Kreisarchiv des Enzkreises digitalisierte über 800 Aquarelle aus der Sammlung Artur Steinle

Sie sind detailreich, naturgetreu, überaus hübsch – und neuerdings auch digitalisiert: Die aquarellierten Tuschezeichnungen des Pforzheimer Kaufmanns Artur Steinle. Das Kreisarchiv des Enzkreises bietet die über 800 Enzkreis-Motive nun in 28 Einzelausgaben in Form von DVDs an – für jede Gemeinde eine. 

In den Jahren 1945 bis 1989 fertigte Artur Steinle (1896-1990) weit über 2.000 Grafiken mit heimatkundlichen Motiven, vor allem Gebäuden und Kleindenkmalen. Es handelt sich um aquarellierte farbige Tuschezeichnungen, die auf kartonierten Tafeln im Format A 5 aufgezogen sind. Die regionalen Schwerpunkte der Sammlung bilden die Stadt Pforzheim und der Enzkreis. Aber auch alle direkt angrenzenden Landkreise sind vertreten sowie teilweise noch weiter entfernt liegende wie Freudenstadt, Tübingen oder der Rhein-Neckar-Kreis.

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Abb.: 800 Grafiken und Aquarelle von Artur Steinle ließ das Kreisarchiv des Enzkreises digitalisieren und auf 28 DVDs brennen. Über die Serie freuen sich die Archivare Dr. Christian Groh (Stadtarchiv) und Konstantin Huber (Enzkreis) sowie Waltraud Steinle und der Fotograf Heiko Rudek (v.l.n.r.). (enz)

Nach dem Tod des Künstlers vermachte dessen Sohn Ewald Steinle die Sammlung der Stadt Pforzheim; sie sollte aber auch dem Landratsamt zugänglich sein. Die Aquarelle werden seither im Stadtarchiv aufbewahrt, einige wurden auch bereits bei Ausstellungen präsentiert. „Es ist selbstverständlich, dass wir im Rahmen unseres Dokumentationsauftrags die Enzkreis-Motive in digitalisierter Form verfügbar machen müssen“, beschloss Konstantin Huber, Leiter des Kreisarchivs. Daher hat der Fotograf Heiko Rudek aus Gräfenhausen die Enzkreis-Tafeln zunächst gescannt und dann die Scans nachbearbeitet, indem er Flecke und Risse retuschierte. „Es war eine langwierige Arbeit, die aber Spaß machte und sich gelohnt hat“, berichtet Rudek. 

„Wir verfügen nun über eine Sicherungskopie, die eine Nutzung der Originale überflüssig macht,“ freut sich Konstantin Huber. Vor allem aber habe der Enzkreis nun direkten Zugriff auf „seine“ Motive. Huber: „Den wirklich hervorragend gefertigten Aquarellen kommt dokumentarisch ein besonderer Wert zu, da Artur Steinle zahlreiche Inschriften, etwa auf Grabsteinen oder Fachwerkbalken, die heute nicht mehr lesbar sind, vor Jahrzehnten noch detailliert festgehalten hat.“

Neben einzelnen Straßenzügen sind im Enzkreis-Bestand etwa 180 Gebäude enthalten, darunter Kirchen, Schlösser, Pfarr- und Rathäuser. Hinzu kommen Bilder von etwa 150 Grabsteinen und Friedhofskreuzen, fast 200 Wappen- und Inschriftsteine, knapp 60 Wirtshausschilder, etwa 30 Gedenk- und ebenso viele Grenzsteine und rund 40 Steinkreuze, dazu 40 Wegkreuze und Bildstöcke sowie etwa 70 sonstige Kulturdenkmale wie Ruhebänke, Stein- und Holzfiguren, Kruzifixe, Viergöttersteine, Tauf- und Ofensteine, Tore, Türstürze, Kellerfensterschieber, Glasgemälde, Wandmalereien, Ortstafeln, Wegweiser, Sonnenuhren und Dachziegel.

Je nach Aquarell-Anzahl umfassen die 28 Gemeinde-DVDs eine unterschiedlich große Anzahl von Motiven (zwischen 5 und 89) in Form von hochauflösenden TIF-Dateien mit jeweils etwa 40 MB, was die Fertigung auch großformatiger Ausdrucke ermöglicht. Die Einzelausgaben sind nur beim Kreisarchiv erhältlich und kosten zwischen 7,90 und 17,90 Euro zuzüglich Porto; für Bestellungen ist das Archiv telefonisch unter 07231 308-423 oder per E-Mail an Kreisarchiv@enzkreis.de erreichbar. Um sich ein Bild von den Aquarellen machen zu können, präsentiert der Enzkreis ein Gebäudemotiv pro Gemeinde auch im Internet unter www.enzkreis.de (> Archiv / Bestände / archivische Sammlungen).

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: 07231 308-508 
Fax: 07231 308-1608 
Konstantin.Huber@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 328 / 2007, 10.12.2007

Aus evangelischen Archiven 47/2007

Aus der Reihe der Zeitschrift des Verbandes kirchlicher Archive "Aus evangelischen Archiven" ist dieser Tage das Heft 47/2007 erschienen. Die Zeitschrift, die bis Nr. 32 (1993) den Titel \“Allgemeine Mitteilungen aus der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche\“ führte, erscheint jährlich und enthält Aufsätze grundsätzlicher und wissenschaftlicher Art über archivische und historische Fragen aus dem Bereich evangelischer Archive.

Inhalt Heft 47/2007:

Kerstin Stockhecke
Bewertung und Übernahme von Patienten- und Klientenakten

Bärbel Thau
Bewertung und Kassation in Diakoniearchiven

Jürgen Stenzel
Zur Überarbeitung einer Kassationsordnung – Anmerkungen, Erfahrungen, Fragen

Bettina Wischhöfer
Digitalisierung von 2.130 gerollten Bauplänen im Landeskirchlichen Archiv Kassel. Herausforderung und Chance

Bertram Fink
Familienforschung zwischen archivischer Dienstleistung und Kommerzialisierung. Indexierung und Digitalisierung der Kirchenbücher auf Kooperationsbasis – eine Perspektive für kirchliche Archive?

