„Benutzer können neben den erwachsenen Eingesessenen der Stadt Bielefeld auch Auswärtige sein, die sich wie jene den Leihbedingungen durch Namensunterschrift unterwerfen. Die Benutzung ist im allgemeinen unentgeltlich“. So steht es in der ältesten bekannten „Leihordnung der Städtischen Bibliothek für Heimatkunde zu Bielefeld“ – heute Landesgeschichtliche Bibliothek –, die vor 100 Jahren, am 7. Oktober 1907, vom Magistrat der Stadt verabschiedet wurde. Heute ist die Bibliothek als Bestandteil des Instituts Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld im früheren Gebäude der Anker-Werke untergebracht. Die damalige Leihordnung zeigte eine große Freizügigkeit, die für die Benutzung der Landesgeschichtlichen Bibliothek von jeher kennzeichnend war, so Diplom-Bibliothekar Gerhard Preuß. Die Leihfrist betrug vier Wochen, Verlängerung war möglich – wie heute. Auswärtige Benutzer konnten sich Bücher, die sie vorbestellt hatten, auf eigene Kosten sogar per Post zusenden lassen und ebenso zurücksenden. Über die Benutzung der Bibliothek ist im „Jahres-Bericht … der Stadt Bielefeld für 1907“ zu lesen, dass es bei einem Bestand von etwa 4.000 Bänden immerhin 1.247 Entleihungen gab, und weiter heißt es: „Die Benutzer stellten ohne Werbung [!] alle Schichten und Berufsklassen der Bevölkerung.“ Die Bibliothek war also schon damals eine öffentlich zugängliche Ausleihbibliothek für jedermann und wurde auch als solche angenommen. Zur positiven Besucherfrequenz trug ganz sicher auch die zentrale Lage der Bibliothek bei. Seit Oktober 1905 war sie nämlich im Erdgeschoss des damals neuen und heute alten Rathauses untergebracht. Zuvor wurde über schwache Nutzung geklagt. Geöffnet hatte sie 1907 regelmäßig Mittwoch und Sonnabend von 18.30 bis 19.30 Uhr, dank guter Nutzung ab Februar 1908 zusätzlich montags zur gleichen Zeit. Diese Öffnungszeiten waren zwar sehr gering, aber außerordentlich publikumsfreundlich, da in den Abendstunden gelegen. Man muss auch bedenken, dass die Bibliothek damals – obwohl in städtischer Trägerschaft – ehrenamtlich geführt wurde.
Heute hat die Landesgeschichtliche Bibliothek, wie die frühere Bibliothek für Heimatkunde seit 1972 heißt, einen jährlichen Zugang von bis zu 1.500 Bänden, darunter 421 laufend gehaltene Zeitschriften und andere periodisch erscheinende Veröffentlichungen. „Noch in diesem Jahr wird der 100.000. Band erwartet“, kündigt Institutsleiter Dr. Jochen Rath an. Seit Beginn des Bestandsaufbaus werden hauptsächlich Publikationen über Westfalen erworben, wobei der Schwerpunkt auf Ostwestfalen liegt. Literatur über Bielefeld ist die besondere Spezialität der Bibliothek. Die Landesgeschichtliche Bibliothek ist stolz auf ihre über 100-jährige liberale Ausleihtradition, die mit der Leihordnung von 1907 (auch zuvor wurde schon ausgeliehen) dokumentiert ist. Sie wird diese Tradition fortsetzen und wendet sich wie schon vor 100 Jahren an „alle Schichten und Berufsklassen der Bevölkerung“, heute ausdrücklich auch an Schüler und Jugendliche. Wer Literatur über Bielefeld und die Region sucht, ist hier richtig. Der Katalog und damit große Teile des Bibliotheksbestandes sind im Internet recherchierbar. Buchausleihe und -rückgabe sind zusätzlich möglich über die Stadtbibliothek Bielefeld am Jahnplatz.
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Rohrteichstraße 19
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Tel.: 0521 / 51 24 71
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stadtarchiv@bielefeld.de
Quelle: Pressemeldung Stadt Bielefeld, 5.10.2007