Fotodokumente der Sammlung Walter Kreutz im Stadtmuseum Innsbruck

Der dritte Teil der Ausstellungsreihe „Fotodokumente der Sammlung Walter Kreutz“, der am 28. September 2007 im Innsbrucker Stadtmuseum eröffnet wurde, präsentiert Innsbrucks Stadtteile Amras, Arzl, Hötting, Igls, Innenstadt, Mariahilf, Mühlau, Pradl, St. Nikolaus, Vill und Wilten in 215 qualitativ hochwertigen und zum großen Teil schwarz-weiß Fotografien von bekannten Innsbrucker Fotografen des 20. Jahrhunderts. Die überwiegend großformatigen Fotodokumente verweisen auf die große Vielfalt, die Innsbruck mit seinen Stadtteilen zu bieten hat. Historische Daten und seltene Bild- und Textquellen ergänzen die einmalige Fotoschau. Mit dieser Ausstellung reagiert das Stadtmuseum Innsbruck auf den von zahlreichen Innsbrucker Bürgern geäußerten Wunsch, mehr über den eigenen Stadtteil zu erfahren. Neben Luft- und Gesamtaufnahmen von Innsbruck werden auch zahlreiche Fotos gezeigt, die das Alltagslebens der Innsbrucker Bevölkerung vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre dokumentieren. Zusammengestellt wurde die Ausstellung von der  Kuratorin Josefine Justic, die auch für die Archivierung und Digitalisierung der im Stadtarchiv Innsbruck vorhandenen Fotosammlung verantwortlich ist. Denn im Jahre 2001 hatten sich Walter Kreutz und die Stadt Innsbruck dahingehend geeinigt, dass die ca. 60 000 Fotos, Glasplatten und Negative, die Walter Kreutz in den letzten Jahrzehnten zusammengetragen und dadurch oftmals auch vor der Vernichtung gerettet hatte, in mehreren Etappen dem Stadtarchiv übergeben werden sollten. Die Ausstellung ist noch bis zum 11. Januar 2008 zu besichtigen. Zur Ausstellung ist in der hauseigenen Schriftenreihe „Zeit – Raum – Innsbruck“ auch ein 432 Seiten umfassender Katalog erschienen, in dem sich alle Fotos der Ausstellung – versehen mit Informationen – wiederfinden. Für 23,90 € ist er im Museumsshop erhältlich.

Kontakt
Stadtarchiv – Stadtmuseum Innsbruck 
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6010 Innsbruck 
Tel.: +43 (0) 512 / 58 73 80 
Fax: +43 (0) 512 / 58 73 80 – 8 
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Quelle: Veranstaltungen Stadtmuseum Innsbruck; Oesterreich Journal, 28.9.2007; derStandard, 28.9.2007

Ein archivarisches Urgestein der deutschen Archivlandschaft. Dr. Richard Moderhack (Braunschweig) zum 100. Geburtstag

Der deutschen Archivarszunft steht ein höchst seltenes Ereignis bevor: Archivdirektor i. R. Dr. Richard Moderhack (Braunschweig) feiert am 14. Oktober 2007 seinen 100. Geburtstag. Er dürfte im weitgespannten deutschsprachigen Raum der einzige Archivar sein, der in diesem hohen Alter noch wissenschaftlich publiziert. Der Jubilar hat sich als Gründungsmitglied des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) große Verdienste erworben. Von 1946 bis 1948 gehörte er dem Gründungsvorstand des VdA als Schriftführer an und unterhielt in Braunschweig eine Auskunfts- und Vermittlungsstelle für die aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrenden Archivare. 

Richard Moderhack entstammt brandenburgischen Handwerkerfamilien und wurde am 14. Oktober 1907 in Berlin geboren. Nach dem Abitur (1927) studierte er an der 1810 durch Wilhelm von Humboldt gegründeten Friedrich-Wilhelms-Universität seiner Heimatstadt (der heutigen Humboldt-Universität) Geschichte, Germanistik, Anglistik und Philosophie. Der knapp Fünfundzwanzigjährige wurde im Sommersemester 1932 mit einer von Willy Hoppe und Robert Holtzmann betreuten stadthistorischen Untersuchung „Die ältere Geschichte der Stadt Calau in der Niederlausitz“ zum Dr. phil. promoviert. Seine mit großer Akribie verfasste, materialiengesättigte Dissertation ist für die heutige Stadtgeschichtsforschung auch deshalb von unschätzbarem Wert, weil sämtliche darin ausgewerteten Archivalien durch den Zweiten Weltkrieg vernichtet wurden. 

