100. Geburtstag der Bonner Stadtarchivarin Edith Ennen (1907-1999)

In diesen Tagen wäre die Bonner Historikerin und Archivarin Prof. Dr. Edith Ennen 100 Jahre alt geworden. Sie wurde am 28. Oktober 1907 in Merzig an der Saar geboren. Von 1927 bis 1933 studierte sie Geschichte, Germanistik und Latein in Freiburg, Berlin und Bonn. Im April 1947 wurde sie Leiterin des Stadtarchivs Bonn, was sie bis 1964 blieb. 

Edith Ennen organisierte in der Nachkriegszeit den Wiederaufbau dieser Institution, kümmerte sich um die Rückführung ausgelagerter Archivalien und gab dem Archiv zukunftweisende Strukturen. 1961 wurde Essen Honorarprofessorin der Universität Bonn, 1964 folgte sie einem Ruf auf einen Lehrstuhl der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Ab 1968 hatte Ennen in Bonn den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Geschichtlichen Landeskunde inne. Außerdem war sie Direktorin des Instituts für geschichtliche Landeskunde bis zu ihrer Emeritierung Ende März 1974. 

Ennen, die am 19. Juni 1999 in Bonn verstarb, schuf wegweisende Arbeiten zur europäischen Stadtgeschichtsforschung. Zwei Langzeitprojekte der rheinischen und vergleichenden Städteforschung – der Rheinische Städteatlas und der Geschichtliche Atlas der Rheinlande – sind untrennbar mit ihrem Namen verbunden.

Werkauswahl Edith Ennen:
Die Organisation der Selbstverwaltung in den Saarstädten vom ausgehenden Mittelalter bis zur französischen Revolution, 1933 (Diss.)
Die europäische Stadt des Mittelalters als Forschungsaufgabe unserer Zeit, in: Rheinische Vierteljahrsblätter, 11, 1941 
Die europäische Stadt des Mittelalters, Göttingen 1972
Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. 6./1. Rheinisches Städtewesen bis 1250, Rheinland, Köln 1982 
Frauen im Mittelalter, München 1984

Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: 0228/ 77 2410 (Auskünfte rund um das Stadtarchiv)
Fax: 0228 / 77 43 01 
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: Klaus Torsy, Kultur-in-Bonn.de: Nachrichten, 18.10.2007

Bedeutende Schweizer Privatsammlung zur Kartografie soll zugänglich werden

Der erste Thurgauer Denkmalpfleger, Albert Knoepfli (1909-2002), hat im Jahr 1975 seine Sammlung von rund 6.500 historischen und zeitgenössischen Landkarten in eine Stiftung eingebracht und dem Bischofszeller Museum überlassen. Es handelt sich bei den Landkarten um eine der bedeutendsten Privatsammlungen zur Kartografie der Schweiz. 

Zum Bestand gehören historische und zeitgenössische Karten und Pläne, thematische Karten, Atlanten, Panoramen und Reliefs, daneben aber auch etliche Schrift- und Bilddokumente zur Vermessungstechnik und zur kartografischen Praxis. Um die Sammlung für Forschung und Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen, wird sie seit Februar 2007 durch die Schaffhauser Kunsthistorikerin Cornelia Stäheli, die dabei vom Staatsarchiv des Kantons Thurgau unterstützt wird, erschlossen. Die erste Etappe der Erschließungsarbeiten soll im November 2008 abgeschlossen werden.

Kontakt:
Historisches Museum Bischofszell
Marktgasse 4
CH-9220 Bischofszell
Telefon 071 422 38 91
museum.bischofszell@bluewin.ch
www.museum-bischofszell.ch

Quelle: Thurgauer Zeitung, 18.10.2007 

Archiv und Wirtschaft 3/2007

Das Heft 3/2007 der Zeitschrift Archiv und Wirtschaft ist erschienen und enthält folgende Beiträge:

Aufsätze: 
Hans-Hermann Pogarell: Hundert Jahre historisches Unternehmensarchiv der Bayer AG – ein Beitrag zur Unternehmenskultur
Harald Wixforth: Welche Bedeutung haben Geschichte und Tradition eines Unternehmens für dessen Reputation und Image in der allgemeinen Öffentlichkeit?
Uta-Michaela Dürig: Welche Bedeutung haben Geschichte und Tradition für die interne Kommunikation eines Unternehmens?
Michael Bock: Mercedes-Benz – Marke mit Tradition. Das neue Mercedes-Museum als Instrument des History Marketings
Bernhard Jung u. Hans-Werner Burow: Kommunikation zu fünfzig Jahre „neue“ Lufthansa

