Leopoldina wird Nationale Akademie der Wissenschaften

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wurde am Montag, dem 14. Juli 2008 im Rahmen eines Festaktes in Halle zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt. Damit erhält Deutschland – wie andere europäische Länder oder die USA – eine Institution, die Politik und Gesellschaft wissenschaftsbasiert berät und die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien repräsentiert. „Der Aufbau einer Nationalen Akademie ist ein richtungsweisender Schritt für die deutsche Forschungslandschaft“, erklärte Dr. Annette Schavan, Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz der Länder und des Bundes (GWK) sowie Bundesministerin für Bildung und Forschung. „Politik und Wissenschaft müssen einen kontinuierlichen Dialog führen. Dafür brauchen wir eine nationale Akademie in Deutschland.“ 

In dieser Funktion hat die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina die anspruchsvolle Aufgabe, in voller Unabhängigkeit wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen wissenschaftlich zu bearbeiten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit und Politik zu vermitteln. Dazu wird die Leopoldina mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, beispielsweise mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), anderen Länderakademien sowie der neugegründeten Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (acatech) und den deutschen Wissenschaftsorganisationen eng zusammenarbeiten. Wie Frau Dr. Schavan weiter ausführte, sollen die Stärken der deutschen Wissenschaftseinrichtungen durch die Kooperationen optimal gebündelt werden. Gleichzeitig soll zudem dort, wo es sinnvoll ist, auf die besonders ausgeprägte Expertise einzelner Einrichtungen zurückgegriffen werden.

Darüber hinaus wird die Leopoldina die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in internationalen Gremien repräsentieren, in denen auch andere Länder durch ihre Akademien vertreten sind. Gleichzeitig wird sie eine Koordinierungsplattform für andere Akademien und Organisationen bieten. „Mit ihrem neuen Mandat als Repräsentantin der deutschen Wissenschaft und als gemeinsame Plattform der Akademien in Deutschland auf internationaler Bühne wird auch das Sitzland Sachsen-Anhalt als leistungsfähiger Wissenschafts- und Hochschulstandort gestärkt,“ erklärt Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt. Die Ernennung der Leopoldina zur Nationalen Akademie sei eine Ehre für Sachsen-Anhalt und für die Universitätsstadt Halle an der Saale. Mit ihrer künftigen Aufgabe, die deutschen Akademien und die Wissenschaftslandschaft Deutschlands international zu vertreten, werde, so Olbertz weiter, ein Anspruch eingelöst, den die Leopoldina bereits seit Jahren verwirklicht. „Auf dieser Grundlage kann die Akademie vor der Weltöffentlichkeit die Leistungsfähigkeit der deutschen Wissenschaft sichtbar machen und zur wissenschaftsbasierten Politikberatung sowie zur Vermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit beitragen.“

Die Leopoldina ist die älteste ununterbrochen existierende medizinisch-naturwissenschaftliche Akademie der Welt. Sie wurde 1652 in der Freien Reichsstadt Schweinfurt gegründet, 1677 anerkannt und 1687 mit den Privilegien einer Reichsakademie ausgestattet. Seit 1878 ist Halle (Saale) Sitz der Leopoldina. Als eines der ältesten Akademiearchive der Welt verwahrt das Archiv der Leopoldina Archivalien aus mehr als 350 Jahren Wissenschaftsgeschichte. Das Archiv sichert die Überlieferung der Leopoldina und dokumentiert ihre Geschichte und Verwaltungstätigkeit. Dazu wird das als archivwürdig bewertete Schrift- und Bildgut erschlossen und für die wissenschaftliche Benutzung vorbereitet. Der Gesamtbestand aus über 350 Jahren Akademiegeschichte umfasst gegenwärtig ca. 1100 laufende Meter. Den Grundstock bilden Lebensläufe, Schriftenverzeichnisse und Porträts der Mitglieder. Dazu kommen Matrikel- und Protokollbücher, Korrespondenzserien und umfangreiches Verwaltungsschriftgut, auch zu den wissenschaftlichen und editorischen Tätigkeiten der Akademie. Ergänzend werden Nachlässe erworben und verschiedene Sammlungen, u.a. eine Pressedokumentation und eine Sammlung von ca. 20 000 Sonderdrucken naturwissenschaftlicher und wissenschaftshistorischer Provenienz, geführt. Daneben verwahrt das Archiv mehr als 10 000 Photos zur Akademie- und Wissenschafts geschichte, verschiedene Kunstobjekte (Gemälde, Zeichnungen und Medaillen) sowie einige Tonbänder, Kassetten, Videos und DVDs. 

