Das Hühnerfeder-Orakel

Die Berührungspunkte zwischen der Forschung zu außergewöhnlichen Phänomenen und der Volkskunde bzw. der Ethnologie sind vielfältig und zahlreich. Ein ausgewähltes Beispiel hierfür ist das ‚Hühnerfeder-Orakel’ des in der zentralafrikanischen Republik Tschad beheimateten Stammes der Djonkor. Das eigentümliche magische Ritual wurde in den 1960er Jahren von der Forschung erstmals wahrgenommen und im Gedankenaustausch zwischen Parapsychologie und Ethnologie diskutiert. Grundlage hierfür lieferte ein Dokumentarfilm des österreichischen Ethnologen Peter Fuchs, der 1959 in Zusammenarbeit mit dem Göttinger Institut für den wissenschaftlichen Film entstanden war. 

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Abb.: Hühnerfedern für ein magisches Orakel der Djonkor (offenbar Nachbildung), IGPP-Archiv, 8/3

Beim ‚Hühnerfeder-Orakel’ legt ein Magier der Djonkor vier in kleine Lehmklumpen gesteckte Hühnerfedern sternförmig auf den Boden und stülpt ein aus einem Kürbis gefertigtes großes Gefäß darüber. Die Personen, die das Orakel befragen wollen, legen dazu kurz eine Hand auf das umgedrehte Gefäß, welches von dem Magier nach einer kurzen Konzentrationszeit wieder entfernt wird. Die darunter liegenden Federn zeigen sich nun stets auf ungeklärte Weise wie von selbst und jedes Mal in unterschiedlicher Weise aufgerichtet. Aus der Lage und Ausrichtung der Federn zieht der Magier seine Erkenntnisse und gibt den Fragenden die entsprechenden Auskünfte. Irgendwelche Manipulationen wurden von dem beobachtenden Feldforscher ausgeschlossen. 

Auch im Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) interessierte man sich für dieses Orakel aus Zentralafrika. Der IGPP-Mitarbeiter und spätere Institutsleiter Johannes Mischo, der eine „psychokinetische Einwirkung des Orakelmannes“ nicht ausschließen wollte, interviewte dazu den Ethnologen und Dokumentarfilmer Peter Fuchs. Zudem bemühte man sich seitens des Instituts um eine Kopie des Films und fertigte zur Veranschaulichung Nachbildungen der Federn an, um das exotische ‚Hühnerfeder-Orakel’ in Lehrveranstaltungen zu präsentieren. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Uwe Schellinger M.A.
Institutsarchiv
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv, Nr. 10-07, 1.10.2007

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