Am 4. September 2007 jährte sich der Geburtstag von Friedrich Schillers ältester Schwester Christophine Reinwald zum 250. Mal. Aus diesem Anlass zeigt das Deutsche Literaturarchiv Marbach in Schillers Geburtshaus in Marbach am Neckar die Ausstellung »Theuerste Schwester – Christophine Reinwald, geb. Schiller«. Die Ausstellung, ein Kooperationsprojekt der Deutschen Schillergesellschaft, der Meininger Museen und des Marbacher Schillervereins, wird vom Marbacher Magazin 118/2007 begleitet. Vergessen wäre sie heute, vergessen ihr Leben als gehorsame, gottgefällige Tochter und Ehefrau, das ein typisches Frauenleben der Goethezeit war, geprägt von Pflichterfüllung und Rollenzwang. Doch Christophine Reinwald war Schillers Schwester: Darauf war sie stolz, obwohl ihre Beziehung zum Bruder nicht immer so eng war, wie sie es sich wünschte. Schlüsselszenen aus ihren Aufzeichnungen über »Schillers Jugendjahre« wirken bis heute in der Schiller-Biografik fort. Eine selbstbestimmte Existenz im bescheidenen Rahmen der Meininger Gesellschaft beginnt für Christophine Reinwald erst nach dem Tod ihrer Eltern, ihres Bruders und ihres ungeliebten Mannes, des herzoglichen Bibliothekars und Hofrats Wilhelm Reinwald. 1817 versucht sie, wieder in Württemberg Fuß zu fassen, kehrt aber schon nach wenigen Jahren nach Meiningen zurück, wo sie am 31. August 1847 stirbt – kurz vor ihrem 90. Geburtstag und 42 Jahre nach dem berühmten Bruder.
Das Magazin, verfasst von Edda Ziegler in Zusammenarbeit mit Michael Davidis, nähert sich Christophine Reinwald, indem es ihre verschiedenen Lebensrollen beleuchtet: Christophine ist Tochter und Schwester, Gattin und Witwe, sie ist aber auch Zeichnerin und Zeitzeugin. Ihr künstlerisches Talent, das schon früh durch ihre beste Freundin, die Malerin Ludovike Simanowiz geweckt wird, bezeugen zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen in der Graphischen Sammlung des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Die Ausstellung im Obergeschoss des Geburtshauses präsentiert in drei Räumen Bilder, Handschriften und Sachzeugnisse aus Christophine Reinwalds Leben, darunter als Hauptstück ihr 1789 von Ludovike Simanowiz gemaltes Porträt, eines der schönsten Frauenbildnisse des schwäbischen Klassizismus. Im vierten Raum und im Flur werden Blumenstilleben Christophines gezeigt. Am gegenüberliegenden Haus, in dem sie 1757 geboren wurde, wurde am Tag der Ausstellungseröffnung eine Gedenktafel enthüllt. Die Ausstellung ist bis zum 16. November 2008 zu besichtigen.
Info: Marbacher Magazin 118: »Theuerste Schwester«. Christophine Reinwald, geb. Schiller. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar. 2007. 68 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 9,- Euro. ISBN 978-3-937384-27-6.
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Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 27.8.2007