Geschichtsbewusste Landrätin besuchte Kreisarchiv Soest

Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2007 informierte sich die neue Soester Landrätin Eva Irrgang im Kreisarchiv Soest über ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte, das der Kreis Soest aktiv mitgestaltete. Kreisarchivarin Beatrix Pusch präsentierte der Verwaltungschefin Fotos, die zeigen, wie der damalige Oberkreisdirektor Rudolf Harling und Kreisdirektor Dr. Wolfgang Maas im September 1989 frühmorgens gegen ein Uhr die ersten Flüchtlinge aus der deutschen Botschaft in Prag in Eringerfeld begrüßten. Mehrere hundert Männer, Frauen und Kinder erhielten in den Wochen und Monaten danach auf dem ehemaligen Internatsschulgelände bei Geseke eine erste Unterkunft und Versorgung. Die Landrätin zeigte sich beeindruckt über die Erwartungen der Bürger des Kreises Soest, die diese zum ersten Tag der Deutschen Einheit 1990 in den heimischen Tageszeitungen äußerten. So fanden sich zahlreiche Soester im Patroklidom ein, um um Mitternacht die letzten Minuten der Trennung Deutschlands zu erleben, ehe die Glocken zur Einheit läuteten. Auch der Kreis Soest veranstaltete am 3. Oktober auf Initiative der ehemaligen Landrätin Karin Sander einen Empfang im Kreishaus. 

Weiterhin nahm Eva Irrgang Einsicht in Akten, Dokumente, Presseartikel und Fotos aus den Jahren 1990 bis 1994, die belegen, dass der Kreis Soest den brandenburgischen Kreis Cottbus-Land beim Aufbau kommunaler Verwaltungsstrukturen in vielfältiger Art und Weise unterstützt hat. Im Juni 1990 beschloss der Kreistag durch Dringlichkeitsbeschluss, 70 000 DM für Hilfen in sozialen Einrichtungen in Cottbus und Wurzen bereitzustellen. Ausgelöst durch diese Kontakte nahm der Landkreis Cottbus das Angebot des damaligen Oberkreisdirektors Rudolf Harling zur Unterstützung beim dortigen Aufbau der Verwaltung und zur Begleitung der parlamentarischen Arbeit gerne an. Ab Juli 1990 gab es in der Kreisverwaltung Cottbus-Land eine Organisationsberatungsstelle des Kreises Soest. Diese Stelle war bis Ende Dezember 1993 zeitweise mit bis zu fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Kreis Soest besetzt. Abgedeckt wurden nahezu alle Bereiche der kommunalen Kreisaufgaben wie Organisation, Personal, Finanzen, Soziales, Ordnungs- und Polizeiangelegenheiten, Wahlen, Schulen, Jugendhilfe, Touristik sowie Rettungsdienst. Insgesamt 83 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zum Oberkreisdirektor leisteten rein rechnerisch an 1.197 Tagen Beratungs- und Verwaltungshilfe. Diese entsprechen dem Einsatz einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters für die Dauer von sechs Arbeitsjahren. 

Auch zwischen den Vorsitzenden der Kreisparlamente und den Fraktionen der Kreistage gab es viele Kontakte. Dies belegt zum Beispiel ein Presseartikel aus dem Patrioten vom 23. September 1992 mit der Überschrift „Fraktionen machen Cottbuser Freunden Mut – CDU und FDP verschaffen sich vor Ort Eindrücke von der Lage in Brandenburg“. Gegenseitige Besuche und Arbeitstreffen auf politischer Ebene machten es also möglich, sich im Tagesgeschäft der parlamentarischen Arbeit auszutauschen und auch menschlich näher zu kommen. Landrätin Eva Irrgang zeigte sich erstaunt über die geleistete Aufbauarbeit und zollte allen, die mitgeholfen haben, Respekt, Dank und Anerkennung. „Ich bin stolz und froh, dass der Kreis Soest aktiv Geschichte mitgestalten und zur Deutschen Einheit beitragen konnte“, zog die Verwaltungschefin eine positive Bilanz ihres Besuchs im Kreisarchiv Soest. Die vom Kreisarchiv Soest erstellte Dokumentation „Soest und Cottbus-Land – zwei Kreise wurden Partner“ ist weiterhin kostenlos im Kreisarchiv erhältlich. Darauf weist Kreisarchivarin Beatrix Pusch hin. Das Archiv steht für jeden offen, der sich über die Kreisgeschichte informieren möchte. 

