Ausstellung Architektur und Denkmäler der Kaiserzeit in Bielefeld verlängert

Die von der Schule für Historische Forschung, Universität Bielefeld, erarbeitete Ausstellung \“Architektur und Denkmäler der Kaiserzeit in Bielefeld (1871-1918)" im Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, Rohrteichstr. 19, wird bis zum 28.3.2008 verlängert. Öffnung: Montag bis Freitag 9 – 17 Uhr, Eintritt frei.

Begleitend zur Ausstellung findet am Sonntag, 9. März 2008, ab 14 Uhr ein etwa zweistündiger Stadtrundgang statt. Ab 13.30 Uhr kann die Ausstellung besichtigt werden. Treffpunkt: Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, Rohrteichstr. 19.

Kreisarchiv Soest macht Online-Recherche möglich

Beim Tag der offenen Tür im Kreisarchiv Soest in der Villa Plange am 1. März 2008 ging der Blick nicht nur zurück. \“Ein Zukunftsthema im Archivwesen ist die Zugänglichmachung von Findmitteln im Internet\“, sagte Landrätin Eva Irrgang und gab den Startschuss für die neue Beständeübersicht, erste Findbücher und den Online-Katalog der Archivbibliothek des Soester Kreisarchivs im Internet. Das Service-Angebot ist zu finden unter dem Landesportal "Archive.nrw.de".

Zwar könne ein Internetangebot wegen der Menge der in Archiven aufbewahrten Dokumente und der ungeklärten dauerhaften Haltbarkeit digitaler Daten nie das gewachsene Archiv ersetzen. Es vermittele den Bürgerinnen und Bürgern aber eine erste Orientierung und helfe, einen Archivbesuch vorzubereiten. \“Daher hoffe ich, dass Sie von diesem neuen Rechercheangebot künftig zahlreich Gebrauch machen werden\“, betonte die Landrätin.

Archive.nrw.de ist ein gemeinsames Internetportal aller NRW-Archive, das auch die Möglichkeit bietet, per Stichwortsuche gezielt zu recherchieren. \“Für dieses Serviceangebot haben wir die Beständeübersicht komplett überarbeitet und vervollständigt\“, erläuterte Kreisarchivarin Beatrix Pusch. Außerdem seien die ersten beiden Findbücher eingestellt werden, die einen Überblick über die Bestände "Kreisausschuss Soest" und "Kreisausschuss Lippstadt B" geben.

Mit dem Bibliotheksprogramm WEB-OPAC können Benutzer außerdem recherchieren, welche Bücher in der Archivbibliothek, die 20.000 Bände vorwiegend heimatgeschichtlicher Literatur umfasst, vorhanden sind. \“Das war ein immer wieder geäußerter Wunsch der Benutzer. Wir bieten diese Möglichkeit als eines der ersten Archive überhaupt\“, berichtete Beatrix Pusch.

Im neuen Internetauftritt des Kreisarchivs finden alle Interessierten außerdem die Benutzungsordnung, die Gebührensatzung und einen Benutzungsantrag, der vorab ausgefüllt werden kann. Informationen zum Archivgebäude Villa Plange, die häufg nachgefragt werden, und aktuelle Nachrichten runden das Angebot ab.

Kontakt:
Kreisarchiv Soest
Sigefridwall 20
59494 Soest
Telefon: 02921-302960
Telefax: 02921-302944
Kreisarchiv@kreis-soest.de

Quelle: Kreis Soest, Pressemitteilung, 3.3.2008

Archivalien aus 750 Jahren Betzinger Geschichte

Die lateinische Pergamenturkunde aus dem Jahr 1258, in der Betzingen zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird, ist das Glanzlicht einer Ausstellung mit dem Titel „Archivalien aus 750 Jahren Betzinger Geschichte“, die derzeit vor den Diensträumen des Stadtarchivs im Reutlinger Rathaus zu sehen ist. Ermöglicht wird die Präsentation der Originalurkunde durch das Entgegenkommen des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, in dessen Magazinen sie heutzutage verwahrt wird. Noch bis zum 20. März 2008 kann die wertvolle Leihgabe nun in Reutlingen gezeigt werden.