Berichte:
Manuela Maier u. Kirstin Teipel: 58. VdW-Lehrgang „Einführung in das
Wirtschaftsarchivwesen“ 5. bis 10. November 2006 in Heidelberg
Uwe Spiekermann: Biermarkt und Bierkonsum im 19. und 20. Jahrhundert.
Wissenschaftliche Tagung der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e. V. in Dortmund, 13. bis 15. Juni 2007

Rezensionen:
Torsten Meyer u. Marcus Popplow (Hrsg.): Technik, Arbeit und Umwelt in der Geschichte. Günter Bayerl zum 60. Geburtstag (Evelyn Kroker)
Nicolai O. Herbrand u. Stefan Röhrig (Hrsg.): Die Bedeutung der Tradition für die Markenkommunikation. Konzepte und Instrumente zur ganzheitlichen Ausschöpfung des Erfolgspotenzials Markenhistorie (Alexander Schug)
Margrit Schulte Beerbühl: Deutsche Kaufleute in London. Welthandel und Einbürgerung (1660-1818) (Wilfried Reininghaus)
Brigit Siekmann, Helga Passon u. Peter Schmidtsiefer: „Ich bin der Herr im Haus“. Weltansichten in Festschriften Wuppertaler Unternehmen (Benjamin Obermüller)
Henry Ashby Turner: General Motors und die Nazis. Das Ringen um Opel (Kurt Schilde)

Personalnachrichten/Verschiedenes
Impressum

www.wirtschaftsarchive.de

Archiv und Wirtschaft, 40. Jg., 2007, H. 3
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €

Stadtarchiv Jülich erhält zusätzliches Lager

Die bereits längerfristig bestehende marode Magazinsituation des Stadtarchivs Jülich wurde im Zuge einer Ortsbesichtigung erneut offenbar: Durch einen früheren Rohrbruch haben sich Schimmelpilze gebildet. Um Abhilfe zu schaffen, wird nunmehr ein Kellerraum der Musikschule hergerichtet. Die für das Einziehen von Gipskartonwänden und die Anschaffung von Regalen anfallenden Kosten werden sich auf 8.000 Euro belaufen.

Langfristig gesehen ist auch ein Umzug des Stadtgeschichtlichen Museums in die Zitadelle geplant. Die freiwerdenden Flächen des Museums im Kulturhaus könnten dann von der Stadtbücherei genutzt werden, die ihrerseits Platz für das Stadtarchiv und Stadtarchivar Dr. Horst Dinstühler schaffen würde. 

Kontakt:
Stadtarchiv Jülich
Dr. Horst Dinstühler
Kleine Rurstraße 20
52428 Jülich
Tel.: 02461/936320
Fax: 02461/936367
archiv@juelich.de

Quelle: das JülichT, 17.10.2007

Informationsportal zur Zwangsarbeit im NS-Staat gestartet

Dieser Tage hat das Bundesarchiv mit finanzieller Unterstützung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft\“ ein Informationsportal zur Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus im Internet gestartet. Das unter www.zwangsarbeit.eu auch direkt erreichbare Portal informiert über die Geschichte der Zwangsarbeit im nationalsozialistisch beherrschten Europa: Weitgehend rechtlos, diskriminiert, unter menschenunwürdigen Verhältnissen und bei schlechter Ernährung als „Menschenmaterial\“ für die Produktion in der Rüstungsindustrie, der Landwirtschaft und in Versorgungsbetrieben missbraucht, leisteten zwischen 1939 und 1945 mehr als 12 Millionen Frauen und Männer aus allen Teilen Europas Zwangsarbeit im Deutschen Reich. 

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt des Portals, das ständig erweitert werden soll, ist die Geschichte der Entschädigung und der gesellschaftlichen Rehabilitation der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter seit 1945. Neben historischen Informationen und einer umfassenden Literaturübersicht enthält das neue Angebot eine Auswahl von Archivdokumenten und zeitgenössischen Fotografien sowie Berichte von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Im weiteren Ausbau des Portals wird eine Online-Recherche nach Archivgutbeständen zum Zwangsarbeitereinsatz realisiert. Zum Gelingen des Projekts werden zahlreiche deutsche und ausländische Staats- und Kommunalarchive sowie Kirchenarchive und Unternehmensarchive durch die Bereitstellung ihrer Bestandsinformationen maßgeblich beitragen.