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Der Promotion schlossen sich von 1932 bis 1935 Tätigkeiten an, die seinen zukünftigen Berufsweg aufs Nachhaltigste beeinflusst haben: Lexikonredakteur für Geschichte beim Propyläen-Verlag Berlin und das 1. Staatsexamen für das höhere Lehramt. Seine archivarische Ausbildung erfolgte von 1936 bis 1937 als ordentliches Mitglied des von Albert Brackmann konzipierten und 1930 eröffneten Institutes für Archivwissenschaft (IfA) beim Preußischen Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem. Anschließend (1938) trat er in den preußischen Archivdienst ein, wurde 1941 zum Staatsarchivrat ernannt und blieb zugleich als Mitarbeiter des Brandenburgischen Provinzialverbandes mit der Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmäler in den Kreisen Templin, Niederbarnim und Sorau sowie in der Stadt Forst beauftragt. Von 1940 bis 1945 war er zur Wehrmacht mit verschiedenen Verwendungen an der West- und Ostfront eingezogen und blieb nach kurzer britischer Kriegsgefangenschaft vorerst in Schleswig-Holstein, da sich die beabsichtigte Rückkehr in seine schwer zerstörte Heimatstadt Berlin nicht verwirklichen ließ.

Eine neue, äußerst bedeutungsvolle Schaffensperiode begann für den Jubilar am 1. November 1945 mit seiner im Nachhinein als sehr glücklich bewerteten Berufung an das Stadtarchiv Braunschweig, das zu den beständereichsten deutschen Kommunalarchiven zählt. Mit bemerkenswertem Elan hat er sich für einen beschleunigten und organisatorisch durchdachten Wiederaufbau des Stadtarchivs und der ihm angeschlossenen wissenschaftlichen Stadtbibliothek eingesetzt: für die baldige Rückführung der wertvollen Archivalien aus den kriegsbedingten Auslagerungsstätten und für die notwendige Neuordnung der umfangreichen Bestände sowie deren leichteren Zugang für Benutzerinnen und Benutzer. Die initiativreichen und verantwortungsvollen Tätigkeiten (seit 1956 als Nachfolger von Professor Dr. Dr. Werner Spieß im Amte des Direktors) prägten fast ein volles Vierteljahrhundert die gesamte Dienstzeit des Jubilars: Er veröffentlichte eine beneidenswert lange Reihe wissenschaftlich fundierter Beiträge (sein Schriftenverzeichnis umfasst derzeit weit über 200 Einzeltitel), von denen hier lediglich die facettenreiche Publikation „Hundert Jahre Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig 1861-1961“ (1961) sowie die für viele andere deutsche Städte vorbildlich gewordene Redaktion der „Brunsvicensia Judaica. Gedenkbuch für die jüdischen Mitbürger der Stadt Braunschweig 1933-1945“ (1966) erwähnt werden. Wahrend seines Direktorates hat der Jubilar die imponierende Zahl von 24 Bänden der renommierten Serie „Braunschweiger Werkstücke“ herausgegeben. Im Jahre 1963 gründete er die Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Kommunalarchivare (ANKA), die bisher mehr als 40 Tagungen mit aktuellen Themen zur archivarischen Fortbildung im gesamten Bundesland Niedersachsen durchgeführt hat. 

Nach seiner 1970 erfolgten Ruhestandsversetzung hat sich Richard Moderhack an einer intensiven Erforschung der komplexen Stadtgeschichte Braunschweigs maßgeblich beteiligt: So schrieb er einen Abriss der älteren Stadtgeschichte für den großen Atlas „Die Geschichte der Stadt Braunschweig in Karten, Plänen und Ansichten“ (1981), fungierte als Herausgeber des stattlichen Sammelbandes „Braunschweigische Landesgesichte im Überblick“ (3 Auflagen 1976, 1977 und 1979) und verfasste informative Beiträge für die Festschrift zur Ausstellung „Brunswiek 1031 – Braunschweig 1981“ (1981).