Bettina Joergens
Open Access zu Personenstandsbüchern – Digitalisierungsprojekte des Landesarchivs NRW

Werner Jürgensen
Gesetzliche Beschränkungen bei der Nutzung von Personendaten in Kirchenbüchern

Reimund Haas
Entwicklung, Wandel und Zukunft der Kirchenarchive im Ruhrgebiet

Stefan Flesch
Tief im Westen: Kirchliche Archivarbeit zwischen Strukturwandel und geänderten Erwartungshaltungen

Andreas Metzing
Probleme und Perspektiven der Archivpflege auf Kirchenkreisebene – Ein Arbeitsbericht aus der Evangelischen Kirche im Rheinland

Andreas Butz
Überlieferungsbildung in Pfarrarchiven

Carlies Maria Raddatz
Archivpflege in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens 1933-2006

Norbert Friedrich
Der Bestand Kaiserswerther Verband – Einblicke in diakonische Netzwerke

Gabriele Stüber
„An Gottes Segen ist alles gelegen“. Entstehung, Entwicklung und Profil der Sammlung Volksfrömmigkeit im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz

Hans Otte
Ansprache (Eröffnung und Rechenschaftsbericht) auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche am 24.4.2007 auf der Ebernburg (Bad Münster a. Stein)

Bettina Wischhöfer
Bericht über den Verband kirchlicher Archive 2004-2007 vor der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche auf der Ebernburg am 24. April 2007

Buchbesprechung
Konrad Wiedemann/Bettina Wischhöfer, Einbandfragmente in kirchlichen Archiven aus Kurhessen-Waldeck, Kassel 2007 (Schriften und Medien des Landeskirchlichen Archivs Kassel 21). Bespr. v. Bernd Hey

Info:
"Aus evangelischen Archiven", Heft 47, 2007
hrsg. v. Stefan Flesch und Udo Wennemuth
ISSN: 1617-8238

Bezugsadresse
Verband kirchlicher Archive / Geschäftsführung
Goethestr. 27
30169 Hannover 

Adressen für Einsendungen:
Archiv der Evang. Kirche im Rheinland
Herrn Dr. Stefan Flesch
Postfach 30 03 39
40403 Düsseldorf

Landeskirchliches Archiv der Evang. Landeskirche in Baden
Herrn Dr. Udo Wennemuth
Postfach 22 69
76010 Karlsruhe

Das Münsterland in den 1950er Jahren

Das Münsterland als Kinoschlager? Vor 50 Jahren war das so. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat jetzt vier fast vergessene Filmdokumente, die in den 1950er Jahren Land und Leute der Region porträtierten, auf einer DVD neu herausgebracht. Ihre Titel: \“Mein Münsterland\“, \“Die Paradiese liegen nebenan\“, \“Schicksale einer Landschaft\“ und \“Über dem weiten Land\“. Am Dienstag, 11. Dezember 2007, wird die DVD \“Das Münsterland – Vier Filmporträts aus den 1950er Jahren\“ im Kreishaus Steinfurt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

\“In der Zeit des Wirtschaftswunders liefen diese kurzen Filme im Vorprogramm der Kinos, in Schulen und in Sonderaufführungen, um die Landschaft touristisch zu bewerben und der eigenen Einwohnerschaft zu präsentieren\“, erläutert Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Die vier Produktionen zeigen das Münsterland aus ganz verschiedenen Blickwinkeln: Als Region der Gegensätze zwischen Tradition und Moderne, als Stätte der Ruhe und Erholung, als Land mit einer langen Geschichte und schließlich als Landschaft, deren Natur- und Kulturraum über die politischen Grenzen Nordrhein-Westfalens hinausreicht.

Am Anfang der Neuedition stand die Erschließungsarbeit im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums. Unter den über 2000 Filmdokumenten, die in den letzten Jahrzehnten zunächst recht ungeordnet übernommen worden waren, fanden sich mehrere Filmrollen, auf denen das Münsterland der 1950er Jahre festgehalten wurde. Über diese Erschließungsarbeit machte LWL-Filmarchiv-Referent Dr. Ralf Springer schließlich vier Porträts ausfindig, die das Münsterland zur Zeit des Wirtschaftswunders zeigen: \“Mein Münsterland\“, produziert von der Roto-Film aus Hamburg im Jahr 1955, \“Die Paradiese liegen nebenan\“ und \“Schicksale einer Landschaft\“, produziert von der Exentrik-Film Hans Peterich aus Hamburg-Münster in den Jahren 1957 bzw. 1958 und schließlich der Film \“Über dem weiten Land\“ produziert vom Filmemacher Paul Kellermann aus Lüdenscheid in den Jahren 1958 und 1960. 

In einem nächsten Schritt galt es, soviel wie möglich zum Entstehungshintergrund der Filme in Erfahrung zu bringen. \“Denn das LWL-Medienzentrum ist bemüht, seine Produktionen als Medien für die historische Bildungsarbeit zu gestalten\“, führt Markus Köster aus. Deshalb liegt der DVD auch ein umfangreiches Begleitheft bei, das die Geschichte der Filme erläutert und weitere Informationen zu Filmvorhaben im Münsterland der Nachkriegszeit gibt.