In dieser am 12. März 1258 ausgestellten Urkunde bestätigen Graf Ulrich von Württemberg, Herzog Ludwig von Teck sowie Heinrich von Neuffen, dass Heinrich Fink der Ältere von Schlossberg (bei Dettingen/Teck) und sein Sohn Werner ihre in Betzingen („Beczingin“) gelegenen Güter dem Klarissenkloster Pfullingen übergeben haben. Die Beurkundung durch drei hochadelige Herren legt nahe, dass es sich um einen bedeutenden Besitz gehandelt haben muss – vielleicht sogar um die Betzinger Mühle, als deren Besitzer die Pfullinger Klosterfrauen seit Anfang des 15. Jahrhunderts nachgewiesen sind. Auffällig an der nur etwa 7 x 18 cm großen und auf den ersten Blick recht unscheinbaren Urkunde sind zwei anhängende Wachssiegel mit einem Durchmesser von ca. 6 cm. Die Motive der beiden Siegel – zwei Signalhörner mit Band (sog. „Hifthörner“) auf einem Topfhelm bzw. ein Schild mit den württembergischen Hirschstangen – sind trotz Beschädigungen sehr gut zu erkennen.

Von der Ersterwähnung Betzingens im Jahr 1258 schlägt die Ausstellung einen Bogen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Unter den Themenschwerpunkten „Betzingens frühe Geschichte“, „Betzingen unter der Herrschaft Reutlingens“ sowie „Vom Bauern- und Weberdorf zur Arbeiterwohngemeinde“ werden dabei zahlreiche Quellen zur Betzinger Ortsgeschichte aus den Beständen des Reutlinger Stadtarchivs vorgestellt. Eine Urkunde über den Verkauf des sogenannten „Brosemhofes“ in Betzingen durch die Reutlinger Familie Ungelter dokumentiert beispielsweise, dass sich bereits im 14. Jahrhundert Teile der Betzinger Markung im Besitz von Patriziern aus der benachbarten Reichsstadt befanden. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts gelang es dann den Reutlinger Pflegschaften, den größten Teil der Betzinger Flur in ihre Hand zu bringen. So sind etwa im Lagerbuch des Reutlinger Spitals von 1479 bereits drei große Hoflehen für Betzingen aufgelistet.

Nachdem Reutlingen 1495 durch kaiserliches Privileg endgültig mit der Betzinger Ortsherrschaft belehnt worden war, ließ der Rat im 16. Jahrhundert in einem „Betzinger Vogtbüchlein“ das unter seiner Herrschaft im Dorf geltende Recht zusammenstellen. Auf 32 Blatt enthält dieses wichtige ortsgeschichtliche Zeugnis u. a. eine Dorfordnung sowie die Eidformeln des Schultheißen, der Richter und der Gemeinde. Auch einige Archivalien zur Kirchengeschichte Betzingens sind in der Ausstellung zu sehen. Einen Einblick in das gespannte Verhältnis zwischen dem Betzinger Pfarrer Johann Jacob Eberhard Kenngott und seiner Gemeinde gewährt beispielsweise ein Bericht von 1785, in dem der Pfarrer ausführlich den jahrzehntelangen Streit um gewohnheitsmäßige Abgaben schildert. Aus den Anfangsjahren Betzingens als politisch selbständige Gemeinde stammt ein großformatiger kolorierter Plan, den der Steinhauer Johannes Rupp für die Errichtung eines neuen Mühlkanals im Jahr 1805 anfertigte.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte Betzingen durch die einsetzende Industrialisierung einen wirtschaftlichen Aufschwung. Den damit verbundenen tiefen Einschnitt in den Lebensalltag der Menschen veranschaulicht etwa eine Fabrikordnung der Firma Widenmann und Schickhardt aus dem Jahr 1846, die minutiös die Pflichten der Arbeiter regelt. 60 Jahre später entschied sich Betzingen zum Zusammenschluss mit der leistungsfähigen Nachbarstadt Reutlingen. Welche Betzinger man zur Vertretung der örtlichen Interessen in die bürgerlichen Kollegien der Achalmstadt wählte, ist im ausgestellten Protokoll der letzten Sitzung des Betzinger Gemeinderats vom 30. März 1907 nachzulesen. Die Ausstellung in den Wandvitrinen des Stadtarchivs kann zu den Öffnungszeiten der Rathaus-Eingangshalle bis Ende April 2008 besichtigt werden. Nach dem 20. März wird die Originalurkunde von 1258 durch eine Reproduktion ersetzt.