Heute bringt die Leopoldina mit etwa 1300 Mitgliedern, die zu 85 Prozent aus dem Bereich Medizin und Naturwissenschaften und zu 15 Prozent aus den empirischen Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften stammen, ein hohes Maß an medizinisch-naturwissenschaftlicher Expertise für ihre neue Aufgabe mit. Acatech ist mit seinen 262 Mitgliedern auf dem Gebiet der Technikwissenschaften besonders ausgewiesen, während die BBAW mit ihren 200 Mitgliedern eine hohe Kompetenz auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften besitzt. „Diese Zusammenarbeit ist sinnvoll und notwendig, da hierdurch alle Wissenschaftsdisziplinen angemessen vertreten sind“, betont Prof. Dr. Volker ter Meulen, Präsident der Leopoldina. Mit beiden Akademien bestehen bereits enge Arbeitskontakte. Frau Dr. Schavan betonte, dass die große Stärke des nun umgesetzten Konzeptes in seiner Flexibilität liege, denn es musste gar keine neue Akademie gegründet werden, um die hervorragenden Expertisen in diesem Land optimal zu nutzen: Ähnlich einem Baukastenprinzip werde je nach Aufgabenstellung die optimale wissenschaftliche Besetzung für jeweils gefragte Beratungen oder Vertretungen zusammen gestellt.

Oberstes Ziel einer solchen Beratung ist es, drängende Zukunftsfragen aufzuzeigen, die aus wissenschaftlicher Sicht fächerübergreifend und interdisziplinär bearbeitet werden sollten. Alle drei beteiligten Akademien sowie andere Länderakademien können einem Koordinierungsgremium, dessen Federführung die Leopoldina hat, Themen vorschlagen. Auch Parlamente und Behörden können wissenschaftsbasierte Gutachten anregen. „Inhaltlich sind Stellungnahmen unterschiedlicher Komplexität vorgesehen“, erklärt ter Meulen: Stellungnahmen zu interdisziplinären Themenkomplexen, Stellungnahmen zu fachspezifischen Themen sowie Ad hoc-Stellungnahmen zu tagespolitisch aktuellen Themen. Beispiel für ein interdisziplinäres Thema ist das Projekt „Chancen und Probleme einer alternden Gesellschaft – Die Welt der Arbeit und des lebenslangen Lernens“. Dieses Projekt von Leopoldina und acatech ist auf drei Jahre angelegt (2006–2008). Die Arbeitsgruppe wird die beste wissenschaftliche Evidenz und Alternativen für umfassende gesellschaftliche Reformoptionen erarbeiten. Eine zweite, sehr stark interdisziplinär ausgerichtete Arbeitsgruppe wird derzeit gemeinsam von der Leopoldina mit der BBAW eingerichtet. Sie beschäftigt sich mit dem ebenfalls gesellschaftlich hoch relevanten Thema „Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung“. 

Beispiel eines fachspezifischen Themenkomplexes, zu dem innerhalb kurzer Zeit von der Leopoldina mehrere Stellungnahmen erarbeitet wurden, ist das Thema der Infektionskrankheiten. Eine andere Stellungnahme war die acatech Studie „Mobilität 2020. Perspektiven für den Verkehr von morgen“. Je nach tagesaktuellem Bedarf – etwa bei der kurzfristig angekündigten Novellierung eines Gesetzes oder einer plötzlich auftretenden Gefahrensituation – kann die Leopoldina Stellungnahmen innerhalb weniger Tage anfertigen. Ein Beispiel hierfür ist die Anfang Mai 2007 veröffentlichte Stellungnahme des Präsidiums der Leopoldina zur Stammzellforschung in Deutschland. Sie wurde kurzfristig zur Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestags von einigen Leopoldina-Mitgliedern unter Einbeziehung externer Experten erstellt.