Bedeutsame Ehrungen sind dem Jubilar zuteil geworden. Bereits 1947 ernannte ihn die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen zu ihrem Mitglied wie ebenfalls die Familienkundliche Kommission für Niedersachsen und Bremen sowie angrenzende ostfälische Gebiete im Jahre 1964. Der Braunschweigische Geschichtsverein berief ihn 1973 zu seinem Ehrenmitglied. Schon 1970 verlieh ihm der Niedersächsische Ministerpräsident das Verdienstkreuz erster Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens und die Stadt Braunschweig 1988 die Bürgermedaille für besondere kulturelle Verdienste.

Dr. Richard Moderhack hat ein wichtiges Kapitel Braunschweiger Stadtgeschichte, braunschweigischer Landesgeschichte und deutscher Archivgeschichte geschrieben, und zwar als stets aufmerksamer und konstruktiv-kritischer Zeitzeuge. Dem Jubilar gilt unsere herzliche Gratulation zu seinem 100. Geburtstag, verbunden mit den besten Wünschen für gute Gesundheit und weitere wissenschaftliche Forschungstätigkeit. 

Dr. Manfred R. W. Garzmann (Braunschweig)

Karte zur Verbreitung des Täufertums in der Frühzeit

\“Diese Karte haben wir uns seit langem gewünscht. Sie ist für das Verständnis der Täufergeschichte außerordentlich hilfreich\“. Die Münsteraner Stadtmuseumsdirektorin Dr. Barbara Rommé lässt keinen Zweifel an dem Wert des jüngsten Neuzuganges der Schausammlung: Eine Überblickskarte zur Täufergeschichte, die detailreich die Städte und Regionen nennt, an denen sich Täufer im 16. Jahrhundert aufgehalten haben.

Die Übersicht informiert nicht nur über die späten Ereignisse um die Täuferherrschaft 1534 bis 1536 in Münster. Sie dokumentiert auch die extreme Reformationsbewegung in Mitteleuropa von ihren Anfängen in Zürich im Januar 1525 bis in die Jahre um 1550. Dr. Rommé: \“Es ist gelungen, die erste wissenschaftlich abgesicherte Karte zur Verbreitung der Täufer in der Frühzeit anzufertigen\“. Immerhin haben die Täufer ihren Ursprung nicht in Münster, sondern in schweizerischen und süddeutschen Regionen.

Erarbeitet wurde die Übersicht von Dr. Ralf Klötzer, dem Leiter des Stadtarchivs Steinfurt. Mehrere Jahre hat der Historiker und ausgewiesene Kenner der Täufergeschichte in die Recherche investiert, Quellen wie Literatur und Protokolle – darunter von Verhören und Hinrichtungen – ausgewertet. An der Karte ablesen lassen sich Größe und Bedeutung der jeweiligen Orte, an denen Täufer lebten oder sich aufhielten.

Damit dient sie der Fachwelt und der breiten Öffentlichkeit über Münsters Stadtgrenzen hinaus als anschauliche Information. Die Jahrzehnte im frühen 16. Jahrhundert, in denen die Täufer ihre Herrschaft in Münster krönten und sie nach anderthalb Jahren wieder verloren, haben die Stadtgeschichte entscheidend geprägt

Ihren Platz hat die Karte im Museumskabinett zur Täuferherrschaft. Für die grafische Gestaltung und Präsentation zeichnete die Firma maßwerke GbR verantwortlich.

Kontakt:
Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
48143 Münster
Tel.: (0)2 51/4 92-45 03
Fax: (0)2 51/4 92-77 26
museum@stadt-muenster.de
www.stadt-muenster.de/museum

Bitterfelder Stadtarchivarin übernimmt Leitung des Gesamtarchivs Bitterfeld-Wolfen

