Neuer Leiter des Archivzentrums der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main

Nach über einjähriger Vakanz ist das Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main neu besetzt. Seit Anfang März 2008 leitet Dr. Mathias Jehn dieses Spezialarchiv und löst damit Joachim Stollberg ab, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. Das Archivzentrum verwahrt als öffentliches Archiv wertvolle Originaldokumente von bedeutenden Philosophen wie Arthur Schopenhauer, Max Horkheimer und Herbert Marcuse. In den Nachlässen befinden sich bedeutende Manuskripte, Testamente und Bibliotheksbestände vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, aber auch Unterlagen bedeutender Persönlichkeiten und Institutionen des Frankfurter Raumes. Die schriftliche Überlieferung wird ergänzt durch Gemälde, Fotos, Zeitungen, Sammlungen zur Zeitgeschichte und Museumsgut. 

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Herr Jehn wurde 1970 in Bad Brückenau geboren. Er studierte von 1992 bis 1998 Geschichte, Kulturanthropologie und Evangelische Theologie in Frankfurt am Main und Florenz. Nach der Promotion in Mittelalterliche Geschichte an der Universität Bologna im Jahre 2002 folgten das Archivreferendariat beim Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in Münster und der Abschluss zum Archivassessor im Jahre 2005 an der Archivschule Marburg. Daraufhin sammelte er als Archivar erste Berufserfahrungen in einigen Erschließungsprojekten an den Staatsarchiven Düsseldorf und Marburg. Zuletzt war er von 2006 bis Anfang 2008 Projektkoordinator des Projekts nestor – Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit digitaler Ressourcen in Deutschland. Herr Jehn veröffentlichte Artikel zur politischen Stellung der Bologneser Juristen des 13. Jahrhunderts, zur archivischen Überlieferungsbildung von Massenakten und zur Digitalen Langzeitarchivierung.

Die Hauptaufgabe von Herrn Jehn wird sein, das Archiv weiter an moderne archiv- und bibliotheksfachliche Standards heranzuführen. Da auch das Archivzentrum durch den Zusammenschluss der ehemaligen Stadt- und Universitätsbibliothek mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt im Jahre 2005 eine Neuausrichtung erfahren hat, wird das Archivzentrum sein Dokumentationsprofil weiter ausbauen und den Benutzer in Zukunft neue Service- und Nutzungsangebote im Archiv bieten. Zugleich findet eine systematische Ergänzung der teilweise sehr lückenhaften und teils unerschlossenen Nachlässen und Sammlungen statt. Mittelfristig soll hier ein modernes Recherchesystem entstehen, das die Benutzerfreundlichkeit in den Vordergrund stellt: Wissenschaftler, Städteforscher, Journalisten und alle anderen Interessierten sollen künftig selbst am Bildschirm nach Schlagwörtern und Namen in den Sammlungen suchen können. 

Kontakt:
Dr. Mathias Jehn
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg 
Archivzentrum
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main
Tel: 069/ 798-39007
archivzentrum@ub.uni-frankfurt.de
www.ub.uni-frankfurt.de/archiv.html.

Stadtarchiv Worms übernimmt Nachlass von Adam Antes

Vor einigen Wochen starb mit Irene Antes die Witwe des für Worms und die Region wichtigen und anerkannten Bildhauers und Grafikers Adam Antes (1891-1984). Die Nachfahren haben sich im Sinne der Verstorbenen dankenswerterweise dazu entschlossen, seinen schriftlichen und künstlerischen Nachlass der Stadt Worms zu überlassen, so dass Dokumente und Skulpturen erschlossen und gezeigt werden können und geschlossen zusammenbleiben. Ohne Frage gehört Antes zu den wenigen unstrittig bedeutenden, auch überregional beachteten Künstlern des letzten Jahrhunderts aus Worms. Aus einfachen Verhältnissen stammend, kam er nach einer Lehre als Steinmetz und Bildhauer in Verbindung zum Umkreis der Darmstädter Mathildenhöhe, war von 1919 bis 1944 dort in seinem Atelier tätig und musste nach den Verheerungen der vormaligen Landeshauptstadt seine Wirkungsstätte verlegen, zunächst nach Monsheim, später wieder in seine Geburtsstadt, in der er vor fast 25 Jahren hochbetagt starb.