Kontakt
Kreisarchiv Soest
Sigefridwall 20
59494 Soest
Tel.: 02921 / 302960
Fax: 02921 / 302944
Kreisarchiv@kreis-soest.de

Quelle: Pressemeldung Kreis Soest, 1.10.2007

Vitrinenausstellung im Stadtarchiv Neunburg

Um den Bewohnern der Stadt Neunburg (Landkreis Schwandorf ), das bisher nur selten von ihnen genutzte Stadtarchiv bekannter zu machen, hat Stadtarchivarin Christa Scheitinger beschlossen, anhand von kleinen Ausstellungen Wichtiges und Interessantes aus der Heimatgeschichte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Den Anfang macht sie zur Zeit mit Unterlagen aus der Gründungszeit des Klosters der Armen Schulschwestern aus den Jahren 1833 bis 1835, auf die sie bei der Sichtung von Archivmaterial stieß. In einer Vitrine im Rathaus, die ihr der Heimatpfleger Theo Männer aus dem Fundus des Schwarzachtaler Heimatmuseums für die Ausstellung zur Verfügung stellte, befinden sich die Originaldokumente aus dieser Zeit. Da Christa Scheitinger davon ausging, dass diese nur von wenigen Besuchern entziffert werden können, hat sie sich die Mühe gemacht, die Schriftstücke zusätzlich in eine für alle lesbare Form zu übertragen. Ergänzt wird die Ausstellung noch durch ein Kreuz des langjährigen Beichtvaters der Gründerin der Kongregation der Armen Schulschwestern, Karolina Gerhardinger (1787-1879) sowie der österreichischen Kaiserin Karolina, Franz Sebastian Job (1767-1834), das sich heute im Familienbesitz befindet, der Stadt jedoch leihweise zur Verfügung gestellt wurde. 

Kontakt
Stadtarchiv Neunburg vorm Wald
Schrannenplatz
92431 Neunburg vorm Wald
Tel.: 09672 / 480
Tel.: 09672 / 9208 – 0 

Quelle: Mittelbayerische Zeitung, 12.9.2007

Stadtarchiv Siegen bietet Hilfe bei Familienforschung

Jeder, der einmal den Versuch unternommen hat, sich eingehender mit der Geschichte seiner Familie zu beschäftigen, kennt das Problem: Die Lebensdaten der eigenen Eltern kennt man noch, zur Not auch die der Großeltern. Danach wird’s in der Regel problematisch, will man Familienkunde oder, wissenschaftlich ausgedrückt \“Genealogie\“ systematisch betreiben. Wie mache ich weiter? Wo kann ich suchen? Welche Quellen muss ich nutzen? Kann ich überhaupt die alte Schrift lesen? Fragen über Fragen, denen jetzt Abhilfe geschaffen werden soll, denn allen an der Erforschung ihrer Familiengeschichte Interessierten bietet das Stadtarchiv Siegen einen neuen Service an: Einmal im Monat wird Heinrich Prinz, nach eigenem Bekunden Inhaber der größten familienkundlichen Datenbank des Siegerlandes mit Informationen zu 200 000 Personen, bei allen Problemen zur Erforschung von historischen verwandtschaftlichen Beziehungen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dabei wird er nicht nur Auskünfte aus dem Bestand bereits erfasster Familiendaten geben, sondern auch Hilfen bei Leseproblemen in den Quellen des Stadtarchivs oder auch Hinweise, wo Familienforscher fündig werden können. Wer sich diesem Hobby erstmals widmen möchte, wird von ihm wertvolle Tipps zum methodischen Vorgehen bekommen. Heinrich Prinz erhofft sich durch den Austausch mit Gleichgesinnten auch eine Erweiterung seiner eigenen Datenbasis: \“Grundgedanke ist die möglichst umfassende Vernetzung der Familienkunde des Siegerlandes\“, so der Familienkundler aus Grund. \“Jeder, der sich am Projekt beteiligt, hat die Gewähr, ein Vielfaches von dem Eingebrachten zurück zu erhalten. Außerdem wird die Fehlerquote der Forschungen um so geringer, je mehr Genealogen sich beteiligen\“. Für das Stadtarchiv sieht Stadtarchivar Ludwig Burwitz den Vorteil, dass empfindliche Originale nicht immer wieder neu in die Hand genommen werden müssen und auf diese Weise geschont werden. Heinrich Prinz ist jeden letzten Donnerstag im Monat im Lesesaal des Stadtarchivs von 14.00 bis 19.00 Uhr ansprechbar. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Kontakt
Stadtarchiv Siegen
KrönchenCenter
Markt 25
57072 Siegen
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Fax: 0271 / 404 – 3099
l_burwitz@siegen.de 