Seit dem 1. Juli 2007 hat die Leiterin des Stadtarchivs Bitterfeld, Eva-Maria Engel, die Gesamtleitung des Stadtarchivs Bitterfeld-Wolfen übernommen. Durch die Gründung der Stadt Bitterfeld-Wolfen am 1. Juli 2007 wurden die ehemals eigenständigen Archive Bitterfeld und Wolfen zum Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen zusammengeschlossen. Das Gesamtarchiv ist zuständig für die Ortsteile der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft Bitterfeld-Wolfen. Eva-Maria Engel erlernte den Beruf einer Außenwirtschaftskauffrau, später auch den einer Facharbeiterin für Schreibtechnik. Ab 1973 übte sie eine Tätigkeit im Betriebsarchiv des Chemiekombinats Bitterfeld aus. Nachdem sie 1983 eine zweijährige Ausbildung zur Archivassistentin beim Staatsarchiv Leipzig erfolgreich abgeschlossen hatte, übernahm sie ab 1986 die Leitung des Archivs im Chemiekombinat, das einen Archivbestand von etwa 2 000 laufenden Metern aufwies. Infolge einer Umstrukturierung des Unternehmens erfolgte 1992 die Schließung des Betriebsarchivs. Sämtliche Archivbestände wurden vom Landesarchiv von Sachsen-Anhalt übernommen. Im selben Jahr übernahm Eva-Maria Engel die Leitung des Stadtarchivs Bitterfeld, dessen historische Bestände bis in das Jahr 1391 zurückreichen. Durch Publikationen, Ausstellungen, einen historischen Grafikkalender sowie die Einrichtung einer Geschichtswerkstatt brachte sie den Bürgern die Geschichte Bitterfelds näher. Als Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Bitterfelder Kreismuseums unterstützt sie die historische Bildungsarbeit in ihrer Region. Darüber hinaus ist Eva-Maria Engel Mitglied der Prüfungskommission von Sachsen-Anhalt für die Facharbeiterausbildung des Archivnachwuchses sowie im VdA Vorstandsmitglied im Landesverband von Sachsen Anhalt.

Kontakt
Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen 
Markt 7
06749 Bitterfeld-Wolfen
Tel.: 03493 / 361 – 232
Fax: 03493 / 361 – 150
stadtarchiv@bitterfeld-wolfen.de

Quelle: Eva-Maria Engel, Gesamtarchiv Bitterfeld-Wolfen

Ausstellung über Friedrich Schillers Schwester Christophine in Marbach

Am 4. September 2007 jährte sich der Geburtstag von Friedrich Schillers ältester Schwester Christophine Reinwald zum 250. Mal. Aus diesem Anlass zeigt das Deutsche Literaturarchiv Marbach in Schillers Geburtshaus in Marbach am Neckar die Ausstellung »Theuerste Schwester – Christophine Reinwald, geb. Schiller«. Die Ausstellung, ein Kooperationsprojekt der Deutschen Schillergesellschaft, der Meininger Museen und des Marbacher Schillervereins, wird vom Marbacher Magazin 118/2007 begleitet. Vergessen wäre sie heute, vergessen ihr Leben als gehorsame, gottgefällige Tochter und Ehefrau, das ein typisches Frauenleben der Goethezeit war, geprägt von Pflichterfüllung und Rollenzwang. Doch Christophine Reinwald war Schillers Schwester: Darauf war sie stolz, obwohl ihre Beziehung zum Bruder nicht immer so eng war, wie sie es sich wünschte. Schlüsselszenen aus ihren Aufzeichnungen über »Schillers Jugendjahre« wirken bis heute in der Schiller-Biografik fort. Eine selbstbestimmte Existenz im bescheidenen Rahmen der Meininger Gesellschaft beginnt für Christophine Reinwald erst nach dem Tod ihrer Eltern, ihres Bruders und ihres ungeliebten Mannes, des herzoglichen Bibliothekars und Hofrats Wilhelm Reinwald. 1817 versucht sie, wieder in Württemberg Fuß zu fassen, kehrt aber schon nach wenigen Jahren nach Meiningen zurück, wo sie am 31. August 1847 stirbt – kurz vor ihrem 90. Geburtstag und 42 Jahre nach dem berühmten Bruder. 

Das Magazin, verfasst von Edda Ziegler in Zusammenarbeit mit Michael Davidis, nähert sich Christophine Reinwald, indem es ihre verschiedenen Lebensrollen beleuchtet: Christophine ist Tochter und Schwester, Gattin und Witwe, sie ist aber auch Zeichnerin und Zeitzeugin. Ihr künstlerisches Talent, das schon früh durch ihre beste Freundin, die Malerin Ludovike Simanowiz geweckt wird, bezeugen zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen in der Graphischen Sammlung des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Die Ausstellung im Obergeschoss des Geburtshauses präsentiert in drei Räumen Bilder, Handschriften und Sachzeugnisse aus Christophine Reinwalds Leben, darunter als Hauptstück ihr 1789 von Ludovike Simanowiz gemaltes Porträt, eines der schönsten Frauenbildnisse des schwäbischen Klassizismus. Im vierten Raum und im Flur werden Blumenstilleben Christophines gezeigt. Am gegenüberliegenden Haus, in dem sie 1757 geboren wurde, wurde am Tag der Ausstellungseröffnung eine Gedenktafel enthüllt. Die Ausstellung ist bis zum 16. November 2008 zu besichtigen. 

