Einen seltenen Einblick in seine literarische Schatzkammer gewährt das Stadtarchiv Siegen seinen Besuchern im Rahmen der Präsentationsreihe \“AN’S LICHT GEHOLT – Schätze aus den Magazinen des Stadtarchivs\“ ab Freitag, 4. April 2008. Anlässlich des 1995 ins Leben gerufenen Welttag des Buches am 23. April 2008, mit dem die UNESCO sowohl das Kulturgut Buch als auch das Lesen durch eine Vielzahl von Aktivitäten zu fördern gedenkt, werden Liebhaber bibliophiler Editionen sicherlich ebenso auf ihre Kosten kommen wie Geschichtsinteressierte und Freunde historischer Buchdrucke. Ausgestellt werden seltene Publikationen mit Bezug zur Geschichte der Stadt Siegen und des Siegerlandes, die in den knapp drei Jahrhunderten zwischen 1556 und 1838 veröffentlicht wurden. Mit der Präsentation des opulenten, 1556 zu Eisleben gedruckten Werkes “Von Einer Disciplin, Dadurch zucht, tugend und Erbarkeit mügen gepflanzet und erhalten werden“ wird an Leben und Wirken des Erasmus Sarcerius erinnert. Dieser gehört fraglos zu den bemerkenswertesten Gestalten der Reformationszeit und wurde 1536 von Wilhelm Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez, genannt der “Reiche“, nach Siegen berufen. Hier fungierte Sarcerius zwei Jahre lang als Rektor der Lateinschule im ehemaligen Franziskanerkloster, ehe er 1538 nach Dillenburg übersiedelte, um sich in den Dienst der gräflichen Kirchenpolitik zu stellen. Durch seine humanistischen, pädagogischen und theologischen Studien sollte Sarcerius auch das geistige Leben unserer Region maßgeblich beeinflussen.
Einen weiteren Höhepunkt bilden zwei Denkschriften, die während der oranien-nassauischen Zeit zu Ehren von Wilhelm V. Batavus, Prinz zu Oranien und Fürst zu Nassau (1748-1806) und Wilhelm Friedrich Erbprinz von Oranien-Nassau (1772-1843), dem späteren Wilhelm I. König der Niederlande, veröffentlicht wurden. Die Regenten hatten 1789 bzw. 1802 der Stadt Siegen einen Besuch abgestattet und wurden in der Krönchenstadt von den Bewohnern enthusiastisch begrüßt. Die beiden Werke sind nicht nur relevante Dokumente zur Stadtgeschichte, sondern liefern einen anschaulichen Beweis für die enge historische Verbindung zwischen dem Siegerland und den Niederlanden. Einen Hauch von Exotik und Orientalistik verströmt ein dritter Schwerpunkt der Ausstellung. Gezeigt wird die deutsche Erstausgabe des Buches “Beschreibungen Afrikas“ aus der Feder des maurischen Geographen Leo Africanus (zirka 1490-1550), das 1805 in Herborn von dem gebürtigen Dillenburger Georg Wilhelm Lorsbach (1752-1816) herausgegeben wurde. Komplettiert wird die Präsentation durch zwei kirchengeschichtliche Schriften des Superintendenten Johann Friedrich Bender (1789-1805), darunter ein seltenes schriftliches Denkmal zur Erinnerung an die Wiedereinweihung der Martinikirche am 17. Juni 1838. Freunde literarischer Kostbarkeiten sollten sich die Präsentation Siegerländer Drucke im Stadtarchiv Siegen keinesfalls entgehen lassen.
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Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Siegen; Siegener Zeitung, 1.4.2008