Mit Stolpersteinen, einem bekannten Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, wird an das Schicksal von Menschen erinnert, die von den Nationalsozialisten zur Zeit des \“Dritten Reiches\“ deportiert und ermordet worden sind (siehe www.stolpersteine.com). In Mülheim an der Ruhr hatten Schüler der Realschule Stadtmitte vor drei Jahren das Schicksal ehemaliger jüdischer Schüler recherchiert und anhand ihrer Ergebnisse sieben Stolpersteine verlegen lassen.
Die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) führt dieses Ansinnen fort. Dazu hat sich ein Arbeitskreis \“Aktion Stolpersteine\“ gebildet. Mit Unterstützung des Mülheimer Stadtarchivs, von Zeitzeugen und durch Unterlagen in Firmen und Organisationen soll versucht werden, den Opfern \“ein Gesicht zu geben\“. \“Wir sind zwanzig Leute, die sich einmal im Monat treffen, um Nachforschungen anzustellen\“, erklärt Hans-Dieter Strunck, der Sprecher des MIT-Arbeitskreises, gegenüber der NRZ. Gemeinsam mit Jens Roepstorff vom Stadtarchiv haben sie lange in alten Akten recherchiert, um die traurige Wendung im Leben von Eva Hirsch, Arthur Brocke, Bernhard Broccai, Louis und Julie Lucas, Hedwig und Selma Heimann, Jakob Frosch und Wilhem Müller nachzuzeichnen. Sie alle – jüdische Mitbürger, Zigeuner oder Politiker – wurden von Nazi-Schergen umgebracht, weil sie nicht in das unmenschliche Weltbild der Nationalsozialisten passten.
Seit wenigen Tagen liegt ein Stolperstein eingebettet im Bürgersteig vor der Hausnummer elf im Luisental. Sein Messing glänzt in der Nachmittagssonne und erinnert an eine Tat, deren Glanz den braunen Sumpf überdauerte. \“Hier wohnte Günther Smend, hingerichtet am 8. September 1944\“, verkündet die Inschrift auf dem dortigen Stolperstein. Der Offizier wurde als Mitwisser des Anschlags auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wegen Hochverrats verurteilt und knapp zwei Monate später gehängt. – Smend hatte 1932 sein Abitur am einstigen staatlichen Gymnasium, der heutigen Otto-Pankok-Schule, abgelegt. In seiner damaligen Abiturrede wählte der Widerständler Worte, die vielleicht grundlegend für sein späteres Handeln waren: \“Mit falschem Pathos ist niemanden gedient. Die Möglichkeit liegt in der Tat\“…
Quelle: Max Böttner, NRZ, 12.10.2007