Ausstellung Wissenswelten 500-1500 in Detmold

In den letzten Jahren sorgten sensationelle Funde aus der Zeitzer Stiftsbibliothek für breite Aufmerksamkeit: Mit den Fragmenten der Zeitzer Ostertafel wurde ein kostbares Dokument aus dem spätantiken Rom geborgen, das um 450 n.Chr. entstanden ist. 

Ebenso aufsehenerregend war vor zwei Jahren die Entdeckung der Zeitzer Beichte in einer karolingischen Handschrift um 830 n.Chr. Der bislang unbekannte althochdeutsche Text erweitert unsere Kenntnisse von den Anfängen der deutschen Sprache beträchtlich! 

Einzigartig ist die kreisrunde Zeitzer Weltkarte, die zu den Kulturgütern von Weltrang gehört und die Welt des Spätmittelalters komprimiert. Auch die übrigen Fragmente, Handschriften und Inkunablen repräsentieren den Kosmos der mittelalterlichen Wissenswelten. Neben Handschriften und Drucken zur Universalgeschichte, Dichtkunst und Philosophie erhält man Einblicke z.B. in die Mineralogie und das Hüttenwesen und kann das damals gültige Weltbild erfassen.

All diese singulären Schätze können dank des großzügigen Entgegenkommens der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz im Rahmen der Partnerschaft Detmold-Zeitz in Detmold präsentiert werden.

Die Ausstellung "Wissenswelten 500-1500" läuft vom 18.10.2008 bis zum 15.12.2008 im Staats- und Personenstandsarchiv Detmold.

Öffnungszeiten:
Mo-Do 8-16 Uhr
Fr 8-13 Uhr
Sa-So 11-18 Uhr
Sonntagsführung: 15 Uhr (pro Person 2€)
Weitere Führungen nach Vereinbarung
Der Eintrit ist frei.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
Tel.: 05231 / 766-0 
stadt@lav.nrw.de

Tag der offenen Tür im Stadtarchiv Viersen

Bei einem Tag der offenen Tür am Sonntag, den 19. Oktober 2008, stellen die Mitarbeiter des Stadtarchivs Viersen zwischen 11 und 18 Uhr ihre Einrichtung vor. Linda Godry ist beispielsweise für das Bildarchiv zuständig. Von dessen 15.000 Bildern sind die meisten digitalisiert. Das Zeitungsarchiv, das bereits größtenteils auf Microfilm vorliegt, präsentiert Irina Schmitz. Führungen in den ansonsten nicht-öffentlichen Magazintrakt werden zudem angeboten.

Archivleiter Marcus Ewers erwartet am Sonntag auch zahlreiche Familienforscher, die prinzipiell die größte Nutzergruppe darstellen. Daher werden die Archivmitarbeiter und der Arbeitskreis Familienforschung des Vereins für Heimatpflege insbesondere genealogisch aussagekräftige Quellengattungen vorstellen.

Die genealogischen Quellen umfassen die Standesamtsregister der Städte Viersen, Dülken und Süchteln sowie der Gemeinde Boisheim von 1798 bis 1872. Diese Bestände sind verfilmt. Für den Zeitraum davor befinden sich Kirchenbuchkopien der meisten katholischen und evangelischen Kirchen im Stadtarchiv. Einige datieren bis ins 17. Jahrhundert zurück. Zu all diesen Quellen existieren alphabetische Verzeichnisse, die ein Auffinden der Vorfahren und das Erstellen von Stammbäumen erleichtern. 

Kontakt:
Stadtarchiv Viersen
Am Alten Gymnasium 4
41747 Viersen
Tel. 02162 101-471
stadtarchiv@viersen.de

Quelle: Susanne Böhling, Westdeutsche Zeitung, 15.10.2008

Wien im Mittelalter

Vor 800 Jahren wurde das älteste Dokument, das im Wiener Stadt- und Landesarchiv überliefert ist, ausgefertigt. Es handelt sich dabei um die Urkunde Herzog Leopolds VI. von Österreich für die Flandrenser in Wien. Damit wurde dieser Gruppe von aus Westeuropa zuwandernden Textilhandwerkern (Tuchfärberei und -handel) bestimmte Vorrechte zuerkannt. Modern gesprochen handelt es sich dabei um eine Förderung des lokalen Wirtschaftsstandorts durch das Anwerben qualifizierter Arbeitskräfte. Parallelen zu aktuellen Migrationsphänomenen wie der amerikanischen \“Green Card\“ lassen sich erkennen. 