Der Nachlass, der nach der Abholung nun einer ersten Sichtung unterzogen wurde, umfasst neben Fotografien, Entwürfen und persönlichen Unterlagen auch zur Familie vor allem den reichen Briefwechsel seit ca. 1920 bis in die 1950er Jahre, unter anderem mit Carl Zuckmayer, mit dem er gemeinsam 1929 den Büchner-Preis erhalten hatte. Das Stadtarchiv Worms ist bemüht, den Bestand in absehbarer Zeit zu verzeichnen, um eine nähere Beschäftigung mit Antes, seiner Zeit und seinem persönlichen Umfeld möglich zu machen. Mit der Übernahme gelangten eine Reihe bildhauerischer Werke in die Städtische Gemäldegalerie im Museum Andreasstift, was umso passender erscheint, als dort bereits einige Werke von Antes vorhanden sind. Bereits vor drei Jahren hatte der Wormser Kunstverein, in dem Frau Antes bis zuletzt mitgewirkt hat, eine besonders interessante Seite seines Werks, die Begeisterung für die Fliegerei und Flugobjekte, unter dem Titel ‚Traum vom Fliegen’ zum Thema gemacht. Auch zu diesem Aspekt seiner Tätigkeit findet sich zahlreiches Material. Mit der Bereitschaft der Erben, der Stadt Worms die Hinterlassenschaft von Adam Antes anzuvertrauen, sind nun Archiv und Museum um wertvolles Kulturgut zu einer wichtigen Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts reicher geworden.

Kontakt
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: 062 41 / 8 53 – 47 00
Fax: 062 41 / 8 53 – 47 10
stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadtnachrichten Worms, 25.3.2008

Experimentelle Archäologie im Geschichtsunterricht

Im Wintersemester haben Geschichtsstudenten der Universität des Saarlandes mit ihrer Dozentin Christine van Hoof in einem Seminar ein Projekt zur möglichen Anwendung experimenteller archäologischer Methoden im Geschichtsunterricht erarbeitet. Vom 1. bis 4. April 2008 zeigen die Studenten nun Schülern der Regionalschule in Birkenfeld unter anderem wie man mit Steinzeitfarben malt oder welche Zutaten in ein Mittelalter-Gericht gehören. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Dr. Thomas Fritsch, dem archäologischen Leiter des Keltenrings Otzenhausen, mit dem Erlebnismuseum Birkenfeld, dem Stadtarchiv Birkenfeld und der Dillinger Hütte durchgeführt. Eine Studentin stellt mit Schülern aus Farbpigmenten, die mit Quark oder Eiern vermischt werden, Steinzeitfarben her und bemalt dann eine Wand der Schule mit Steinzeitmotiven oder – je nach Witterung – einen Felsbrocken auf dem Schulgelände. In einem anderen Projekt stellen Schüler und Studenten aus den Stängeln von Papyrusstauden (einige Exemplare stammen aus dem Botanischen Garten der Universität des Saarlandes) Blätter wie im Alten Ägypten her und beschreiben sie anschließend. 