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Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
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06108 Halle/Saale 
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Fax: 0 345 / 4 72 39 – 19
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Quelle: Pressemitteilung der Leopoldina, 9.7.2008 ; Aufgaben des Archivs der Leopoldina ; Kölner Stadtanzeiger, 14.7.2008

Luftaufnahmen des kriegszerstörten Lübeck im Bildarchiv Foto Marburg

Das Bildarchiv Foto Marburg, gegründet 1913 von Richard Hamann, ist Teil der Philipps-Universität Marburg. Einer Empfehlung des Wissenschaftsrats folgend, nimmt es die Aufgaben des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte wahr. Mit etwa 1,7 Millionen Aufnahmen ist es eines der größten Bildarchive zur europäischen Kunst und Architektur. Seine vornehmste Aufgabe ist die Überlieferung von bildhaftem Kulturgut in Fotografien und digitalen Reproduktionen. Neben der Aufarbeitung seiner eigenen Archivbestände und aktueller Neuaufnahmen aus Fotokampagnen arbeitet Foto Marburg an der wissenschaftlichen Dokumentation und Vermittlung der abendländischen Kunst. Durch den Aufbau kooperativer Strukturen unterstützt Foto Marburg die Dokumentationsarbeit an den Museen, Denkmalämtern, Bildarchiven, Universitäten und Bibliotheken. 

Im Besitz des Bildarchivs Foto Marburg befindet sich auch ein Luftbildarchiv deutscher Innenstädte. Die zunehmenden Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg auf deutsche Innenstädte bewogen 1942 den von Albert Speer, Haus- und Hofarchitekt Adolf Hitlers, geleiteten \“Arbeitsstab für Wiederaufbauplanung bombenzerstörter Städte\“, die entstandenen Schäden zu dokumentieren. Diese Fotos sollten nach Kriegsende den Wiederaufbau der zerstörten Städte im Originalzustand erleichtern. Aus dieser Zeit stammen auch 51 Luftaufnahmen von der bereits teilweise zerstörten Stadt Lübeck. Diese können im Internet betrachtet oder gegen eine Gebühr beim Bildarchiv bestellt werden. Die insgesamt 3235 Negative mit den Schrägluftaufnahmen aus den Jahren 1942 bis 1944 zeigen bedeutende Innenstädte vor ihrer Vernichtung oder bereits mit ersten größeren Zerstörungen der historischen Bausubstanz. Sie stammen aus dem Nachlass von Speers damaligem Mitarbeiter, dem Städteplaner Hans Stephan (1902-1973). Zufällig wurden diese Negative von einem schwedischen Professor auf einem Dachboden in Osterode entdeckt. 1986 vermachte er diese wichtigen historischen Aufnahmen dem Bildarchiv Foto Marburg. 

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Bildarchiv Foto Marburg
Biegenstraße 11
35037 Marburg
Tel.: 06421 / 282 – 3600
Fax: 06421 / 282 – 8931
bildarchiv@fotomarburg.de

Quelle: Sebastian Prey, Lübecker Nachrichten, 10.7.2008; Bildarchiv Foto Marburg; Das besondere Bild.

Alfred-Wegener-Institut übernimmt weltweites Archiv für Strahlungsdaten

Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut  ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Das Alfred-Wegener-Institut übernimmt nun ein weltweites Archiv für Strahlungsdaten aus der Schweiz Das internationale Archiv für Strahlungsdaten World Radiation Monitoring Center (WRMC) stellt für die Klimaforschung hochgenaue, meteorologische Messreihen zur Verfügung. Nach 15 Jahren Laufzeit an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETHZ) wird ab Montag, den 7. Juli 2008 das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft den Fortbestand und die Weiterentwicklung dieses einmaligen Archivs sicherstellen. Die Daten dienen der Klimabeobachtung, der Überwachung der Einflüsse des Menschen auf die Erdatmosphäre sowie der Verbesserung der Klimavorhersagen. Leiter des WRMC am Alfred-Wegener-Institut ist der Meteorologe Dr. Gert König-Langlo.