Als problematisch erwies sich bei der Recherche, dass inzwischen sowohl die Produktionsgesellschaften als auch Produktionsunterlagen zu den Filmen schon längst nicht mehr existieren. \“Als echter Glücksfall erwies sich, dass wir auf die Witwe des Filmproduzenten Hans Peterich stießen\“, berichtet Springer. \“Sie erzählte von den Produktions- und Verleihbedingungen in den 1950er Jahren, übergab eine Zeitungsausschnittssammlung mit Berichten über die Drehtage und Premieren und lieferte noch Kopien der Filme ihres Mannes, die im besseren Zustand waren als unsere.\“

Seit der Entstehung der Filme hat sich das Münsterland stark verändert. Das gibt den Streifen aus heutiger Sicht einen ganz besonderen Reiz. Die vier inzwischen historischen Landschaftsporträts zeigen nicht nur, wie die Region geographisch, kulturell und sozial vor fünf Jahrzehnten ausgesehen hat. \“Die Auswahl der Motive und die jeweiligen Kommentare, die ganz dem Geschmack der Zeit entsprechen, machen deutlich, welches Image die Filmemacher vom Münsterland nach außen transportieren wollten. Die Art der Darstellung sagt somit viel über das Selbstbild der 1950er Jahre aus. Auch deshalb stellen diese Landschaftsporträts heute ein wertvolles Dokument der Zeitgeschichte dar\“, so Köster.

Filmpremiere:
Am Dienstag, 11. Dezember, um 19 Uhr feiert die DVD \“Das Münsterland. Vier Filmporträts aus den 1950er Jahren\“ im Kreishaus Steinfurt (Tecklenburger Str. 10, Burgsteinfurt) ihre Premiere. Steinfurts Kreisdirekter Dr. Wolfgang Ballke und die Referatsleiterin für regionale Kulturpolitik der Staatskanzlei NRW, Angela Braun-Kampschulte leiten die Veranstaltung durch Grußworte ein. Dr. Markus Köster und Dr. Ralf Springer vom LWL-Medienzentrum für Westfalen berichten zwischen den Präsentationen über die Entstehung und Überlieferung der vier Filme. In seinem Schlusswort wird LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe die Bedeutung historischer Filmschätze als kulturelles Erbe Westfalens erläutern. Im Anschluss besteht Gelegenheit zum Gespräch und zum Erwerb der DVD. 

Info:
Das Münsterland. Vier Filmporträts aus den 1950er Jahren
DVD, 50 min, 14.90 € zuzüglich 2,60 € Versandkosten
Bezug: LWL-Medienzentrum für Westfalen
(medienzentrum@lwl.org, Fax: 0251 591-3982) oder im Buchhandel.

Quelle: LWL, Pressemitteilung, 7.12.2007

Natürliche Klimatisierung in Archivmagazinen – 10 Jahre Kasseler Modell

Warum eine – zugegeben etwas umfangreichere – Broschüre zehn Jahre nach der Einweihung des neuen Landeskirchlichen Archivs Kassel? – Die Geschichte vom Archivbau in Kassel ist eine Erfolgsstory. „Im Anfang war der Archivkarton“ – frei nach dem Alten Testament „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Moses 1.1) bzw. nach dem Beginn des Johannes-Evangeliums im Neuen Testament: „Im Anfang war das Wort“ – sind die Anfänge des Landeskirchlichen Archivs untrennbar mit den Planungen des Archivbaus seit 1993 verbunden. Der einzelne Archivkarton (27,5 cm x 39 cm x 12 cm), in dem archivwürdige Unterlagen aufbewahrt werden, war bei den Bauplanungen das Maß aller Dinge. Um ihn herum wurde der puristische Magazinneubau mit seinem genial einfachen „low-tech“ Klimakonzept entwickelt und schließlich gebaut.

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Das „Tagebuch Archivbau“ berichtet von den Planungen seit 1993, vom Beginn der Bauarbeiten 1995, von der Einweihung 1997 und dem Umzug des Archivgutes 1998. Baufotos, Grundriss und Ansicht wie das Schema der natürlichen Klimatisierung der Magazine ergänzen das Tagebuch, das seinerzeit in drei Fortsetzungen 1995, 1996 und 1997 im Rundbrief, herausgegeben vom Verband kirchlicher Archive in der EKD, erschienen ist. 

Bereits die Baustelle wurde 1996 mehrfach von der Fachwelt besichtigt – bis heute wurden 67 Archivbaubesichtigungen von interessierten Archivaren, Architekten und Ingenieuren angefragt und durchgeführt. Wir haben „feste Kunden“ wie etwa das Predigerseminar Hofgeismar, das seine FEA, die Fortbildungen für Pfarrer, alle zwei Jahre im Landeskirchlichen Archiv durchführt, oder das Staatsarchiv Detmold, das regelmäßig seine Referendare schickt und solche, die selbst einen Archivbau planen und gern praktische Erfahrungen im Vorfeld sammeln wollen wie etwa das Bundesarchiv Berlin oder das Archiv Grünes Gedächtnis der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.

32 Fach-Anfragen zum Archivbau sind seit 1997 zudem ausführlich beantwortet worden. Angefragt haben u.a. das Erzbischöfliche Archiv Freiburg, das Historische Archiv Krupp, der Landschaftsverband Rheinland, die Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns, das Bundesamt für Bauwesen in Berlin, die Archivschule Marburg, die Archivberatungsstelle Thüringen und zwei Ingenieurbüros aus der Schweiz. Alle haben ausführliche Antworten erhalten, und alle haben das „Archivbauplakat“ bekommen, das 1998 entstanden ist, anschaulich über die Bauphasen und das Klimamodell in den Magazinen informiert und inzwischen vergriffen ist. 

Über das „Kasseler Modell“ ist publiziert und berichtet worden – es wurde u.a. 1998 auf dem 69. Deutschen Archivtag in Münster vorgestellt und auf einer Fachtagung der Archivberatungsstelle Thüringen 2002 in Bad Blankenburg.

Auch die Bausumme an sich konnte bemerkenswert niedrig gehalten werden: für umgerechnet eine halbe Million € konnten die Verwaltungsräume umgebaut werden und für 1,8 Millionen € wurde ein voll ausgestatteter Magazinneubau realisiert (200 € pro Regalmeter bzw. 1.295,- € pro Quadratmeter). 