Das 800-Jahr-Jubiläum seines ältesten Archivdokuments nimmt das Wiener Stadt- und Landesarchiv zum Anlass mehrerer Aktivitäten. Vom 14. bis 17. Oktober 2008 wurde im Kooperation mit dem Verein für Geschichte der Stadt Wien, dem Institut für österreichische Geschichtsforschung, dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtgeschichtsforschung und dem Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung eine Internationale Tagung zum Thema Europäische Städte im Mittelalter veranstaltet. Seit dem 3. Oktober 2008 ist im Archiv zudem eine Ausstellung zum Thema \“Wien im Mittelalter\“ zu sehen. 

Ausstellungsdauer und Ort
Termin: 3. Oktober 2008 bis 30. Januar 2009 
Ort: Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs im 4. Stock 

Europäische Städte im Mittelalter – Tagungsprogramm:

Mathias BÄCK (Stockholm): Echoes from A Distant Shore – Aspects on the earliest Towns in Central Scandinavia 
Karl BRUNNER (Wien): Die mittelalterliche Stadt in Metapher und Dichtung 
Howard B. CLARKE (Dublin): The social structure and topography of Dublin from the Viking period to the end of the thirteenth century 
Peter CSENDES (Wiener Neudorf): Stadtlandschaft an Strom und Straße 
Roman CZAJA (Torun): Die Gestaltung des Stadtraumes und das Sozialgefüge mittelalterlicher Städte 
Karin FISCHER-AUSSERER und Ingeborg GAISBAUER (Wien): Mittelalterarchäologie in der Stadtarchäologie – Der derzeitige Forschungsstand der Stadt-Archäologie zum Wiener \“Siedlungsbeginn\“ (Doppelvortrag) 
Franz IRSIGLER (Trier): Annäherungen an den Stadtbegriff 
Peter JOHANEK (Münster): Stadtgeschichtsforschung – ein halbes Jahrhundert nach Ennen und Planitz 
Derek KEENE (London): London 600-1200: cycles of growth and regrowth 
Angelika LAMPEN (Münster): Der Einzug (Introitus) in kaiserliche und Reichsstädte des Mittelalters 
Klaus MILITZER (Köln): Bürgerliche Repräsentation in Köln vom 12. bis zum 15. Jahrhundert 
Ferdinand OPLL (Wien): Planung oder Genese? Zur städtischen Entwicklung Wiens bis zum Ende des 13. Jahrhunderts 
Erwin REIDINGER (Winzendorf): Stadtplanung im hohen Mittelalter: Wiener Neustadt – Marchegg – Wien 
Martin SCHEUTZ (Wien): Prestige, Herrschaft oder doch nur arme Ratsherren. Die österreichischen Kleinstädte und ihre Ratsversammlung in der Frühen Neuzeit 
Peter SCHMID (Regensburg): \“Regensburg liegt gar schön. Die Gegend musste eine Stadt hervorlocken.\“ 
Christoph SONNLECHNER (Wien): Der ökologische Fußabdruck Wiens im 15. Jahrhundert – eine Annäherung 
Katalin SZENDE (Budapest): Stadt und Naturlandschaft im ungarischen Donauraum des Mittelalters 

Kontakt:
Magistratsabteilung 8
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Guglgasse 14, 5. Stock, Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang von Gasometer A) 
A-1110 Wien
Telefon +43 1 4000 84808 
Fax +43 1 4000 84809
post@ma08.wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Fotografien von Waldemar Titzenthaler im Landesarchiv Berlin

Von Waldemar Titzenthaler (1869-1937) – einem der bedeutendsten Fotografen des alten Berlin – sind in dem im Landesarchiv Berlin aufbewahrten Nachlasskonvolut auch Fotografien unterschiedlicher Regionen Deutschlands und anderer europäischer Länder überliefert. Da diese Aufnahmen der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannt sind, nimmt das Landesarchiv Berlin den 3. Europäischen Monat der Fotografie zum Anlass, eine Auswahl dieser vornehmlich in den Jahren 1898 bis 1925 entstandenen Fotografien zu präsentieren. 

