Die Stadt Halle an der Saale würdigt den 60. Todestag ihres langjährigen Oberbürgermeisters Dr. Richard Robert Rive am 23. November 2007 mit einem Festakt und der Eröffnung einer Kabinettausstellung in den Räumlichkeiten des Stadtarchivs Halle an der Saale. Richard Robert Rive (1864-1947) hat sich im Laufe seiner 27-jährigen Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Halle (1906-1933) Verdienste auf verschiedensten Sektoren kommunaler Entwicklung erworben, welchen nach seiner Pensionierung 1933 über Jahrzehnte eine entsprechende Würdigung versagt blieb.
Erst nach der demokratischen Wende 1989/90 geschah dies in gebührender Weise, so in Form einer Ausstellung zum 50. Todestag 1997 über Rives kommunalpolitisches Wirken, einer unter Federführung des Stadtarchivs im hallischen Fliegenkopf-Verlag im Jahre 2000 erschienenen Publikation, der Rückbenennung des Riveufers unterhalb des Lehmannsfelsens 1992 und der 1998 erfolgten Errichtung einer Gedenkstele an diesem Ort.
Bei all diesen Bemühungen zur Bewahrung des historischen Gedächtnisses an Halles bedeutendstes Stadtoberhaupt im 20. Jahrhundert lag bisher stets der Schwerpunkt auf dem öffentlichen Wirken Rives, hinter dem der Mensch, sein persönliches und familiäres Umfeld zurücktrat. Den sich 2007 zum 60. Male jährenden Todestag Rives nimmt das Stadtarchiv zum Anlass, diesen Aspekt seiner facettenreichen Persönlichkeit im Rahmen einer Ausstellung dem öffentlichen Bewusstsein näher zu bringen.
Rives Herkommen, die Menschen, die seinen privaten und öffentlichen Weg begleiteten, Familienmitglieder, aber auch Persönlichkeiten, die er weitblickend als Oberhaupt der Kommune für unsere Stadt in verschiedensten Funktionen gewann, stehen im Mittelpunkt dieser Gedenkausstellung. Mit Hilfe der im Stadtarchiv verwahrten Dokumente aus Rives persönlichem Nachlass, aus Akten und Sammlungen sowie mittels Leihgaben von anderen Institutionen und aus Privatbesitz wird ein Bild seines Lebensweges gezeichnet, der vor dem Hintergrund einer der wechselhaftesten Abschnitte deutscher Geschichte zwischen dem Jahrzehnt der Reichsgründung und den von Entbehrungen und tief greifendem politischem Wandel geprägten Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs verlief.
Zeiten des beruflichen Erfolges und des persönlichen Glücks in einem erfüllten Familienleben stehen tragische Schicksalsschläge wie der Tod des einzigen Sohnes in den Kämpfen an der Westfront 1916 oder die materielle Not der letzten Lebensjahre gegenüber. Im Auftrag der Stadt Halle und des kunstsinnigen OB Rive entstanden aber auch die Gemälde Lyonel Feiningers zur Saalestadt. 1931 kaufte der Magistrat elf Gemälde und 28 Zeichnungen. Die Werke wurden von den Nationalsozialisten als «entartete Kunst» konfisziert und in verschiedene Sammlungen zerstreut. Die Stiftung Moritzburg besitzt heute aus diesem Konvolut lediglich zwei Gemälde sowie Arbeiten auf Papier.
Einen weiteren Aspekt bildet Rives gesellschaftliches Engagement über seine Stellung als Oberbürgermeister hinaus, so sein enges Verhältnis zur hallischen Universität und seine politische Aktivität als Mitglied des preußischen Herrenhauses und des Staatsrates sowie des Vorstands des Deutschen Städtetages.
Die in seinen Verdiensten wurzelnden Ehrungen, welche er schon zu Lebzeiten erfuhr, werden in direkter Beziehung hierzu dargestellt.
Info:
Die Ausstellung „Richard Robert Rive – Lebenswege eines Oberbürgermeisters“ kann vom 26. November bis zum 31. Januar 2008 in den Räumen des Stadtarchivs Halle besichtigt werden. Öffnungszeiten: Mo. 10 – 15 Uhr, Di. bis Do. 10 bis 18 Uhr
Kontakt:
Stadt Halle (Saale)
Stadtarchiv
Rathausstraße 1
06100 Halle (Saale)
Tel.: 0345/221-3301
Fax: 0345/221-3330
Quelle: HalleForum, 20.11.2007