Neue Forschungen zum Jüdischen Worms

Aus Anlass der Einweihung des Raschi-Hauses Ende November vor 25 Jahren führt das Stadtarchiv/Jüdische Museum Worms eine kleine Vortragsreihe durch, in der ausgewiesene Fachleute neue wissenschaftliche Erkenntnisse und laufende Forschungsprojekte zu Fragen der jüdischen Geschichte der Stadt bzw. zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in \“Warmaisa\“ einem breiteren Publikum präsentieren werden.

Die Reihe mit drei Referaten findet in enger Kooperation mit dem Altertumsverein Worms im Raschi-Haus statt (Hintere Judengasse 6). Beginn ist jeweils 19.30 Uhr. 

Neue Blicke auf den Alten Friedhof
Den Anfang macht am 27. September 2007 Prof. Dr. Michael Brocke, Duisburg, mit dem Thema \“Neue Blicke auf den Alten Friedhof\“. Prof. Brocke ist einer der besten Kenner jüdischer Friedhöfe im deutschsprachigen Raum und hat eine Vielzahl von Projekten zu ihrer wissenschaftlichen Erschließung geleitet. Der Referent hat sich in der letzten Zeit besonders intensiv mit dem Wormser \“Heiligen Sand\“ befasst und dabei eine Fülle neuer Einsichten gewinnen können. Anhand des beispiellos reichen, vor allem mittelalterlichen Inschriftenmaterials wird er ausgewählte Fragen und Problemfelder ansprechen. Neben der reichen Formensprache, einzelnen literarischen Meisterwerken, dem Blick auf Symbole und Ornamente sowie Fragen der Erhaltung und Erfassung, geht es ihm nicht zuletzt auch um Aspekte der Sozialgeschichte. 

Die Wormser Judenschaft im Dreißigjährigen Krieg
Am 11. Oktober 2007 folgt dann mit dem Referat von Dr. Ursula Reuter ein Beitrag über \“Die Wormser Judenschaft im Dreißigjährigen Krieg\“, wo sie Ergebnisse ihrer intensiven Quellenrecherchen über die Lage der Gemeinde in der dramatischen ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vorstellen wird.

Worms ohne Raschi
Um \“Vergessene Erzähltraditionen der Juden des Spätmittelalters\“ geht es unter dem Titel \“Worms ohne Raschi\“ am 25. Oktober 2007 in dem Vortrag der Frankfurter Judaistin Dr. Lucia Raspe, Frankfurt/Main. Sie beleuchtet auf der Basis jüngster Recherchen die Besonderheiten der lokalen Legendenbildung in der Wormser jüdischen Gemeinde seit dem späten Mittelalter und das sich wandelnde kollektive Gedächtnis der Gemeinde. 

Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei, im Anschluss besteht Gelegenheit für Nachfragen und Diskussion.

Kontakt:
Dr. Gerold Bönnen
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Telefon (0 62 41) 8 53 – 47 01
Stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadt Worms, Pressemitteilung, 12.9.2007

Westfälisches Volksliedarchiv erhält Sammlung Kehr

Eine Sammlung von über 2.000 Gedichten und Liedern, die der Münsteraner Manfred Kehr während seiner Arbeit an dem kommentierten Liederbuch \“Das Münsterland und seine Lieder\“ aus verschiedenen Archiven zusammengetragen hat, bereichert die Bestände des Westfälischen Volksliedarchivs beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster.

Nachdem Kehr sein Buch vor einigen Jahren veröffentlicht hat, möchte er seine Materialien nun allgemein zugänglich machen: \“Über das Internet erfuhr ich, dass sich bei der Volkskundlichen Kommission die zentrale Sammelstelle für Westfälische Volkslieder befindet. Mit der Leiterin Anne Wolf habe ich vereinbart, dass meine Sammlung dort als Dauerleihgabe aufgenommen wird\“, so Kehr.

In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt, an dem sowohl die Volkskundliche Kommission für Westfalen beim LWL als auch das Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Universität Münster beteiligt sind, werden derzeit die Liederblätter des Archivs gemeinsam mit den vorhandenen Tonaufnahmen digitalisiert und neu erschlossen.