Kontakt
Stadtarchiv Reutlingen
Marktplatz 22
72764 Reutlingen
Tel.: 07121 / 303 – 2386
Fax: 07121 / 303 – 2758
stadtarchiv@reutlingen.de

Quelle: Aktuelles Stadt Reutlingen; Nicole Linke, Südwest Presse, 5.3.2008

Ältestes Kirchenbuch des Dresdner Schlosses wiedergefunden

Das vor kurzem in einem Tresor wiedergefundene älteste Kirchenbuch der Evangelischen Hofkirche des Dresdner Residenzschlosses befindet sich jetzt im Landeskirchenarchiv in Dresden. Nach der ersten Sichtung datiert Kirchenarchivrätin Dr. Carlies-Maria Raddatz das etwa DIN A5 große und sieben Zentimeter dicke Amtsbuch mit Eintragungen zur kurfürstlichen Familie und dem Hof auf die Jahreswende 1612/1613. Es stellt der Darstellung von Gottesdienst- und Predigtordnungen auch die Geschichte der Kurfürsten seit der Reformation voran. Das Kirchenbuch war 1730 noch zur Geschichtsschreibung über die Dresdner Oberhofprediger herangezogen worden und geriet später in Vergessenheit.

Während der Auflösung des Dresdner Kirchgemeindeverbandes im letzten Jahr hatte die Kirchenarchivrätin das Fehlen eines der alten Kirchenbücher in den Abgabelisten festgestellt. „Anhand der Liste wussten wir nicht, um was für ein Buch es sich handeln würde“, so Dr. Raddatz. Nach intensivem Suchen und der Beräumung des Tresors beim Gemeindeverband stieß man schließlich auf dieses Amtsbuch, das am 19. Dezember 2007 dem Landeskirchenarchiv übergeben wurde. Für uns und die Landesgeschichte sei dies ein „spektakulärer Fund“, sagt die Leiterin des Kirchenarchivs. Es sei auf der einen Seite ein „wichtiges Zeugnis für die lutherische Gedenkkultur des 17. Jahrhunderts“ und gebe zudem einige interessante Hinweise über das Leben am Dresdner Hof preis.

Zum Abschluss der ersten Bestandsaufnahme und historischen Einordnung wird das Landeskirchenarchiv das erste Schloss-Kirchenbuch der Öffentlichkeit vorstellen.

Kontakt:
Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens
Landeskirchenarchiv
Lukasstr. 6
01069 Dresden
Tel.: 0351/4692-353
www.evlks.de/landeskirche/landeskirchenamt/101.html

Quelle: Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens, Pressemitteilung, 4.3.2008; Doreen Hübler, Sächsische Zeitung, 5.3.2008

Wertvolle Inkunabel aus dem Jahre 1500 im Stadtarchiv Mönchengladbach

Das Stadtarchiv Mönchengladbach ist um eine Kostbarkeit reicher. Dabei handelt es sich um eine Inkunabel aus dem Jahre 1500, die im Rahmen der Auslagerung der Kreuzherrenbibliothek im Zweiten Weltkrieg in einen Odenkirchener Bunker gemeinsam mit mehreren anderen Büchern verloren ging. Im vergangenen Jahr bot das Kölner Auktionshaus Venator & Hanstein nun jedoch eines dieser verschollen geglaubten Bände – und zwar die Inkunabel aus dem Jahre 1500 – bei einer Bücherauktion an. Aufgrund des Stempels der Pfarrgemeinde St. Antonius Wickrath, zu dessen Archivbestand die Kreuzherrenbibliothek gehört, konnte die Herkunft des "Liber sextus Decretalium" geklärt werden, wie Pfarrer Michael Röring erklärte. Das Auktionshaus zeigte sich sehr kooperativ, so dass die Pfarrgemeinde das Buch Anfang des Jahres käuflich erwerben konnte. Für diesen Ankauf sucht die Pfarrgemeinde nun rückwirkend noch Sponsoren. 