Ein Student untersucht mit Schülern die Grundnahrungsmittel von der Antike bis heute und stellt dann zusammen mit der Schulküche für die gesamte Schule Gerichte aus diesen Grundnahrungsmitteln zusammen (Antike: Fladenbrot; Mittelalter: Eintopf aus Hülsenfrüchten; Neuzeit: Kartoffelgerichte). In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv werden Dokumente aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengestellt, welche die Wichtigkeit der Kartoffel als Grundnahrungsmittel belegen. In einem Mittelalterprojekt beschäftigen sich Schüler und Studenten mit Kleidung und deren Farben. Eine in Birkenfeld tätige Schneiderin, die für Mittelalter-Gruppen Kleidung herstellt, zeigt ihre Kreationen. Anschließend färben die Schüler selbst mit Hilfe von Birkenblättern in den Werkräumen T-Shirts. Für ältere Schüler steht auch ein Projekt zur Gewinnung von Eisen aus Eisenerz auf dem Programm. Dabei können die Teilnehmer Freihandversuche zur Verhüttung von Eisenerz und Kupfer im Chemiesaal durchführen und einen keltischen Rennofen (Ofen zur Gewinnung von Eisen) aus einer Lehm-Stroh-Mischung bauen. Mit Hilfe des von der Dillinger Hütte zur Verfügung gestellten Eisenerzes wird dieser Ofen dann auch befahren werden. Ein Highlight am Ende des Projekts ist die Besichtigung des Hochofens der Dillinger Hütte. Alle Projekte werden mit Videokameras aufgezeichnet und schriftlich festgehalten. Die Beteiligten präsentieren ihr Material am 12. April 2008 im Erlebnismuseum Birkenfeld. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, werden die Studenten die Ergebnisse im Internet  veröffentlichen. 

Kontakt
Christine van Hoof
Institut für Alte Geschichte
Tel.: 0681 / 302 – 3687
c.vanhoof@mx.uni-saarland.de 

Kreisarchiv Birkenfeld, Kreisverwaltung
Schloßallee 11
D-55765 Birkenfeld
Tel.: (06782) 15-147
Fax: (06782) 15-490
info@landkreis-birkenfeld.de
www.landkreis-birkenfeld.de

Quelle: Uni-Protokolle der Universität des Saarlandes, 27.3.2008

Lehrgang des Südtiroler Landesarchivs gibt Einblick in Chronistentätigkeit

Wer das Geschehen in der eigenen Gemeinde mit Aufmerksamkeit verfolgt und das Zeitgeschehen auch gerne in Wort und Bild festhält, hat schon einen ersten Schritt in Richtung Chronistenarbeit gesetzt. Alle, die sich dieser Tätigkeit systematisch widmen möchten, lädt das Südtiroler Landesarchiv im April zu einem Schnupperkurs nach Schloss Rechtenthal in Tramin. Chronisten werden auch als Geschichtsschreiber bezeichnet. In Südtirol sind sie heute vor allem auf Gemeindeebene tätig, also als Dorfchronisten. Anhand von Bildern und Texten liefern sie Momentaufnahmen des Alltags. Einblick in die Tätigkeit der Dorfchronistinnen und Dorfchronisten können alle Interessierten bei einem zweitägigen Schnupperkurs zur Chronistenarbeit gewinnen, den das Südtiroler Landesarchiv am 21. und 22. April 2008 in der Fortbildungsakademie Schloss Rechtenthal in Tramin veranstaltet. Im Mittelpunkt stehen dabei die fotografische und schriftliche Dokumentation, die Denkmalpflege und das Erfassen von Flurnamen. Die Teilnahme ist kostenlos. Referenten sind der Direktor der Landesabteilung Denkmalpflege, Leo Andergassen, die Archivarin Marlene Huber, die Referentin für das Chronistenwesen am Landesarchiv, Margot Pizzini, Barbara Stocker vom Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde, die Beauftragte für das \“Flurnamenprojekt Südtirol\“, Cäcilia Wegscheider, und Helmut Wieser von der Geschichtswerkstatt Freienfeld.

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I – 39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411940
Fax: 0471 / 411959
landesarchiv@provinz.bz.it 

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 25.3.2008

Neheim-Hüstener Geschichte verzeichnet

2.300 Akten in 600 Archivkartons – Sebastian Post hat während seines dreimonatigen Praktikums im Stadtarchiv Arnsberg ein gewaltiges Arbeitspensum absolviert. Zum Glück für alle, die sich für die Geschichte Neheims interessieren, denn der Student der Fachhochschule Potsdam mit dem Studienabschluss \“Diplom-Archivar\“ verzeichnete die Verwaltungsakten der Stadt Neheim-Hüsten von 1941-1975. Der gebürtige Neheimer bewertete über dreitausend Akten.