\“Kehrs Sammlung bildet eine wertvolle Ergänzung zu den schon vorhandenen Quellen, die vor allem die Gesangspraxis zwischen 1880 und 1960 widerspiegeln\“, so Wolf. Neben historischen Liedern etwa über die Wiedertäufer, das Napoleonbild oder die Preußenzeit, finden sich auch aktuellere Bezüge: \“Selbstverständlich widmet sich ein eigenes Kapitel der westfälischen Sicht auf die Frau. Aber auch Soldaten in Münster, das ländliche Arbeitsleben oder die Stadt Münster selbst waren bis heute immer wieder Gegenstand dichterischen Schaffens\“, erklärt Kehr.

Besondere Funde bergen auch die Kapitel \“Tanz- und Singspiele aus dem Münsterland\“ und \“Andere Kirchenlieder\“ mit den so genannten Evangelienparodien, in denen aus dem Gottesdienst bekannte Melodien neue Texte erhalten. Die meisten Lieder sind mit Noten und Gitarrenakkorden versehen und können ohne Schwierigkeiten nachgesungen werden. Kehrs Liederbuch ist übrigens noch zu haben. 
Bestellungen an 
Manfred Kehr
Kellermannstraße 22
48149 Münster
kehr@muenster.de

Link:
Weitere Informationen über das Westfälische Volksliedarchiv finden Interessierte unter www.westfaelisches-volksliedarchiv.de

Quelle: LWL-Pressestelle, 11.9.2007

Dritter Europäischer Tag des Denkmals in Südtirol

Die Landesabteilung Denkmalpflege beteiligt sich am 16. September 2007 zum dritten Mal am Europäischen Tag des Denkmals. In Meran und Umgebung sind besondere Kulturdenkmäler zugänglich, die Interessierte mit Führung besichtigen können. Die Initiative des Europarates will Erhaltung und Restaurierung von Kulturdenkmälern einer breiten Öffentlichkeit näher bringen. Die Abteilung Denkmalpflege / Autonome Provinz Bozen Südtirol lädt am 16.9.2007 um 9.30 Uhr zur Eröffnung des Europäischen Tag des Denkmals in die Russisch-Orthodoxe Kirche St. Nikolaus, Schaffer Strasse 21, Meran ein. Für den Europäischen Tag des Denkmals hat die Landesabteilung Denkmalpflege gleich zwei Mottos ausgewählt, und zwar das Leitmotiv Italiens „Kultur und Denkmäler: eine Straße nach und von Europa“ und jenes Deutschlands „Orte der Einkehr und des Gebets – Historische Sakralbauten“. Diese Mottos wurden bei der Auswahl der Objekte berücksichtigt. „Besonders die Familien sind eingeladen, die Gelegenheit zu nutzen, um einen Blick auf die Geschichte Merans und in die Kirchen im Land zu werfen“, sagt Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur. Der Europäische Tag des Denkmals, der auf Initiative des Europarates veranstaltet wird, soll die breite Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege wecken. 

In Südtirol können Kulturinteressierte am Europäischen Tag des Denkmals am Sonntag, 16. September 2007, in Meran verschiedene Gebetsstätten anschauen. Die Öffnung nach Europa kommt in der russisch-othodoxen Kirche, in der evangelischen Kirche und in der jüdischen Synagoge, alle aus Merans großer Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammend, besonders gut zum Ausdruck. Die zwischen 1883 und 1885 gebaute evangelische Christuskirche in Meran ist von 11.30 bis 18 Uhr geöffnet. Um 16 Uhr gibt es eine Führung. Die ebenfalls aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert stammende russisch-orthodoxe Kirche St. Nikolaus ist von 10.30 bis 17 Uhr zugänglich. Um 15 Uhr ist eine Führung vorgesehen und ab 14 Uhr ein Programm für Kinder. Besichtigen kann man auch die romanische Kirche Maria Trost in Meran und zwar von 10.30 bis 17 Uhr. Sehenswertes gibt es auch in der Synagoge in Meran, die ebenfalls von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet ist. Zudem hält das Stadtarchiv Meran seine Tore von 10.30 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Führungen gibt es um 10 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr. Lohnend ist ferner ein Abstecher nach Algund zur Römerbrücke. Meran und im weiterem Sinne Tirol nahmen schon lange vor dem Goldenen Zeitalter des Fremdenverkehrs eine wichtige Straßen- und Brückenfunktion ein. Die romanischen Fresken in Maria Trost dokumentieren den durch die Kreuzzüge verstärkten Kulturtransfer byzantinischer Kunst von Ost nach West im frühen 13. Jahrhundert. Die „Römerbrücke“ von Algund reicht noch weiter zurück. Das Südtiroler Landesarchiv macht schließlich in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Meran dessen Schätze zugänglich. Es werden Führungen in deutscher und italienischer Sprache angeboten.