Es wird davon ausgegangen, dass sich noch weitere Bände im Besitz von Wickrather Bürgern befinden, deren Vorfahren die Bücher aus den Trümmern des Pfarrhauses geborgen haben. Daher „wäre es schön, wenn die Bürger in Wickrath und Odenkirchen weiterhin ihre Augen für die alten Schätze offen hielten und sie der Pfarrgemeinde zur Verfügung stellen könnten. Möglicherweise befinden sich noch mehrere solcher Bücher in Privatbesitz“, führte Pfarrer Röring weiter aus. Es fehlen noch vier weitere Bücher aus der Kreuzherrenbibliothek. Jetzt liegt zumindest das wertvolle sechste Dekretalienbuch (Gesetzessammlung) von Papst Bonifaz VIII. aus der ehemaligen Bibliothek des Wickrather Kreuzherrenklosters im Stadtarchiv Mönchengladbach, in dem die Bibliothek des Kreuzherrenklosters aufbewahrt wird (siehe Bericht vom 3.9.2007). 

Guido Weyer, Fachbereichsleiter im Stadtarchiv und zuständig für die Kreuzherrenbibliothek, bittet außerdem darum, auch auf den Stempel des Mönchengladbacher Volksvereins in Büchern zu achten. „Wir haben neben der Kreuzherrenbibliothek auch die Bibliothek des Volksvereins hier im Archiv, bei der uns noch 850 der ursprünglich 94.000 Bücher der Bibliothek fehlen“. Für die Forschung und die Geschichte von Wickrath und der Stadt Mönchengladbach sei es wichtig, dass solche Bücher sicher und ihrem Zustand angemessen aufbewahrt werden. „So können auch die nachfolgenden Generationen noch damit arbeiten“, betonte Weyer. Ansprechpartner für die Bürger sind die Stadtbibliothek Mönchengladbach, die Pfarrgemeinden oder das Stadtarchiv. 

Kontakt
Stadtarchiv Mönchengladbach
Aachener Str. 2
41050 Mönchengladbach
Tel.: 02161 / 253241
Fax: 02161 / 253259
stadtarchiv@moenchengladbach.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Mönchengladbach, 27.2.2008; bild.de, 29.2.2008; Michael Röring, Kirche im Bistum Aachen, 10.2.2008

Ausstellung des Stadtarchivs Mainz über Terror und Alltag in der NS-Zeit

Mehr als hundert Exponate wie Dokumente, Fotos, Zeitzeugenaussagen und Biographien umfasst die Ausstellung "Der Nationalsozialismus in Mainz 1933-45. Terror und Alltag" des Stadtarchivs Mainz, die am 5. März 2008 um 18 Uhr im Foyer des Mainzer Rathauses eröffnet wird. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler vom Reichspräsidenten Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Die Nationalsozialisten feierten dieses Ereignis als „Tag der Machtergreifung“. In Mainz zogen an jenem Abend sechs- bis siebenhundert NSDAP-Anhänger mit Fackeln und Musik durch die Straßen der Stadt. Zwar stellten sich ihnen zunächst noch mehrere tausend Menschen mutig entgegen; aber der Widerstand bröckelte allmählich. In den folgenden Monaten vollzog sich die Machtübernahme der Nationalsozialisten auch in Mainz: Führungspositionen in der Stadtverwaltung wurden durch NSDAP-Mitglieder oder „politisch zuverlässige“ Personen besetzt, missliebige Beamte und Angestellte entlassen. Politische Gegner der Nationalsozialisten wurden verfolgt, viele von ihnen in Konzentrationslager eingeliefert, einige sogar ermordet. Daneben begannen die neuen Machthaber mit der „Gleichschaltung“ der Gesellschaft. Alle Lebensbereiche sollten im Sinne der NS-Ideologie umgestaltet werden. Dies betraf die Mainzer Vereine ebenso wie die Gewerkschaften, Jugendorganisationen, Berufsverbände, Kulturinstitutionen oder das Pressewesen.

Anlässlich der 75. Wiederkehr der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten möchte das Stadtarchiv Mainz mit dieser Ausstellung deutlich machen, welche Auswirkungen die NS-Herrschaft zwischen 1933 und 1945 auf das Alltagsleben in Mainz hatte, wie die Menschen in eine „Volksgemeinschaft“ gepresst wurden, wie die nationalsozialistische Rassenideologie tausenden Mainzern den Tod brachte, wie die NS-Machthaber durch Terror jeglichen Widerstand zu brechen versuchten und wie auch in Mainz die Bevölkerung ihrem „Führer“ in einen verbrecherischen und verheerenden Krieg folgte.  Zu besichtigen ist die Ausstellung bis zum 26. April 2008. 