Info: Marbacher Magazin 118: »Theuerste Schwester«. Christophine Reinwald, geb. Schiller. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar. 2007. 68 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 9,- Euro. ISBN 978-3-937384-27-6.

Kontakt: 
Schillers Geburtshaus
Niklastorstraße 31
71672 Marbach
Tel.: 07144 / 17567
Fax: 07144 / 899671
schillers-geburtshaus@schillerstadt-marbach.de

Deutsches Literaturarchiv Marbach
Postfach 1162
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 0 7144 / 848 – 100
Fax: 0 7144 / 848 – 191
Direktion@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 27.8.2007

Kindheit in der Kaiserzeit

Am 28. September 2007 wurde im Stadtarchiv Wiesbaden die Ausstellung „Kindheit in der Kaiserzeit – Kindheit um 1900“ eröffnet. Im Rahmen des Historismus-Jahres sollen damit die Lebensbedingungen der Wiesbadener Kinder in der Zeit um 1900 dargestellt werden, über die sonst, gerade wenn sie unteren Schichten entstammten, nur wenig bekannt ist. Für den Eröffnungsvortrag konnte Dr. Imbke Behnken von der Universität Siegen gewonnen werden, eine hervorragende Kennerin der Materie. Sie hat seit vielen Jahren Wiesbadener Kindheiten erforscht, deren Bandbreite mit Schlagworten wie „mit dem Kinderfräulein im Garten“ und „mit den Nachbarskindern auf der Straße“ angedeutet werden können. Die Ausstellung zeigt sehr deutlich: Kindheit war nicht gleich Kindheit. Das Leben der einen war geprägt von Reichtum, Kindermode im Matrosen-Look sowie kostspielige Spielsachen, während Kinder etwa aus dem Bergkirchen-Viertel in Hinterhöfen und Gassen mit Blechbüchsen an Stelle von Fußbällen kickten. Sehr groß war auch die Zahl der Kinder, deren Leben von Armut und Unterversorgung bestimmt war. Während ärmere Kinder vielfach sich selbst überlassen waren, gab es für Bessergestellte sorgsam angeleitete Ausflüge in die Natur, sie füllten eifrig ihre Botanisiertrommeln oder führten ihre Puppen in Privatgärten aus.

Kulturdezernentin Rita Thies erläuterte: „Diese ganz unterschiedlichen Kinderwelten im Wiesbaden des 19. Jahrhunderts bis zum Kriegsende 1918 bringt die Ausstellung uns nah – mit zahllosen Originalfotografien, Säuglingsausstattung, Kinderspielzeug und -bekleidung, Fibeln und Märchenbücher sowie Daten, Fakten und Erläuterungen, die bei der Einordnung dieser Ausstellungsstücke helfen.“ So holt ein Rikscha-ähnlicher Kindersportwagen „Modell 1910“, gearbeitet aus Holz und Metall, (für 11,50 Mark) die Besucherinnen und Besucher im Eingangsbereich der Ausstellung ab. Von dort werden sie über verschiedene Stationen – Wohnen, Körperhygiene, Freizeitgestaltung – weitergeleitet und erhalten spannende Einblicke in den Familienkosmos – Villa hier und Kinderzimmer „Straße“ dort. Die Ausstellung versucht Brüche und Härten der Kinderwelten des 19. Jahrhunderts ebenso fassbar zu machen wie die besondere Atmosphäre dieser vergangenen Tage. Vom Babyalter bis zur Schulentlassung dokumentieren Bilder von Familienfesten wie Kommunion und Konfirmation, Verordnungen zum Züchtigungsrecht der Lehrer, aber auch Hinweise auf die Anfänge der Reformpädagogik, was uns vom Damals trennt und mit ihm verbindet. Die Ausstellung im Stadtarchiv Wiesbaden ist noch bis zum 31. Oktober 2007 zu besichtigen.