Ein Teil der Aufnahmen entstand mit einer Plattenkamera im Negativformat 24 x 30 cm, für andere \“Bildvorwürfe\“ benutzte Waldemar Titzenthaler auf seinen Reisen eine kleine Goerz-Kamera im Format 9 x 12 cm. Dabei verwandte er beim Fotografieren sowohl Glasplatten als auch Tenax-Rollfilme, \“ohne bei ihnen Unterschiede in technischer Hinsicht feststellen zu können.\“ Bei der Wahl des Objektivs, seines \“dritten Auges\“, wie er es nannte, entschied sich Titzenthaler für den Doppel-Anastigmat Dagor. 

Neben Fotografien aus der Mark Brandenburg zeigt die Ausstellung des Weiteren Aufnahmen von anderen deutschen Städten und Landschaften, so von Halle a. d. Saale, Leipzig, Meißen, Dresden, Nürnberg, Bad Reichenhall, dem Thüringer Wald und der Neckarregion sowie von der Normandie, der Bretagne, den Pyrenäen, den Ötztaler Alpen und der Kaiserstadt Wien. 

Info:
Fotografien von Waldemar Titzenthaler. Unterwegs in Deutschland und Europa.
Eine Ausstellung des Landesarchivs Berlin im Rahmen des 3. Europäischen Monats der Fotografie 
Eichborndamm 115-121, 13403 Berlin 

Eröffnung der Ausstellung: 
16. Oktober 2008, 18.00 Uhr 

Dauer der Ausstellung: 
17. Oktober bis 23. Dezember 2008 

Öffnungszeiten: 
Mo + Fr 9.00 bis 15.00 Uhr 
Di – Do 9.00 bis 18.00 Uhr 

Katalog:
Fotografien von Waldemar Titzenthaler. Unterwegs in Deutschland und Europa, Katalog und Einführung: Volker Viergutz (= Ausstellungskataloge des Landesarchiv Berlin, 17), Berlin 2008. 
72 Seiten mit 58 Abbildungen. 
ISBN 978-3-9803303-3-6. 
17,90 €

Kontakt:
Landesarchiv Berlin 
Eichborndamm 115-121 
13403 Berlin
Telefon +49 – 30 – 90264 – 0 
Telefax +49 – 30 – 90264 – 201 
info@landesarchiv-berlin.de

Gedächtnis der Wallfahrt in Altötting

In Altötting, wo das Gnadenbild seit 1489 Anziehungspunkt für Pilger ist, wurde die ehemalige Schatzkammer 2006 in die Anbetungskapelle umgewandelt, die Bischöfliche Administration wird nun zur Neuen Schatzkammer am Kapellplatz in der Mitte der Stadt umgebaut. 

Da die Räumlichkeiten, in denen das Kapellarchiv bislang untergebracht war, seit Beginn des Umbaus der Administration nicht mehr für diesen Zweck geeignet sind, stellen nunmehr zwei Kellerräume im Franziskushaus die neue Heimat des bis ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Archivs dar. Gemäß bischöflicher Entscheidung sollten die Dokumente in Altötting verbleiben. Lediglich die Repertorien sind ins Bistumsarchiv Passau verbracht worden. 

Das Kapellarchiv umfasst 300 Regalmeter. Es besteht aus rund 900 Kartons mit vielfältigen Archivalien: Urkunden, Amtsbücher, Pläne, Rechnungen, Inventare, Verzeichnisse über Messstipendien sowie Mirakelbücher über Gebetserhörungen und vieles mehr. Das Archiv umfasst nahezu die gesamte Geschichte der Wallfahrt und der Pfarrei. Der Archivdirektor der Diözese Passau, Dr. Herbert Wurster, bezeichnet die Altöttinger Bestände gar als "das Gedächtnis der Wallfahrt". 