Den Baukosten stehen zudem nicht unerhebliche Mieteinnahmen gegenüber. In den Jahren 1998 bis 2005 konnten voll ausgestattete, leer stehende Magazinräume an das Staatsarchiv Marburg vermietet werden und seit 2000 ist die Evangelische Kreditgenossenschaft e.G. in Kassel unser Mieter. Rund zehn Prozent der Bausumme von 2,3 Millionen € sind als Mieteinnahmen inzwischen wieder hereingekommen. 

Last but not least ist von zwei Nachbauten des „Kasseler Modells zur natürlichen Klimatisierung“ zu berichten. In Freiburg wurde 2002 der Neubau des Erzbischöflichen Archivs eingeweiht und im Oktober 2007 wurde in Köln der Neubau des Historischen Archivs des Erzbistums Köln eingeweiht.

Darum also diese Broschüre: die nächsten hundert am Archivbau Interessierten werden diese Broschüre erhalten, die auch den Nachdruck von zwei zentralen Aufsätzen zum „Kasseler Modell“ mit zusätzlichen Grafiken zu den ausgewerteten Klimadaten und weitere Literaturangaben enthält. 

Info
Bettina Wischhöfer, Natürliche Klimatisierung in Archivmagazinen – 10 Jahre Kasseler Modell (Schriften & Medien des Landeskirchlichen Archivs Kassel 23), Kassel 2007, 82 Seiten, ISBN 978 -3-939017-04-3, € 8,90

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv Kassel
Lessingstraße 15A
34119 Kassel
Tel.: (0561) 78876 – 0
Fax: (0561) 78876 – 11
archiv@ekkw.de

Tagungsbericht zum BKK-Fortbildungsseminar in Magdeburg

Das 16. Fortbildungsseminar 2007 der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag (BKK) fand vom 12. bis 14. November 2007 in Magdeburg in Räumlichkeiten der dortigen Stadtsparkasse statt. Das vom BKK-Unterausschuss für Aus- und Fortbildung konzipierte Thema lautete Neue Anforderungen an die archivische Vorfeldarbeit – analoge und elektronische Unterlagen aus amtlichen und nichtamtlichen Registraturen. Allein die Teilnehmerzahl von über 100 Personen, die aus allen Teilen der Bundesrepublik angereist waren, darf als Beleg dafür gewertet werden, dass die Organisatoren mit der Wahl des Themas und des Tagungsortes das richtige Gespür hatten.

Die Begrüßung der Teilnehmenden erfolgte durch Horst Eckert, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Magdeburg, der einen Bogen von der Gründung der Sparkasse im Jahre 1823 bis zur aktuellen Digitalisierung von Bankunterlagen schlug und sich damit mitten im Thema bewegte.

Die Eröffnung der Tagung nahm Dr. Ernst Otto Bräunche (Vorsitzender der BKK) zum Anlass, sich bei dem im nächsten Jahr aus dem Amt scheidenden Prof. Dr. Reimann herzlich für dessen langjährige engagierte und erfolgreiche Arbeit in der BKK und als Vorsitzender des BKK-Unterausschusses Aus- und Fortbildung zu bedanken. Ein Grußwort der Stadt Magdeburg überbrachte deren Beigeordneter für Kultur, Schule und Sport, Dr. Rüdiger Koch. Darin betonte er insbesondere auch den hohen Stellenwert, den das Tagungsthema gerade im Bereich der Dokumentenmanagement-Systeme und deren Folgewirkungen gegenwärtig für die Verwaltungen hat.

Den fachlichen Einstieg in die Fortbildungstagung übernahm Dr. Jochen Rath vom Stadtarchiv Bielefeld, dessen Einführungsvortrag mit dem Titel \“Records Management: Neues Berufsbild oder Berufsfeld – und für wen?\“ überschrieben war. Bisherige Defizite in der vorarchivischen Registraturpflege wurden dabei ebenso behandelt wie die Frage nach der zukünftigen Ausrichtung des Berufsbildes hinsichtlich der Anforderungen an die Archive auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie. Rath plädierte eindringlich dafür, das Arbeitsfeld Records Management verstärkt als archivische Kernaufgabe wahrzunehmen und entsprechende Arbeitsschwerpunkte zu setzen.

Die erste Arbeitssitzung widmete sich der archivischen Vorfeldarbeit im amtlichen Bereich wurde von Dr. Karten Uhde (Archivschule Marburg) moderiert. Petra Rauschenbach vom Bundesarchiv in Berlin stellte darin Normen und Standards im Bereich Records Management vor. ISO-Norm 15489, DOMEA, SAGA, MoReq1/Moreq2, DOD 5015.2, ISAD(G) und ISAAR waren die anfänglich kryptisch anmutenden Bezugsgrößen, deren Relevanz im Laufe des Beitrags aber schnell ersichtlich wurde. Diesen grundlegenden Ausführungen folgten zwei Praxisbeispiele. Die bereits im Eröffnungsvortrag skizzierten Unzulänglichkeiten bei der Schriftgutverwaltung haben in der Stadtverwaltung Hannover dazu geführt, aktuell eine Projektstelle beim Stadtarchiv Hannover einzurichten, die mit einer Verwaltungskraft besetzt ist und sich mit der Verbesserung des Status quo befasst. Unter dem Titel \“Aktenpläne, Aktenverzeichnisse, Fristenüberwachung – Projekte des Stadtarchivs Hannover zur Revitalisierung und Weiterentwicklung der (konventionellen) Schriftgutverwaltung\“ gewährte Dirk Resch einen Einblick in den bisherigen Projektverlauf. Über längere Erfahrungen mit den Unwägbarkeiten der Schriftgutverwaltung verfügte die Leiterin des Archivverbundes Bautzen, Grit Richter-Laugwitz. Aus ihrem Beitrag \“Der lange Weg zur Akzeptanz: Vom Verwaltungsarchiv zur Zentralregistratur – ein Erfahrungsbericht aus 15jähriger Tätigkeit\“ wurde ersichtlich, dass sich langfristige Planung, Beharrlichkeit und Engagement letzten Endes auszahlen und zu einer positiven Ausgestaltung des Arbeitsfeldes Records Management führen können. Den abschließenden Vortrag der ersten Arbeitssitzung hielt Dr. Michael Scholz von der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam über \“Archive und die ‚Flucht ins Privatrecht’ – kommunale Unternehmensformen und archivische Zuständigkeit\“. Er beschrieb die möglichen Rechtsformen kommunaler Betriebe vom Regiebetrieb bis zur Aktiengesellschaft und erläuterte, für welche dieser Betriebe eine Anbietungspflicht an das Kommunalarchiv besteht. 