Ende der 80er Jahre befasste sich der Weltklimarat erstmalig mit der Zusammenstellung des damaligen Wissens der Klimaforschung. Unter anderem wurde festgestellt, dass die bodennahen Energieumsätze der Sonnenstrahlung sowie der Wärmestrahlung der Erdoberfläche und der Wolken nicht ausreichend bekannt waren. Um diesen Mangel zu beheben, wurde ein globales Netzwerk für bodennahe Strahlungsmessstationen (Baseline Surface Radiation Network – BSRN) gefordert. Die Genauigkeitsansprüche an die Messstationen waren sehr hoch, so dass anfänglich weltweit nur zehn Stationen teilnahmen. Dazu zählten die vom Alfred-Wegener-Institut betriebenen Observatorien an der Neumayer-Station in der Antarktis sowie der Koldewey-Station auf Spitzbergen in der Arktis. Mittlerweile speisen weltweit 43 Messstationen ihre Daten in das Netzwerk ein. Kern des World Radiation Monitoring Centers (WRMC) ist sein zentrales Datenarchiv. Es wurde 1992 an der ETHZ unter der Leitung von Prof. Atsumu Ohmura entwickelt und enthält auch alle begleitenden meteorologischen Beobachtungen, die zur Interpretation der im Minutentakt vorliegenden Strahlungsmessungen notwendig sind. Dazu gehören unter anderem die mit Wetterballonen gewonnenen vertikalen Profile der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit, die Wolkenbeobachtungen und Wolkenhöhen. 

Mittels Satelliten wird die bodennahe Strahlung – welche das Klima entscheidend beeinflusst – flächendeckend abgeschätzt. Die Genauigkeit wird durch Vergleich mit den direkten Messungen des World Radiation Monitoring Centers verbessert. Auch Klimamodelle sind auf solche Verfahren angewiesen, die bodennahe Strahlung liefern. Diese Strahlungsberechnungen werden mit den Daten des World Radiation Monitoring Center überprüft und optimiert. Außerdem sind mit diesen Messungen Trendanalysen möglich, da einige Stationen bereits seit 15 Jahren kontinuierlich messen. Erste Ergebnisse deuten gegenwärtig eine leichte globale Erhöhung der von der Sonne stammenden Strahlung an, sehr wahrscheinlich als Folge einer verbesserten Luftreinhaltepolitik. 

Kontakt
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
Dr. Gert König-Langlo 
Postfach 12 01 61
27515 Bremerhaven
Tel.: 0471 / 4831 – 1806
Gert.Koenig-Langlo@awi.de

Quelle: idw, 3.7.2008

Ausstellung über württembergischen Landesbaumeister Heinrich Schickhardt (1558-1635)

Vor 450 Jahren erblickte in Herrenberg Heinrich Schickhardt (1558-1635) das Licht der Welt. Aus dem gelernten Schreiner entwickelte sich recht schnell einer der bedeutendsten Baumeister seiner Zeit, der in vielen Städten des württembergischen Herzogtums seine Spuren hinterließ. So auch in Backnang, wo nach Plänen Schickhardts in den ersten beiden Dekaden des 17. Jahrhunderts ein Schloss, das heutige Amtsgericht und ein Gefängnis, das Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde, errichtet wurden. Außerdem setzte Schickhardt auf den Chorraum der ehemaligen Michaelskirche und dessen Außenmauern zwei gemauerte Stockwerke und zwei Fachwerkstöcke mit Dach und Laterne auf und schuf damit den Stadtturm, das heutige Wahrzeichen Backnangs. 

