Grafing bekommt Stadtarchivar

Der Historiker Bernhard Schäfer aus Frauenneuharting betreut künftig als städtischer Angestellter das Archiv der Stadt Grafing mit seinen rund eintausend Laufmetern Akten. Wäre die Stadt bei München nicht 1632 während des Dreißigjährigen Krieges von schwedischen Truppen geplündert und niedergebrannt worden, so wäre der Aktenbestand sicherlich noch umfangreicher.

Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder entsprechende Anfragen aus der Bevölkerung gegeben hatte, konnte die Stelle im Archiv nunmehr endlich eingerichtet werden. Für Bürgermeister Rudolf Heiler eine wichtige Sache, da der Archivbestand Teil der Stadtkultur und eine Brücke zur Identitätsfindung der Bewohner sei. 

Der nunmehrige Stadtarchivar Schäfer hat eine Chronik für ,"Grafing und Umgebung" verfasst, ist zudem ehrenamtlicher Kreisarchivpfleger und damit für die Einrichtungen in den Kommunen zuständig. Zurückgreifen kann Schäfer unter anderem auf kurzzeitige archivarische Vorarbeiten in den Jahren 1968 bis 1970. Er wird sich nicht nur um das Archiv und das Schriftgut der Stadtverwaltung kümmern, sondern soll auch die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen sowie Kontakte zu den Schulen pflegen. Zusätzlich soll Bernhard Schäfer nach der Pensionierung der bisherigen Leiterin die Führung des Museums der Stadt Grafing übernehmen. 

Kontakt:
Stadt Grafing b. München 
Rathaus 
Marktplatz 28 
85567 Grafing 
Tel. 08092/703-0 
Fax 08092/703-37 
stadt@grafing.bayern.de

Quelle: Ebersberger Zeitung, 14.5.2008

Mülheimer Archivbilder

In der Reihe "Archivbilder" des Sutton-Verlags veröffentlichte das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr jetzt den Band "Mülheim an der Ruhr". Aus rund 10. 000 möglichen Motiven haben die Mitarbeiter des Stadtarchivs 200 Fotos für das 128 Seiten umfassende Buch ausgewählt. 

Die Fotos illustrieren die Geschichte der Stadt Mülheim und ihrer Menschen von 1880 an bis in die 1970er Jahre. Sie zeigen vor allem die Alltagsgeschichte. \“Der Mensch und das, was sein Leben ausmacht, steht im Mittelpunkt. Und nicht etwa Sehenswürdigkeiten oder Gebäude. Das ist das Konzept\“, sagt Jens Roepstorff vom Stadtarchiv gegenüber der WAZ. Mit Eva Kniese, Johannes Fricke und Kai Rawe hat er die Auswahlarbeit geleistet, getextet und die zuvor meist unbekannten Bildangaben recherchiert. Archivleiter Rawe hat die Einleitung verfasst.

Entstanden ist dabei eine Art Spaziergang durch das historische Mülheim, über den Rathausmarkt, die Baustelle der alten Kettenbrücke, durch Betriebe und Kirchen, über Sportplätze, zu Promi-Besuchen und in Kultur-Aufführungen. Ins Bild gesetzt werden Momentaufnahmen bei Festumzügen, aber auch die Veränderungen im Stadtbild und natürlich die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. 

Das Titelbild zeigt Tischler, Maler und weitere Menschen vor dem \“Gasthof zum wilden Mann" an der Bachstraße. Zur Zeit der Aufnahme spielte täglich \“Nachm. 5 Uhr\“ eine Wiener Damen-Kapelle auf – wie es ein Werbeschild verrät.