\“Von der analogen zur elektronischen Akte – Archivischer Umgang mit einem Medienbruch\“ war die zweite Arbeitssitzung am 13. November überschrieben, deren Moderation in den Händen von Dr. Robert Zink vom Stadtarchiv Bamberg lag. Einen umfassenden und allgemeinen Überblick zu dem Themenfeld der elektronischen Archivierung bot Dr. Andrea Wettmann vom Staatsarchiv Dresden in ihrem Beitrag über \“Langzeitspeicherung und elektronische Archivierung – Anforderungen und Lösungsansätze\“. Ihre klar strukturierten Ausführungen verdeutlichten den Tagungsteilnehmern, dass es keine elektronische Archivierung von der Stange, keine Komplettlösungen gibt. In der Konsequenz muss sich jedes Archiv mit der jeweiligen Situation vor Ort auseinandersetzen und zu eigenständigen Lösungen kommen. Obwohl hierbei nicht nur in Einzelfällen durchaus eine Hemmschwelle seitens der Archive zu beobachten ist, wäre eine daraus resultierende Abwartetaktik der größte Fehler, da ein solches Verhalten zu massiven Überlieferungsverlusten führen wird. Wie bereits Rauschenbach am Vortag betonte auch Wettmann die große Bedeutung von Standards wie DOMEA, Moreq2 etc. und verdeutlichte, dass elektronische Archivierung ohne Standardisierung nicht möglich ist. Der generalisierende Beitrag war flankiert von zwei Werkstattberichten, die aufzeigten, wie Archive strategisch und operativ den Umstieg von der konventionellen Papierwelt auf die elektronische Datenwelt bewältigen können. Dr. Maren Ballerstedt, Stadtarchiv Magdeburg, skizzierte unter dem Vortragstitel \“Projekt Langzeitarchivierung in der Landeshauptstadt Magdeburg – ein Werkstattbericht\“ die Situation im Stadtarchiv Magdeburg, das sich seit relativ kurzer Zeit mit der Thematik auseinandersetzt und derzeit mit Erfolg die in der Stadtverwaltung beteiligten Dienststellen aber darüber hinaus auch den politischen Raum für das Thema sensibilisiert. Zudem verwies Ballerstedt auf die Bedeutung des interkommunalarchivischen Informationsaustausches. Einige Schritte weiter ist bereits das Stadtarchiv Stuttgart, dessen Vertreterin Dr. Katharina Ernst im Beitrag über \“Erste Schritte auf dem Weg zur Langzeitarchivierung – ein Werkstattbericht\“ auf die große Vielfalt bereits existierender Fachverfahren und Datenbanken in der Verwaltung einging und auf die Gefährdung digitaler Daten sowie bereits erfolgte Datenverluste hinwies. Ernst schilderte die technische Umsetzung von Datenübernahmen aus den Verwaltungen in das Archiv und die damit verbundenen Schwierigkeiten und verdeutlichte dabei auch die Sinnhaftigkeit der Einbindung externer Berater. Neben diesen drei Beiträgen, die sich mit der Archivierung elektronischer Daten auseinandersetzten, gewährte Dr. Harald Stockert vom Stadtarchiv Mannheim in seinem Referat über \“Vorgänge aus Bits und Bytes: Arbeiten mit einem Dokumentenmanagement-System in der Praxis\“ einen ebenfalls praxisbezogenen und detaillierten Einblick in die Umstellung von einer klassischen Aktenführung und -verwaltung auf ein Dokumentenmanagement-System am Beispiel der Aktenregistratur des Stadtarchivs Mannheim als kommunaler Dienststelle. Stockert ging dabei auf die Grundzüge eines Vorgangsbearbeitungssystems, auf Vorgangsprotokollierung und Revisionssicherheit, auf Recherchierbarkeit sowie den internen Datenschutz ein. Bestätigt wurde nochmals die Einsicht, dass eine Schriftgutverwaltung bereits im konventionellen Rahmen funktionieren muss, weil ansonsten eine reibungslose Einführung von Dokumentenmanagement-Systemen nicht möglich ist. Stockert wies in diesem Kontext auch auf das Empfehlungspapier der BKK zur Einführung von Dokumentenmanagement- bzw. Vorgangsbearbeitungssystemen hin, dass auf der Homepage der BKK abrufbar ist (www.bundeskonferenz-kommunalarchive.de).

Am Nachmittag bestand Gelegenheit zur Besichtigung der Außenstelle Magdeburg der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Deren Leiter Jörg Stoye stellte Arbeit und Quellen der Einrichtung vor, die Schriftgut und Karteikarten der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Magdeburg und deren achtzehn Kreisdienststellen verwahrt. Der Tag klang abschließend mit einem gemeinsamen Abendessen im Rathauskeller aus.