Im archivischen Provisorium im Franziskushaus könne durchaus ein "Notbetrieb" aufrecht erhalten werden, so Wurster. Zudem biete der trockene und beheizte Keller optimale klimatische Bedingungen, die deutlich besser seien als jene, die in der Administration geherrscht hätten. Wie lange das Kapellarchiv im Keller des Franziskushauses bleiben wird, ist noch nicht klar. Nach einer dauerhaften Lösung wird gesucht.

Kontakt:
Franziskushaus Altötting
Neuöttinger Str. 53
84503 Altötting
Telefon: 0 86 71 – 9 80 – 0
Telefax: 0 86 71 – 9 80 – 112
info@franziskushaus-altoetting.de
www.franziskushaus-altoetting.de

Quelle: Alt-Neuöttinger Anzeiger, 14.10.2008

Kunst als autonome Kommunikation eines Menschen mit Demenz

Am 17. Oktober 2008 stellt die Bielefelder Theaterpädagogin Else Natalie Warns ein von ihr herausgegebenes Buch über künstlerische Arbeit in der Demenz vor. Das Buch über ihren im vergangenen Jahr verstorbenen Mann trägt den Titel „Eberhard Warns: ‚Ich will Freiheit beim Malen’. Kunst als autonome Kommunikation eines Menschen mit Demenz“. Es versammelt neben einem Erfahrungsbericht über die Krankheit ihres Mannes und mehreren Beiträgen von Wegbegleitern in dessen letzten Lebensjahren – Medizinern wie Künstlern – auch eine Farbdokumentation ausgewählter Bilder von Eberhard Warns, dessen schriftlicher Nachlass sich im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld befindet.

Eberhard Warns (1927-2007) war Gemeinde- und Studentenpfarrer und in den 1980er Jahren Leiter der Diakonenanstalt Nazareth in Bethel sowie Mitglied im Vorstand der von Bodelschwinghschen Anstalten. Seit Mitte der 1990er Jahre litt er an fortschreitender Demenz, fand aber im Jahr 2004 zur abstrakten Malerei, die ihn bis zu seinem Tode ein Werk von annähernd 250 Bildern schaffen ließ. Trotz seiner Krankheit fand Eberhard Warns durch die Kunst eine schöpferische Ausdrucksform. Während die verbale Kommunikation mehr und mehr in den Hintergrund trat, konnte er sich durch die Malerei artikulieren, sich seiner Familie und seinen Freunden mitteilen.

Die Künstlerin Beate Wefel, die Eberhard Warns drei Jahre lang im Betheler Künstlerhaus Lydda begleitete, schildert in ihrem Beitrag für das Buch, wie sehr Warns sein Malen noch dann als sinnerfülltes Schaffen empfinden konnte, als seine Alltagskompetenzen bereits deutlich geschwunden waren. „Die Präsenz, die er beim Malen ausstrahlte, unterschied sich eindrucksvoll von den Momenten, in denen er sich in sich selbst zurückzog oder scheinbar teilnahmslos am Rande des Alltagsgeschehens bewegte“.

Die Bilder von Eberhard Warns, die noch zu seinen Lebzeiten auf ersten Ausstellungen gezeigt worden sind, finden mittlerweile deutschlandweite Beachtung. Für die Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen dokumentieren sie neue Wege in der Therapie von demenziell Erkrankten, die nicht mehr nur als Pflegefälle betreut werden müssen, sondern die auch über unbekannte Potenziale verfügen, die ihnen ungeahnte Freiheiten verschaffen können. Für die Angehörigen von Dementen machen die Bilder von Eberhard Warns Mut, zeigen sie doch neue Möglichkeiten der Kommunikation, wenn die natürliche Sprache und vermeintlich die ganze Persönlichkeit der Kranken verloren geht.

