Authentische Einblicke in die Vergangenheit – danach suchen Forscher ebenso wie interessierte Bürger im Stadtarchiv Greven. Dabei hat es sich längst herumgesprochen, dass das Wirtschaftsleben auch früher das Leben ebenso stark prägte wie das Wirken öffentlicher Stellen. Wenn ein Nachfahre des Firmengründers einer traditionsreichen einheimischen Firma wie J.C. Biederlack dem Stadtarchiv umfangreiche Materialien zur Verfügung stellt, gewinnt daher der Blick in die Zeit der Industrialisierung eine wichtige weitere Dimension. Das 1797 gegründete Unternehmen betrieb etwa 100 Jahre parallel einen Großhandel in Greven und eine Textilfabrik in Emsdetten. Nach 1910 gab die Familie den Handel auf, überstand als vielseitiger Textilproduzent aber Kriege und Strukturwandel.
Doch vor der Nutzung der Materialien steht die archivalische Verzeichnung. Die Historikerin Anke Hackethal, die als Freiberuflerin archivische Dienstleistungen für Unternehmen anbietet, hat sich im Rahmen eines Praktikums beim Stadtarchiv dieses Bestandes angenommen. Sie ordnete in den letzten Wochen über 300 Geschäftsbücher aus der Zeit zwischen 1700 und 1950. \“Sie sind eine interessante Fundgrube für jeden, der neue Erkenntnisse über die Grevener und Emsdettener Wirtschaftsgeschichte gewinnen möchte\“, urteilt sie. Auch für Unternehmen, die erst seit 20 oder 30 Jahren bestehen, lohne es sich, bewahrenswerte Unterlagen in eine übersichtlich recherchierbare Form zu bringen. Denn das Material könne ebenso der Selbstdarstellung nach außen dienen wie jüngeren Mitarbeitern bequem Hintergrundwissen über langfristige Prozesse verschaffen.
\“Die Verzeichnungsarbeit von Anke Hackethal hat uns einen großen Schritt in unserem Anliegen weitergebracht, die Materialien des Unternehmens Biederlack möglichst bald für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen\“, zeigen sich Dr. Stefan Schröder und Angelika Haves vom Stadtarchiv erfreut. Der Gesamtbestand umfasst so verschiedene Quellengattungen wie Kontenbücher, Geschäfts- und Privatbriefe, Schulbücher oder Aussteuerlisten aus drei Jahrhunderten.
Das Stadtarchiv Greven wird im kommenden Jahr die Leihgaben aus dem Haus Biederlack in den Mittelpunkt einer Ausstellung im Rathaus stellen.
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Dr. Stefan Schröder
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