Kontakt
Stadtarchiv Mainz
Rheinallee 3 B
55116 Mainz
Tel.: 06131 / 12 – 21 78
Fax: 06131 / 12 – 35 69
stadtarchiv@stadt.mainz.de

Quelle: Veranstaltungen des Stadtarchivs Mainz; Frank Schmidt-Wyk, Main-Rheiner, 4.3.2008

Traumhafte Forschung im Freiburger Traumarchiv

Den jüngsten größeren Neuzugang ins Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) stellt eine umfangreiche Sammlung von Druckschriften zum Thema „Schlaf- und Traumforschung“ dar. Diese wissenschaftliche Literatursammlung wurde von der Psychologin Inge Strauch, selbst ausgewiesene Expertin auf diesem Forschungsfeld, in jahrzehntelanger Arbeit zusammen getragen. Inge Strauch arbeitete von 1956 bis 1963 als Assistentin von IGPP-Gründer Hans Bender am Psychologischen Institut der Universität Freiburg. Heute ist sie Vorstandsmitglied des Trägervereins des IGPP. In den siebziger Jahren konnte sie an ihrer neuen Wirkungsstätte am Psychologischen Institut der Universität Zürich ein Schlaflabor etablieren und die Schlaf- und Traumforschung maßgeblich voranbringen. 

\"Sonderdruck

Abb.: Sonderdruck von Strauch, Inge: Untersuchungen über verschiedene Studen der Traumerinnerung. In: Bericht über den 22. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Göttingen 1960, 285-287 [Sammlungsnummer 498] (IGPP-Archiv, 40/15/13)

Bei dem von Inge Strauch gesammelten Material handelt sich überwiegend um Sonderdrucke und Kopien von Einzelstudien aus dem Zeitraum von 1953 bis 1999, beginnend mit Aufsätzen der amerikanischen Forschungspioniere Fisher, Aserinsky und Kleitman. Die mehr als 2.000 Einheiten, ursprünglich in Hängesammlern deponiert, nehmen im Archiv 2,6 lfdm. ein. Der Bestand ist durch eine mitgelieferte Datenbank sowie eine alphabetische Findliste leicht recherchierbar. Mit dieser neuen Sammlung werden die schon vorhandenen Bestände zum Thema „Traum“ und „Traumforschung“ im Archiv des IGPP in hervorragender Weise ergänzt. Das „Freiburger Traumarchiv“ liefert reichhaltige Ressourcen für entsprechende Forschungsvorhaben. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 03-08, 1.3.2008

Manuskript einer Radio-Reportage aus der Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung

Auch 75 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten rätseln Historiker noch immer über Hintergründe und Ursachen dieses verhängnisvollen Ereignisses. Meist wird dabei die schwere wirtschaftliche Krise im ganzen damaligen Reich genannt. Auch im Pforzheimer Umfeld war diese Krise zu Beginn der 1930er Jahre deutlich spürbar – einen lebendigen Eindruck davon gibt eine Radioreportage über „Land in Not“ aus dem Jahr 1934. Das 29 Seiten starke Manuskript der Sendung hat Elke Hirschbach-Zentner jüngst bei Archivierungsmaßnahmen in Ötisheim entdeckt; es kann nun im Kreisarchiv des Enzkreises in Pforzheim eingesehen werden.

„Notstandsgebiete in Württemberg“ hieß der Untertitel der Sendereihe, in der ein Jahr nach der Machtübernahme der Nazis auch über die wirtschaftliche Lage im Oberamtsbezirk Maulbronn berichtet wurde. Der damalige Landrat von Maulbronn, Hermann Röger, erklärte dem Reporter des Süddeutschen Rundfunks gleich zu Beginn, die Not der Menschen im Bezirk sei groß und die Hauptursache die hohe Arbeitslosigkeit; betroffen seien vielfach die um Maulbronn besonders stark vertretenen Steinhauer. 