Info:
Eberhard Warns: „Ich will Freiheit beim Malen“. Kunst als autonome Kommunikation eines Menschen mit Demenz 
hrsg. v. Natalie Warns
EB-Verlag, Hamburg 2008, 116 S., 19,80 €
ISBN-10: 3936912874, ISBN-13: 978-3936912876

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Altstädter Kirchplatz 5
33602 Bielefeld
0521/594296
archiv@lka.ekvw.de

Die Matrikel der Universität Münster von 1780 bis 1818

Den Anfang machte Clemens Philipp Freiherr von Spiegel zum Desenberg und Canstein, geboren 1760 in Canstein bei Marsberg und gestorben 1833 in Köln. Der junge Adlige und spätere Domherr und Domkantor in Paderborn sowie Domherr in Münster hat sich am 2. Juni 1780 als erster Student an der im gleichen Jahr gegründeten Universität Münster eingeschrieben. Ihm folgten ein Joseph Hölscher, über den nichts weiter bekannt ist als sein Geburtsort Münster, sowie der Theologiestudent Bernhard Contzen aus in Friesoythe, der später von 1792 bis zu seinem Tod im Jahr 1811 Vikar an St. Mauritz in Münster war.

Die Liste der Studenten (Matrikel) der Universität Münster seit ihrer Gründung 1780 bis zur zeitweisen Auflösung und Herabstufung zur Akademie im Jahr 1818 umfasst exakt 1382 Namen und fungiert als erster Band einer neuen Schriftenreihe \“Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster", die im Aschendorff Verlag Münster erscheint. Die beiden Autoren, Prof. Dr. Wilhelm Kohl und Diplom-Archivar Robert Giesler, haben sich dabei nicht auf eine reine Textwiedergabe der Matrikel von 1780 bis 1818 beschränkt. Zu den meisten Studenten in den Gründungsjahren der Universität Münster bietet der 432 Seiten umfassende Band biographische Daten und Angaben zur späteren beruflichen Tätigkeit. Damit dient die Veröffentlichung nach Ansicht der Leiterin des Universitätsarchivs Münster, Dr. Sabine Happ, neben der Universitätsgeschichte auch der Landes- und Ortgeschichte und nicht zuletzt genealogischen Forschungen.

An den vier Fakultäten der ersten Universität Münster wurden vor allem die künftigen Staatsbediensteten – Lehrer und Juristen – sowie Ärzte und Geistliche ausgebildet. In der jetzt erstmals gedruckt vorliegenden Universitätsmatrikel Münster lassen sich zahlreiche Personen nachweisen, die nach dem Studium öffentliche Ämter und Funktionen ausübten. Darunter Caspar Maximilian Freiherr Droste zu Vischering, von 1825 bis 1846 Bischof von Münster, und sein Bruder Clemens August, der von 1835 bis 1845 Erzbischof von Köln war. Auch aus den benachbarten Niederlanden kamen schon damals Studierende nach Münster, wie etwas Johann Nepomuk von Hugenpoet, der 1808 an die münstersche Universität kam, hier Jura studierte und sich anschließend als Rechtsanwalt und Notar in Arnheim niederließ.

Erstellt wurde der Matrikel-Band von Prof. Dr. Wilhelm Kohl, Honorarprofessor der WWU für westfälische Landesgeschichte und ehemaliger Leiter des Staatsarchivs Münster und von 1978 bis 2004 Leiter des Universitätsarchivs Münster, sowie Diplom-Archivar Robert Giesler, seit 1998 stellvertretender Leiter des Universitätsarchivs Münster. Dem ersten Band der neuen Schriftenreihe \“Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster\“ im Aschendoff Verlag folgt schon ein zweiter Band auf dem Fuße, der sich mit dem Studium von Frauen in Münster befasst (Sabine Happ, Veronika Jüttemann (Hgg.): „Laßt sie doch denken!“ – 100 Jahre Studium für Frauen in Münster, 344 S., gebunden, 19,90 Euro, ISBN 978-3-402-15881-4.). Im Matrikelverzeichnis der Gründungsjahre der Uni Münster zwischen 1780 und 1818 wird man vergeblich nach weiblichen Vornamen suchen: Die erste Frau durfte sich vor genau 100 Jahren, im Wintersemester 1908/09, hier einschreiben.

Info:
Wilhelm Kohl, Robert Giesler: Die Matrikel der Universität Münster 1780 bis 1818. Edition und biographische Erläuterungen (Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, 1), Münster: Aschendorff Verlag 2008, 431 S., gebunden, 49,80 Euro, ISBN 978-3-402-15880-7.