Bei jeder einzelnen Akte musste er eine Entscheidung treffen über Vernichtung (Kassation) oder dauerhafte Aufbewahrung im historischen Archiv. Letztendlich verzeichnete er mit einer neuen Archivsoftware über 2.300 Akten. Sie stehen nun erstmalig interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Einsichtnahme und freien Recherche zur Verfügung.

Die Neheim-Hüstener Akten bilden nun einen der größten Bestände im Stadtarchiv. Das Findbuch, in dem sie verzeichnet sind, ist über 400 Seiten stark. Es wird in Kürze auch über den Internet-Auftritt der Stadt (www.arnsberg.de) und das landesweite Portal www.archive.nrw.de recherchierbar sein. Die Originalakten selbst können dann im Stadtarchiv eingesehen werden.

Der Aktenbestand dokumentiert hochinteressante Abschnitte der Stadtgeschichte, so die letzten Jahre der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkrieges, natürlich auch die Möhnekatastrophe und den Einsatz von \“Fremdarbeitern\“. Besonders gut überliefert sind die Nachkriegsjahre und die britische bzw. belgische Besatzung, die zahlreiche Wohnhäuser beschlagnahmte aber auch den demokratischen Neubeginn in Neheim-Hüsten unterstützte.

Großen Raum nimmt die Lösung der Probleme ein, die mit dem Zustrom tausender Vertriebener und Flüchtlinge auftraten bis hin zu ihrer gelungenen Integration. Einblicke in persönliches Leid und Elend gestatten Akten des Sozial- und Jugendamtes: der Krieg und die Entwurzelung Tausender warfen lange Schatten bis weit in die 1960er Jahre.

Ebenfalls gut verfolgen lässt sich die städtebauliche Entwicklung, die Erschließung von Neubaugebieten (z.B. Moosfelde, Rusch, Bergheim) oder der Bau der Umgehungsstraße und des Trauringes – beide ebenfalls schon Geschichte – sowie der Bau des neuen Rathauses.

Spannend der Aufbau der städtischen Kulturarbeit nach dem Krieg, die Wirtschaftswunderjahre und der Ausbau von Schulen und Freizeiteinrichtungen. Der Aufstieg vieler Unternehmen in der Stadt und manchmal auch ihr Niedergang spiegeln sich in den Unterlagen. Schon früh wird die Frage der Kommunalen Neugliederung diskutiert. Mit ihr endet die Stadt Neheim-Hüsten, die 1975 Teil der heutigen Stadt Arnsberg wird.

Die Stadt Neheim-Hüsten wurde während des Dritten Reiches am 1. April 1941 durch den Zusammenschluss der Stadt Neheim und der Freiheit Hüsten \“geboren\“. Sie war damals die größte Stadt im Kreis Arnsberg und existierte über 30 Jahre lang bis zur Kommunalen Neugliederung, als am 1. Januar 1975 die neue Stadt Arnsberg entstand.

Kontakt:
Stadtarchiv Arnsberg
Rathausplatz 1
59759 Arnsberg
Telefon: 02932-201-1241 / 201-1859
Telefax: 02932/201-1426
stadtarchiv@arnsberg.de

