Wie die Insel Rügen Zugang zum Festland fand

Deutschlands größte Insel Rügen ist über eine neue Brücke erreichbar. Nach dreijähriger Bauzeit gab Bundeskanzlerin Merkel das mit 4,1 Kilometern längste Brückenbauwerk der Bundesrepublik am 20. Oktober 2007 in Stralsund frei. – Wie aber fand Rügen bisher Zugang zum Festland?

Eine Urkunde von Fürst Witzlaw I. von Rügen aus dem Jahre 1240 belegt, dass es bereits lange vor der Stadtgründung von Stralsund eine regelmäßige Fährverbindung vom benachbarten Fährdorf Strahlow zur Insel Rügen gab. Im Stadtarchiv Stralsund belegt ein 1314 veröffentlichtes Register, dass ein Ratsmann für eine Überfahrt 120 Rebhühner und elf Mark zu berappen hatte. Über Jahrhunderte hinweg blieben die Fährpreise von Stralsund, Glewitz und Grahlhof nach Rügen üppig.

Einen Boom erlebte das Fährgeschäft mit der Aufnahme des Postschiffsverkehrs nach Schweden. Mit dem Siegeszug der Eisenbahn wurde 1883 schließlich mit der "Prinz Heinrich" eine der ersten Eisenbahnfähren in Deutschland in Betrieb genommen. Als die Postdampferlinie nach Schweden in eine Eisenbahnfährlinie über Sassnitz umgewandelt wurde, wurde der Ruf nach einer festen Anbindung über den Strelasund immer lauter.

Verbürgt ist die tatsächlich erste feste Verbindung von Stralsund nach Rügen: Schon vor der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ließen die Schweden eine Brücke aus miteinander verketteten Schiffen über den Sund errichten, um den zügigen Nachschub zu sichern. 1933 dann begann in Stralsund der Bau des 2.540 Meter langen und mit 25,9 Millionen Reichsmark veranschlagten Rügendamms. Mehr als 100 Firmen waren daran beteiligt. Das Projekt schloss auch die völlige Umgestaltung der angrenzenden Straßenanlagen, den Bau eines 3,8 Kilometer langen zweigleisigen Bahndamms zum Stralsunder Hauptbahnhof mit sieben Über- und Unterführungen sowie die Errichtung zweier neuer Bahnhöfe am Rügendamm und bei Altefähr ein.

Am 5. Oktober 1936 um 13.52 Uhr stampfte eine Lok 03137 über den festlich geschmückten Rügendamm, im Schlepp einen Sonderzug mit 1300 in- und ausländischen Ehrengästen. Zum Pfingstwochenende 1937 wurde dann auch die Straßenbrücke des Rügendamms für den Verkehr freigegeben. Doch die neue Verbindung hielt gerade mal neun Jahre. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Brücken gesprengt.

Im Jahr 1947 befahl die sowjetische Militäradministration den Wiederaufbau des Rügendamms, ein Jahr später wurde der internationale Reiseverkehr nach Schweden wieder aufgenommen. Im Mai 1990 wurden die defekten Überbauten der Eisenbahnbrücke gegen neue Konstruktionen ausgetauscht. Markantester Teil der jetzt eingeweihten neuen Straßenverbindung neben dem 71 Jahre alten Rügendamm ist eine Seilbrücke mit einem 128 Meter hohen Pfeiler.

Quelle: ad-hoc-news, Pressemitteilung, 20.10.2007

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