Info:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr:
Mülheim an der Ruhr (Reihe Archivbilder),
Sutton Verlag, Erfurt
128 Seiten, 200 Bilder, 300 g, 16,5 x 23,5 cm, Softcover 
ISBN : 978-3-86680-254-4 
Preis : 17.90 EURO 

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-455-4260
Telefax: 0208-455-4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Jörn Stender, WAZ, 14.5.2008

Festakt zur Freischaltung der Urkunden des Klosters Raitenhaslach

Am Donnerstag, den 24. April 2008 wurde in Burghausen ein besonderer Tag für die Stadt Burghausen und ihre Geschichte begangen (siehe Bericht vom 17.4.2008): Der Urkundenbestand des unweit der Stadt gelegenen ehemaligen Zisterzienserklosters Raitenhaslach, der nach der Säkularisation in staatlichen Besitz kam und auf diese Weise bis heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München gehütet wird, wurde in den vergangenen Monaten elektronisch erfasst und steht nun sowohl Historikern wie auch interessierten Laien im Internet über das virtuelle Urkundenarchiv www.monasterium.net online zur Verfügung (Link). 

Zur Freischaltung des vollständig erfassten Raitenhaslacher Urkundenbestands und der dazu gehörigen Regesten begrüßte der Erste Bürgermeister von Burghausen, Hans Steindl, die anwesenden geladenen Gäste. Deutlich wurde dabei, dass die Pflege der regionalen Geschichte in Burghausen von städtischer Seite viel Unterstützung erhält. Grußworte sprachen der Diözesanarchivar der Diözese Passau, Dr. Herbert Wurster, und die neue Leiterin der Generaldirektorin der staatlichen Archive Bayerns, Frau Dr. Margit Ksoll-Marcon, die anschließend die Raitenhaslacher Urkunden offiziell für freigeschaltet erklärte. Das internationale Kooperationsprojekt "Monasterium" wurde von seinem \“geistigen Vater\“ Dr. Thomas Aigner (Direktor des Diözesanarchivs St. Pölten) in einem Beitrag vorgestellt. Herr Aigner konnte die besondere Freude an der Geschichte und der Erschließung der Quellen sichtlich auf die Zuhörer übertragen. Anschließend berichtete Dr. Joachim Kemper (Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns) über den Fortgang des DFG-Projekts zur Internetstellung von Urkundenbeständen im Bayerischen Hauptstaatsarchiv und erläuterte die Online-Präsentation der Raitenhaslacher Urkunden.

Im Rahmen des von der DFG finanzierten Projekts \“Urkundenportal\“ ist seit 2007/2008 ein Team von Historikern im Bayerischen Hauptstaatsarchiv damit betraut, insgesamt 30.000 Klosterurkunden aus den dort lagernden Beständen altbayerischer Klöster zu erfassen. Auf diese Weise sollen die Urkunden der Klöster Aldersbach, Altötting (Chorstift und Jesuiten), Asbach, Formbach, Fürstenzell, Kühbach, Niederaltaich, Osterhofen, Passau-Niedernburg, Passau-St. Salvator, Passau-St. Nikola, Raitenhaslach, Ramsau, Ranshofen, Reichersberg, Suben, Vilshofen und Windberg sowie die Urkunden der Bistümer Brixen, Chiemsee, Passau (Hochstift und Domkapitel), Salzburg (Erzstift und Domkapitel) und Trient in absehbarer Zeit online zur Verfügung stehen.

Katharina Wolff
Bayerisches Hauptstaatsarchiv
DFG – Projekt
Schönfeldstraße 5
80539 München

Stadtarchiv Bad Tölz zieht um

Voraussichtlich Anfang Juni 2008 öffnet das Stadtarchiv Bad Tölz in neuen Räumen. Nach Fertigstellung eines Neubaus in der Mühlgasse zieht das Archiv dieser Tage aus dem ehemaligen Amtsgericht aus. Im neuen Gebäude ist auf drei Stockwerken mit insgesamt 360 Quadratmetern Platz für sämtliche Bestände. Im Bestand befinden sich unter anderem Urkunden aus dem 14. Jahrhundert sowie Brief- und Ratsprotokolle seit dem 18. Jahrhundert.

Die Stadt Bad Tölz investiert für den Umbau, die Möblierung, den Einbau eines Rollregalsystems und eines Bücheraufzug sowie für den Umzug des Archivs rund 140. 000 Euro. 