Quelle: Sauerlandkurier, 9.9.2007; Aktuelles Stadtarchiv Siegen

Tag der offenen Tür im Staatsarchiv Zürich

Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit steht dem Staatsarchiv Zürich ab dem 9. Oktober 2007 ein großzügig erweiterter Archivbau zur Verfügung. Die Einweihung der umgebauten und erweiterten Räumlichkeiten findet am 5. Oktober 2007 statt. Nachdem im März 2004 die Bauarbeiten begonnen hatten, konnte das Staatsarchiv Ende 2005 nach der Überführung seiner gesamten Bestände und Einrichtungen den Erweiterungsbau beziehen, der nach neuesten Standards errichtet worden war und optimale Bedingungen für das gelagerte Archivgut bietet. Die Werkstätten im Obergeschoss sind mit allem ausgestattet, was für die Restaurierung von Dokumenten, für die Sicherheitsverfilmung und die Erbringung von fotografischen Kundendienstleistungen erforderlich ist. Ab März 2006 fand dann im Erweiterungsbau ein reduzierter Betrieb statt. Während dieser Zeit erfolgte dann der Umbau des Altbaus, der mit einem neuen Sicherheits- und Raumkonzept versehen wurde. Im Obergeschoss entstanden zusätzliche Büroarbeitsplätze. Für die Aktenerschließung baute man zweckmäßig eingerichtete Arbeitskojen und im Anlieferungsbereich steht nun eine Aktenreinigungsanlage zur Verfügung. Um der interessierten Öffentlichkeit einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen, öffnet das Staatsarchiv Zürich am Freitag, den 5. Oktober 2007 von 14 bis 17.30 Uhr und Samstag, den 6. Oktober 2007 von 9 bis 16 Uhr seine Türen. In verschiedenen Führungen werden der Erweiterungsbau und der umgebaute Altbau, die Schätze des Archivs und der Arbeitsablauf vom Eingang der Unterlagen bis in den Lesesaal gezeigt. Zudem kann jeder erleben, wie eine Restaurierungswerkstatt funktioniert, selber mit Schreib- und Beschreibmaterial arbeiten oder sich Ausschnitte aus historischen Filmen des Staatsarchivs ansehen. Mitarbeiter des Staatsarchivs gewähren nicht nur einen Einblick in ihre Arbeit, sondern stehen auch allen Besuchern Rede und Antwort.

Kontakt
Staatsarchiv des Kantons Zürich
Winterthurerstr.170 / Irchelpark
8057 Zürich 
Tel.: 044 / 635 69 11 
Fax: 044 / 635 69 05 
staatsarchivzh@ji.zh.ch 

Quelle: Kanton online, 26.9.2007; Informationsblatt Staatsarchiv Zürich

nestor auf der »Archivierungs-Oscar-Verleihung«

Am 27. September 2007 wurden in London die Preisträger des diesjährigen "Conservation Award 2007" bekannt gegeben. In diesem internationalen, von Sir Paul McCartney unterstützten Wettbewerb werden alle zwei Jahre Arbeiten ausgezeichnet, die sich um die dauerhafte Bewahrung unseres Kulturguts verdient gemacht haben. Die Conservation Awards gelten als die Oscars in der Welt der Gedächtnisinstitutionen. In der Disziplin der Digitalen Langzeitarchivierung mit dabei: das Deutsche Kompetenznetzwerk nestor mit seiner Arbeitsgruppe \“Vertrauenswürdige Archive – Zertifizierung", vertreten durch die Bayerische Staatsbibliothek und die Humboldt-Universität zu Berlin.