Der Maulbronner Steinhauermeister Albert Burrer wies im Interview mit dem Leiter der Sendung, Carl Struve, darauf hin, dass vor dem Ersten Weltkrieg noch 1.000 Arbeiter ihr Brot in den Steinbrüchen verdient hätten; nun, zwanzig Jahre später, seien es kaum mehr eine Handvoll. Man baue nur noch mit künstlichen Baustoffen wie Glas, Eisen, Beton und Pappe; die Kunst der Steinhauer würde kaum mehr benötigt.

\"Mitglieder

Abb.: Mitglieder der lokalen SA und SS erhalten eine Ausbildung als Hilfspolizisten; im Bild der 3. Hilfspolizei-Kurs Mühlacker 1933. So zeigte sich das Nazi-Regime bei seinen Schlägertrupps erkenntlich – viele der örtlichen SA- und SS-Leute waren auch nach 1933 noch arbeitslos und auf zusätzlichen Verdienst angewiesen (Foto: Enzkreis). 

Die nächste Station der Reportage war Sternenfels. Zu Wort kamen Bürgermeister Graze und der NSDAP-Stützpunktleiter Böhringer. Sie klagten über die geringe Markungsfläche der Gemeinde, die nur wenigen Bauern eine Existenzgrundlage biete. Die Niederlassung der Mundharmonikafabrik Hohner habe schon drei Jahre zuvor geschlossen, und der Hausier-Handel mit Sand und Körben, den die Sternenfelser traditionell betrieben, werfe auch nichts mehr ab. Wie ein Korbflechter berichtete, saß er zwei Stunden an einem Backkorb, bekam aber gerade mal 30 Pfennig dafür. Das reiche noch nicht einmal „für’s Wasser an d’Supp“ – die Fabriken seien einfach schneller und billiger bei der Korbherstellung. 

Auch in den anderen Orten des Bezirks sah es offenbar düster aus: In Knittlingen verwies Bürgermeister Lehner auf die verlassenen, dicht gemachten Mundharmonika-Fabriken. Neunzig Prozent der Knittlinger Arbeiter hatten früher dort ihren Verdienst gefunden. In Ötisheim waren 550 Männer, meist Goldschmiede, arbeitslos. Ähnlich die Situation in Enzberg: Die vielen beschäftigungslosen Arbeiter waren Opfer der Flaute in der nahe gelegenen Pforzheimer Schmuckwarenindustrie, wo Arbeiter aus Württemberg stets zuerst entlassen würden. Rundfunk-Reporter Struve: „Jetzt hat die Goldstadt versagt, das Gold hat getrogen.“ Ein Ötisheimer Kleinbauer berichtete, er habe kaum Brot für das ganze Jahr. Das Mittagessen, das er gerade einnahm, bestand aus Kartoffeln und „gstandener Milch“. Aber, wie der Bauer erklärte, ohne Rahm, den habe er verkaufen müssen, weil er sonst fast gar kein Geld eingenommen hätte. 

Die Rundfunkreportage zeigt erstaunlich deutlich, wie schwer die wirtschaftlichen Probleme auf den Menschen im Bezirk Maulbronn Anfang 1934 noch lasteten. Der Arbeitsamtsbezirk Pforzheim, zu dem Maulbronn gehörte, war der einzige im deutschen Südwesten, in dem 1934 die Arbeitslosenzahlen nochmals anstiegen. Von allzu viel Hoffnung auf die neuen Machthaber in Berlin ist in der Reportage erstaunlich wenig zu spüren. So erklärte Landrat Röger, man sei dankbar für das vom „Führer“ ins Leben gerufene Winterhilfswerk. Man habe allen Bedrängten und in Not befindlichen Volksgenossen wertvolle Hilfe leisten können. Aber: „Wir werden danach trachten, der Notstände künftig aus eigener Kraft Herr zu werden.“ Diese alltägliche Not, die Armut und die Verbitterung kommen in den Gesprächen des Reporters mit den Bürgermeistern und den Arbeitslosen ungeschminkt zum Ausdruck. 

Ein Grund dafür, dass die Reportage nicht wie eigentlich zu erwarten von Nazi-Propaganda triefte, lag möglicherweise in der Person des Reporters: „Carlchen“ Struve war kein besonderer Freund der Nazis. Aufgrund seiner Weigerung, bei öffentlichen Auftritten in der braunen Parteiuniform zu erscheinen, wurde er schließlich von den Machthabern „kaltgestellt“.