Für das Stadtarchiv bedeuten die neuen Räumlichkeiten, insbesondere die Magazinfläche, eine deutliche Verbesserung der Bedingungen. Bislang, so schildert Archivarin Manuela Strunz dem Tölzer Kurier, waren die Bestände in verschiedenen Depots im Speicher, im Rathaus und im Stadtmuseum Bad Tölz verstreut. 

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Tölz
Hindenburgstr. 21
83646 Bad Tölz
Tel.: 08041 / 740583 
Fax : 08041 / 796867

Quelle: Tölzer Kurier, 13.5.2008

Tag der Archive am 18. Mai 2008 in Rudolstadt

Auf Initiative des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. fand im Jahr 2008 wieder ein bundesweiter „Tag der Archive“ statt. Das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt sowie das Stadtarchiv und die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt führen diese Veranstaltung am Sonntag, den 18. Mai 2008 durch. 

Der „Tag der Archive“ im Jahr 2008 widmet sich dem Thema „Heimat und Fremde“. Durch die Präsentation ausgewählter Archivalien, eine Ausstellung zu historischer Reiseliteratur sowie eine Filmvorführung soll ein Schlaglicht darauf geworfen werden, in welcher Vielfalt sich das Thema der „Fremde“ in der Überlieferung der Archive und Bibliotheken widerspiegelt: Die Fremde als Sehnsuchtsziel des Reisenden bis hin zur neuen Lebensstation von Emigranten, die ihre Heimat aus vielfältigen Zwängen heraus verlassen mussten.

Auf Schloss Heidecksburg finden parallel zum „Tag der Archive“ die Veranstaltungen des Landesmuseums Heidecksburg zum „Internationalen Museumstag“ statt.

Link: Programm des Tages der Archive in Rudolstadt (PDF)

Kontakt:
Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt
Schloss Heidecksburg
07407 Rudolstadt
Tel: 03672/43 190
Fax: 03672/43 1931
rudolstadt@staatsarchive.thueringen.de

Stadtarchiv und Historische Bibliothek Rudolstadt
Stiftsgasse 2 
07407 Rudolstadt 
Tel. (0 36 72) 48 61 50 
Fax (0 36 72) 48 61 69
Stadtarchiv@rudolstadt.de

Frankfurter Archivzentrum ersteigert wertvolle Urkunde für das Schopenhauer-Archiv

Mit Unterstützung der Schopenhauer-Gesellschaft konnte das Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main ein wichtiges Dokument zur Geschichte der berühmten Familie Schopenhauer aus dem Jahr 1820 erwerben.

Die Urkunde wurde auf der 10. Auktion des Historischen Wertpapierhauses vom 2. bis 4. Mai 2008 in Würzburg zur Versteigerung angeboten. Sie belegt, dass der 1766 in Danzig geborenen Johanna Schopenhauer, Mutter des berühmten Frankfurter Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860), sowie deren Tochter Adele vom wirtschaftlich angeschlagenen Handelshaus Abraham Ludwig Muhl & Co. eine Leibrente von 300 Reichstalern zugesprochen wurde.

Die Schriftstellerin und Hofrätin Johanna Schopenhauer und ihre Tochter Adele waren in der Folge des Bankrotts des Handelshauses Muhl von 1819 in wirtschaftliche Nöte geraten. Johanna hatte 70 Prozent ihrer gesamten dortigen Einlagen verloren. Der ebenfalls betroffene Arthur Schopenhauer (1788-1860) ließ sich nicht auf einen Vergleich des Handelshauses ein und konnte somit – im Gegensatz zur Mutter und Schwester – seine eigenen Finanzanlagen nach dreijähriger intensiver Verhandlung retten. Aufgrund seiner jahrelangen Meinungsverschiedenheiten mit der Mutter verweigerte Arthur in der Folgezeit die finanzielle Unterstützung, so dass Johanna ihren aufwendigen Lebensstil in Jena nicht mehr weiter finanzieren konnte. Die Schriftstellerei wurde bis zu ihrem Tod im Jahre 1838 zu ihrer vorrangigen Einnahmequelle.