Das \“Informationsportal zur Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus" richtet sich an folgende Zielgruppen:

Ehemalige Zwangsarbeiter(innen) und ihre Angehörigen: 
Durch die Beschäftigung mit ihrem Schicksal trägt das Projekt zur Information der Betroffenen und zu einer moralischen Form der Entschädigung und zur Anerkennung ehemaliger Zwangsarbeiter(innen) als Opfer des Nationalsozialismus bei.

Die historisch interessierte Öffentlichkeit: 
Das Portal informiert umfassend über die Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus, ihre ideologischen Hintergründe, ihre Organisation und die Lebensumstände der Zwangsarbeiter(innen) sowie über den Umgang mit dieser Geschichte nach 1945 bis zur Gegenwart. Das Bundesarchiv trägt damit zur historisch-politischen Bildung und zur Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit der eigenen jüngeren Geschichte bei.

Die wissenschaftliche und heimatkundliche Forschung: 
Durch die zentrale Bündelung der vorhandenen Kenntnisse über Archivbestände zum Thema NS-Zwangsarbeit im In- und Ausland und durch die Aufbereitung dieser Daten für eine regional- und ortsbezogene Recherche wird die rasche und zielsichere Ermittlung der jeweils einschlägigen Quellen ermöglicht. Interaktive Karten stellen die Recherchevorgänge in visualisierte geographische Kontexte. Das Bundesarchiv fördert durch die Erleichterung des Quellenzugangs weitere Forschungen zur Zwangsarbeit im Dritten Reich.

Außerdem enthält das Informationsportal eine Literaturübersicht, die regelmäßig aktualisiert wird, aussagekräftige digitale archivalische Dokumente und Biographien ehemaliger Zwangsarbeiter(innen) sowie eine große Anzahl von Links zu Initiativen, Projekten und Einrichtungen, die sich mit der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus beschäftigen.

Die Aufbauphase des Projekts dauert vom 1.4.2007 bis zum 31.3.2009. Ein Basisangebot – noch ohne Recherchefunktion in Archivbeständen – wurde am 1.10.2007 ins Netz gestellt. Die einzelnen Tools werden während der Aufbauphase erweitert, ausgebaut und vervollständigt

Kontakt:
Karsten Kühnel
Telefon: 03018/7770-455
k.kuehnel@barch.bund.de

Enzkreis prämiert die Preisträger aus der Hochschule Pforzheim für ihre Entwürfe der Gottlob-Frick-Medaille

Neun durchweg innovative und interessante Gestaltungsvorschläge sind in dem vom Enzkreis ausgelobten Wettbewerb zur Gestaltung einer Medaille für den aus Ölbronn stammenden Kammersänger Gottlob Frick eingegangen (siehe Bericht vom 23.3.2007). Nachdem eine Jury die Arbeiten bewertet hatte, zeichnete Landrat Karl Röckinger im Beisein der Professorin Christine Lüdeke von der Hochschule Pforzheim und Kreisarchivleiter Konstantin Huber nun die Preisträger aus.

„Es war ganz und gar keine Qual der Wahl, sondern hat sehr viel Spaß gemacht, sich mit den eingegangenen Wettbewerbsbeiträgen zu beschäftigen“, meinte Röckinger. Er führte den Vorsitz in der Jury, der außer ihm und Christine Lüdeke noch Regierungspräsidentin a.D. Gerlinde Hämmerle als Präsidentin der Gottlob-Frick-Gesellschaft und Ölbronn-Dürrns Bürgermeister Norbert Holme angehörten. Alle Juroren lobten die Kreativität, aber auch die technischen Fertigkeiten der Hochschulstudenten der Fakultät Gestaltung. 