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411940
Fax: 0471 / 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it 

Stadtarchiv Meran
Passeirergasse 7
I-39012 Meran
Tel.: 0473 / 270038
Fax: 0473 / 234615

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 31.8.2007; News Abteilung Denkmalpflege / Autonome Provinz Bozen Südtirol, 6.8.2007

»Los von Trient« – Fotos und Filme werden gesucht!

Am 17. November 1957 versammelten sich auf Schloss Sigmundskron etwa 35.000 Südtiroler aus allen Talschaften und Landesteilen. Sie protestierten für mehr Rechte für die Südtiroler Minderheit in Italien und eine weiterreichende, eigenständige Autonomie für die Provinz Bozen

50 Jahre später suchen das Südtiroler Landesarchiv und das Landesamt für audiovisuelle Medien nun nach unbekannten Foto- und Filmaufnahmen von jenem Tag auf Sigmundskron. 

Das „Tiroler Etschland“ sollte nicht mehr mit der südlich angrenzenden Provinz Trient eine Region bilden. „Los von Trient!“ lautete daher die zentrale Parole der Veranstaltung auf Sigmundskron 

Hauptredner der Protestkundgebung war der Vorsitzende der Südtiroler Volkspartei, Silvius Magnago. Sein Auftritt markiert – rückblickend betrachtet – einen Meilenstein auf dem langen Weg zu dem zweiten Südtiroler Autonomiestatut, das ab 1972 in Kraft treten sollte, heißt es aus dem Landesarchiv. Heute ist Südtirol für viele ein Modellfall zur Lösung von Sprachgruppen- und Minderheitenkonflikten. 

Das Südtiroler Landesarchiv und das Landesamt für Audiovisuelle Medien suchen nun nach Foto- und Filmmaterial vom „Tag von Sigmundskron“. Wer noch Aufnahmen von damals hat, soll diese direkt beim Landesarchiv Bozen, Armando-Diaz-Straße 8, in Bozen oder im Landesamt für audiovisuelle Medien, Andreas-Hofer-Straße 18, in Bozen abgeben.

Akten des Volksgerichts Wien erschlossen

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv hat die Akten des Volksgerichts Wien übernommen und erschlossen. Sie sind nun der Allgemeinheit im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten zugänglich. Das Volksgericht wurde 1945 zur Ahndung von nationalsozialistischen Verbrechen in Wien eingerichtet und führte seine Tätigkeit bis zum Abzug der Alliierten 1955 fort. 

Akten zu 39.500 Angeklagten stehen der Forschung nun zur Verfügung. Unter ihnen finden sich so berüchtigte Personen wie Dr. Siegfried Seidl, Lagerleiter von Theresienstadt und Bergen-Belsen sowie 1944/45 stellvertretender Leiter des SS-Sondereinsatzkommandos Außenstelle Wien, der 1946 zum Tod verurteilt und 1947 hingerichtet wurde, oder Dr. Karl Ebner, stellvertretender Gestapo-Chef von Wien und Leiter des \“Judenreferates\“ der Gestapo, der zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt wurde, von denen er allerdings nur insgesamt acht in Gefängnissen absitzen musste.