Die dritte Arbeitssitzung am 14. November hatte die archivische Vorfeldarbeit im nichtamtlichen Bereich zum Thema. Moderiert wurde sie von Prof. Dr. Norbert Reimann (LWL-Archivamt für Westfalen in Münster). Der archivische Umgang mit Personalvertretungen als Überlieferungsbildner von Hans-Jürgen Höötmann, ebenfalls LWL-Archivamt für Westfalen, lautete der erste Beitrag, der sich mit einem Sonderfall archivischer Überlieferungsbildung im nichtamtlichen Bereich auseinandersetzte. Schwerpunkte bildeten dabei der Rechtsstatus der Personalräte, die Archivwürdigkeit der Überlieferung und die Besonderheiten bei der Überlieferungsbildung. In den Folgebeiträgen wurden anschließend umfassendere Themenbereiche behandelt. Überlegungen zur Überlieferungsbildung im Bereich privater Nachlässe von Dr. Antje Bauer (Stadtarchiv Erfurt), Überlieferung von Wirtschaftsbetrieben in den ostdeutschen Bundesländern am Beispiel des Stadtarchivs Kamenz von Thomas Binder (Stadtarchiv Kamenz) und Archivische Vorfeldarbeit bei Vereinen und Verbänden in Dresden von Thomas Kübler (Stadtarchiv Dresden) lauteten die Titel der drei Referate. Allen war die Grundaussage gemein, dass archivische Einflussnahme auf die Registraturbildner im nichtamtlichen Bereich schwieriger zu realisieren ist als im amtlichen Umfeld und die klassischen Hilfsmittel des Records Management nur bedingt einsetzbar sind. Insbesondere Kübler wies auf die Bedeutung personeller Kontinuität bei der Betreuung der Vereine und Verbände hin. Einhellig wurde in der Arbeitssitzung auch die Meinung vertreten, dass die Außendarstellung des Archivs, die öffentliche Wahrnehmung archivischer Kompetenz ein entscheidendes Kriterium für die Bereitschaft nichtamtlicher Registraturbildner zur Deponierung von Archivgut im Archiv ist und dessen Akzeptanz maßgeblich prägt.

Die Beiträge des Fortbildungsseminars werden 2008 gemeinsam mit den Beiträgen des vorangegangenen Fuldaer Fortbildungsseminars in der Reihe Texte und Untersuchungen zur Archivpflege des LWL-Archivamtes für Westfalen veröffentlicht.

Hans-Jürgen Höötmann (Münster)

AUGIAS-Anwendertreffen in Werdau

Am 28. November 2007 lud Firma AUGIAS-Data in den Tagungsräumen des Landratsamtes Zwickauer Land in Werdau zu einer Anwenderschulung ein.
Dieser Einladung folgten 34 Archivare aus 16 Staats-, Kreis- und Stadtarchiven in Sachsen und Thüringen.

Herr Jacobs stellte das neue Programm AUGIAS 8.1 vor und erläuterte Neuerungen und Änderungen gegenüber den Programmen AUGIAS 7.4 und 8.0. Es entwickelte sich eine rege Diskussion über die gesammelten praktischen Erfahrungen im täglichen Umgang mit dem Archivierungsprogramm. Hierbei zeigten sich auch die unterschiedlich gewichteten Forderungen und Ansprüche an das Archivierungsprogramm durch die einzelnen Archivtypen. Wünsche, aber auch Kritikpunkte zur Effektivierung des Programms in der täglichen Erschließungsarbeit wurden klar formuliert. 

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde AUGIAS-Zwischenarchiv 8.1 erläutert und diskutiert. Hierbei wurde auch die optimale Nutzung des Programms in der IT-gestützten Kommunikation mit den abgebenden Ämtern der Verwaltung beraten. Hier gab es insbesondere einen Bezug auf die zunehmenden Übernahmen von Schriftgut aus der Verwaltung ins Verwaltungsarchiv bzw. ins Archiv durch die in Sachsen anstehende Kreisreform. Aus Zeitmangel konnten einige Anwendungsmöglichkeiten von AUGIAS-ZWA 8.1 leider nicht umfassend beraten werden.

Vielleicht dürfen die Teilnehmer dieses informativen Anwendertreffens auf eine Folgeveranstaltung hoffen.

Hänel/Dressel (Werdau)

Kontakt:
Kreisarchiv Zwickauer Land
Königswalder Strasse 18
08412 Werdau
Tel.: (03761) 56 16 90
Fax: (03761) 56 18 04
archiv@zwickauerland.de

Metadata for Semantic and Social Applications (CFP)

Das Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten (KIM) weist auf den Call for Papers für die International Conference on Dublin Core and Metadata Applications 2008 hin. Dieser steht unter http://dc2008.de/papers zur Verfügung. Die internationale Konferenz wird vom 22. bis 26. September 2008 in Berlin stattfinden. Themenschwerpunkt ist "Metadata for Semantic and Social Applications". Papers, Reports und Poster zum Themenschwerpunkt, und darüber hinaus auch zu weiteren Themen im Bereich Metadaten, sind bis 30. März 2008 willkommen. 

Veranstalter sind das Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten (KIM), Max Planck Digital Library, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen, Deutsche Nationalbibliothek, Humboldt Universität zu Berlin und Dublin Core Metadata Initiative (DCMI). Die Konferenz wird von Wikimedia Deutschland unterstützt. 

Informationen zur Konferenz und dem Call for Papers finden sich auf der Konferenzhomepage www.dc2008.de

Kontakt:
Mirjam Keßler
Deutsche Nationalbibliothek
Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten / Öffentlichkeitsarbeit
Adickesallee 1
D-60322 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-1525-1763
m.kessler@d-nb.de

Buch der Erinnerung, Juden in Bocholt von 1938 – 1945

Beim Gedenken an die Verbrechen der Pogromnacht 1938 werden sie genannt: die Namen der aus Bocholt deportierten 34 Juden. Doch kaum jemand verbindet 62 Jahre nach der Befreiung Bocholts von der NS-Diktatur noch etwas mit ihnen. Um dies zu ändern, legt Josef Niebur für den VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften jetzt das \“Buch der Erinnerung. Juden in Bocholt 1938 – 1945\“ in zunächst einem Exemplar vor. Im \“Buch der Erinnerung. Juden in Bocholt 1938 – 1945\“ sind Leben, Leidensweg und – wo bekannt – der Tag der Ermordung der jüdischen Bocholter festgehalten.