Kontakt:
Universitätsarchiv Münster
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel.: +49 (02 51) 83-3 20 99
Fax: +49 (02 51) 83-3 17 77
uni-archiv@uni-muenster.de
www.uni-muenster.de/Archiv

Quelle: Pressestelle der Uni Münster, 13.10.2008; Klaus Baumeister, IVZ, 14.10.2008

Siegener Internet-Archiv-Spiel mit Lambert und Laurin

Laurin ist Archivar. Er hat einen kleinen Freund, die Maus Lambert. Die beiden sind die Helden des Computerspiels „Die Amtskette des Bürgermeisters“. Das Spiel wurde gemeinsam von Kreisarchivar Thomas Wolf, dem Archivar der Stadt Siegen Ludwig Burwitz und Gamedesigner Tobias Müller von Outline Development entwickelt. Landrat Paul Breuer und Bürgermeister Steffen Mues haben „Lambert und Laurin“ jetzt gemeinsam mit einigen Jugendlichen im Stadtarchiv Siegen vorgestellt. Ab 20. Oktober 2008 kann das Computerspiel kostenlos im Internet unter www.lambert-und-laurin.de heruntergeladen werden. 
„Unsere heimischen Archive bergen viele Schätze zur Geschichte der Region. Uns ist es ein gemeinsames Anliegen, diese einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. Um junge Leute für die Archive zu begeistern, sind attraktive Ideen wie „Lambert und Laurin“ unerlässlich“, so Breuer und Mues übereinstimmend.

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Abb.: Maus Lambert und Archivar Laurin – die Protagonisten des Internet-Archiv-Spiels

Entstanden ist das Computerspiel aus Anlass des nordrhein-westfälischen Landeswettbewerbes „Archiv und Jugend“. „Wir hatten uns schon länger mit der Frage beschäftigt, was man machen kann, um Kinder und Jugendliche für die Arbeit der Archive zu begeistern. Und so haben wir gemeinsam die Idee geboren, ein Computerspiel zu programmieren, mit dem Kinder und Jugendliche auf spielerische Art und Weise lernen können, was Archive sind, wie sie arbeiten und welche Wissensschätze in ihnen gehütet werden“, sagt Kreisarchivar Thomas Wolf.

Die Idee eines „archivischen Computerspiels“ haben Kreis, Stadt und Outline Development beim Landeswettbewerb eingereicht – mit großem Erfolg! Die Jury aus Experten der Staatskanzlei und der Archivämter der Landschaftsverbände sichtete die eingegangenen Konzepte und sprach „Lambert und Laurin“ den maximalen Förderbetrag von 8.000 Euro zu. Der Kreis unterstützte die Realisierung des Projektes zusätzlich noch einmal mit 2.000 Euro.

Rahmenhandlung des Spieles ist die Amtskette des Bürgermeisters, die auf kuriose Weise verschwindet. Die Spieler haben die Aufgabe, sie wiederzufinden. Um bei der Suche erfolgreich sein zu können, müssen Quizfragen beantwortet und Geschicklichkeitsspiele bestanden werden. Das Team von Outline Development ist Spezialist für kinder- und jugendgerechte Computerspiele. So stammt aus der Siegener Spieleschmiede z.B. „Frag doch mal die Maus“, das Spiel zur entsprechenden ARD-Rateshow mit Jörg Pilawa. Entsprechend professionell ist das Design von „Lambert und Laurin“. Die beiden Charaktere hat der Düsseldorfer Diplom-Designer Oliver Freudenreich entwickelt und illustriert. „Die Grafiken sind hell und fröhlich, gar nicht so angestaubt, wie das Image von Archiven ja oft fälschlicherweise ist“, freut sich Kreiskulturreferent Wolfgang Suttner.

Jetzt ist „Lambert und Laurin“ fertig. Die Veröffentlichung wird vom 20. Oktober bis 5. November 2008 mit einem großen Gewinnspiel begleitet. „Nicht alle Fragen wird man direkt zuhause beantworten können. Wer möglichst viele Punkte und damit einen Preis gewinnen will, muss das Stadtarchiv im Krönchencenter und das Kreisarchiv im Altbau des Kreishauses aufsuchen“, sagt Ludwig Burwitz. Verschiedene Schulklassen haben bereits angekündigt, sich am Gewinnspiel zu beteiligen. Die Lehrer wollen die Inhalte im Unterricht begleiten. „Damit erreichen wir unser angestrebtes Ziel, mit dem Computerspiel 10- bis 20-Jährige auf das neugierig zu machen, was in unseren Archiven passiert“, so Thomas Wolf.