Quelle: Stadt Arnsberg, Pressemeldung, 27.3.2008

Jubiläumsführung zum Spitzweg Geburtstag durch das historische Straubing

Anlässlich des 200. Geburtstages von Carl Spitzweg (1808-1885) bietet das Straubinger Amt für Tourismus am 19. April 2008 um 16 Uhr einen \“Spaziergang zur Spitzweg-Zeit\“ an. Dieses ist eine von mehreren Veranstaltungen, die die Stadt und das Stadtarchiv Straubing zum Gedenken an Carl Spitzweg, der fast ein Jahr lang (1829) in Straubing als Apotheker in der Löwenapotheke tätig war, planen. Die drei- bis vierstündige Jubiläumsführung erinnert an den jungen Apotheker Carl Spitzweg im biedermeierlichen Straubing und sucht nach Spuren dieser Zeit. Unter der fachlichen Führung der Stadtarchivarin Dr. Dorit-Maria Krenn sowie Oberstudiendirektor Werner Schäfer durch das historische Zentrum, soll besonders auf Bauwerke hingewiesen werden, die noch aus der Zeit Carl Spitzwegs stammen. Der Bezug zu Spitzweg wird während des Spaziergangs durch Briefe hergestellt, die er während seines hiesigen Aufenthaltes über die Gäubodenstadt Straubing verfasst hat. Den Abschluss bildet dann im ältesten Gasthaus der Innenstadt ein \“Spitzweg-Menue\“ mit zusätzlichem Unterhaltungsprogramm. Die Kosten betragen pro Teilnehmer 25 Euro. Vorherige und baldige Anmeldung beim Amt für Tourismus, Tel. 09421/944-307, ist unbedingt erforderlich.

Kontakt
Stadtarchiv Straubing
Dr. Dorit-Maria Krenn
Rentamtsberg 1
94315 Straubing
Tel.: 09421 / 991951
Fax: 09421 / 991955
stadtarchiv@straubing.de

Quelle: Bogener Zeitung, 25.3.2008

Historiker aus dem Vorarlberger Landesarchiv lehrt Österreichische Geschichte

Die Universität Wien hat dem im Vorarlberger Landesarchiv tätigen Historiker Manfred Tschaikner die Lehrbefugnis für das Fach Österreichische Geschichte erteilt. \“Manfred Tschaikner hat wesentliche Beiträge zur Erforschung der Vorarlberger Landesgeschichte geleistet. Er zählt insbesondere auf dem Gebiet des Hexenwesens und des Aberglaubens zu den international führenden Forschern\“, freut sich Landesarchivar Alois Niederstätter. Die vom Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien eingesetzte Habilitationskommission war nicht von ungefähr mit Universitätsprofessoren aus Großbritannien, Deutschland und Österreich besetzt. Am 4. März 2008 beschloss die Kommission einstimmig, dass Manfred Tschaikner den für die Erteilung der Lehrbefugnis für das Fach Österreichische Geschichte erforderlichen Nachweis einer hervorragenden wissenschaftlichen Qualifikation und der entsprechenden didaktischen Fähigkeiten erbracht hat. Er ist damit berechtigt und verpflichtet, als Dozent an der Universität Wien und an anderen Universitäten zu lehren.

Manfred Tschaikner wurde 1957 in Bludenz geboren und wuchs in Feldkirch und Dornbirn auf. Er maturierte 1975 am Bundesgymnasium Dornbirn und begann nach dem einjährig-freiwilligen Präsenzdienst 1976 an der Universität Innsbruck Germanistik und Geschichte zu studieren. Nach der Sponsion und Lehramtsprüfung 1982 unterrichtete Tschaikner in Innsbruck und von 1983 bis 2002 als begeisterter Pädagoge am Bundesgymnasium Bludenz. Er zählte zu jenen Mittelschullehrern, die sich neben dem Lehramt auch um die Forschung bemühen. Aufgrund einer Dissertation über die Hexenverfolgung in Vorarlberg wurde der Historiker 1992 von der Universität Innsbruck zum Doktor der Philosophie promoviert. Inzwischen hat Tschaikner mehrere Bücher und rund 200 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht. 2002 wechselte er ins Vorarlberger Landesarchiv nach Bregenz, wo er sehr engagiert und erfolgreich die Abteilung \“Historisches Archiv\“ leitet.

