Ein spezieller Buchscanner der Firma Zeutschel aus Hirschau leistet ab sofort im Stadtarchiv Tübingen wertvolle Dienste. Die so genannte „Face-up-Technologie“ des Aufsichtscanners erlaubt eine maximale Schonung auch älterer und empfindlicher Bücher. Wertvolle Archivalien können dank der neuen Technik nahezu berührungslos kopiert werden.
„Das ist High Tech aus Hirschau“, erklärte Oberbürgermeister Boris Palmer bei der offiziellen Inbetriebnahme im Stadtarchiv. „Ich freue mich, dass wir in Tübingen heimliche Weltmarktführer wie die Firma Zeutschel haben, auch wenn diese einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Diese kleinen und mittelständischen Unternehmen machen die Stärke Tübingens aus.“ Er verwies darauf, dass die Scanner aus Hirschau selbst im Vatikan verwendet werden.
Bislang standen die Fachleute in den Archiven häufig vor großen Problemen beim Kopieren wertvoller alter Bücher. Die Bindung litt unter dem Anpressen der Bände auf die Glasplatte, die Blätter konnten beim Umdrehen der Folianten reißen und die Hitze des Kopierers schädigte das Papier nachhaltig in seiner Struktur.
Dank des neuen Scanners mit dem Produktnamen OS 5000 TT gibt es jetzt Abhilfe. Das Buch wird mit dem Rücken nach unten auf das Gerät gelegt, von oben optimal ausgeleuchtet und mit einem hochwertigen Objektiv abfotografiert. Die Spezialsoftware erlaubt eine blitzschnelle und hochwertige Erfassung der Daten und die Übertragung auf den angeschlossenen Rechner. Quasi beim Umblättern wird gescannt, das Ergebnis einschließlich automatischer Bildkorrektur wird gleichzeitig am Monitor angezeigt.
Fast nebenbei werden diese Dokumente dabei aber auch digitalisiert. Eine OCR-Texterkennung ermöglicht die spätere Durchsuchbarkeit. Die Daten können auf Festplatte gespeichert oder per Mail verschickt werden. Wer als Benutzer früher einen Stapel Kopien mit nach Hause nahm, kann stattdessen jetzt auch eine CD bekommen. Die Scans lassen sich damit ohne Qualitätsverluste in Veröffentlichungen weiterverwenden oder an Dritte weitergeben.
Der moderne Buchscanner eröffnet aber noch ganz andere Perspektiven. In Kürze wird das Stadtarchiv häufig benutzte Archivalien digitalisieren. Dazu gehören Bürgerbücher oder Gebäudekataster des 18. und 19. Jahrhunderts, die komplett ins Internet gestellt werden sollen. Die häufig benutzen Bände, die bereits mehrfach unter hohen Kosten restauriert werden mussten, könnten so künftig im Magazin verbleiben und geschont werden.
Die Anschaffung wurde ermöglicht durch eine großzügige Spende der Volksbankstiftung Tübingen. „Wir engagieren uns gerne für das Gedächtnis der Stadt“, erklärte Hans Georg Leute, Vorsitzender des Vorstandes der Volksbank Tübingen. Stadtarchivar Udo Rauch schätzt sich glücklich, den neuen Scanner endlich nutzen zu können. „ Es ist ein enormer und in Baden-Württemberg nahezu einzigartiger Glücksfall, dass die Tübinger Archivbestände 500 Jahre ohne irgendwelche Kriegsschäden überstanden haben“, so Rauch. „Daraus erwächst für uns eine besondere Verpflichtung, diesen Schatz der Allgemeinheit zu erhalten und zugänglich zu machen.“
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Quelle: Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen, Pressemitteilung, 13.11.2007