Highlight des Abends aus der Sicht von nestor: Die Verleihung des \“Digital Preservation Award 2007\“. Dieser \“Oscar\“ für Innovationen im Bereich der dauerhaften Bewahrung von digitalen Inhalten soll Leistungen würdigen, die geeignet sind, den neuen Herausforderungen bei der Archivierung und dauerhaften Bewahrung von Computererzeugnissen zu begegnen. Gesponsort wurden die 5.000 £ Preisgeld von der "Digital Preservation Coalition", des britischen Kompetenzzentrums für Langzeitarchivierung und nestor-Pendants. Innerhalb eines Konsortiums führender Initiativen bei der Zertifizierung digitaler Archive von Digital Curation Centre, dem Projekt Digital Preservation Europe sowie dem Center for Research Libraries Group bewarb sich die nestor-Arbeitsgruppe \“Vertrauenswürdige Archive – Zertifizierung\“ mit der gemeinsamen Arbeit zur Evaluation und Zertifizierung digitaler Archive für den diesjährigen Preservation Award. Weiterhin nominiert wurden:

  • The British Library – LIFE (Lifecycle Information for E-Literature)
  • National Library of New Zealand & The British Library – Web-Kurator-Tool (Software Entwicklungsprojekt)
  • The National Archives of the UK – Aktive Bewahrung und Erhaltung in den Nationalen Archiven: PRONOM Technical Registry and DROID file format identification tool
  • Bodleian Library, University of Oxford & John Rylands University Library, University of Manchester-PARADIGM: The Personal Archives Accessible in Digital Media.

Die einmalige internationale Zusammenarbeit von nestor und seinen Partnern erfuhr eine besondere Würdigung durch die Jury. Sie wurde in die Shortlist der fünf besten Kadidaten aufgenommen und auf der Veranstaltung dem internationalen Publikum präsentiert, auch wenn es zum Sieg leider nicht reichte. Das Preisgeld trug das Projekt der National Archives of the UK nach Hause. Für nestor bleibt die Ehre, sich mit seinem Beitrag unter den weltweit herausragendsten Projekten zu befinden; verbunden mit der Gewissheit, dass das deutsche Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung im internationalen Konzert ganz vorne mitspielt. \“Allein die Nominierung ist bereits eine Auszeichnung. Sie zeigt, daß die nestor-Arbeit wahrgenommen wird und daß sich die Kooperationsaktivitäten auf internationaler Ebene ausgezahlt haben\“, so Dr. Astrid Schoger und Susanne Dobratz, die die Ehrung für nestor entgegennahmen.

Kontakt
Bayerische Staatsbibliothek
Dr. Astrid Schoger 
Ludwigstraße 16
80539 München
Tel.: 0 89 / 286 38 – 2600
astrid.schoger@bsb-muenchen.de

Humboldt-Universität zu Berlin
Susanne Dobratz  
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Tel.: 0 30 / 2093 – 7070
susanne.dobratz@rz.hu-berlin.de

Projektkoordination nestor
Deutsche Nationalbibliothek
Dr. Mathias Jehn 
Adickesallee 1
60322 Frankfurt
Tel.: 0 69 / 1525 – 1141
Fax: 0 69 / 1525 – 1010
m.jehn@d-nb.de

Quelle: Uni-Protokolle, 2.10.2007

Briefe Fontanes an seinen Sohn Theodor

Ein der Wissenschaft bislang unzugängliches Konvolut von 104 Briefen Theodor Fontanes an seinen Sohn Theodor wurde von der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und dem Potsdamer Theodor-Fontane-Archiv gemeinsam erworben. Die Erwerbung wurde durch die Kulturstiftung der Länder und den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft großzügig gefördert. Zuletzt wurde das Konvolut im Oktober 1933 bei der für den Nachlass Theodor Fontanes folgenschweren Versteigerung des Berliner Auktionshauses Meyer & Ernst unter dem damaligen Schätzpreis für 255 RM an einen privaten Sammler verkauft. Bis jetzt blieben die Briefe der Forschung unzugänglich. Dass das Konvolut unbeschadet und ohne Verluste bewahrt werden konnte, ist erst seit kurzem bekannt. Es ist daher eine Sensation, dass dieses berühmte Briefkonvolut nun in öffentlichem Besitz der Forschung zur Verfügung stehen wird. Angesichts der Bedeutung der Briefe, welche das prominente Fontanesche Briefwerk bestens ergänzen, entschlossen sich die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und das Potsdamer Theodor-Fontane-Archiv, das Konvolut gemeinsam zu erwerben. Im Interesse der Forschung wird auch weiterhin konzertiert gehandelt: Zunächst werden alle Briefe digitalisiert und als elektronische Kopien sowohl in Potsdam als auch in Berlin den Nutzern zur Verfügung stehen. Auch die weiteren Schritte – die Erschließung, Restaurierung und Veröffentlichung der Dokumente – werden gemeinsam unternommen. Der gemeinsame Ankauf des Briefkonvoluts markierte den Auftakt für eine Gesamterschließung des auf mehrere Institutionen verteilten Fontane-Nachlasses. Ziel ist, der Forschung den elektronischen Zugriff auf den handschriftlichen Nachlass des Dichters zu gewähren, unabhängig vom Ort der Aufbewahrung der Originale.

