Am 17. Oktober 2008 stellt die Bielefelder Theaterpädagogin Else Natalie Warns ein von ihr herausgegebenes Buch über künstlerische Arbeit in der Demenz vor. Das Buch über ihren im vergangenen Jahr verstorbenen Mann trägt den Titel „Eberhard Warns: ‚Ich will Freiheit beim Malen’. Kunst als autonome Kommunikation eines Menschen mit Demenz“. Es versammelt neben einem Erfahrungsbericht über die Krankheit ihres Mannes und mehreren Beiträgen von Wegbegleitern in dessen letzten Lebensjahren – Medizinern wie Künstlern – auch eine Farbdokumentation ausgewählter Bilder von Eberhard Warns, dessen schriftlicher Nachlass sich im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld befindet.
Eberhard Warns (1927-2007) war Gemeinde- und Studentenpfarrer und in den 1980er Jahren Leiter der Diakonenanstalt Nazareth in Bethel sowie Mitglied im Vorstand der von Bodelschwinghschen Anstalten. Seit Mitte der 1990er Jahre litt er an fortschreitender Demenz, fand aber im Jahr 2004 zur abstrakten Malerei, die ihn bis zu seinem Tode ein Werk von annähernd 250 Bildern schaffen ließ. Trotz seiner Krankheit fand Eberhard Warns durch die Kunst eine schöpferische Ausdrucksform. Während die verbale Kommunikation mehr und mehr in den Hintergrund trat, konnte er sich durch die Malerei artikulieren, sich seiner Familie und seinen Freunden mitteilen.
Die Künstlerin Beate Wefel, die Eberhard Warns drei Jahre lang im Betheler Künstlerhaus Lydda begleitete, schildert in ihrem Beitrag für das Buch, wie sehr Warns sein Malen noch dann als sinnerfülltes Schaffen empfinden konnte, als seine Alltagskompetenzen bereits deutlich geschwunden waren. „Die Präsenz, die er beim Malen ausstrahlte, unterschied sich eindrucksvoll von den Momenten, in denen er sich in sich selbst zurückzog oder scheinbar teilnahmslos am Rande des Alltagsgeschehens bewegte“.
Die Bilder von Eberhard Warns, die noch zu seinen Lebzeiten auf ersten Ausstellungen gezeigt worden sind, finden mittlerweile deutschlandweite Beachtung. Für die Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen dokumentieren sie neue Wege in der Therapie von demenziell Erkrankten, die nicht mehr nur als Pflegefälle betreut werden müssen, sondern die auch über unbekannte Potenziale verfügen, die ihnen ungeahnte Freiheiten verschaffen können. Für die Angehörigen von Dementen machen die Bilder von Eberhard Warns Mut, zeigen sie doch neue Möglichkeiten der Kommunikation, wenn die natürliche Sprache und vermeintlich die ganze Persönlichkeit der Kranken verloren geht.
Info:
Eberhard Warns: „Ich will Freiheit beim Malen“. Kunst als autonome Kommunikation eines Menschen mit Demenz
hrsg. v. Natalie Warns
EB-Verlag, Hamburg 2008, 116 S., 19,80 €
ISBN-10: 3936912874, ISBN-13: 978-3936912876
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