\"Landrat

Abb.: Landrat Karl Röckinger und Professorin Christine Lüdeke von der Hochschule Pforzheim (rechts) freuen sich über Kreativität und technische Fertigkeiten, die die Preisträger des Wettbewerbs zur Gestaltung einer Gottlob-Frick-Medaille bewiesen: Sieger Satoshi Nakamura (Mitte) sowie Christiane Pagel und Bog-Ki Min (enz)

Der erste Preis, dotiert mit 500 Euro, ging an den aus Japan stammenden Satoshi Nakamura für seine Bronze-Arbeit, die oberhalb von Fricks Namen ein Portrait des berühmten Sängers und sein Attribut „Der schwärzeste aller Bässe“ zeigt. Platz zwei (300 Euro) belegte Christiane Pagel aus Rottenburg, die ein bewusst abstrahiertes Bühnenfoto Fricks auf ihrer in Form einer Linse spannungsvoll gestalteten Medaille widerspiegelt. Den dritten Preis und 200 erhielt Bog-Ki Min aus Korea, der ein Portrait Fricks mit leidendem Ausdruck als König Marke in der Oper Tristan und Isolde abbildete.

Aber auch die anderen Wettbewerbsbeiträge verdienen Anerkennung. „Auch wenn die Auswahl keine Qual darstellte – leicht ist uns die Entscheidung nicht gefallen“, gibt der Landrat zu. Deshalb sollen alle abgegebenen Arbeiten in der Gottlob-Frick-Gedächtnisstätte ausgestellt werden, die die Gemeinde Ölbronn-Dürrn 1997 im Ölbronner Rathaus eingerichtet hat. Außer Konkurrenz hatte sich sogar noch ein zehnter Interessent gemeldet, der eine ebenfalls sehr schöne Entwurfszeichnung anfertigte. 

Die Arbeit von Satoshi Nakamura soll nun umgesetzt werden: Der Enzkreis wird eine größere Anzahl von Medaillen in zwei Größen fertigen lassen. Die 1975 begründete Medaillenreihe „Geschichte und Gegenwart“ thematisierte bereits mehrfach bedeutende Persönlichkeiten aus der Region. Die Medaillen werden bei Jubiläen und Ehrungen verliehen und zeichnen ihrerseits besondere Lebensleistungen aus. 

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 282 / 2007, 14.10.2007

Vizepräsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften verstorben

Dr. Matthias Herrmann, der Leiter des Lessing-Museums Kamenz und Vizepräsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, ist am 2. Oktober 2007 nach schwerer Krankheit im Alter von nur 46 Jahren verstorben. 

Von 1991 bis Juni 2006 leitete Matthias Herrmann das Kamenzer Stadtarchiv, das er zu einer über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Einrichtung machte. Zahlreiche Publikationen über die Stadtgeschichte entstammen seiner Feder. Mit gleichem Elan hatte er auch die Lessingtage veranstaltet und um deren Fortsetzung gerungen. 

Dr. Herrmann hatte seine Kindheit in Cunnersdorf verlebt, das Abitur an der Lessingschule in Kamenz abgelegt. Auf den dreijährigen Wehrdienst folgte ein fünfjähriges Studium der Archivwissenschaften, das er mit dem Diplom abschloss und 1994 in Berlin mit der Doktorarbeit über das Deutsche Reichsarchiv in den Jahren 1919 bis 1945 krönte. 

In der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, in der er kompetent die Stadt Kamenz vertrat, übte er das Amt des Vizepräsidenten mit allen ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten aus. In einer schwierigen Übergangszeit vom Herbst 1999 bis zum Frühjahr 2000 oblag ihm die Leitung der Gesellschaft, was neben den täglichen beruflichen Anforderungen für ihn eine erhebliche Belastung war. 

Seit 1998 hatte Dr. Herrmann die Verantwortung für die Redaktion des Neuen Lausitzischen Magazins. Mit der Führung des jungen Redaktionsteams praktizierte er zugleich die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Es war dann auch seine Idee, für junge Wissenschaftler den Hermann-Knothe-Preis der Sechs-Städte der Oberlausitz auszuschreiben. Der Preis konnte in diesem Jahr zum ersten Mal an einen jungen Wissenschaftler aus Leipzig vergeben werden. Auch das Junge Forum, eine Vortragsreihe auf den Frühjahrstagungen der Gesellschaft mit Berichten von Doktoranden über ihre laufenden Arbeiten, geht auf seine Initiative zurück. 