Das Briefkonvolut umfasst 104 eigenhändige Briefe von Theodor Fontane an seinen Sohn Theodor (1856–1933) bzw. dessen Frau Martha, geb. Soldmann (1865–1934), einige Postkarten sowie Briefe und Briefnachschriften von Emilie Fontane bzw. von den Geschwistern Martha (1860–1917) und George (1851–1887). Damit enthält das Briefkonvolut weit mehr als 90 % aller heute bekannten Briefe Fontanes an den Sohn Theodor. Gut die Hälfte der Briefe ist unveröffentlicht. Über Theodor jun., den der Vater als „Programm-Menschen“ und „preußisch-conventionell abgestempelten Prinzipienreiter“ beschreibt, weiß man bislang wenig. Gewiss ist, dass der „kluge, nüchterne [und] ehrgeizige“ Theodor, der als guter Gymnasiast und erfolgreicher Jurastudent reüssierte, eine veritable Karriere in der preußischen Heeresintendantur machte. In seinen nur bruchstückhaft publizierten Erinnerungen gibt der Sohn ein differenziertes Bild von der Persönlichkeit und der komplizierten Arbeitsweise des Schriftsteller-Vaters. Augenfällig scheint die äußerliche Ähnlichkeit mit dem Vater gewesen zu sein, die Theodor jun. dazu prädestinierte, sowohl Max Wiese für das Fontane-Denkmal in Neuruppin als auch Max Klein für das Denkmal im Berliner Tiergarten Modell zu sitzen bzw. zu stehen.

Auch literarisch beschäftigte Theodor jun. den Vater immer wieder. Zwar ist die Erzählung, die „Theos Geschichte“ hätte werden sollen, nicht geschrieben worden, aber Romanfiguren wie der Sohn Wendelin in dem Roman Die Poggenpuhls und Baron von Innstetten in Fontanes wohl berühmtesten Roman Effi Briest tragen Theos Züge. Ob dem Sohn tatsächlich die Eigenschaften eines Baron von Innstetten zugesprochen werden können, darüber wird die Forschung zu befinden haben. Anhand des gewichtigen Briefkonvoluts wird sich zeigen, welche Rolle der Sohn Theodor in der Fontaneschen Familiensaga und in der Familien-“Schreibwerkstatt“ des Dichters gespielt hat. Am 14. November 2007 wird in der Villa Quandt in Potsdam, dem neuen Domizil des Fontane-Archivs, die hochkarätige Erwerbung mit einer Festveranstaltung gefeiert, die um 19 Uhr beginnt. Der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz wird aus den bisher unbekannten Briefen lesen. 

Kontakt
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin 
Tel.: 030 / 266 – 2323 
Fax: 030 / 266 – 2319 
barbara.schneider-kempf@sbb.spk-berlin.de 

Theodor-Fontane-Archiv 
Am Bassin 4
14415 Potsdam 
Tel.: 0331 / 201396 
        0331 / 2013970 
fontanearchiv@uni-potsdam.de 