Von 9. bis 12. Oktober 2007 veranstaltet das Wiener Stadt- und Landesarchiv gemeinsam mit dem Südwestdeutschen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung, dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtgeschichtsforschung und dem Verein für Geschichte der Stadt Wien eine Internationale Tagung zum Thema \“Stadt und Nationalsozialismus". Nationalsozialistische Metropolen werden ebenso behandelt wie Kleinstädte, NS-Utopien ebenso analysiert wie die gleichgeschaltete Realität. Internationale Experten werden die Thematik mit einem Fachpublikum und interessierten Laien diskutieren. 

Information und Anmeldung
www.stadtgeschichtsforschung.at/tagungen.html

Tagungsprogramm:

STADT UND NATIONALSOZIALISMUS
Internationale Tagung
Wien, 9. bis 12. Oktober 2007
Wiener Stadt- und Landesarchiv

veranstaltet gemeinsam mit:
Südwestdeutscher Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtgeschichtsforschung
Verein für Geschichte der Stadt Wien

REFERATE

SEKTION 1: Metropolen im Nationalsozialismus
Vorsitz: Bernd Roeck (Zürich)

Wolfgang Ribbe (Berlin), Auf dem Weg nach Germania? Die Reichshauptstadt als natio-nalsozialistisches Ziel und in den Planungen für Hitlers Berlin
Martin Kohlrausch (Warschau), Warschau im Zweiten Weltkrieg
Wolfgang Maderthaner (Wien), Wien: Der Faschismus an der Macht

SEKTION 2: Klein- und Mittelstädte
Vorsitz: Wolfgang Weber (Bregenz – Innsbruck)

Ingrid Böhler (Innsbruck), Österreichs Klein- und Mittelstädte und das Fallbeispiel Dornbirn
Paul Hoser (München), Bayerns Klein- und Mittelstädte unter besonderer Berücksichtigung Schwabens
Jürgen Klöckler (Konstanz), Parasitäre Personal- und gigantomane Baupolitik? Südwestdeutsche Städte im \“Dritten Reich\“ 

SEKTION 3: Gleichschaltung der Kommunalverwaltungen
Vorsitz: Hans-Joachim Hecker (München)

Ulrike Haerendel (München), Vom \“Hitlerputsch\“ zur Gleichschaltung: Münchens Weg zur nationalsozialistischen \“Hauptstadt der Bewegung\“ 1923 bis 1935
Bernhard Gotto (München), Machtergreifung per Dienstanweisung: Administrative Herr-schaftstechniken und Selbstgleichschaltung in der Augsburger Stadtverwaltung
Fritz Keller (Wien), Marktverwaltung, Arisierungsbehörde, Kriegswirtschaftsamt – Wandlungen einer Institution 1938-1945

SEKTION 4: Städtischer Funktionswandel
Vorsitz: Michael John (Linz)

Ernst Hanisch (Salzburg), Zwischen Wien und München. Salzburg: Die \“deutsche Stadt Mozarts\“ 1938-1945
Birgit Kirchmayr (Linz), Die NS-\“Kunststädte\“ München und Linz im Vergleich
Frank Bajohr (Hamburg), \“Führerstadt\“ als Kompensation. Das \“Notstandsgebiet Hamburg\“ in der NS-Zeit

SEKTION 5: Die nationalsozialistische Stadt – Ideologie und Realität
Vorsitz: Ernst-Otto Bräunche (Karlsruhe)

Roland Müller (Stuttgart), Stuttgart: Die \“Stadt der Auslandsdeutschen\“ – Wunsch und Wirklichkeit eines Ehrentitels
Georg Seiderer (München), Nürnberg – die \“Stadt der Reichsparteitage\“
Wolfgang Wippermann (Berlin), Wie großstadtfeindlich und antimodern waren Faschismus und Nationalsozialismus?