Die Gedenkseiten, 35 sind jetzt fertig, sind gleich aufgebaut. Sie enthalten ein Foto des Ermordeten. Da nur sehr wenige Fotos überliefert sind, wurden historische Zeitungsausschnitte zu den Einzelnen, wo auch die nicht vorhanden sind, Fotos der Häuser eingefügt, in denen sie vor der 1939 erfolgten Einweisung in ein Judenhaus wohnten. Für die Gedenkseiten sind alle derzeit bekannten Informationen aus der Einwohnermeldekartei, den Zeitungen \“Bocholter Volksblatt\“ und \“Grenzwarte\“ und Zeitzeugeninterviews ausgewertet worden. Die Daten der Ermordung wurden dem Gedenkbuch des Bundesarchiv Koblenz und des Internationalen Suchdienstes in Arolsen sowie dem niederländischen Werk \“Gedenk\“ entnommen. Oft steht auch dort nur \“unbekannt\“.

Das Gedenkbuch enthält neben Geleitworten von Sharon Fehr, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Münster, und von Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo eine kleine Zeitgeschichte zu \“Entrechtung und Ermordung der Bocholter Juden\“ sowie ein Verzeichnis aller bislang bekannten Juden, die in Bocholt geboren wurden, hier lebten oder von hier deportiert und ermordet wurden. Hier sind derzeit 124 Namen verzeichnet, bei elf weiteren Namen recherchiert Niebur derzeit noch, ob die Wohnortangabe \“Bocholt\“ zutrifft.

Der älteste der Ermordeten ist Salomon Goedhart, Jahrgang 1860, der schon 1911 nach Aalten verzog. Von dort noch 83-jährig deportiert, wurde er am 14. Mai 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Das jüngste Opfer ist Leo Landau, 1938 in Bocholt geboren. Er wurde am 10. Dezember 1941 in das Ghetto nach Riga deportiert und dort umgebracht.

Trotz über 20-jähriger Forschungstätigkeit ist Niebur nicht sicher, ob er bereits alle ermordeten Juden, die einmal in Bocholt wohnten, in seinem Verzeichnis aufgeführt hat. So werden jetzt im Buch die Gedenkblätter der 34 direkt aus Bocholt deportierten Juden und von Amalia Marcus sein, die aus Angst am 9. Dezember 1941 Selbstmord beging. Das Erinnerungsbuch wird nach Angaben des Arbeitskreises 2008 ergänzt werden. Bei der Zusammenstellung der Dateien und Fotos sowie dem Layout des Buches halfen ihm Vanessa Freitag und Bruno Wansing vom Fachbereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung.

Der Tag der ersten Deportation aus Bocholt, der 10. Dezember 1941, jährt sich am Montag zum 66. Male. An diesem Tag wird deshalb das \“Buch der Erinnerung Bocholter Juden 1938 – 1945\“ an Bürgermeister Peter Nebelo übergeben. Stellvertretend für den VHS-Arbeitskreis "Synagogenlandschaften" wird es von Benno Simoni überreicht. Simoni stammt aus Berlin und ist dort stellvertretender Vorsitzender der Synagogengemeinde Berlin – Sukkat Schalom -. Er ist der Großneffe der am 24. Januar 1942 von Bocholt nach Riga deportierten und dort ermordeten Regina Seif. Nebelo wird dieses Buch weiterreichen an Werner Koop, dem Regionaldirektor der Vereinigten IKK. In der dortigen Schalterhalle im Haus des Handwerks, Europaplatz 17, wird das \“Buch der Erinnerung\“ ab Dienstag, 11. Dezember 2007, für jeden zur Ansicht ausliegen. Auf dem Grundstück stand bis 1942 die Synagoge der israelitischen Gemeinde Bocholt.

Info:
Die Stunde der Erinnerung zur Übergabe des Erinnerungsbuches beginnt am Montag, 10. Dezember 2007 um 16 Uhr im Ratssaal des neuen Rathauses Bocholt am Berliner Platz.

Hertha B.S.C. in der NS-Zeit

Hertha BSC Berlin öffnet ein bisher unbekanntes Kapitel seiner Geschichte. Welche Rolle der Verein, einer der ältesten Clubs der Liga, im Dritten Reich spielte, hat der Berliner Historiker Professor Dr. Daniel Koerfer von der Freien Universität erforscht. Sein Fazit: "Hertha BSC war kein nationalsozialistisch infizierter Verein.\“ 

Die große Mehrheit der Spieler sei der NSDAP ferngeblieben, auch die meisten der rund 400 Mitglieder des Vereins hätten nicht mit den Nazis sympathisiert, schreibt Koerfer, ein gebürtiger Schweizer. Die Vereinsführer hingegen waren oder wurden Parteimitglieder. 

Entscheidend für den Verein war in dieser Zeit seine Verwurzelung im Berliner Arbeiterbezirk Wedding. Hier stimmten 1932 noch drei Viertel der Wähler für KPD und SPD. Über 30 Jahre bis zu Hitlers Machtergreifung führte ein Sozialdemokrat und Gewerkschafter die Vereinsgeschäfte und arbeitete selbst unter den Nazis an verantwortlicher Stelle bei Hertha. Im Mittelpunkt standen Fussball und Kegeln, der Zusammenhalt untereinander war eng, zu fast allen der 300 Herthaner an den Fronten hielt der Verein im Krieg weiter Kontakt. Koerfer: \“Hertha BSC war der Verein der kleinen Leute\“. 

Hertha-Präsident Bernd Schiphorst, der die Studie in Auftrag gegeben hatte, sagte bei der Vorstellung: \“Viele Fans nennen uns heute in einem Atemzug mit dem Olympiastadion, weil wir dort seit Beginn der Bundesliga 1963 unsere neue Heimat gefunden haben. Aber unsere Wiege stand an der ‚Plumpe’ im Wedding, und das hat Hertha möglicherweise vor mancher Einvernahme durch die Nazis bewahrt.\“ 

Ohne braune Flecken sei die blau-weiße Vereinsweste jedoch nicht, hieß es am 5.12.2007 bei der Vorstellung der Studie. Der Verein stellte sich früh in den Propagandadienst des Regimes. Die Bewunderung für den \“Führer\“ Adolf Hitler (nicht für die NSDAP) wuchs mit seinen wirtschaftlichen und außenpolitischen Erfolgen und führte zu Glückwunsch- und Ergebenheitsadressen. Auch um eine bedrohliche Schieflage der Vereinsfinanzen Mitte der 30er Jahre zu beheben, wurde mit den Machthabern kooperiert. Ein besonders tragisches Schicksal erlitt der jüdische Mannschaftsarzt von Hertha BSC; er wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. 