Grund genug, um auch in Backnang dem berühmten Baumeister mit einer Ausstellung und einer speziellen Stadtführung zu gedenken. Am 15. Juli 2008 wird um 19 Uhr im Obergeschoss der Stadtbücherei, Im Biegel 13, eine vom Stadtarchiv Backnang und Heiner Kirschmer gefertigte Ausstellung „450 Jahre Heinrich Schickhardt – Landesbaumeister in württembergischen Diensten und sein Wirken in Backnang“ eröffnet. Dr. Bernhard Trefz, Leiter des Stadtarchivs, führt in das Thema ein. Bis einschließlich 9. August 2008 werden neben den eigentlichen Ausstellungstafeln zum Leben und Wirken Schickhardts auch ein Modell des Backnanger Schlosses sowie eine Fotoausstellung der Schickhardt-Realschule mit dem Titel „Backnang blickt auf Heinrich Schickhardt“ zu sehen sein. Der Eintritt ist frei. Begleitend bietet am 24. Juli 2008 Herdana Stöhr eine 90-minütige Stadtführung zum Thema „Heinrich Schickhardt“ an, die um 19 Uhr mit einem Gang durch die Ausstellung in der Stadtbücherei beginnt und anschließend zu den heute noch sichtbaren Backnanger Bauwerken des württembergischen Landesbaumeisters führt. Der Unkostenbeitrag beträgt hierfür fünf Euro.

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Stadtarchiv Backnang
Stuttgarter Straße 56
71522 Backnang
Tel.: 07191 / 83650
Fax: 07191 / 732087
stadtarchiv@backnang.de

Quelle: Aktuelles Stadt Backnang, 8.7.2008; Stuttgarter Zeitung, 9.7.2008

Neue Forschungen zu Herzog Leopold von Braunschweig (1752-1785)

„Heldenhafter Opfertod des Herzogs Leopold von Braunschweig 1785 in der Oder – Wahrheit oder Legende?“ lautet der Titel der neuen Publikation des Braunschweigischen Geschichtsvereins, die am 9. Juli 2008, im Stadtarchiv Braunschweig vorgestellt wurde. Das Buch ermöglicht einen ungewohnten Blick auf die Zeit der Spätaufklärung im Alten Reich. Das Schicksal des 1752 geborenen Herzogs Leopold von Braunschweig, sein angeblich „selbstloser“ Untergang ebenso wie sein „Opfer“-Tod im Dienst der Mitmenschlichkeit waren für viele Zeitgenossen ein Fanal dafür, ein edleres Zeitalter, nämlich das der Humanität, bereits verwirklicht zu sehen. 

In der intensiven kritischen Auseinandersetzung mit neu aufgefundenen Quellen, die der Autor Anton Pumpe vorgenommen hat, wurde aber Dreierlei deutlich: Das Unglücksunternehmen, das dem Herzog 1785 auf der Oder den Tod brachte, verlief in wichtigen Einzelheiten anders, als es uns in zeitgenössischen Quellen vorgestellt wurde. Eine über 200 Jahre währende Tradition der gutgläubigen Übernahme der Rede vom Helden- und Opfertod des Herzogs musste umgestoßen werden; außerdem zeigte sich, dass die maßgebenden schreibenden Zeitgenossen und ihre Nachfolger bis in die Lexika hinein diesen Tod instrumentalisierten und für ihre Propaganda gebrauchten. Bis heute unbekannte Quellen aus Archiven und Bibliotheken machten es möglich, die „Wirklichkeit“ des späten 18. Jahrhunderts näher an die historische Wahrheit heranzuführen. Seit 1785 schlummerte dieses Material – Zeitungsberichte, kleine selbständige Drucke, Briefe, Protokolle – in Schränken und Regalen; aber niemand griff darauf zurück. In der jetzt vorliegenden Untersuchung werden die einzelnen Schritte hin zu den neuen Erkenntnissen und ihre Ergebnisse vorgestellt. 

Info
Anton Pumpe, Heldenhafter Opfertod des Herzogs Leopold von Braunschweig 1785 in der Oder – Wahrheit oder Legende? (Quellen und Forschungen zur braunschweigischen Landesgeschichte 44), Braunschweig 2008, Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins, ISBN 978-3-928009-21-8

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Stadtarchiv Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig
Tel.: 0531 / 470 – 4719 oder – 4711 
Fax: 0531 / 470 – 4725 
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Braunschweig, 9.7.2008