Ein großes Verdienst von Dr. Herrmann sind die von ihm initiierten zahlreichen Konferenzen über die Geschichte der Oberlausitz in Kamenz, Zittau, Czocha. Das trifft auch für die diesjährige wissenschaftliche Herbsttagung zu, die von der Gesellschaft gemeinsam mit dem Sorbischen Institut Anfang November über die Kirchengeschichte der Oberlausitz in Bautzen durchgeführt wird. Auch die grenzüberschreitenden Beziehungen nach Polen und Tschechien, insbesondere aber zu den Kollegen in Prag und Liberec, lagen ihm am Herzen. Das kam auf der Zittauer Tagung der Gesellschaft im Herbst 2005 zu dem Thema „Böhmen-Oberlausitz-Tschechien, Aspekte einer Nachbarschaft“ zum Ausdruck. 

Mit Dr. Herrmann, der eine Frau und drei Kinder hinterlässt, hat die Oberlausitzer Geschichtsforschung einen nie aufgebenden Förderer, Ideengeber und Wissenschaftler verloren.

Quelle: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften; SäZ, 5.10.2007; SäZ, 11.10.2007 

Stolpersteine zum Gedenken an die Mülheimer Opfer des NS-Regimes

Mit Stolpersteinen, einem bekannten Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, wird an das Schicksal von Menschen erinnert, die von den Nationalsozialisten zur Zeit des \“Dritten Reiches\“ deportiert und ermordet worden sind (siehe www.stolpersteine.com). In Mülheim an der Ruhr hatten Schüler der Realschule Stadtmitte vor drei Jahren das Schicksal ehemaliger jüdischer Schüler recherchiert und anhand ihrer Ergebnisse sieben Stolpersteine verlegen lassen.

Die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) führt dieses Ansinnen fort. Dazu hat sich ein Arbeitskreis \“Aktion Stolpersteine\“ gebildet. Mit Unterstützung des Mülheimer Stadtarchivs, von Zeitzeugen und durch Unterlagen in Firmen und Organisationen soll versucht werden, den Opfern \“ein Gesicht zu geben\“. \“Wir sind zwanzig Leute, die sich einmal im Monat treffen, um Nachforschungen anzustellen\“, erklärt Hans-Dieter Strunck, der Sprecher des MIT-Arbeitskreises, gegenüber der NRZ. Gemeinsam mit Jens Roepstorff vom Stadtarchiv haben sie lange in alten Akten recherchiert, um die traurige Wendung im Leben von Eva Hirsch, Arthur Brocke, Bernhard Broccai, Louis und Julie Lucas, Hedwig und Selma Heimann, Jakob Frosch und Wilhem Müller nachzuzeichnen. Sie alle – jüdische Mitbürger, Zigeuner oder Politiker – wurden von Nazi-Schergen umgebracht, weil sie nicht in das unmenschliche Weltbild der Nationalsozialisten passten.

Seit wenigen Tagen liegt ein Stolperstein eingebettet im Bürgersteig vor der Hausnummer elf im Luisental. Sein Messing glänzt in der Nachmittagssonne und erinnert an eine Tat, deren Glanz den braunen Sumpf überdauerte. \“Hier wohnte Günther Smend, hingerichtet am 8. September 1944\“, verkündet die Inschrift auf dem dortigen Stolperstein. Der Offizier wurde als Mitwisser des Anschlags auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wegen Hochverrats verurteilt und knapp zwei Monate später gehängt. – Smend hatte 1932 sein Abitur am einstigen staatlichen Gymnasium, der heutigen Otto-Pankok-Schule, abgelegt. In seiner damaligen Abiturrede wählte der Widerständler Worte, die vielleicht grundlegend für sein späteres Handeln waren: \“Mit falschem Pathos ist niemanden gedient. Die Möglichkeit liegt in der Tat\“…

Quelle: Max Böttner, NRZ, 12.10.2007

Das Hühnerfeder-Orakel

Die Berührungspunkte zwischen der Forschung zu außergewöhnlichen Phänomenen und der Volkskunde bzw. der Ethnologie sind vielfältig und zahlreich. Ein ausgewähltes Beispiel hierfür ist das ‚Hühnerfeder-Orakel’ des in der zentralafrikanischen Republik Tschad beheimateten Stammes der Djonkor. Das eigentümliche magische Ritual wurde in den 1960er Jahren von der Forschung erstmals wahrgenommen und im Gedankenaustausch zwischen Parapsychologie und Ethnologie diskutiert. Grundlage hierfür lieferte ein Dokumentarfilm des österreichischen Ethnologen Peter Fuchs, der 1959 in Zusammenarbeit mit dem Göttinger Institut für den wissenschaftlichen Film entstanden war. 