Quelle: Pressemitteilung Staatsbibliothek zu Berlin, 21.9.2007

Ausstellung über Leben und Wirken von Joseph Beuys in Düsseldorf

Joseph Beuys (1921-1986) lebte, lehrte und arbeitete in Düsseldorf. Ab 1946 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1961 erhielt Beuys den Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei an der Akademie und avancierte zum Lehrer mit dem größten Zulauf in Deutschland. Seine Lehrtätigkeit galt ihm als wichtigste künstlerische Aufgabe. Diese übte er auch nach der Kündigung seiner Professur 1972 durch seinen Dienstherrn, NRW-Wissenschaftsminister Johannes Rau, weiter aus. So beschrieb er sein Lehren mit den Worten: \“To be a teacher is my greatest work of art\“. Nach der spektakulären Abberufung wurde der Mann mit dem Filzhut von seinem ehemaligen Schüler Anatol ebenso spektakulär \“zurückgeholt\“: In einem Einbaum überquerten sie den Rhein von Oberkassel Richtung Kunstakademie – eine Aktion, die sich 1998 zum 25. Male jährte. Joseph Beuys wurde nicht nur zu einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, er war auch Begründer der Deutschen Studentenpartei, der Freien Internationalen Universität und Gründungsmitglied der Grünen. Joseph Beuys entwickelte sein, in der Kunstgeschichte bahnbrechendes, theoretisches Oeuvre zum so genannten \“erweiterten Kunstbegriff\“. Der Künstler, dessen Gesamtwerk alles menschliche Handeln und Denken mit einschließt, war besonders in Düsseldorf öffentlich präsent. Dieser Zeit und besonderen Konstellation widmet das Stadtmuseum Düsseldorf jetzt die Ausstellung \“Joseph Beuys, Düsseldorf\“ , die am 29. September 2007 eröffnet wurde und bis zum 30. Dezember 2007 zu besichtigen ist. 

Vor dem konzeptionellen Hintergrund eines \“fragenden Museums\“ ist das Stadtmuseum auch Plattform für Ausstellungen auf der Grundlage neuer Forschungsergebnisse zu international bedeutsamen, gesellschaftlich relevanten Künstlern wie Joseph Beuys. Bereits im Februar 2006 wurde innerhalb der Sammlung des Stadtmuseums ein Beuys-Dokumentationsraum eingerichtet, der die Stationen seines Lebens und Wirkens in der Stadt veranschaulicht. Damit verbunden war ein umfangreiches Beuys-Forschungsprojekt, für das die Deutsche Bank Stiftung die Mittel bereitstellte. Diese intensive Vorarbeit bildet die Basis für die Ausstellung. Die Bibliothek des Stadtmuseums zu Joseph Beuys und Exponate aus dem Dokumentationsraum sind während ihrer Laufzeit in die Ausstellung integriert. Die Schau dokumentiert mit mehr als 1 100 Exponaten – darunter viele zuvor nie ausgestellte Fotos, Briefe, Urkunden, Zeichnungen, Flugblätter, Plakate, Filme, Bücher, Multiples und bildhauerische Arbeiten – das Wirken von Joseph Beuys in Düsseldorf. Das Ausstellungsteam interpretiert diese Materialien nicht, sondern stellt sie dokumentarisch zur Diskussion. Etwa die Hälfte der Exponate stammt aus dem Bestand des Stadtmuseums. Leihgeber waren unter anderem die Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek, das Museum Insel Hombroich, Kunstakademie Düsseldorf, Museum Kurhaus Kleve, Stiftung Museum Schloss Moyland, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und Stadtarchiv Düsseldorf, aber auch Schüler des Künstlers. 

Struktur und Gestaltung der Ausstellung sind am Aufbau eines Archivs orientiert: Die Exponate sind nummeriert und den chronologisch dargestellten Ereignissen zugeordnet. Das Register im kostenlosen Ausstellungsführer unterstützt die Besucher, Orte, Themen und Ereignisse zu ermitteln. Die Bibliothek des Stadtmuseums zu Joseph Beuys und Arbeitsplätze ermöglichen weitere Recherchen. Im Zentrum der Ausstellung finden die begleitenden Vorträge statt. Dort ist auch eine umfangreiche Auswahl an Filmmaterial zu sehen – neben einer Neuerwerbung des Stadtmuseums: der Schiefertafel mit der Aufschrift \“Wer nicht denken will, fliegt raus\“ um 1977 von Joseph Beuys. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen/Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Sie wird begleitet von einem Katalog, der in der Schriftenreihe \“Stadtmuseum\“ im Verlag Hatje erscheint.

Kontakt
Stadtmuseum Düsseldorf
ehemals Palais Spee 
Berger Allee 2
Tel.: 0211 / 89 – 96170 
Fax: 0211 / 89 – 94019 
stadtmuseum@stadt.duesseldorf.de

Landesarchiv NRW Hauptstaatsarchiv Düsseldorf
Mauerstr. 55
40476 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 22065 – 0
Fax: 0211 / 22065 – 55 – 501
hsa@lav.nrw.de

Quelle: Pressemitteilung Landeshauptstadt Düsseldorf, 27.9.2007