Der Architekt Ludwig Leo hat sein Archiv zu Lebzeiten dem Baukunstarchiv der Akademie der Künste vermacht. Das Baukunstarchiv hat seinen Sammlungsschwerpunkt im 20. Jahrhundert, obwohl es auch vereinzelte Bestände aus früheren Jahrhunderten betreut, so einige Zeichnungen Friedrich Gillys und den zeichnerischen Nachlass Martin Friedrich Rabes. Mit den Nachlässen Hugo Härings, Hans Scharouns, der Gebrüder Luckhardt und ihres Partner Alfons Anker und nicht zuletzt der Brüder Bruno und Max Taut dokumentiert das Archiv wie keine zweite Architektursammlung die Berliner Moderne seit 1900 bis in die Wirtschaftswunderzeit der alten Bundesrepublik. Nach der Wende von 1989 wurden zum einen wichtige Bestände aus dem Gebiet der DDR akquiriert, zum anderen die Nachlässe von Emigranten erworben. In neuerer Zeit kommen zunehmend Bürounterlagen und Materialien von Mitgliedern der Akademie und anderen Architekten der Gegenwart hinzu. Zu den Beständen gehören auch Archive von Architektur-Fotografen und -Theoretikern. Am Donnerstag, dem 3. Juli 2008, eröffnet die Akademie der Künste das Archiv mit einer Veranstaltung im Clubraum am Hanseatenweg 10. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Zur Archiveröffnung sprechen Heinrich Moldenschardt, stellv. Direktor der Sektion Baukunst, und Eva-Maria Barkhofen, Leiterin des Baukunstarchivs. Hartmut von Hentig hält einen Vortrag.
Nur wenige Architekten in den 60er und 70er Jahren hinterließen Bauten in Westberlin, die heutigen Stadtspaziergängern in Erinnerung bleiben. Anders die Bauten von Ludwig Leo: Die DLRG-Zentrale in Berlin-Spandau mit ihrem charakteristischen Schrägaufzug und die riesige, rosa Schleife des Umlauftanks der Versuchsanstalt für Wasser- und Schiffbau in Berlin-Charlottenburg haben sich als Solitäre in die Berliner Baugeschichte eingeschrieben. Das nun an die Akademie übergebene Material umfasst 4100 Pläne, zwei laufende Meter Archivalien und 3000 Fotografien. Sind schriftliche Dokumente auch rar, so brilliert Leo mit beschreibenden Detailzeichnungen, die ihn als Architekten und Ingenieur auszeichnen.
Ludwig Leo wurde 1924 in Rostock geboren, verlor früh seinen Vater und verbrachte seine Jugend an verschiedenen Orten in Deutschland. Nach dem Abitur 1942 in den Kriegsdienst einberufen, geriet er 1945 schwer verwundet in Amerikanische Kriegsgefangenschaft. Von 1948 bis 1951 absolvierte er eine Ausbildung zum Hochbauingenieur an der Staatsbauschule in Hamburg. Daran schloss er ein Studium der Architektur an der Hochschule für bildende Künste in Berlin (heute Universität der Künste) an, das er 1954 mit sehr gutem Erfolg beendete. Bereits während des Studiums war er im Büro von Hans und Wassili Luckhardt tätig und traf dort mit den führenden Architekten der Zeit zusammen. Ende der 50er Jahre eröffnete er ein eigenes Büro in Berlin. 1969 wurde ihm der Berliner Kunstpreis verliehen, und seit 1973 ist er Akademie-Mitglied. Seine Professur an der Universität der Künste im Fach Bauplanung konnte er aus Krankheitsgründen nur von 1975 bis 1982 ausüben. Nachdem er 1987 den Deutschen Kritikerpreis für Architektur erhalten hatte, meldete er sich 1994 noch einmal mit einem Entwurf für den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz zurück. Die Bauten des heute 83-Jährigen verkörpern die höchste Achtung des Architekten vor dem individuellen Nutzwert eines jeden Bauentwurfs. Alle seine Werke sind Unikate. Die Entwürfe folgen keiner einheitlichen, stilistischen Formensprache, sondern ergeben sich zwingend aus der jeweiligen Aufgabenstellung. Ludwig Leo ist sicher einer der bedingungslosesten Funktionalisten seiner Zeit. Eine Vitrinenpräsentation am Pariser Platz gibt bis zum 17. August 2008 täglich von 10 bis 22 Uhr einen ersten Einblick in das umfangreiche Ludwig-Leo-Archiv.
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Quelle: Pressemitteilung Akademie der Künste, 30.6.2008