Für Schulklassen wie auch Einzelspieler gibt es interessante Preise zu gewinnen. Hauptpreis ist eine Klassenfahrt mit der Bahn in ein Museum des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe, zum Beispiel zur Zeche Zollern in Dortmund. Außerdem gibt es Führungen durchs Siegerlandmuseum mit anschließender Bewirtung, historische Stadtführungen rund um’s Krönchen, einen iPod shuffel, Computerspiele von Outline Development, Eintrittskarten zu Veranstaltungen im Lÿz und für Konzerte der Philharmonie Südwestfalen sowie Buchpreise zu gewinnen.

Kinder- und Jugendliche, die sich bereits vor dem Online-Start am 20. Oktober von „Lambert und Laurin“ für das Computerspiel fit machen wollen, können bei zwei Terminen einen Einblick in die Arbeit des Stadtarchivs bekommen. Archivar Ludwig Burwitz lädt am Dienstag, 14. Oktober, von 16:30 bis 18:00 Uhr und am Donnerstag, 16. Oktober, von 14:00 bis 15:30 Uhr in den Gruppenarbeitsraum des KrönchenCenters ein und wird einen Blick hinter die Kulissen des Stadtarchivs geben. Dabei erfahren die Teilnehmer bereits vieles von dem, was ihnen hilft, bei „Lambert und Laurin“ möglichst erfolgreich mitzumachen.

Link: www.lambert-und-laurin.de

Kontakt:
Stadtarchiv Siegen
KrönchenCenter
Markt 25
57072 Siegen
Telefon: 0271-404-3080
Telefax: 0271-404-3099
l_burwitz@siegen.de

Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein 
Koblenzer Str. 73
57072 Siegen 
Telefon: 0271/333 15 10 
Telefax: 0271/333 14 70 
t_wolf@siegen-wittgenstein.de

Quelle: Kreis Siegen-Wittgenstein / Stadt Siegen, Pressemitteilung, 10.10.2008

Sammlung des Naumburger Ex-Archivars wird ausgestellt

Das Naumburger Stadtmuseum Hohe Lilie wird voraussichtlich ab Ende der Woche eine Sonderausstellung präsentieren, die erstmals öffentlich eine besondere Sammlung von Gemälden, Grafiken, Büchern, Fotografien, Fotoalben, Briefen, Zeitungen, Kartenwerken, Skulpturen, Radierungen, Handschriften und weiteren Archivalien vorstellt. Es handelt sich um rund 1000 Einzelstücke, die fast fünf Jahre lang in einer Asservatenkammer im Stadtarchiv Naumburg gelagert waren, nachdem sie Ende 2003 von der Polizei im Rahmen von Hausdurchsuchungen beim ehemaligen Archivar der Stadt Naumburg beschlagnahmt worden waren (siehe Bericht vom 30.1.2004). 

Mit dem von 1973 bis 1994 bei der Stadt Naumburg beschäftigten Mann wurde nach mehreren Ermittlungsverfahren, Klageversuchen und Gerichtsverhandlungen wegen des Verdachts der Unterschlagung im August 2008 ein rechtskräftiger Vergleich erzielt. Die Stadt hat dem Ex-Archivar 22 der 1.030 beschlagnahmten Sachen, u.a. ein Album mit Geldscheinen, herausgegeben, der große Restbestand bleibt nun aber unwiderruflich im Besitz Naumburgs. 

Bevor die Sammlung in die Archive des Stadtmuseums bzw. des Stadtarchivs wandert und wissenschaftlich aufgearbeitet wird, kann sie aber in der Hohen Lilie besichtigt werden. 