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Abb.: Hühnerfedern für ein magisches Orakel der Djonkor (offenbar Nachbildung), IGPP-Archiv, 8/3

Beim ‚Hühnerfeder-Orakel’ legt ein Magier der Djonkor vier in kleine Lehmklumpen gesteckte Hühnerfedern sternförmig auf den Boden und stülpt ein aus einem Kürbis gefertigtes großes Gefäß darüber. Die Personen, die das Orakel befragen wollen, legen dazu kurz eine Hand auf das umgedrehte Gefäß, welches von dem Magier nach einer kurzen Konzentrationszeit wieder entfernt wird. Die darunter liegenden Federn zeigen sich nun stets auf ungeklärte Weise wie von selbst und jedes Mal in unterschiedlicher Weise aufgerichtet. Aus der Lage und Ausrichtung der Federn zieht der Magier seine Erkenntnisse und gibt den Fragenden die entsprechenden Auskünfte. Irgendwelche Manipulationen wurden von dem beobachtenden Feldforscher ausgeschlossen. 

Auch im Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) interessierte man sich für dieses Orakel aus Zentralafrika. Der IGPP-Mitarbeiter und spätere Institutsleiter Johannes Mischo, der eine „psychokinetische Einwirkung des Orakelmannes“ nicht ausschließen wollte, interviewte dazu den Ethnologen und Dokumentarfilmer Peter Fuchs. Zudem bemühte man sich seitens des Instituts um eine Kopie des Films und fertigte zur Veranschaulichung Nachbildungen der Federn an, um das exotische ‚Hühnerfeder-Orakel’ in Lehrveranstaltungen zu präsentieren. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Uwe Schellinger M.A.
Institutsarchiv
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv, Nr. 10-07, 1.10.2007

Migration in Hessen im 16. und 17. Jahrhundert

Landeskirchliches Archiv Kassel präsentiert Projekt auf dem 7. Forum Geschichtliche Landeskunde in Hessen in Hanau-Steinheim

Am 22. September 2007 fand im Marstall in Hanau-Steinheim das 7. Forum Geschichtliche Landeskunde in Hessen unter dem Thema „Fremdsein – Ankommen in Hessen in Geschichte und Gegenwart“ statt. Das Forum wurde vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit dem Beirat für geschichtliche Landeskunde in Hessen veranstaltet. 

Das Landeskirchliche Archiv Kassel präsentierte erstmals sein Projekt „Migration in Hessen im 16. und 17. Jahrhundert“. Ziel des Projektes, dass in Kooperation mit Prof. Dr. Siegfried Becker, Institut für Europäische Ethnologie der Philipps-Universität Marburg durchgeführt wird, ist die serielle Auswertung von Kirchenbüchern und Kirchenrechnungen unter sozial- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen.

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Abb.: Präsentation des Landeskirchlichen Archivs Kassel auf dem 7. Forum für Geschichtliche Landeskunde in Hessen am 22. September 2007

Auf acht Ausstellungstafeln wurden in Hanau-Steinheim u.a. die zentralen Quellen des Projekts vorgestellt: Kirchenbücher dokumentieren die Amtshandlungen des Pfarrers in einer Gemeinde (Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Beerdigungen). Waren Menschen davon betroffen, die nicht aus dem jeweiligen Ort kamen, wurde meistens die Herkunft vermerkt. Kastenrechnungen geben Auskunft über die Einnahmen und Ausgaben der kirchlichen Gemeindekasse, auch „Gotteskasten“ genannt. Eine eigene Rubrik betrifft die Almosen, die an einheimische und an durchreisende Arme verteilt wurden. Die Quellen der Frühen Neuzeit weisen die auch heute noch üblichen Formen der Migration auf. Neben Glaubensflüchtlingen (z.B. vertriebene Pfarrer in Zeiten der Gegenreformation) und Kriegsflüchtlingen gab es auch Wirtschafts- und Arbeitsmigranten.

Bettina Wischhöfer