Über 5.100 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich bundesweit mit 1.257 Projekten am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema »miteinander – gegeneinander? Jung und Alt in der Geschichte«. Nun stehen die fünfzig Bundessieger fest. Am Mittwoch, den 31. Oktober 2007 zeichnete Bundespräsident Horst Köhler in Schloss Bellevue die fünf Erstpreisträger aus. Geehrt werden auch drei Lehrerinnen und Lehrer für ihr vorbildliches pädagogisches Engagement und Vertreter der zehn erfolgreichsten Schulen. Ausrichter des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten ist die Körber-Stiftung in Hamburg. Ausgelobt waren Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von 250.000 Euro.
Entgegen der viel beachteten These eines aufscheinenden Konflikts der Generationen, zeigen die Beiträge der Jugendlichen, dass Jung und Alt stets aufeinander angewiesen waren und auch heute noch sind. »Die Teilnehmer sprechen sich für die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt aus«, so Sven Tetzlaff, Projektleiter des Geschichtswettbewerbs. »Insbesondere die Familien empfinden sie als wichtiges Fundament stabiler sozialer Beziehungen.« Thematische Spitzenreiter des Wettbewerbs waren neben der Familie das Lehrer-Schüler-Verhältnis und die Jugendproteste im 20. Jahrhundert.
Marion Darilek vom Gymnasium Möckmühl (Landkreis Heilbronn) ist Erstpreisträgerin beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. In ihrer Wettbewerbsarbeit »Der dumme Bauerntölpel?« untersuchte Marion Darilek das Verhältnis von Lehrern und Schülern im Landschulwesen des 17. Jahrhunderts. Dabei wertete sie eine noch nicht bekannte Schulordnung aus dem Jahr 1611 aus. Sie erhält ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro.
Zwei weitere Bundespreise für Baden-Württemberg haben Johanna Melissa Lukate aus Mannheim und vier Realschülerinnen aus Nagold errungen. Damit zählt Baden-Württemberg zu den erfolgreichsten Bundesländern im Wettbewerb.
Vier Bundespreise gehen an Schülerinnen und Schüler aus Bayern. Jeweils einen dritten Preis haben Kerstin Dörner aus Dachau, Anika Färber aus Donauwörth sowie zwei Schülergruppen der Hauptschule Sonthofen und der Staatlichen Fachoberschule in Fürth errungen.
Zwei Bundespreise gehen an Schülerinnen aus Brandenburg. Einen zweiten Preis hat Meike Rugenstein aus Potsdam errungen. Sie untersuchte die Erziehung und Emanzipation der Berliner Malerin Suzette Henry, die 1789 als eine der ersten Frauen in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen wurde. Ein dritter Preis geht an Sarah al Diban aus Nauen für ein Quartettspiel, das Themen wie Kindheit, Bildung und Religiosität von Personen unterschiedlichen Alters und kultureller Herkunft darstellt.
Einen dritten Bundespreis erhält die 18-jährige Annemarie Kahl vom Gymnasium Buckhorn. Sie untersuchte in ihrer Arbeit »Leben auf der Kötnerstelle Nr. 34 1843-1966 Börry« die Generationenbeziehungen auf einem Bauernhof im niedersächsischen Börry.
Drei Bundespreise gehen nach Hessen an Schülerinnen und Schüler des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums in Gießen. Zwei zweite Preise errangen Fiona Fritz (Einzelbeitrag) sowie Mira Kröck und Bettina Kühn (Team). Ein dritter Preis geht an Carmen Lai und Jakobus Gäth (Team).
Zwei dritte Bundespreise gehen nach Niedersachsen: an Anthea Korinth aus Meppen und Christoph Schneider aus Isernhagen. Die 16-jährige Anthea Korinth untersuchte die Bildungschancen von Frauen im 20. Jahrhundert. Der 18-jährige Christoph Schneider stellte den historischen Wandel der Beziehungen von Jung und Alt auf dem Land anhand von Hofübergabeverträgen dar.
Zwei der fünf ersten Preise beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema »miteinander – gegeneinander? Jung und Alt in der Geschichte« gehen nach Nordrhein-Westfalen: an das Team Julia Buchholz und Patricia Wratil vom Otto-Hahn-Gymnasium in Bergisch Gladbach und an Julian Kupferschmidt vom Schillergymnasium in Münster.
Weitere achtzehn Bundespreise haben Schüler aus Aachen, Bergisch Gladbach, Bielefeld, Dortmund, Leverkusen, Meschede, Münster, Neukirchen-Vlyun und Tecklenburg errungen. Damit ist Nordrhein-Westfalen das erfolgreichste Land im Wettbewerb.
Zwölf Schüler einer 6. Klasse am Rabanus-Maurus-Gymnasium in Mainz sind Erstpreisträger beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Für ihre Wettbewerbsarbeit »Mensch erzähl mir was!« entwarfen die Sechstklässler ein Gesellschaftsspiel, das Alt und Jung vorbildlich in einen intensiven Generationendialog bringt.
Jule Lieber vom Gymnasium St. Augustin zu Grimma ist Erstpreisträgerin beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Sie erforschte in ihrer Wettbewerbsarbeit »’Amboss oder Hammer sein? Wir waren Opfer und Täter!’« die Unterdrückung jüngerer Schüler durch ältere am Internat ihrer Schule.
Ein dritter Bundespreis geht an vier Schülerinnen und Schüler aus Sachsen-Anhalt: Hannes Schmidt, Nele Schneider, Michelle Schoßau und Vincent Urban begaben sich auf »Eine Reise durch die Geschichte der Bildungs- und Erziehungsanstalten Droyßig« und untersuchten den Wandel des Verhältnisses von Lehrern und Schülern.
Einen zweiten Preis hat eine 9. Klasse aus Geesthacht errungen. Die Schüler untersuchten in ihrer Studie »Mit dem Moped in die Milchbar« die Halbstarken-Bewegung in Geesthacht. Ein dritter Preis geht an Katharina Langfeldt aus Kiel. Sie erforschte den Widerstandskampf ihres Urgroßvaters im Nationalsozialismus und seine Auswirkungen auf die eigene Familie.
Stellvertretend für viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer erhalten drei Pädagogen einen Tutorenpreis:
Ausgezeichnet wird die Grundschullehrerin Renate Mann aus Nidda für ihre herausragende pädagogische Betreuung von jahrgangsübergreifenden Lerngruppen. »Renate Mann gelingt es vorbildlich, Grundschüler zum eigenständigen Forschen anzuregen und dabei die Stärken jedes einzelnen Kindes individuell zu fördern«, so die Jury. Sie erhält einen der drei mit 1.500 Euro dotierten Tutorenpreise. Ausgezeichnet wird auch der Lehrer Werner Ostendorf. Seit 1980 hat Ostendorf 350 Schüler in 153 Projekten betreut und »den Wettbewerb zum festen Bestandteil einer Schulkultur gemacht, die bundesweit einzigartig ist«, so die Jury. Ausgezeichnet wird schließlich die Lehrerin Herma Lautenschläger, die maßgeblichen Anteil am sächsischen Wettbewerbserfolg trägt. »Das Engagement von Herma Lautenschläger ist vorbildlich. Ohne sie hätte der Wettbewerb in Sachsen nicht diesen Aufwind bekommen«, so die Jury.