beispiel ist als Original in recht gutem Zustand erhalten. Sie schreibt das Privileg Lüneburgs fest, ein eigenes Stadtrecht zu entwickeln und damit nicht mehr an das Landesrecht gebunden zu sein.

Mehr als 35 Jahre lang war Dr. Uta Reinhardt für die archivalische Überlieferung der "Salzstadt" zuständig; seit August 1973 leitete sie das Lüneburger Stadtarchiv (siehe den Bericht vom 30.7.2007). Zum 31. Oktober 2008 trat die 65-jährige Lüneburger Stadtarchivarin in den Ruhestand. Mit einem Festakt im Huldigungssaal des Rathauses schied sie aus dem Amt. Bis Juni 2009 wird die gelernte Mediävistin allerdings als so genannte geringfügig Beschäftigte weiter im Stadtarchiv tätig sein, vor allem, um den bevorstehenden Umzug des Stadtarchivs in das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank zu beaufsichtigen. Jahrelang kämpfte sie um neue Räume für das Stadtarchiv. Auch als Erste Vorsitzende des Fördervereins des Deutschen Salzmuseums wird sie im Zuge der Neustrukturierung der Museumslandschaft noch genug zu tun haben.

Das Besondere am Stadtarchiv Lüneburg ist dessen weder durch Brände oder Fluten noch durch Kriege beschädigte und deshalb ungestörte Überlieferung der Stadtgeschichte seit 1229. Daher sind es wahre Schätze, denen im Frühjahr 2009 der Ortswechsel bevorsteht. Vier Kilometer lang reihen sich Akten, Urkunden, Bauzeichnungen und Bücher aneinander. Das bisherige Archiv verteilt seine Schätze auf vier Standorte. Die wertvollsten Urkunden und Dokumente, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, liegen in den Räumen zur Waagestraße. Direkt hinter dem Büro der Archivarin stapeln sich über drei Etagen mit Gitterböden beispielsweise uralte Karten und Papiere. Ein weiterer Teil liegt ebenfalls im Rathaus, im Unteren Gewandhaus. Andere Bestände finden sich im Heine-Haus und im Bürgeramt.

Für den Umzug des Lüneburger Stadtarchivs hat das Rathaus rund 300.000 Euro in seinem Etat veranschlagt. Im Januar 2009 sollen die neuen Räume in der ehemaligen Landeszentralbank bezugsfertig sein; dann wird ein platzsparendes Regalsystem eingebaut. Verloren geht an der neuen Adresse der Charme des Alten. Doch für die scheidende Stadtarchivarin Dr. Reinhardt ist es ein notwendiger Wechsel in die Zukunft – damit die Vergangenheit greifbar bleibt.

Kontakt:
Hansestadt Lüneburg – Stadtarchiv 
Lesesaal 
Eingang E, Zimmer 59
Waagestraße 
21335 Lüneburg
Tel. 04131 309-223
Fax: 04131 309-586
stadtarchiv@stadt.lueneburg.de

Quelle: Landeszeitung, 26.10.2008; Sandra Bengsch, Hamburger Abendblatt, 31.10. 2008

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