Kontakt:
Museum Hohe Lilie
Markt 18
06618 Naumburg
Tel. 03445-703503

Quelle: Helga Heilig, Mitteldeutsche Zeitung, 10.10.2008

Digitales Firmenerbe in Gefahr

Begleitend zur "Systems", der Business-to-Business-Messe für Informations- und Kommunikationstechnologie, die vom 21. bis 24. Oktober 2008 in München stattfindet, stellt die Financial Times Deutschland (FTD) in Rahmen einer Artikelserie Unternehmenslösungen und -beiträge zu aktuellen Herausforderungen auf dem IT-Sektor vor. Christian Keitel, beim Landesarchiv Baden-Württemberg für den Aufbau des Digitalen Archivs verantwortlich, und Ulrike Gutzmann, Archivarin in der Abteilung Historische Kommunikation bei Volkswagen in Wolfsburg, werden zur Zukunft der digitalen Dokumente in Unternehmen befragt.

Die Problemanzeige ist bekannt: Firmenkommunikation nach innen und außen erfolgt zunehmend papierlos, Dokumente werden digital nachgehalten. Dies stellt die Archivare vor besondere Herausforderungen, insbesondere in Unternehmen, wo Archivierung keine Pflichtaufgabe darstellt. Auf der anderen Seite gibt es breite Digitalisierungspraktiken, so bei Daimler, wo beispielsweise allein die internen Publikationen jährlich drei Europaletten füllen. Daher gehöre es bei den Stuttgarter Autobauern bereits zum Alltag, Archivpapiere durch das Einscannen und Einordnen in Datenbanken in vermeintlich leicht nutzbare digitale Information umzuwandeln.

Die Digitalisierungstechnik ändere das Archivwesen allerdings radikal. Heute komme es darauf an, sich schon vor dem Erzeugen eines Dokumentes im Klaren zu sein, wie es weiter genutzt werden soll, so Ulrike Gutzmann. Auch in ihrer digitalisierten Form können Unternehmensunterlagen zur Plage werden, wenn unterschiedslos alles eingescannt und abgespeichert wird. Bislang seien nur wenige Firmen so weit, die digitale Archivierung ihrer Unterlagen strategisch anzugehen.

Viele Firmen verzichten auf Archive, da ihr Nutzen für das operative Kerngeschäft vielfach nur auf den zweiten Blick erkennbar wird. Erst wenn die Konzernjuristen oder Behörden Einblick in alte Verträge nehmen wollten oder die Marketingabteilung klassische Broschüren aus den 60er Jahren zur Gestaltung neuer Kampagnen benötigte, zeige sich der Wert von Archivarbeit. 

Ein Problem sei in Deutschland das heillose Durcheinander in Bezug auf technologische und methodische Standards des Archivierens. Nahezu jede Archivierungsstelle, sei es nun bei den Ländern, bei den Kommunen oder in der Privatwirtschaft, lege ihre Dokumente nach eigenen Methoden ab und stelle sehr individuelle Anforderungen an die zu verwendende Software. 

Hinzu komme, dass es für die digitale Langzeitarchivierung mehrere Verfahren gebe. Ein Teil der Fachleute setze heute darauf, die aufbewahrten Informationen fortlaufend in neue Formate zu überführen, erläutert Christian Keitel. Alternativ könne alles im Originalformat belassen und Übersetzungssoftware programmiert werden, um die Originaldaten zu lesen. Beide Verfahren bedeuten für die Archivare viel Arbeit, seien aber notwendig, um die digitalen Dokumente auch auf zukünftiger Computertechnik noch lesen zu können. 

Neben dem permanenten Abspeichern von Unterlagen in neuen Formaten und dem Entwickeln immer neuer Übersetzungssoftware, um alte Daten lesen zu können, ist auch eine industrieweite Standardisierung ein wirksames Mittel gegen das Verschwinden archivierter Unterlagen im Daten-Nirvana. 

In einigen Bereichen der Digitaltechnologie sei die Standardisierung immerhin schon so weit fortgeschritten, dass die Gefahr des Verlustes digitaler Daten weitgehend gebannt sei. Für Text- und Bilddaten gebe es bereits zukunftssichere Standard-Formate, sagt Ulrike Gutzmann. Bei Zeichnungen gebe es sie dagegen noch nicht. Und die Archivierung von E-Mails oder Webseiten sei noch nicht einmal ansatzweise geklärt. 

Quelle: Lars Reppesgaard und Wilko Steinhagen, Financial Times Deutschland, 11.10.2008