Gütersloher Werbefilm aus den 1950er Jahren

Bei Miele lodern noch die Feuer, die Sparkasse hat ihr Domizil unter Arkaden und auf den Feldern am Rand der Innenstadt entstehen moderne Siedlungen – Gütersloh Ende der Fünfziger Jahre. \“Das Bild einer Stadt\“ zeichnet ein \“Werbefilm der Gütersloher Zeitung\“ in Verbindung mit den Firmen \“Photo Lütkehus und Radio Femmer\“, der 1959 Premiere im Rahmen der Michaeliswoche hatte. Kurt Karrelmeyer stand damals hinter der Kamera, die Familie übergab das Material dem Gütersloher Stadtarchiv, wo er heute zu den besonderen Bild- und Tondokumenten gehört. Am Sonntag, 13. Juli 2008, ist er um 11 Uhr wieder einmal im Rahmen der Gütersloher-Sommer-Matinee im Programmkino \“Bambi\“ an der Bogenstraße zu sehen. Der Eintritt ist wie immer frei.

Die städtische Öffentlichkeitsarbeit setzt mit dieser Veranstaltung die beliebte Reihe \“Gütersloh super acht\“ fort, bei der historische Filme aus Privat- und anderen Archiven im Mittelpunkt stehen. Der Karrelmeyer-Film (Sprecher: Wolfgang Zwietasch) zeichnet das Bild einer aufstrebenden Stadt mit prosperierender Wirtschaft. Das seltene Zeitdokument, das mit Unterstützung der Firma Miele digitalisiert wurde und auch als DVD zu erhalten ist, wird ergänzt durch den Gütersloh-Werbefilm, den die städtische Öffentlichkeitsarbeit zum Stadtjubiläum im Jahr 2000 erstellen ließ. Auch er ist mit Sponsoren-Unterstützung entstanden – gleiches Konzept, 40 Jahre später, ein reizvoller Vergleich! 

Kontakt
Stadtarchiv Gütersloh
Hohenzollernstraße 30 a
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82 – 2302
Fax: 05241 / 82 – 2032
stephan.grimm@gt-net.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Gütersloh, 9.7.2008

Chronik über Loher Schulgeschichte

Nach mehrmonatigen Recherchen hat nun Herbert Krämer im Stadtarchiv Bad Oeynhausen seine von ihm verfasste Chronik der Loher Schulgeschichte vorgestellt. Auf 27 Seiten gibt er einen Überblick über die 340jährige Schulgeschichte. Die dazu benötigten Informationen suchte er sich mühsam im Rehmer Kirchenbuch sowie im Stadtarchiv Bad Oeynhausen und im Kommunalarchiv Minden heraus. Dabei stellte er immer wieder fest, wie lückenhaft die diesbezüglichen Überlieferungen waren. Die erste Erwähnung einer Schule in Lohe, heute ein Stadtteil von Bad Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke, fand er im Jahre 1674, denn im Kirchenbuch wird Cord Steinmann als erster Schulmeister erwähnt. Da die Bezahlung für ihre Lehrtätigkeit zumeist sehr dürftig war, übten die meisten Lehrer noch einen weiteren Beruf – zumeist einen handwerklichen – aus. Eine Schulordnung aus dem Jahre 1754 belegt, dass alle Schüler in einem Klassenraum versammelt waren. Obwohl im Jahre 1869 ein neues Schulgebäude errichtet und eine zweite Lehrerstelle geschaffen wurde, änderte sich jedoch nur wenig an der beengten Unterrichtssituation. So findet sich ein weiterer Hinweis aus dem Jahr 1893, dass die Schülerzahl auf fast 350 angestiegen war. Unterrichtet wurden sie von zwei Lehrern in drei Klassen mit jeweils ungefähr 115 Schülern. Abhilfe wurde erst 1904 durch den Bau der Schule Hellernhagen geschaffen. Doch hier führte wiederum der Unterhalt von zwei Schulen durch die Gemeinde Niederbecksen zu finanziellen und politischen Problemen. Große Lücken gab es auch in der Überlieferung von Schulaktivitäten während des 20. Jahrhunderts. Da aber der derzeitige Schulleiter Ulrich Kaiser wichtige Ereignisse rund um das Schulleben festhält, konnte Helmut Krämer in seinem Überblick über die Loher Schulgeschichte einen Bogen vom Beginn der Schule bis zur heutigen Situation spannen.

