Frauengeschichte(n) wurden am 31. August 2008 auf Initiative von Susanne Weishaupt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lemgo, gemeinsam mit Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn, Stadtführerin und Vorsitzende des Museumsvereins Hexenbürgermeisterhaus, Ursula Heer, Bücherstube Pegasus, und Dr. Anikó Szabó, Leiterin des Stadtarchivs Lemgo in den Mittelpunkt gerückt.
Die Beteiligten knüpften damit an den Erfolg der Veranstaltung vom 8. März, dem Internationalen Frauentag an. Susanne Weishaupt wies zu dem Anlass nochmals auf das Jubiläum hin, wonach 1908 in Preußen, als letztem Bundesstaat des Deutschen Kaiserreiches, Frauen zum Hochschulstudium zugelassen wurden. Im nächsten Jahr ist die Einführung des Frauenwahlrechts vor 90 Jahren zu feiern.
Abb.: Foto von links: Susanne Weishaupt, Anikó Szabó, Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn und Ursula Heer
Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn begann den von ihr ausgearbeiteten Rundgang „Frauengeschichte(n) in Lemgo“ im Museum Hexenbürgermeisterhaus, wo das filmischen Portrait der Lemgoer Ehrenbürgerin Karla Raveh zu sehen war. Karla Raveh, geborene Frenkel, wurde in ihrer Heimatstadt als Jüdin während der NS-Zeit verfolgt und überlebte mehrere Konzentrationslager. Nach der Wiederbegegnung mit ihrer Heimatstadt hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schüler über diese Zeit aufzuklären. Dann führte der Rundgang weiter zu bekannten Ecken und Straßen der Stadt, an denen Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn über Frauen aus verschiedenen Jahrhunderten mit ihren Einschränkungen aber auch ihren Möglichkeiten informierte. Die Beguinenstraße war Anlass, über diese religiöse, freie Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Frauen zu informieren – das Dominikanerinnenkloster und spätere Damenstift St. Marien ganz in der Nähe lieferte gleichfalls zahlreiche Berichte über Frauenleben in Lemgo. Die Hexenverfolgung prägte die Geschichte von Lemgo in der Frühen Neuzeit. Auch vom Schicksal dieser Frauen berichtete Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn.
Einen Aspekt zur Frauengeschichte griff Dr. Anikó Szabó, Leiterin des Stadtarchivs, in der Ausstellung im Stadtarchiv und in ihrem Vortrag auf: Die Verhältnisse und Verhinderungen, die aus der mangelnden und sehr spezifischen Bildung und Ausbildung von Frauen bis in das 20. Jahrhundert resultierten. Denn Bildung für Mädchen und junge Frauen war auf die spätere Rolle der Frau als Gattin, Mutter und Hausfrau angelegt, auch als die Erwerbstätigkeit von Frauen schon gesellschaftliche Realität war. Frauen wurden gesellschaftliche Aufgaben in sozialen Berufen, der Hauswirtschaft und in Geisteswissenschaften zugewiesen. Gleiche Bildungschancen für die Geschlechter haben sich nur langsam durchgesetzt, bestimmte Berufe blieben aufgrund der spezifischen Mädchenbildung noch lange Männerdomänen. Die Ausstellung beleuchtet Lebensgeschichte und Lebensalltag von Frauen sowie das Ausbildungswesen in Lemgo.
Nachdem Frau Ursula Heer, von der Buchhandlung Pegasus, Publikationen über Frauenbiographien und zur Frauengeschichte vorgestellt hat, ließen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem gemütlichen Umtrunk vor dem Stadtarchiv den Nachmittag ausklingen.
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Quelle: Alte Hansestadt Lemgo, Pressemitteilung, 2.9.2008