Kontakt
Vorarlberger Landesarchiv
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz
Tel.: +43 (0) 5574 / 511 – 45010
Fax: +43 (0) 5574 / 511 – 45095
alois.niederstaetter@vorarlberg.at

Quelle: Pressemitteilung Vorarlberger Landesarchiv, 27.3.2008

Fritz Stern – Mein Leben

Am 30. März 2008 zeigt ARTE die Dokumentation "Fritz Stern – Mein Leben". Die Dokumentation begleitet Fritz Stern (*1926) auf einer Vortragsreise durch Deutschland, besucht ihn in New York und reist mit ihm in seine Heimatstadt Breslau. Entstanden ist das Porträt einer vielschichtigen Persönlichkeit, deren Biografie lebendige Zeitgeschichte ist.

Fritz Stern gilt bis heute als einer der berühmtesten und bedeutendsten Historiker unserer Zeit. Stern schrieb ebenso gefeierte wie umstrittene Bücher, er ist ein gefragter politischer Berater und gilt als wichtigster Vertreter der letzten Emigrantengeneration, die den Amerikanern sowohl deutsche wie europäische Geistesgeschichte nahe bringen kann.

Der Festsaal des Jena Center für Geschichte des 20. Jahrhunderts ist voll bis auf den letzten Platz. Fritz Stern hält einen Vortrag, einen \“emotionalen\“, wie er sagt, nur mit ein paar Spickzetteln ausgerüstet, ohne Manuskript. Er beginnt den Vortrag mit der Frage, was denn der Unterschied zwischen einem Historiker und dem lieben Gott sei. \“Gott kann die Vergangenheit nicht ändern.\“ Alle lachen, und der Redner schaut verschmitzt.

Als er als Zwölfjähriger 1938 aus Breslau mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten emigrierte, war Fritz Stern erleichtert. Er war getauft und christlich erzogen, doch für die Nazis waren er und seine Familie Juden und das bedeutete, dass er gehänselt und schikaniert wurde. Er verlor seine Freunde, seine Heimat, seine Sprache. Als er in New York ankam, konnte er außer Deutsch nur Latein und Altgriechisch. Doch er wurde schnell zum Amerikaner und ist es bis heute geblieben.
Fritz Stern studierte deutsche Geschichte an der Columbia Universität und nahm 1954 seine erste Gastprofessur in der Bundesrepublik an. Seitdem gilt er als der Experte für neuere deutsche Geschichte. Stern ist ein weltweit gefragter Mann. 17 Ehrendoktortitel, einen davon in Breslau, seiner Heimatstadt, wurden ihm im Verlauf seines Lebens zuteil. \“Meine Eltern mussten damals hart forschen, bevor sie ihren Doktorhut bekamen, mir haben sie ihn einfach so gegeben.\“ Stern lächelt, während er das sagt, auch weil er weiß, dass es so nicht stimmt.

Auch in Deutschland wurde Fritz Stern vielfach geehrt: 1987 hielt er im Bundestag als erster Ausländer überhaupt die Festrede zum 17. Juni, dem ehemaligen Tag der deutschen Einheit. Er wurde in den Orden Pour Le Mérite gewählt, erhielt den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband.

Das Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages hat zur Dokumentation "Fritz Stern – Mein Leben" die schon verloren geglaubte Rede Fritz Sterns als Videoaufzeichnung beigesteuert.

Info:
Fritz Stern – Mein Leben
(Deutschland, Usa, Polen, 2007, 43mn)
Regie: Jean Boué

ARTE TV, Sonntag, 30. März 2008 um 18.15 Uhr 
VPS : 18.15 
Wiederholung: 5.4.2008 um 06:45 