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Stadtarchiv Bad Oeynhausen
Von-Moeller-Str. 9
32543 Bad Oeynhausen
Tel.: 05731 / 14 – 1505
Fax: 05731 / 14 – 1922
R.Quaschny@badoeynhausen.de 

Quelle: Peter Steinert, Vlothoer Anzeiger, 25.6.2008

Denkmalschutz für das Staatsarchiv Bremen

Das Gebäude des Bremer Staatsarchivs wurde jetzt vom Landesamt für Denkmalpflege als Kulturdenkmal in die Denkmalliste eingetragen. Errichtet wurde das Bauwerk 1964-67 nach Plänen von Alfred Meister (Abteilungsleiter im Hochbauamt) am Rande der Wallanlagen. \“Der großzügige und moderne, funktional optimierte Bau gilt als einer der konsequentesten und modernsten Archivgebäude der Nachkriegszeit in Deutschland\“, sagt Landesdenkmalpfleger Professor Skalecki. Geschichtliche, heimatgeschichtliche und künstlerische Gründe sprechen für die Unterschutzstellung des Gebäudes: Es legt Zeugnis ab über die Neuordnung des bremischen Archivwesens nach dem Krieg. Beachtenswert ist die Ausführung der Bauaufgabe, die – trotz der damals bescheidenen Mittel – hinsichtlich gestalterischer, funktionaler und städtebaulicher Anforderungen bestens gelöst wurde. 

Das Staatsarchiv Bremen besteht aus zwei wirkungsvoll kontrastierenden Bauten: In dem zur Straße \“Fedelhören\“ orientierten und um einen lichten Innenhof gruppierten vierflügeligen und zweigeschossigen, filigran gegliederten Trakt sind die Räumlichkeiten für Publikumsverkehr, Direktion und Verwaltung untergebracht. Dahinter erhebt sich ein neungeschossiger, nahezu fensterloser, mit rotem persischem Travertin verkleideter Magazinturm. Die Vorderfront des Archivs öffnet sich einladend mit großzügiger Verglasung dem Straßenraum. Somit zeigt sie, dem veränderten Selbstverständnis des Archivs entsprechend, die \“nach außen wirkende Funktion eines Volksbildungsinstituts\“, so der damalige Archivdirektor Karl H. Schwebel. Das neue Domizil beendete für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs ein langes Nachkriegsprovisorium. Sie waren zuvor nach der Zerstörung des alten Archivgebäudes an der Tiefer in einem umgenutzten Hochbunker am Dobben (Magazin) und im benachbarten Dienstgebäude des Gewerbeaufsichtsamtes (Diensträume) nur unzureichend untergebracht.

Kontakt
Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen
Tel.: 0 421 / 361 – 6221
Fax: 0 421 / 361 – 10247
zentrale@staatsarchiv.bremen.de

Quelle: Aktuelles Landesamt für Denkmalpflege ; taz Bremen, 8.7.2008

Stadtarchiv Mindelheim erhöht Gebührensätze

Aufgrund des in den letzten Jahren stetig gewachsenen Interesses der Mindelheimer Bevölkerung an ihrer Geschichte und ihrer Herkunft, hat der zuständige Verwaltungs-, Finanz- und Werkausschuss auf Empfehlung des Kulturamtes einer Gebührenordnung für bestimmte Dienstleistungen im Stadtarchiv Mindelheim zugestimmt. Wie Archivleiter Dr. Andreas Steigerwald dem Ausschuss berichtete, gab es bereits in den vergangenen sechs Monaten 75 Anfragen von interessierten Bürgern, die nähere Auskünfte über ihre Familiengeschichte wünschten. Die Bearbeitung dieser privaten Anfragen, die zusätzlich zur eigentlichen Archivarbeit erledigt werden müssen, sind allerdings oftmals ziemlich zeitaufwendig. Aus diesem Grunde erhöhen sich die Gebühren für die Recherche einer Fachkraft von 15 auf 25 Euro pro angefangener halber Stunde. Die Arbeit einer Verwaltungskraft verdoppelt sich sogar von bisher 10 Euro auf 20 Euro. Für Kopien müssen künftig zwischen 50 Cent und 1,50 Euro, je nachdem wie historisch wertvoll der zu kopierende Archivbestand ist, bezahlt werden. Ausgenommen von dieser neuen Ordnung bleiben aber auch in Zukunft wissenschaftliche und heimatgeschichtliche Anfragen, die auch weiterhin kostenlos erledigt werden.

