Vor wenigen Wochen hat die Historische Kommission für Hessen den dritten und letzten Band der Edition des Codex Eberhardi, den lange erwarteten umfangreichen Index, publiziert. Mit der Edition des Codex Eberhardi des Klosters Fulda und dem Index dazu wird erstmals die vollständige Ausgabe einer der wichtigsten Quellen zur Geschichte Fuldas im frühen und hohen Mittelalter vorgelegt.
Entstanden ist der Codex in Fulda zur Zeit Abt Markwarts (1150-1165) auf Initiative einzelner Konventsmitglieder. Schreiber war der Mönch Eberhard. Seine Pergamentschrift ist eines der aufwendigsten und umfangreichsten Kopialbücher des hohen Mittelalters überhaupt; sie besteht aus zwei Bänden von insgesamt 740 Seiten und ist reich mit Buchschmuck ausgestattet.
Zum Inhalt hat sie Abschriften aus dem Klosterarchiv: Papst-, Kaiser- und Privaturkunden von der Gründung des Klosters 744 an sowie urbarielle Aufzeichnungen. Besonders wichtig sind Eberhards regestenartige Kurzfassungen oder „Summarien“ der acht karolingischen Traditionscodices, deren Originale bis auf ein Cartular heute verloren sind. Diese Schenkungslisten enthalten Nachweise über den riesigen Grundbesitz des Klosters, der sich bereits im 9. Jahrhundert von Friesland bis Schwaben und vom Elsass bis Thüringen erstreckte; sie enthalten zahlreiche Ersterwähnungen deutscher Ortschaften.
Nicht ganz unproblematisch ist diese Quelle allerdings: Eberhard hat seine Vorlage teilweise überarbeitet, sie gelegentlich verfälscht, ja einige Urkunden selbst erfunden; daher gilt sein Werk als „Gipfel der Unzuverlässigkeit“. Anhand der nun vorgelegten Edition und des minutiösen Index wird es möglich, Eberhards Arbeitsweise genauer auf die Spur zu kommen. Über seine Absichten äußert sich der Fuldaer Mönch mehrfach: Sein Codex soll in erster Linie „Propagandamittel“ sein zur Abwehr weltlicher Übergriffe auf sein Kloster.
Der Codex Eberhardi ist eine wichtige Arbeitsgrundlage für den Mittelalter-Forscher, insbesondere für Kirchen-, Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte, für Landes- und Ortsgeschichte so wie für die Urkundenforschung.
Der Abschluss der Edition bietet die einmalige Gelegenheit, einige der schönsten und für die fuldische Geschichte interessantesten Blätter dieser berühmten Handschrift des Mönchs Eberhard von Fulda im Vonderau Museum auszustellen.
Die Handschrift wird für die Öffentlichkeit nur am 11. Juni 2008 von 10.00 bis 19.00 Uhr im Rahmen der Dauerausstellung im Vonderau Museum zu sehen sein (Eintritt: 3,00 €)
Info:
Festvortrag zur Tagesausstellung \“Der Codex Eberhardi"
Mi. 11.06.2008, 19.00 Uhr
Der Codex Eberhardi
Referent: Dr. Heinrich Meyer zu Ermgassen
Der Codex Eberhardi. Erster und zweiter Band: Textedition, dritter Band: Index.
Herausgegeben und bearbeitet von Heinrich Meyer zu Ermgassen (Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hessen Bd. 58/1-3)
1. Bd. XVIII und 338 S., 1995, ISBN 2-7708-1044-9. € 32,00
2. Bd. XIV und 362 S., 1 farbige Abb., 1996, ISBN 3-7708-1059-7. € 32,00
3. Bd. XXVI und 421 S., 2007, ISBN 978-7708-1313-1. € 32,00
Bd. 1-3 zusammen € 78,00
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