Die diesjährige Reihe zur Mülheimer Geschichte bietet eine buntes Spektrum an interessanten Vorträgen. Vor dem Hintergrund des 200-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2008 macht sie einen Streifzug durch zwei Jahrhunderte Mülheimer Geschichte. Sie wurde für das Programm des Wissenschaftsjahrs 2007 des Bundesministeriums für Forschung und Bildung angemeldet und ist damit offizieller Partner im Jahr der Geisteswissenschaften.
Die Konzeption und Planung der Reihe zur Mülheimer Geschichte lagen beim Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, die Durchführung erfolgt mit freundlicher Unterstützung des Kunstmuseums in der Alten Post. Die Vortragsreihe steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Veranstaltungsort ist das Kunstmuseum in der Alten Post. Der Eintritt ist frei.
Nach Vorträgen u.a. über Franz Fischer, den ersten Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung, über Zwangsarbeit im Ruhrbergbau während des Ersten Weltkriegs, über die Familie Coupienne und das Mülheimer Ledergewerbe sowie über die Synagoge am Viktoriaplatz referierte am 13. September Geschichtslehrer Hans-Werner Nierhaus vom Otto-Pankok-Gymnasium über das Landjahr für Mülheimer Schülerinnen und Schüler als Baustein nationalsozialistischer Erziehung und Weltanschauung.
Nierhaus vertiefte sich in die amtlichen Dokumente über das achtmonatige Landjahr, das zwischen 1934 und 1944 von mehr als 1500 Mülheimer Jugendlichen abgeleistet wurde, ehe die Nazis den Nachwuchs lieber zur Wehrertüchtigung statt aufs Land schickten. \“Das Landjahr passte natürlich gut zur Blut- und Boden-Ideologie der Nazis. Doch ich war schon überrascht, wie viele Stadtkinder am Landjahr teilnahmen und dabei im Sinne der braunen Machthaber auf Linie getrimmt wurden, ohne es zu merken\“, erklärt Nierhaus.
Die Nazis begriffen das Landjahr in ihrer zerstörerischen Lehre als Vorbereitung auf das Berufsleben und als Arbeitsbeschaffung. Sie sahen es als Bestandteil ihrer Ideologie eines Volkes ohne Raum, das sich nach Osten ausdehnen müsse. Schon 1930 hatte Hitler in einem Manifest erklärt, was er Jahre später brutal Wirklichkeit werden ließ. Da war von einer \“rücksichtslosen Erziehung\“ aller zur Verwendung der heimischen landwirtschaftlichen Produkte die Rede. Und eine martialische Warnung gab es obendrein: Alle, \“auch die oberen Zehntausend\“, müssten lernen, \“schwarzes Brot zu essen\“.
Weitere Termine:
Dienstag, 16. Oktober 2007, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Monika von Alemann-Schwartz
\“Für Augenkranke jeden Glaubens, Alters und Geschlechts… \“: 100 Jahre Augenklinik Mülheim an der Ruhr
Donnerstag, 8. November 2007, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Holger Klein-Wiele
Vom Palast Theater zur Schauburg – Kinobauten der 1950er Jahre in Mülheim an der Ruhr
Kontakt:
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Quelle: Thomas Emons, NRZ, 11.9.2007