Kontakt
Mag. Dr. Christoph Sonnlechner, MAS 
Wiener Stadt- und Landesarchiv – MA 8 
Gasometer D, Wien 11, Guglgasse 
Postanschrift: Rathaus, 1082 Wien, Austria 
Tel.: (+43 1) 4000-84832 
Fax: (+43 1) 4000-84809 
christoph.sonnlechner@archiv.wien.gv.at 
www.archiv.wien.at

Quelle: Stadt Wien, Rathauskorrespondenz, 5.9.2007

650 Jahre Gelübdetag in Ersingen und Bilfingen

Enzkreis/Kämpfelbach. Die in ganz Europa wütende Pestseuche traf im 14. Jahrhundert die Einwohner von Ersingen und Bilfingen mit aller Macht: 232 Todesopfer waren in der heutigen Gemeinde Kämpfelbach zu verzeichnen. Um Gott gnädig zu stimmen und der Seuche ein Ende zu bereiten, legte die Bevölkerung 1357 ein Gelübde ab, alljährlich und auf ewige Zeit am Tag vor der Geburt Marias zu feiern, bei Wasser und Brot zu fasten und zu beten. Seither wird jeweils am 7. September in Ersingen und Bilfingen der Gelübdetag gefeiert – dieses Jahr zum 650. Male! 

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Abb.: Der Turm der katholischen Pfarrkirche in Ersingen (Zeichnung von Artur Steinle, 1974; Stadtarchiv Pforzheim / Kreisarchiv des Enzkreises) 

Ein an diesem Tage zu singendes Lied beschreibt das Gelübde wie folgt: „Und sie hoben ihre Hände zu dem Himmel hoch empor, dass sich doch Erbarmen fände, her sich neig’ Dein göttlich Ohr. Wie sie beten, wie sie fasten, wie sie stürmen himmelwärts, zu besänftigen Dein Zürnen, zu begütigen Dein Herz.“ Und das Gelübde zeigte offenbar Wirkung: die Pest soll verebbt sein und habe künftig die Einwohner verschont! Das strenge Gelübde wurde 1490 auf Bitten der Bevölkerung von einem in Hirsau weilenden päpstlichen Gesandten gemildert, indem das Fasten und Beten nur noch gekürzt zu begehen war. 

Das Original des Gelübdebriefes von 1357 existiert nicht mehr, nur noch eine Abschrift dieser Urkunde zeugt von den Ursprüngen dieser Tradition. Der Text ist abgedruckt in der umfangreichen Ortschronik für Ersingen und Bilfingen, die der Heimatforscher und Ehrenbürger Gustav Adolf Reiling (1899-1973) vor mehr als 70 Jahren ausführlichst erarbeitete. Reiling spürte lange Jahre der Ersinger und Bilfinger Geschichte nach, forschte und schrieb, fotografierte, zeichnete, hielt Vorträge und veröffentlichte seine Erkenntnisse. Ein Teil seines schriftlichen Nachlasses, v.a. zu seinen orts- und regionalgeschichtlichen Forschungen, wurde von seiner Tochter über das Kreisarchiv des Enzkreises der Gemeinde Kämpfelbach übergeben. Zahlreiche Manuskripte zur örtlichen Geschichte wie auch zur Stadt- und Regionalgeschichte Pforzheims, Vorlagen zur Ortschronik, Zeitungsartikel, genealogische Arbeiten, Fotografien und Glasplatten ergänzen seither die Unterlagen des Gemeindearchivs. Mit Hilfe des Vereins „Heimatpflege und Kultur Kämpfelbach e.V.“ konnten sogar Hörproben zur Ersinger Mundart auf CD gesichert werden. 

Das gesamte Gemeindearchiv nämlich wurde im Auftrag der Gemeinde Kämpfelbach von Diplom-Archivarin Heike Sartorius „auf Vordermann gebracht“, wobei für die beiden Teilbestände Bilfingen und Ersingen aus den ehemals in den Speichern, Kellern und Verwaltungsräumen in den Rathäusern gelagerten Unterlagen nahezu 3.000 Einheiten an Akten, Bänden, Fotografien und Plänen für die dauernde Aufbewahrung „herausgefiltert“ wurden. Die beiden Ortsteilarchive reichen zeitlich bis zum Gemeindezusammenschluss von 1974. 