Kontakt
Stadtarchiv Mindelheim
Maximilianstraße 64
87719 Mindelheim
Tel.: 08261 / 737572 oder 0173 / 3870995
Fax: 08261 / 76226 – 383
stadtarchiv@mindelheim.de

Quelle: Augsburger Allgemeine, 2.7.2008

Gesprächskonzert im DLA Marbach erinnert an Stefan George

Stefan George hat die Welt nicht nur einige schmale Gedichtbände zu verdanken, sondern auch weit über 200 Porträtskulpturen, von denen ein großer Teil seit Jahrzehnten in Marbach ruht. Ein petrifizierter Dichterstaat auf fragwürdigem Kunstniveau, der eher an die Armee des chinesischen Kaisers als an eine elitäre Dichter-Gemeinschaft der Moderne denken lässt. Die Ausstellung erhellt den Weg einer bedeutenden Gruppe von Künstlern und Intellektuellen vom ästhetischen ins politische Abseits. 

Kurz vor Georges 140. Geburtstag (12. Juli 2008) erinnert am Mittwoch, dem 9. Juli 2008, ab 17 Uhr eine Gesprächsrunde im Berthold-Leibinger-Auditorium des Literaturmuseums der Moderne (LiMo) an den Dichter. »Unerwartete Berührungen« ist dieses Gespräch mit Mitarbeitern des Stefan George-Archivs in Stuttgart und des Deutschen Literaturarchivs Marbach überschrieben. In kurzen Statements beleuchten die Teilnehmer die vielfältigen Beziehungen von Stefan George und seiner Anhänger zur Literatur und zu den Künsten. Um 17 Uhr erhellt Frank Druffner Georges Auseinandersetzung mit der Plastik. Im Anschluss spricht Lutz Näfelt über den Künstler Tessenow und die Hindenburg-Ehrenhalle in Magdeburg (17.15 Uhr). Es folgen Statements von Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach, über Georges Traumdeutung (17.30 Uhr), von Heike Gfrereis über Max Kommerell und den russischen Formalismus (17.45 Uhr), von Gunilla Eschenbach über die Musikästhetik im George-Kreis (18 Uhr) sowie von Maik Bozza über George und die Fotografie (18.15 Uhr). Zum Schluss stellt Ute Oelmann, Leiterin des Stefan George-Archivs in Stuttgart, den Dichter als Typografen vor (18.45 Uhr). Nach einer kurzen Diskussion wird von 19 Uhr an in der Cafeteria des Deutschen Literaturarchivs Marbach ein Imbiss angeboten.

Im Humboldt-Saal des Deutschen Literaturarchivs Marbach bringen um 20 Uhr sodann die Musiker Eric Schneider (Klavier) und Theresa Kronthaler (Gesang) Arnold Schönbergs George-Zyklus »Buch der hängenden Gärten« zu Gehör. Theresa Kronthaler studierte Theaterwissenschaften in London und ist derzeit Studentin für Gesang an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin. Sie tritt in Konzerten, Liederabenden und Musiktheaterproduktionen im In- und Ausland auf. Eric Schneider studierte Klavier und Mathematik an der Hochschule für Musik Köln und belegte anschließend Kurse in Liedgesang bei Hartmut Höll, dem früheren langjährigen künstlerischen Leiter der Hugo-Wolf-Akademie in Stuttgart. Das Gesprächskonzert ist eine Kooperation des Archivs mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie. Der Besuch der Gesprächsrunde im Literaturmuseum der Moderne ab 17 Uhr ist kostenlos; der Eintritt für das Gesprächskonzert beträgt 10,- (ermäßigt: 8,-) Euro. 

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Postfach 1162
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 0 7144 / 848 – 100
Fax: 0 7144 / 848 – 191
Direktion@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung DLA Marbach, 3.7.2008