Die Urkunde mit der neuen Signatur Schop, XXVI, 40 ist sehr gut erhalten. Drei der acht auf Blütenpapier geschriebenen, doppelseitigen Folioseiten wurden handschriftlich verfasst. Sämtliche Seiten sind rechts bestoßen und haben eine Knickfalte. Im Absender wird das Handelshaus Abraham Ludwig Muhl & Co. genannt.

Das Archivzentrum freut sich, ein solch zentrales Dokument zur wissenschaftlichen Untersuchung des schwierigen Verhältnisses von Arthur Schopenhauer zu seiner Mutter Johanna Schopenhauer in seinen Beständen zu wissen. Die Vermögens- und Familienverhältnisse der Familie Schopenhauer können anhand der umfangreichen Unterlagen aus dem Nachlass von Arthur Schopenhauer von Montag bis Freitags jeweils von 9:30 – 16:30 h nach Voranmeldung und im Rahmen der Benutzungsordnung eingehend untersucht werden.

Kontakt:
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
Dr. Mathias Jehn
Leiter des Archivzentrums
Bockenheimer Landstraße 134-138
60325 Frankfurt am Main
Tel: 069/ 798-39007
archivzentrum@ub.uni-frankfurt.de

Quelle: Archivzentrum UB Frankfurt am Main, Pressemitteilung, 14.5.2008

Haus der Stadtgeschichte in Kreuznach geplant

„Man kann die Zukunft nicht gestalten, ohne die Vergangenheit zu kennen. Daher sind Archive für eine Stadt von großer Bedeutung “, begrüßte Oberbürgermeister Andreas Ludwig 47 Archivarinnen und Archivare aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die sich zu ihrer 67. Fachtagung in Bad Kreuznach trafen. Mit Hilfe einer Stiftung soll in Bad Kreuznach ein Haus der Stadtgeschichte entstehen, kündigte er an. „Dafür drücke ich alle Daumen“, wünschte die Leiterin des Landeshauptarchivs in Koblenz, Dr. Elsbeth Andre, viel Erfolg. Denn in dem derzeit räumlich stark beengten Stadtarchiv Bad Kreuznach herrschen keine optimalen Arbeitsbedingungen.

Durch die engagierte Arbeit von Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann ist das Interesse und die finanzielle Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Erst kürzlich konnte sich das Stadtarchiv wieder über eine private Spende in Höhe von 1.000 Euro freuen. 

Die Archive sollen zu einem Lernort werden. Zu diesem Zweck haben das Landeshauptarchiv Koblenz und das Landesarchiv Speyer die Zusammenarbeit mit den Schulen verstärkt und die Arbeitsgemeinschaft „Schule und Archiv“ ins Leben gerufen. „Diese Arbeitgemeinschaft ist offen für alle“, warben Dr. Walter Rummel (Speyer) und Dr. Christine Goebel (Koblenz) bei den anwesenden Archivarinnen und Archivaren der öffentlichen und kirchlichen Verwaltungen um Mitarbeit. Gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern werden ein Lehrplan und ein Materialienkatalog erarbeitet. Andere Bundesländer sind schon einige Schritte weiter. In Hessen und in Nordrhein-Westfalen sind Lehrer zu Archivpädagogen ausgebildet und für diese Arbeit befristet freigestellt. In Bayern gibt es seit 1998 einen Archivbeauftragten, in Baden-Württemberg regelmäßig Tagungen für Archivpädagogen und mittlerweile Archivführungen für Kindergärten. Darüber hinaus haben viele Projektarbeiten mit Schulen das Interesse an Archiven geweckt 

In Rheinland-Pfalz entwickelt sich eine Zusammenarbeit mit Universität Mainz. Außerdem wollen die Archivare im September bei einer landesweiten Aktion in Speyer bei den Schulen für eine Teilnahme an dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten werben.

Auf großes Interesse stieß am Ende der Tagung der Bericht von Archivarin Franziska Blum-Gabelmann über die laufende Generalrevision im Stadtarchiv Bad Kreuznach und die Fotoausstellung „Das Stadtarchiv im Schokoladenhaus“, die von 1.200 Menschen an drei Tagen besucht wurde. Das Wissen und die Geschichte der Stadt aus dem Archiv an Originalschauplätze zu tragen, ist ein erfolgreicher Weg, den die Archivarin mit Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und Sponsoren weiter gehen wird.