Die Archivalien sind in den neu eingerichteten Räumen im Bilfinger Rathaus untergebracht und füllen dort um die hundert Regalmeter. Ein Vielzahl an historischen und rechtlich relevanten Informationen aus dem „Gedächtnis der Gemeinde“ werden damit der interessierten Bevölkerung zur Verfügung stehen, die hoffentlich weiterhin in der Tradition der Ortschronisten Gustav Adolf Reiling, Rudolf Vögele und Michael Mutschelknauß die Heimatgeschichte erforschen, erfahrbar machen und andere daran teilhaben lassen können.

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Postfach 101080
75110 Pforzheim
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon:(07231) 308-423 
FAX:(07231) 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 29.8.2007

Neue Kamera für das Stadtarchiv Worms

Erneut unterstützt die Sparkasse Worms-Alzey-Ried die Arbeit des städtischen Fotoarchivs: Durch eine Spende, die am 7.9.2007 dem Stadtarchiv Worms übergeben wurde, ermöglicht das Geldinstitut die Anschaffung einer neuen, leistungsfähigen Digitalkamera.

Die Fotoabteilung des Wormser Stadtarchivs verfügt mit ihren mehr als 300.000 Negativen über eine überaus reichhaltige und wertvolle Sammlung, die das Leben in der Stadt und ihrem Umland seit dem 19. Jahrhundert auf vielfältige Weise dokumentiert. Die für jeden Bürger zugängliche Fotoabteilung ist jedoch nicht allein ein rückwärts gewandtes \“Fotomuseum\“, sondern ergänzt ihre Bestände stetig und aktiv durch Neuaufnahmen für unterschiedliche Zwecke. Die Palette reicht von Fotoaufträgen für Benutzer, die Dokumentation von Veränderungen im Stadtbild, von Veranstaltungen und dem Alltagsleben in Worms. Für diese umfangreichen Aufgaben wird seit Jahren auch die digitale Fotografie eingesetzt, die neue Anforderungen an das Material und die Mitarbeiterinnen stellt. 

Das Archiv ist seit Jahren bemüht, technisch mit der Entwicklung und den Nutzerwünschen Schritt zu halten, auch wenn die finanziellen Möglichkeiten nicht alles Wünschenswerte realisierbar machen. Umso erfreulicher ist es, dass nun die Sparkasse Worms-Alzey-Ried (bereits zum wiederholten Mal) die Arbeit des Archivs im Dienst der Bürger der Stadt und des ihm anvertrauten Kulturgutes unterstützt und maßgeblich den Ankauf einer neuen, leistungsfähigen Digitalkamera ermöglicht hat. Damit ist ein hohes Niveau der Arbeit auch in der Zukunft gewährleistet.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
D-67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 4710
stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadt Worms, Pressemitteilung, 7.9.2007

Stadtarchiv Dülmen unter neuer Leitung

Das Dülmener Stadtarchiv hat seit Mitte August mit dem Historiker und Archivar Dr. Stefan Sudmann aus Münster einen neuen Leiter. Der 34-jährige gebürtige Ravensburger studierte in Münster Geschichte. Diese Entscheidung, so Sudmann, habe er schon früh getroffen, weil ihn Geschichte schon als Kind fasziniert habe. Auch den Berufswunsch \“Archivar\“ hatte Stefan Sudmann bereits zu Beginn seines Studiums. Deshalb absolvierte er schon frühzeitig ein Praktikum im Stadtarchiv Münster, das ihn in diesem Berufswunsch bestätigte. \“Ich wollte mehr als einfach \“nur\“ an der Universität forschen, sondern auch einer konkreten, handfesten, bodenständigen und vielseitigen Tätigkeit nachgehen\“, so Sudmann. 