Kontakt
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20 
65197 Wiesbaden 
Tel.: 0611 / 31 – 3329 oder  31 – 3747 oder 31 – 5429 
Fax: 0611 / 31 – 3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Wiesbaden, 27.9.2007; Stadtinformation Historismus; Daniel Honsack, Main-Rheiner, 3.10.2007

100 Jahre Buchausleihe in der Landesgeschichtlichen Bibliothek Bielefeld

„Benutzer können neben den erwachsenen Eingesessenen der Stadt Bielefeld auch Auswärtige sein, die sich wie jene den Leihbedingungen durch Namensunterschrift unterwerfen. Die Benutzung ist im allgemeinen unentgeltlich“. So steht es in der ältesten bekannten „Leihordnung der Städtischen Bibliothek für Heimatkunde zu Bielefeld“ – heute Landesgeschichtliche Bibliothek –, die vor 100 Jahren, am 7. Oktober 1907, vom Magistrat der Stadt verabschiedet wurde. Heute ist die Bibliothek als Bestandteil des Instituts Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld im früheren Gebäude der Anker-Werke untergebracht. Die damalige Leihordnung zeigte eine große Freizügigkeit, die für die Benutzung der Landesgeschichtlichen Bibliothek von jeher kennzeichnend war, so Diplom-Bibliothekar Gerhard Preuß. Die Leihfrist betrug vier Wochen, Verlängerung war möglich – wie heute. Auswärtige Benutzer konnten sich Bücher, die sie vorbestellt hatten, auf eigene Kosten sogar per Post zusenden lassen und ebenso zurücksenden. Über die Benutzung der Bibliothek ist im „Jahres-Bericht … der Stadt Bielefeld für 1907“ zu lesen, dass es bei einem Bestand von etwa 4.000 Bänden immerhin 1.247 Entleihungen gab, und weiter heißt es: „Die Benutzer stellten ohne Werbung [!] alle Schichten und Berufsklassen der Bevölkerung.“ Die Bibliothek war also schon damals eine öffentlich zugängliche Ausleihbibliothek für jedermann und wurde auch als solche angenommen. Zur positiven Besucherfrequenz trug ganz sicher auch die zentrale Lage der Bibliothek bei. Seit Oktober 1905 war sie nämlich im Erdgeschoss des damals neuen und heute alten Rathauses untergebracht. Zuvor wurde über schwache Nutzung geklagt. Geöffnet hatte sie 1907 regelmäßig Mittwoch und Sonnabend von 18.30 bis 19.30 Uhr, dank guter Nutzung ab Februar 1908 zusätzlich montags zur gleichen Zeit. Diese Öffnungszeiten waren zwar sehr gering, aber außerordentlich publikumsfreundlich, da in den Abendstunden gelegen. Man muss auch bedenken, dass die Bibliothek damals – obwohl in städtischer Trägerschaft – ehrenamtlich geführt wurde. 

Heute hat die Landesgeschichtliche Bibliothek, wie die frühere Bibliothek für Heimatkunde seit 1972 heißt, einen jährlichen Zugang von bis zu 1.500 Bänden, darunter 421 laufend gehaltene Zeitschriften und andere periodisch erscheinende Veröffentlichungen. „Noch in diesem Jahr wird der 100.000. Band erwartet“, kündigt Institutsleiter Dr. Jochen Rath an. Seit Beginn des Bestandsaufbaus werden hauptsächlich Publikationen über Westfalen erworben, wobei der Schwerpunkt auf Ostwestfalen liegt. Literatur über Bielefeld ist die besondere Spezialität der Bibliothek. Die Landesgeschichtliche Bibliothek ist stolz auf ihre über 100-jährige liberale Ausleihtradition, die mit der Leihordnung von 1907 (auch zuvor wurde schon ausgeliehen) dokumentiert ist. Sie wird diese Tradition fortsetzen und wendet sich wie schon vor 100 Jahren an „alle Schichten und Berufsklassen der Bevölkerung“, heute ausdrücklich auch an Schüler und Jugendliche. Wer Literatur über Bielefeld und die Region sucht, ist hier richtig. Der Katalog und damit große Teile des Bibliotheksbestandes sind  im Internet recherchierbar. Buchausleihe und -rückgabe sind zusätzlich möglich über die Stadtbibliothek Bielefeld am Jahnplatz.