Der Lernort Archiv wird daher auch in Bad Kreuznach in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen und dazu beitragen das Profil des Archivs als Forschungs- und Bildungseinrichtung zu stärken. Zum Abschluss der Tagung besuchten die Teilnehmer nach einem Stadtrundgang das Museum für Puppentheaterkultur

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Kreuznach
Dessauerstraße 49
55545 Bad Kreuznach
Telefon: 0671 / 9201162
stadtarchiv-bad-kreuznach@t-online.de

Quelle: Stadt Bad Kreuznach, Nachrichten, 6.5.2008; Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach, 8.5.2008

Ausstellung zum Völkermord an den Sinti und Roma jetzt in Stuttgart

Das Stadtarchiv Stuttgart zeigt noch bis zum 29. Mai 2008 die Ausstellung \“Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma\“. Jahrzehntelang fand der Völkermord an der Minderheit der Sinti und Roma im nationalsozialistisch besetzten Europa nur geringe Beachtung. Nach 1945 gab es eine Kontinuität der Diskriminierung. Erst seit Mitte der 1980er Jahre ist das Schicksal dieser (und anderer) vergessener Opfer ins öffentliche Bewusstsein gerückt und zu einem festen Bestandteil der historischen Erinnerung geworden.

1997 wurde im neueröffneten Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg erstmalig eine Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt, die den Völkermord an den Sinti und Roma darstellte. In seiner Eröffnungsansprache sagte der damalige Bundespräsident Roman Herzog: \“Der Völkermord an den Sinti und Roma ist mit dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz, mit dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung durchgeführt worden wie der an den Juden.\“

Die Ausstellung, die nach zahlreichen Stationen nun auch im Stuttgarter Rathaus präsentiert wird, zeichnet die Entwicklung der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik von der stufenweisen Ausgrenzung und Entrechtung der Sinti und Roma im Deutschen Reich bis zu ihrer systematischen Ermordung nach. Zur Ausstellung gibt es in Stuttgart ein Begleitprogramm. Unter anderem wird Karl Fruchtmanns Dokumentarfilm \“Ein einzelner Mord\“ über die Ermordung des 17-jährigen Sinto Anton Reinhardt in den letzten Kriegstagen 1945 im Kino gezeigt.

Kontakt:
Stadtarchiv Stuttgart
Dr. Roland Müller
Silberburgstraße 191
70178 Stuttgart
Telefon 216-6327
stadtarchiv@stuttgart.de

Quelle: Stadt Stuttgart, Pressemeldung, 29.4.2008

Mühlenarchiv mit Sitz in Geldern

Pfingstmontag 2008 ist auch der Tag des 15. Deutschen Mühlentages. Im Rheinland widmet sich der 1993 gegründete Rheinische Mühlenverband e.V. der Aufgabe, die durch Wind-, Wasser- oder Pferdekraft angetriebenen Mühlen zu erforschen und zu erhalten. Ende April 2008 hat der Rheinische Mühlenverband nach zweijähriger Vorbereitung ein Mühlenarchiv in Geldern eröffnet.

Sitz dieser deutschlandweit einzigartigen Einrichtung ist das Kreisarchiv Kleve. Andreas Berger, der Leiter des Kreisarchivs in Geldern, erhält durchschnittlich zwei Anfragen pro Monat zum Thema Mühlenforschung. Nunmehr könne man kompetent Auskunft erteilen und Recherchen durchführen. Denn der Rheinische Mühlenverband hat mehr als 700 Bücher und Hefte, Ordner, Zeitungen, 500 Fotos und neun Mühlenmodelle zusammengetragen, um sie Forschern und Hobby-Heimatkundlern zugänglich zu machen. Die Bestände des Mühlenarchivs setzen sich aus drei Privatarchiven zusammen, erläutert Rudolf Kersting, der Vorsitzende des Rheinischen Mühlenverbands. Zehntausend weitere Fotos und Dias sollen den Bestand noch ergänzen. 