Der bekannteste Herthaner der aller Zeiten, der Nationalspieler Hanne Sobek, der 1930 und 1931 mit Hertha Deutscher Meister wurde, trat zwar 1940 der NSDAP bei, hielt aber vor- und nachher Distanz zu den Nazis. \“Als im Zuge der immer weiter verschärften antisemitischen Ausgrenzungspolitik die Tribünen für jüdische Vereinsmitglieder gesperrt werden sollen, protestiert Sobek dagegen. Er hat auch weiter Kontakt zu jüdischen Vereinsmitgliedern\“, schreibt der Historiker Koerfer. 

Insgesamt unterschied sich, resümiert Koerfer, das Verhalten des Vereins nicht wesentlich vom Verhalten der meisten Deutschen im Dritten Reich: Anpassungsbereitschaft war auch hier verbreitet. \“Es gab keinen Widerstand gegen das Regime, aber auch keinen tief verankerten, fanatischen Enthusiasmus für die Partei und ihre Führung, von der Bewunderung für Hitler bis weit in den 2. Weltkrieg hinein einmal abgesehen. Es gab auch keinen ausgeprägten Antisemitismus – aber eben auch keine Versuche, sich wirklich dem staatlich verordneten Rassenwahn entgegenzustemmen. Führerprinzip und Fußballsport – das war im Dritten Reich kein Gegensatz\“, so der Historiker. 

Link: Die komplette Studie zum Download (pdf) 

Kontakt:
Hertha BSC Kg mbH aA
Hanns-Braun-Straße, Friesenhaus 2
14053 Berlin
Fax: 030/300 928 94
info@herthabsc.de

Hon.-Prof. Dr. Daniel Koerfer 
Friedrich-Meinecke-Institut
Koserstr. 20 — Raum A 363 
14195 Berlin 
Tel.: +49 (30) 802 2330 
Fax: +49 (30) 801 1807 
daniel.koerfer@web.de

Quelle: Hertha BSC, Pressemitteilung, 5.12.2007

Kostenfreie Verbrauchsmaterialen für Töne

Das Bundesarchiv in Koblenz gibt kostenfrei (gegen Selbstabholung) die in nachfolgender Liste aufgeführten Verbrauchsmaterialen für Töne ab. Es handelt sich dabei um folgendes Material (mit Angabe der Stückzahl):

Karton Nr. 1 
Agfa Magnetband PER 525stereo 1000m/3280 ft. (OVP) 7 Stück
Agfa Magnetband MF6PE 17,5mm 320m/1050 ft. (OVP) 1 Stück
Agfa Magnetband PE46 22cm/1000m 8 ³/4\“ 3280 ft. (OVP) 2 Stück
pyral Magnetband LD 83 DIN Plast 18cm/7\“ 560/1840 ft. (OVP) 38 Stück

Karton Nr. 2 
pyral Magnetband LD 83 DIN Plast 18cm/7\“ 560/1840 ft. (OVP) 58 Stück

Karton Nr. 3 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 4 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 5 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 6 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 7 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 8 
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 92 Stück

Karton Nr. 9 
Leerspulen 13\“ und 18\“ (gebraucht) 90 Stück

Karton Nr. 10 
Dosen für Filmspulen 13\“ (OVP) 17 Stück
Dosen für Filmspulen P8/90 glasklar (OVP) 46 Stück
Dosen für Filmspulen 18\“ (gebraucht) 17 Stück
Agfa Magnetband Leerspule 18 -Empty Spool 7\“ (OVP) 9 Stück

Karton Nr. 11 
Agfa Magnetband Leerspule 18 -Empty Spool 7\“ (OVP) 21 Stück
Agfa Kunststoff – Kassetten 18/7\“ (gebraucht) 11 Stück
Dosen für Filmspulen 18\“ (OVP) 10 Stück
Dosen für Filmspulen 13\“ (OVP) 48 Stück

Karton Nr. 12 
Leerspulen 11\“ (OVP) 160 Stück
Leerspulen 13\“ & 18\“ (gebraucht) 49 Stück

Karton Nr. 13 
Dosen für Filmspulen 13\“ (gebraucht) 84 Stück
Dosen für Filmspulen 18\“ (gebraucht) 29 Stück

Karton Nr. 14 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 15 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 16 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 17 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 18 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 19 
Kunststoff – Kassetten 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 20 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 21 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 22 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 23 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 24 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 25 
Agfa Magnetband Leerspule 18\“ (OVP) 40 Stück

Karton Nr. 26 
Agfa Magnetband Leerspulen 13\“ (OVP) 100 Stück

Karton Nr. 27 
Agfa Magnetband Leerspulen 13\“ (OVP) 100 Stück

Karton Nr. 28 
ORWO Audio 60 Kassetten (OVP) 88 Stück

Karton Nr. 29 
Metall – Kerne 100mm O (OVP) 200 Stück

Karton Nr. 30 
Kunststoff – Kassetten 18/7\“ (gebraucht) 10 Stück

Karton Nr. 31 
Metallspulen 26\“ (gebraucht) 20 Stück

Kontakt:
Bundesarchiv
Dr. Oliver Sander
Leiter des Referats B 6 (Bilder, Karten, Töne)
Potsdamer Str. 1
D-56075 Koblenz
Fon +49 (0)261 – 505-478
Fax +49 (0)261 – 505-430
o.sander@barch.bund.de
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