Kontakt
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstraße 19
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 51 24 71 
Fax: 0521 / 51 68 44
stadtarchiv@bielefeld.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Bielefeld, 5.10.2007

Gottes Engel weichen nie… Neue Engelausstellung im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz

Engel haben eine starke Anziehungskraft – für kirchlich orientierte wie für kirchenferne Menschen. Als Gottesboten (angelus = Bote) sind sie aus der Bibel bekannt, vor allem aus dem Alten Testament. Engel sind Teil einer göttlichen Präsenz in der Welt und treten in entscheidenden Lebenssituationen auf, um Menschen den Weg zu weisen. Die Kunst hat Engel seit dem Frühchristentum abgebildet und die Vorstellung von diesen Himmelswesen maßgeblich geprägt.

Im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer ist seit dem 8. Oktober 2007 eine weitere Ausstellung zum Thema „Engel“ zu sehen. Die etwa 60 Objekte, darunter 21 Wandbilder, stammen aus der Sammlung Volksfrömmigkeit, die das Archiv seit dem Jahr 2001 betreibt. Sie zeigen, wie sehr die Wahrnehmung von Engeln im 19. und 20 Jahrhundert um deren Schutzfunktion kreist. In der Druckgraphik und in oft selbst gefertigten Wandbildern haben Engel ihren festen Platz. Das Motiv des Engels als Totenbegleiter tritt vor dem Hintergrund von hoher Kindersterblichkeit und lebensbedrohendem Kriegsgeschehen auf.
Bis heute dienen Engel nicht nur zur Weihnachtszeit als schmückendes Beiwerk auf Geschenkpapier und Teedosen, als Werbeträger für Markenartikel oder auf Einkaufstüten. Insbesondere die Engel Raffaels sind, von der Sixtinischen Madonna gelöst, ein Paradebeispiel für die Herauslösung der Engel aus ihrem christlichen Kontext. Das allenthalben auszumachende Bedürfnis der Menschen nach Engeln und Engelbildern scheint eine Reaktion auf den immer stärker von Technik und Effizienzdenken geprägten Alltag zu sein.

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Abb.: Schutzengel mit Blumen pflückendem Knaben, um 1880 (Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz 173.1347)

Die Ausstellung zeigt die starke Verankerung von Engeldarstellungen im privaten Raum. Ein Schwerpunkt liegt auf den vielfältigen Ausformungen des Schutzengelmotivs. Engel als Seelenbegleiter und Tröster sind ebenso thematisiert wie Engelfiguren in der Bilderwelt von Konfirmation und Kommunion. An einigen Beispielen wird die Vermarktung von Engeln in der Werbung belegt. Zur Ausstellung sind eine Reihe von Postkarten und auch Plakate erhältlich.

Info:
Die Ausstellung ist in den Räumen des Zentralarchivs bis zum 30. April 2008 zu sehen. Danach steht sie als Wanderausstellung zur Verfügung.
Dauer der Ausstellung: 8. Oktober 2007 bis 30. April 2008
Öffnungszeiten: Mo – Do 8.00 – 16.00 Uhr; Fr 8.00 – 14.00 Uhr
Jeder 2. Donnerstag im Montag 8.00 – 19.00 Uhr

Kontakt:
Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
Domplatz 6
67346 Speyer
Tel.: 06232/667-181
Fax: 06232/667-234
archiv@ evkirchepfalz.de
www.zentralarchiv-speyer.de

Neue Zugänge zur regionalen Wirtschaftsgeschichte im Stadtarchiv Greven

Authentische Einblicke in die Vergangenheit – danach suchen Forscher ebenso wie interessierte Bürger im Stadtarchiv Greven. Dabei hat es sich längst herumgesprochen, dass das Wirtschaftsleben auch früher das Leben ebenso stark prägte wie das Wirken öffentlicher Stellen. Wenn ein Nachfahre des Firmengründers einer traditionsreichen einheimischen Firma wie J.C. Biederlack dem Stadtarchiv umfangreiche Materialien zur Verfügung stellt, gewinnt daher der Blick in die Zeit der Industrialisierung eine wichtige weitere Dimension. Das 1797 gegründete Unternehmen betrieb etwa 100 Jahre parallel einen Großhandel in Greven und eine Textilfabrik in Emsdetten. Nach 1910 gab die Familie den Handel auf, überstand als vielseitiger Textilproduzent aber Kriege und Strukturwandel.