Als Archivar sei man nicht nur Historiker, sondern auch Dienstleister für die Forschung, man wirke an der Überlieferungsbildung mit – man habe eine klare Aufgabe, die der Öffentlichkeit zugute kommen solle. Seine praktische Ausbildung erhielt Sudmann im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Ein weiterer Teil seiner Ausbildung war u.a. auch ein Praktikum im Stadtarchiv seiner alten Heimatstadt Ravensburg, die wie Dülmen knapp 50.000 Einwohner hat. Den theoretischen Teil seiner Ausbildung absolvierte Sudmann 2006 an der Archivschule Marburg. Anschließend folgte das obligatorische Praktikum am Bundesarchiv, wo er in der Koblenzer Zentrale ein sachthematisches Inventar zur Geschichte der RAF erstellte. 

Auf sein neues Tätigkeitsfeld in Dülmen freut sich Sudmann, der dort dem kürzlich verstorbenen Dr. Friedrich-Wilhelm Hemann nachfolgt: \“Die Stelle in Dülmen hat mich aus zwei Gründen angesprochen: Zum einen ist die Arbeit in einem Stadtarchiv vielseitiger und reizvoller als in einem Staatsarchiv, zum anderen wollte ich gern wieder ins Münsterland zurück. Primäre Aufgabe ist die Erstellung der Stadtgeschichte zum 700-jährigen Jubiläum 2011. 

Eine meiner wichtigen Aufgaben wird die gute Zusammenarbeit mit den Personen, Gruppen und Vereinen, aber auch mit den örtlichen Schulen, sein, die sich mit der Geschichte der Stadt und der Ortsteile beschäftigen. Ein Archiv ist ja nicht – wie vielfach noch geglaubt wird – ein abgeschlossenes Terrain, zu dem nur wenige Zutritt haben. Ein Archiv ist eine öffentliche Einrichtung, das Gedächtnis der Stadt, ein Teil des kulturellen Lebens, das allen Interessierten offen steht. Ich würde mich freuen, viele Besucherinnen und Besucher im Stadtarchiv begrüßen zu dürfen.\“ 

Kontakt:
Stadtarchiv Dülmen
Charleville-Mézières-Platz 2
(im Keller der Hermann-Leeser-Schule)
48249 Dülmen 
Tel. 0 25 94 / 89 08 15
Fax 0 25 94 / 89 08 17
www.stadtarchiv-duelmen.de 

Quelle: Stadt Dülmen, Pressemitteilung, 6.9.2007

Deutsche Erstaufführung eines vom Bundesarchiv restaurierten Stummfilms

Als deutsche Erstaufführung präsentiert das Bundesarchiv den verschollen geglaubten und aufwendig restaurierten Stummfilm „Inge Larsen“ mit Live Musik – am Flügel der bekannte Stummfilm-Musiker Carsten-Stephan Graf von Bothmer.

Henny Porten spielt die Titelfigur, eine Fischertochter. Die Liebe führt sie in hohe Adels- und Diplomatenkreise; nach einem wechselvollen Schicksal kehrt sie jedoch in ihr Fischerdorf zurück. Eine Paraderolle für Henny Porten und seinerzeit ein Publikumserfolg. Auch Paul Hansen und Hans Albers spielen neben Henny Porten. 

Die Außenaufnahmen wurden im Herbst 1922 auf Rügen und 1923 in Kopenhagen gedreht. Die Uraufführung des Films fand dann im Oktober 1923 in Berlin statt.

Die vorliegende Kopie entstand im Filmarchiv des Bundesarchivs als ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit der University of the West of England, Bristol, in deren Rahmen Stummfilme des Regisseurs Hans Steinhoff restauriert werden. 

Nachdem Steinhoff mehrere Jahre erfolgreich Theaterregie geführt hatte, übernahm er 1921 erstmals die Regieverantwortung für einen Film. Inge Larsen ist sein dritter Film, dem in der Weimarer Zeit noch 23 weitere folgen sollten. Während des Nationalsozialismus war er besonders erfolgreich und drehte u. a. Hitlerjunge Quex, Ohm Krüger und Tanz auf dem Vulkan. Steinhoff starb 1945 bei einem Flugzeugabsturz.

Info:
Die deutsche Erstaufführung ist am Dienstag, den 11. September 2007, um 20 Uhr im Kino Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, in 10178 Berlin zu sehen (Tel. 030/ 2425969). Karl Griep, Leiter der Abteilung Filmarchiv im Bundesarchiv, wird in den Film einführen.

