Die Wiener Befestigungsanlagen und ihr Ende 1857

Der Abbruch der Wiener Stadtbefestigungen vor 150 Jahren ist das Thema der aktuellen Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Sie zeigt an Hand ausgewählter Objekte aus den Beständen des Archivs die Bedeutung der Wiener Bastei sowie die Neugestaltung der Stadt nach deren Abriss. 

Vor 150 Jahren gab Kaiser Franz Joseph den Auftrag zur Schleifung der Wiener Stadtbefestigung. Anlässlich dieses Jubiläums zeigt das Wiener Stadt- und Landesarchiv im Rahmen einer Kleinausstellung anhand archiveigener Materialien Aspekte der Entwicklung der Wiener Stadtmauer bis zu ihrem Abbruch sowie Pläne des 19. Jahrhunderts für die städtebauliche Erneuerung rund um die Wiener Innenstadt. 

Das bereits in der Römerzeit befestigte Wien erhielt nach 1200 eine mittelalterliche Ringmauer. Diese wurde im 16. und 17. Jahrhundert zu einer zeitgemäßen Stadtbefestigung ausgebaut. Durch die \“Bastei\“, wie sie nun genannt wurde, wurde die Stadt über Jahrhunderte erfolgreich geschützt. Die Modernisierung der Kriegsführung und die damit einhergehenden neuen Anforderungen zur Verteidigung ließen den militärischen Nutzen der Stadtbefestigung immer weiter in den Hintergrund treten. Die Bastei wurde zum Naherholungsgebiet der Wienerinnen und Wiener. Mit ihren Alleen und Grünflächen diente sie der Bevölkerung als beliebte Promenade. 

Die Befestigung gegen die napoleonischen Truppen hatte sich als wirkungslos erwiesen. Dennoch war eine unbefestigte Stadt lange Zeit nicht vorstellbar. Die Sorge vor Aufständen, die durch die Revolution im Oktober 1848 erneut aufkam, verzögerte eine städtebauliche Entwicklung, die in anderen Großstädten Europas bereits vollzogen worden war. Die Enge der Innenstadt, das Anwachsen der Bevölkerung und die zunehmende Bebauung entlang der Befestigung bewirkten den Entschluss zur Abtragung der Mauern. Mit allerhöchstem Handschreiben vom 20. Dezember 1857 wurde die Schleifung der Bastei beschlossen. Ein Wettbewerb zur Gestaltung des neu gewonnenen Gebietes wurde ausgeschrieben, an dem sich zahlreiche berühmte Architekten beteiligten. Basierend auf den Wünschen des Kaisers und den Vorschlägen der Wettbewerbsteilnehmer wurde ein Grundplan zur Neugestaltung der Innenstadt entwickelt. Der erste Schritt zur Schaffung der Wiener Ringstraße war getan. 

Die Eröffnung der Ausstellung geschah durch Gemeinderat Dr. Harald Troch und den Direktor des Wiener Stadt- und Landesarchivs, ao. Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Opll. Im Anschluss hielt Univ.-Prof. Dr. Karl Vocelka von der Universität Wien einen Vortrag mit dem Titel \“Von der Befestigung zur Ringstraße – Wien im 19. Jahrhundert\“, in dem der Geschichtsexperte die Bedeutung des Abbruchs der Stadtbefestigungen für die Entwicklung Wiens hervorhob. Zum Abschluss der Veranstaltung stellten die Kuratoren Dr. Susanne Fritsch und Mag. Hannes Tauber die von ihnen gestaltete Kleinausstellung in einem virtuellen Rundgang vor. 

Die Ausstellung "Die Wiener Befestigungsanlagen und ihr Ende 1857" ist noch bis 23. Mai 2008 im Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs zu den Öffnungszeiten des Archivs zu besuchen. Der Eintritt ist kostenlos, ein Katalog zur Ausstellung liegt zur freien Entnahme auf. 

Kontakt:
Wiener Stadt- und Landesarchiv 
Gasometer D, Wien 11, Guglgasse 14 
Tel.: (+43 1) 4000-84834 
hannes.tauber@archiv.wien.gv.at 
www.archiv.wien.at

Quelle: Rathauskorrespondenz, 8.11.2007

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