Doch vor der Nutzung der Materialien steht die archivalische Verzeichnung. Die Historikerin Anke Hackethal, die als Freiberuflerin archivische Dienstleistungen für Unternehmen anbietet, hat sich im Rahmen eines Praktikums beim Stadtarchiv dieses Bestandes angenommen. Sie ordnete in den letzten Wochen über 300 Geschäftsbücher aus der Zeit zwischen 1700 und 1950. \“Sie sind eine interessante Fundgrube für jeden, der neue Erkenntnisse über die Grevener und Emsdettener Wirtschaftsgeschichte gewinnen möchte\“, urteilt sie. Auch für Unternehmen, die erst seit 20 oder 30 Jahren bestehen, lohne es sich, bewahrenswerte Unterlagen in eine übersichtlich recherchierbare Form zu bringen. Denn das Material könne ebenso der Selbstdarstellung nach außen dienen wie jüngeren Mitarbeitern bequem Hintergrundwissen über langfristige Prozesse verschaffen.

\“Die Verzeichnungsarbeit von Anke Hackethal hat uns einen großen Schritt in unserem Anliegen weitergebracht, die Materialien des Unternehmens Biederlack möglichst bald für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen\“, zeigen sich Dr. Stefan Schröder und Angelika Haves vom Stadtarchiv erfreut. Der Gesamtbestand umfasst so verschiedene Quellengattungen wie Kontenbücher, Geschäfts- und Privatbriefe, Schulbücher oder Aussteuerlisten aus drei Jahrhunderten.

Das Stadtarchiv Greven wird im kommenden Jahr die Leihgaben aus dem Haus Biederlack in den Mittelpunkt einer Ausstellung im Rathaus stellen.

Kontakt:
Stadt Greven
Stadtarchiv
Dr. Stefan Schröder
Rathausstr. 6
48268 Greven
Tel.: 02571/92 03 58
stefan.schroeder@stadt-greven.de

Das Frauenbild der Parteien im Spiegel ihrer Wahlplakate

Am 4. Oktober 2007 hat Dr. Erika Ober, die Vorsitzende der Frauenkommission des Odenwaldkreises, im Landratsamt in Erbach die Ausstellung: \“…um die Stimmen der Frauen, das Frauenbild der Parteien im Spiegel ihrer Wahlplakate" eröffnet. Frauen durften bis Anfang des 20. Jahrhunderts weder wählen noch gewählt werden. Erst im November 1918 wurde das Frauenwahlrecht in der Verfassung der Weimarer Republik verankert. Seitdem stellen Frauen häufig die Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung und können mit ihren Stimmen Wahlen deutlich beeinflussen oder gar entscheiden. Vor diesem politischen Hintergrund präsentiert die Ausstellung historische und aktuelle Plakate von Reichs- und Bundestagswahlen. Sie dokumentiert, wie Parteien um die Gunst der Wählerinnen werben und verdeutlicht Kontinuität und Wandel von Frauenbildern. Sie informiert über geschlechtsspezifische Wahlkampfthemen der Parteien und künstlerisch ästhetische Gestaltungsmittel in der Wahlwerbung. Die Ausstellung schärft das politische Bewusstsein von Frauen. Sie gibt Anstöße für die konstruktive Mitgestaltung von Politik und politischer Kultur im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Geschlechter. Den Einführungsvortrag zur Ausstellung hielt die Historikerin Dr. Karin Ehrich (Büro für Geschichte und Biographie, Hannover). Dr. Ehrich hat das Konzept der Ausstellung entwickelt sowie deren Realisierung übernommen. Die Ausstellung ist vom 4. bis 31. Oktober 2007 im Landratsamt in Erbach während der Publikumszeiten zu sehen. Veranstalterinnen sind die Frauenbeauftragte des Odenwaldkreises, die Arbeitsgemeinschaft Odenwälder Frauen in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv des Odenwaldkreises.

Kontakt
Kreisarchiv für den Odenwaldkreis
Michelstädter Straße 12 
64711 Erbach 
Tel.: 06062 / 70467
Fax: 06062 / 70390
a.hering@odenwaldkreis.de

Quelle: Pressemitteilung Odenwaldkreis, 24.9.2007; Echo Online, 2.10.2007