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 7.9.2007

KSV Witten 07 ist Thema beim Archivforum

Kernig, kunstvoll, kraftvoll, kühn! In Witten sind die Geschichten von Muskelmännern, Schwerathleten und Ringern ein lebendiger Mythos. Manchmal kennt man nicht einmal mehr ihre Namen, nur ihre Taten bleiben im Gedächtnis. Einer von ihnen war der \“Löwe vom Ruhrtal\“. In den 1930er Jahren zog er mit bloßer Manneskraft einen LKW quer durch das idyllische Tal. Ein anderer war Gastwirt in Witten. Unter einem gewaltigen Amboss hatte er einen Geldschein deponiert. Dem es gelänge, den Schmiedeblock vollständig anzuheben, der dürfe das Geld behalten. Niemand soll es geschafft haben.

Viele dieser Geschichten kreisen um den Kraftsportverein Witten 07 – und darum beschäftigt sich am 18. September 2007 das 14. Wittener Archivforum mit diesem Thema. Treffpunkt ist ab 19 Uhr das Foyer der Fritz-Husemann-Halle an der Ardeystraße 98 – der Ort, an dem der KSV Witten seine großen Erfolge der letzten Jahrzehnte feiern konnte. Dr. Martina Kliner-Fruck, Historikerin und Leiterin des Stadtarchivs Witten, lädt zu diesem kostenfreien Vortrags- und Diskussionsabend alle interessierten Wittenerinnen und Wittener herzlich ein.

Referent beim 14. Wittener Archivforum ist Ralf Piorr. Der 1966 geborene Historiker und Publizist lebt in Herne und forscht unter anderem auch zur Geschichte des Fußballs \“im Revier\“. Aber die Kraftsportler – und hier speziell der inzwischen hundert Jahre alte KSV Witten haben es ihm besonders angetan. Anlässlich seiner Recherchen zum Vereinsjubiläum des KSV liefert Piorr einen Überblick zur Vereinsgeschichte und stellt Thesen zur Regional-, Sport- und Mentalitätsgeschichte zur Diskussion. Sein Buch "Kernig, kunstvoll, kraftvoll, kühn\“ – 100 Jahre KSV Witten 07 können interessierte Besucher des Archivforums zum Preis von 17,90 Euro am Vortragsabend erwerben.

Hoher Identifikationswert

\“Sportvereine besitzen einen hohen Identifikationswert, manchmal sind sie sogar mit einer Stadt synonym\“, sagt Ralf Piorr. Schalke sei Fußball und Witten sei eben Ringen. In den letzten 15 Jahren wurde Sport generell auch von der Geschichtsforschung als bedeutendes soziales und kulturelles Phänomen der Moderne erkannt. Gerade dem Ruhrgebiet werde dabei eine bis heute anhaltende hohe enge Beziehung zum modernen Sport nachgesagt. Die Geschichte des KSV Witten stehe dabei nicht außen vor.

Mit seiner Vortragsreihe \“Archivforum\“ will das Stadtarchiv Witten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Heimatforschern sowie Schülerinnen und Schülern Gelegenheit geben, ihre neuesten Forschungsergebnisse zur Wittener Stadtgeschichte der Öffentlichkeit vorzustellen. Im Anschluss an die jeweilige Präsentation der Referenten bietet sich die Möglichkeit zur öffentlichen Diskussion und Aussprache. Die Archivforen finden an wechselnden Orten in Witten statt, wobei die Wahl der Veranstaltungsorte am jeweiligen Thema orientiert ist. Dr. Martina Kliner-Fruck: \“Wir danken dem KSV Witten 07 e.V. und dem Stadtsportverband Witten e.V. für die freundliche Unterstützung und die Bereitstellung der Veranstaltungsräume.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Tel.: 02302-581-2415
Fax: 02302-581-2497
stadtarchiv@stadt-witten.de 

Fritz Husemann-Halle
Ardeystraße 98
58452 Witten