Wiener Fußball 1920-1965

Der großen Zeit des Wiener Fußballs widmet sich die Ausstellung \“Die Eleganz des runden Leders – Wiener Fußball 1920 – 1965\“. Zu sehen ist die gemeinsame Schau der Wienbibliothek und des Stadt- und Landesarchivs ab dem 5. Juni 2008. 

Wien war anders. Hier wies das moderne Spektakel Fußball über die im Regelfall getroffene Gleichsetzung mit dem Freizeitverhalten der Arbeiterschaft weit hinaus. Fußball in Österreich war ein ausschließlich urbanes Phänomen, Ausdruck einer zutiefst städtischen Kultur, einzigartig auch in der selbstverständlichen Integration der jüdischen Sportvereine oder jüdischer Sportler, auch in der Verbindung von Gesellschaftsleben, Sportcafés, Kulturbetrieb und Fußball. 

Zehntausende Wiener zogen an den Wochenenden zu den neu errichteten Plätzen und Stadien, wenn die Wiener Clubs ihre Gegner nicht nur in anderen Wiener Stadtbezirken fanden, sondern auch in den großen Städten des benachbarten Auslandes, vornehmlich in Prag, Budapest, Bologna oder Mailand. Die großen Städte der alten Habsburgermonarchie bildeten die Hochburgen des kontinentaleuropäischen Fußballs. Fußball wurde von Hugo Meisl, dem Trainer des Wunderteams, transnational in einer europäischen Dimension gedacht. Der Mitropacup war eine Vorform der heutigen Championsleague. 

Es ist das Ziel der geplanten Ausstellung, die konstitutiven Merkmale und Qualitäten des Wiener Fußballs nachzuzeichnen und verständlich zu machen, und zwar in der Periode seiner absoluten Weltklasse. Diese Ära setzte nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein, als der Fußball zum Massensport wurde. Fußballer wurden als Stars gehandelt, die Clubs bekamen Fangemeinden. Rund um den Fußball entwickelte sich ein geschäftiger Betrieb. Im Wien der 1920er Jahre etablierte sich der Profifußball. Akteure wie Matthias Sindelar, Josef Uridil, Karl Sesta, Willi Hahnemann (Bild) und Bimbo Binder gehörten wie später Ernst Happel, Gerhard Hanappi oder Ernst Ocwirk zu den weltbesten ihres Faches. 

Der Einmarsch Hitlers brachte die Liquidierung der \“Hakoah\“ und eine totale Umkrempelung des Organisationsgefüges. An der Oberfläche wurde aber anfangs weiter Kontinuität gezeigt. Die \“Ostmark\“-Vereine feierten große Erfolge, was tiefe Irritation seitens der NS-Instanzen zur Folge hatte. Die einzige antifaschistische Massendemonstration im Wien zur Zeit der NS-Herrschaft (der gleichwohl überwiegend antipreußische Motive unterlegt waren), entzündete sich am Fußball. Die große Zeit des Wiener Fußballs fand ihr Ende mit Abschluss des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Sieg im Spiel gegen Deutschland in Córdoba ist ein später Nachhall der großen Zeit des österreichischen Fußballs. 

Die Ausstellung folgt einem gemeinsam von Archiv und Bibliothek entwickelten Konzept. Sie findet zeitgleich an drei unterschiedlichen Orten statt. Der zentral gelegene Raum des jetzigen Stadtinformationszentrums wird den Hauptteil beherbergen, von dem aus auf die Spezialausstellungen im Stadt- und Landesarchiv (Biografien) und in der Wienbibliothek (Fußball als Kultur- und Medienphänomen) verwiesen wird. Begleitend zur Ausstellung wird eine Publikation, herausgegeben von Roman Horak und Wolfgang Maderthaner, im Werkstatt-Verlag erscheinen. 

Info:
Ausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs und der Wienbibliothek 
Termine: Ausstellungseröffnung: 5. beziehungsweise 6. Juni 2008
Ausstellungsdauer: 5. beziehungsweise 6. Juni 2008 bis 26. September 2008
Ort: Ausstellung im Stadtinformationszentrum, im Ausstellungsraum des Wiener Stadt- und Landesarchivs und im Ausstellungskabinett der Wienbibliothek
Kuratoren: Wolfgang Maderthaner, Alfred Pfoser 

Kontakt:
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Guglgasse 14, 5. Stock, Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang von Gasometer A) 
1110 Wien
Telefon +43 1 4000 84808 
Fax +43 1 4000 9984819
post@ma08.wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Quelle: ORF, 27.1.2008; Wiener Stadt- und Landesarchiv, Veranstaltungshinweis.

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