Ausstellung »Linz im Nationalsozialismus« verlängert

Die aktuelle Ausstellung des Archivs der Stadt Linz im Wissensturm \“Linz im Nationalsozialismus – Ideologie und Realität\“ wird wegen des großen Besucherandrangs bis 30. April 2008 verlängert. Anlässlich des Gedenkens an \“70 Jahre Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich\“ präsentiert das Archiv der Stadt Linz die Grundzüge und Ausprägungen der NS-Diktatur erstmals in einer Ausstellung. Ein besonderes Ziel der Ausstellung ist es, den Zusammenhang zwischen Ausgrenzung und Verfolgung bestimmter Einzelpersonen und Gruppen mit den scheinbar positiven Maßnahmen für andere herzustellen. Als „Patenstadt des Führers“ war Linz bevorzugtes Ziel nationalsozialistischer Stadt- und Wirtschaftsplanung. Die rasche und unorganische Expansion der Stadt resultierte aus Eingemeindungen und dem Aufbau großer Industriebetriebe wie den „Hermann-Göring-Werken“, die vorrangig der Kriegsrüstung dienten. Von den monumentalen Bauvorhaben an den Donauufern und im Stadtzentrum wurde hingegen nur Weniges realisiert. 

Linz wurde zu einem der Zentren der Verfolgung und der Zwangsarbeit in der „Ostmark“. Im nahen Umkreis der Stadt – in Mauthausen und im Schloss Hartheim – wurden Orte der Vernichtung von politischen GegnerInnen, „rassisch minderwertigen“ und „lebensunwerten“ Menschen errichtet. Auch direkt im Stadtgebiet, in der Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart als Ort der dezentralen NS-Euthanasie sowie in den drei Nebenlagern des KZ Mauthausen wurde diese Politik der Vernichtung praktiziert. Selbst die scheinbar positiven Maßnahmen der Nationalsozialisten für die „Volksgenossen“ – wie Wohnbau und soziale Zuwendungen – wurden von Beginn an auf Kosten von Teilen der eigenen Bevölkerung realisiert und beruhten in der Folge zunehmend auf der Ausbeutung der von der deutschen Wehrmacht besetzten und eroberten Länder. Der monumentale Ausbau von Linz sollte mit dem von KZ-Häftlingen abgebauten Granit von Mauthausen und durch die Zwangsarbeit tausender Fremdarbeiterinnen und Fremdarbeiter erfolgen. Die Ausstellung ist bis 30. April 2008 jeweils Montag bis Freitag, 8 Uhr bis 18 Uhr, sowie Samstag 10 Uhr bis 15 Uhr bei freiem Eintritt im Wissensturm zu sehen. Für Gruppen ist bei Voranmeldung im Archiv der Stadt Linz eine kostenlose Führung möglich. 

Kontakt
Archiv der Stadt Linz
Hauptstraße 1-5
4041 Linz 
Tel.: +43 (0)732 / 7070 – 2960 
Fax: +43 (0)732 / 7070 – 2962
archiv@mag.linz.at

Quelle: Pressemeldung Stadt Linz, 25.3.2008; Österreich Journal, 26.3.2008

Ehemaliger Archivar des Wiener Stadt- und Landesarchivs verstorben

Prof. Dr. Hanns Jäger-Sunstenau, der in den Jahren 1946 bis 1973 im Wiener Stadt- und Landesarchiv tätig war, ist Anfang März 2008 im Alter von 97 Jahren verstorben. Er galt als ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Genealogie und Heraldik. Er war zudem Ehrenpräsident der heraldisch-genealogischen Gesellschaft \“Adler\“ in Wien, der er mehr als 70 Jahre lang angehörte. Sein Wissen gab er in zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen weiter. Anlässlich seines 75. Geburtstages im Jahre 1986 erschien ein Sammelband mit dem Titel \“Wappen, Stammbaum und kein Ende\“, ausgewählte Aufsätze aus vier Jahrzehnten. Für seine Verdienste wurde er im Jahre 1983 sogar mit dem Verdienstzeichen 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und im Jahre 1986 mit der Ehrenmedaille der Stadt Wien ausgezeichnet.

Kontakt
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Gasometer D
Guglgasse 13
A – 1110 Wien
Tel.: (0043)(0)1 4000 – 84808
Fax: (0043)(0)1 4000 – 9984819
post@ma08.wien.gv.at

Quelle: Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien, 26.3.2008