„Das Sendemanuskript ist ein wertvolles Dokument über die Stimmung in der Bevölkerung aus der Zeit der Machtübergabe an Hitler,“ erklärt Dr. Karl Mayer vom Archiv des Enzkreises, das die Archivierungsmaßnahme in Ötisheim betreut. Eine Anfrage beim Südwestrundfunk ergab, dass die Sendung am 15. März 1934 über den Äther gegangen war. Das Original des Sendemanuskripts ist jedoch bei einem Bombenangriff auf Stuttgart verbrannt – deshalb erbat das Stuttgarter Rundfunk-Archiv eine Kopie für seine Bestände. 

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: 07231 308-423 
Fax: 07231 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 63/2008, 4.3.2008

Briefe aus Heimat und Fremde

Zum deutschlandweiten Tag der Archive am 1. und 2. März 2008 wurde den Archivbesucherinnen und -besuchern ein vielfältiges Programm dargeboten. Dieses orientierte sich oftmals am Oberthema "Heimat und Fremde" des Tages der Archive. So im Stadtarchiv Heilbronn, wo noch bis Ende April Briefe ausgestellt sind, die vom Auswandern und vom Wiederkommen zeugen. Gertrud Carlsen aus Alabama beispielsweise bat den Heilbronner Oberbürgermeister in einem Schreiben 1960 inständig, nach ihren Eltern in Böckingen zu sehen und ihr „Nachricht zu geben, ob sie noch am Leben sind“. Sie sorge sich, weil sie lang keine Post von ihnen bekommen hätte. Oberbürgermeister Meyle schickte jemanden zu den Eltern – und der Tochter eine erleichternde Antwort.

Der Heilbronner Stadtarchivleiter Dr. Christhard Schrenk empfand das Generalthema "Heimat und Fremde" als eine gute, weil stets aktuelle Wahl für den Tag der Archive. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich seit Monaten mit dem Thema beschäftigt, Zeitzeugen aufgetan, Lesungen vorbereitet und eine Podiumsrunde organisiert.

Kontakt:
Stadtarchiv Heilbronn
Eichgasse 1 (Deutschhof)
74072 Heilbronn
Tel.: 07131/56-2290
Fax: 07131/56-3195
www.stadtarchiv-heilbronn.de

Quelle: Franziska Feinäugle, Heilbronner Stimme, 2.3.2008

Hildener Schüler gestalten Tag der Archive

Für den Leiter des Stadtarchivs Hilden, Dr. Wolfgang Antweiler, ist der "Tag der Archive" eine willkommene Gelegenheit, das "Gedächtnis der Stadt" zu präsentieren. Wer wisse schließlich schon, dass im Keller-Magazin über 6.000 Kartons mit Schriftstücken aus dem Rathaus verwahrt werden. Das Archiv koste jeden Einwohner genau 4,66 Euro pro Jahr, einschließlich der Miete der Räume, die an die Stadtwerke fließe. Dafür können Hildens Bürger jederzeit auf ihr Archiv zurückgreifen. Ob Einsichtnahme in Dokumente oder Recherche zur Vereins- oder Firmengeschichte, ob Schülern oder Senioren – das Stadtarchiv ist öffentlich.

Jugendliche des Evangelischen Schulzentrums an der Gerresheimer Strasse in Hilden haben das Thema "Heimat und Fremde" des Tages des Archive zum Anlass genommen, um selbst zu forschen. Unter Anleitung von Sozialpädagogin Tanja Leberer und Dr. Andrea zur Nieden haben sie sich seit Wochen mit der Geschichte von Flüchtlingen und Vertriebenen aus deutschen Ostgebieten, mit türkischen Gastarbeitern und Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion beschäftigt. Was haben diese Menschen erlebt, wie leben sie heute in Hilden? Das waren nur einige ihrer Leitfragen. Die Schülergruppe lud die Öffentlichkeit ein, am Tag der Archive mit eigenen Erinnerungen, Fotos und Dokumenten ins Stadtarchiv Hilden zu kommen.

Kontakt:
Stadtarchiv Hilden
Gerresheimer Strasse 20a
40721 Hilden 
Tel. 02103/242095
wolfgang.antweiler@hilden.de 

Quelle: Uli Schmidt, RP-Online, 1.3.2008