Kontakt:
Kreisarchiv Kleve
Boeckelter Weg 2
47608 Geldern
Telefon: 02831/391-814
Telefax: 02831/391-860
andreas.berger@kreis-kleve.de 

Rheinischer Mühlenverband e.V.
Weberstr. 30
47533 Kleve
Tel. 02821 – 971687
Fax 02821 – 971688
RudolfKersting@gmx.de

Quelle: Andreas Gröhbühl, RP Online, 23.4.2008

Über 400 Jahre alte Kalender mit persönlichen Eintragungen

Bereits im 16. Jahrhundert gab es Taschenkalender, in die man persönliche Notizen eintragen konnte. Im Staatsarchiv Wertheim haben sich eine ganze Reihe von diesen „Schreibkalendern“ erhalten, darunter aus den Jahren 1561 bis 1598 fast dreißig Hefte des Grafen Ludwig III., des Stammvaters beider Linien der Grafen von Löwenstein-Wertheim.

Die Kalender erlauben uns einen faszinierenden Einblick in das Leben dieses Grafen in einer längst vergangenen Zeit. Ludwig hielt auf Deutsch, Französisch und Latein zum Beispiel seine Besuche am Kaiserhof fest, seine Reisen und wann er auf Jagd ging, seine Teilnahme an der Krönung Maximilians II. und notierte etwa die Gerichtstermine für Auseinandersetzungen mit dem Herzogtum Württemberg wegen der Grafschaft Löwenstein. Die Einträge sind äußerst knapp, wie heute bei unseren Terminkalendern üblich. Damals waren es wohl vor allem Gedächtnisstützen für spätere Zeiten. Beim Tod seiner Mutter am 20. April 1566 etwa notierte Graf Ludwig nur: mortua hora 9 ante meridie – gestorben 9 Uhr vormittags. Geburtstermine der Kinder wurden festgehalten und später die Ausgaben für deren Studium in Straßburg. Ludwig schrieb es sich auf, wenn er einem Boten Geld für die Kinder in Straßburg mitgegeben hatte.

Auch die Beamten des Grafen führten solche Kalender. Ein Hausvogt hielt im Jahr 1603 nahezu täglich fest, was er bekommen und ausgegeben hatte. Da ist die Rede von Bier und Butter, von Wein und Hafer, von Karpfen und Hämmeln, von Schweinen und Pferden. Wenn mal wieder ein Fass Bier auf den Breuberg geschickt worden war, wurde dies eingetragen.

Andere Informationen enthalten die Kalender von Elias Bausback, der in den Jahren des 30-jährigen Krieges als Schreiber und Verwalter für die Grafen tätig war. Auch Bausback schrieb Privates wie Hochzeiten und Todesfälle in seine Kalender, aber auch historisch bedeutsame Ereignisse. Im Februar 1627 herrschte schlechtes Wetter (in der Nacht bei geworfenem Schnee allerhand Ungezifer von Raupen, Regenwürmern. Heuschrecken und anderem gesehen worde). 1630 hielt Bausback Hexenverbrennungen fest und den Tod der Gräfin Walburga am 2. August: Hochwohlgeborn Fräulein Walburg, Gräfin zu Löwenstein-Wertheim, in Gott seeliglich entschlafen, deren Seele Gott gnad. Im Jahr 1632, als ganz Franken von den Schweden besetzt war, notierte Bausback die Huldigung der Wertheimer an die Schweden und eine evangelische Messe in der Bronnbacher Klosterkirche – die Mönche waren vor den Schweden geflohen. Und schließlich hat Bausback sich als Beamter auch immer für seine Besoldung interessiert und in jedem Heft festgehalten, was er in dem Jahr verdient hatte.

Kontakt:
Staatsarchiv Wertheim
Bronnbach 19
97877 Wertheim
Telefon: 09342/91592-0
Telefax: 09342/91592-30
stawertheim@la-bw.de

Quelle: Staatsarchiv Wertheim, Neue Publikationen, 2.5.2008