Landleben mit Beigeschmack – Aus der Vortragsreihe zur Mülheimer Geschichte

Die diesjährige Reihe zur Mülheimer Geschichte bietet eine buntes Spektrum an interessanten Vorträgen. Vor dem Hintergrund des 200-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2008 macht sie einen Streifzug durch zwei Jahrhunderte Mülheimer Geschichte. Sie wurde für das Programm des Wissenschaftsjahrs 2007 des Bundesministeriums für Forschung und Bildung angemeldet und ist damit offizieller Partner im Jahr der Geisteswissenschaften.

Die Konzeption und Planung der Reihe zur Mülheimer Geschichte lagen beim Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, die Durchführung erfolgt mit freundlicher Unterstützung des Kunstmuseums in der Alten Post. Die Vortragsreihe steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Veranstaltungsort ist das Kunstmuseum in der Alten Post. Der Eintritt ist frei.

Nach Vorträgen u.a. über Franz Fischer, den ersten Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung, über Zwangsarbeit im Ruhrbergbau während des Ersten Weltkriegs, über die Familie Coupienne und das Mülheimer Ledergewerbe sowie über die Synagoge am Viktoriaplatz referierte am 13. September Geschichtslehrer Hans-Werner Nierhaus vom Otto-Pankok-Gymnasium über das Landjahr für Mülheimer Schülerinnen und Schüler als Baustein nationalsozialistischer Erziehung und Weltanschauung.

Nierhaus vertiefte sich in die amtlichen Dokumente über das achtmonatige Landjahr, das zwischen 1934 und 1944 von mehr als 1500 Mülheimer Jugendlichen abgeleistet wurde, ehe die Nazis den Nachwuchs lieber zur Wehrertüchtigung statt aufs Land schickten. \“Das Landjahr passte natürlich gut zur Blut- und Boden-Ideologie der Nazis. Doch ich war schon überrascht, wie viele Stadtkinder am Landjahr teilnahmen und dabei im Sinne der braunen Machthaber auf Linie getrimmt wurden, ohne es zu merken\“, erklärt Nierhaus. 

Die Nazis begriffen das Landjahr in ihrer zerstörerischen Lehre als Vorbereitung auf das Berufsleben und als Arbeitsbeschaffung. Sie sahen es als Bestandteil ihrer Ideologie eines Volkes ohne Raum, das sich nach Osten ausdehnen müsse. Schon 1930 hatte Hitler in einem Manifest erklärt, was er Jahre später brutal Wirklichkeit werden ließ. Da war von einer \“rücksichtslosen Erziehung\“ aller zur Verwendung der heimischen landwirtschaftlichen Produkte die Rede. Und eine martialische Warnung gab es obendrein: Alle, \“auch die oberen Zehntausend\“, müssten lernen, \“schwarzes Brot zu essen\“. 

Weitere Termine:

Dienstag, 16. Oktober 2007, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Monika von Alemann-Schwartz
\“Für Augenkranke jeden Glaubens, Alters und Geschlechts… \“: 100 Jahre Augenklinik Mülheim an der Ruhr

Donnerstag, 8. November 2007, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Holger Klein-Wiele
Vom Palast Theater zur Schauburg – Kinobauten der 1950er Jahre in Mülheim an der Ruhr

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
D- 45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-455-4260
Telefax: 0208-455-4279
stadtarchiv@stadt-mh.de 

Quelle: Thomas Emons, NRZ, 11.9.2007

Letzter Tag der offenen Tür in der BStU-Außenstelle Potsdam

Am 5. Dezember 1989 gelang es dem NEUEN FORUM in Potsdam, die vom Staatssicherheitsdienst begonnene Aktenvernichtung zu stoppen. Die Staatsanwaltschaft versiegelte alle Räume der Bezirksverwaltung, in denen sich Unterlagen befanden. Am 18. Januar 1990 stellte das Bürgerkomitee jedoch fest, dass sämtliche Personalakten der Inoffiziellen Mitarbeiter der Kreisdienststelle Potsdam verschwunden waren.

Unter Aufsicht des Bürgerkomitees wurden die Akten von Februar bis März 1990 in das ehemalige MfS-Objekt am Windmühlenberg nach Bornim gebracht. Die Unterlagen blieben zunächst gesperrt. Nur Staatsanwaltschaften und Gerichte konnten die Akten nutzen. Auch der Volkskammerausschuss zur Überprüfung der Volkskammerabgeordneten hatte Zugriff.

Am 3. Oktober 1990 wurde die Behörde des Sonderbeauftragten und späteren Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gegründet. Mit Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes konnten im Januar 1992 die ersten Potsdamer im ehemaligen NVA-Lazarett in Potsdam-Babelsberg ihre Akten einsehen. Im März/April 1995 zog das Archiv aus Bornim in die Großbeerenstraße um.

Zum Jahresende 2007 ist die Schließung der Potsdamer BStU-Außenstelle vorgesehen. Nach 17 Jahren ihres Bestehens werden ihre Aufgaben von der Zentralstelle in Berlin übernommen.

Zu einem letzten Tag der offenen Tür lädt die BStU-Außenstelle Potsdam für den 22. September 2007 von 13 bis 20 Uhr ein.

Kontakt:
Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik
Außenstelle Potsdam
Großbeerenstraße 301
14480 Potsdam
Telefon: 0331 5056-0
astpotsdam@bstu.bund.de
www.bstu.de

Birthler warnt vor Überführung von Stasi-Akten ins Bundesarchiv

Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, übergab am 12.9.2007 in Berlin dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsminister Bernd Neumann, die Stellungnahme ihrer Behörde zu dessen Gedenkstättenkonzept. Wie andere Institutionen aus dem Bereich der Erinnerungspflege und Gedenkstätten auch, war die Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR zu einer Stellungnahme zu dem am 4.7.2007 vorgestellten Konzept aufgefordert worden.

Die Bundesbeauftragte äußerte sich in Ihrer Stellungnahme ausführlich zu verschiedenen aufarbeitungspolitischen Gesichtspunkten, insbesondere zu jenen Fragen, die die Zukunft und den Auftrag der Behörde der Bundesbeauftragten betreffen. 

Birthler verwies darauf, dass die BStU als eine temporäre Behörde konzipiert wurde. Zugleich aber warnte sie davor, funktionsfähige Strukturen der Aufarbeitung abzubauen, ohne dass gewährleistet ist, dass andere Institutionen und Träger an deren Stelle treten. Sie erwähnte auch, dass die Bildungsangebote der BStU für die Aufarbeitung der SED-Diktatur bundesweit und regional eine wichtige Rolle spielen und dass sie immer stärker in Anspruch genommen werden. Mit Blick auf nach wie vor bestehende Tendenzen, die SED-Diktatur zu verharmlosen, seien mehr, nicht weniger Aufarbeitungsanstrengungen gefragt. Solange Länder, Kommunen und Bildungsträger in diesem Themenbereich auf die fachliche Unterstützung, Fortbildung und Unterrichtsmaterialien der BStU angewiesen sind, sollte die BStU ihren gesetzlich festgelegten Aufarbeitungsauftrag weiterhin uneingeschränkt wahrnehmen können.

Im Zusammenhang des Vorschlags, die MfS-Aktenbestände mittelfristig in das Bundesarchiv zu überführen, sprach sich die Bundesbeauftragte dafür aus, zuvor die damit verbundenen rechtlichen – auch verfassungsrechtlichen – Fragen sorgfältig zu klären. Sie warnte vor falschen Hoffnungen auf erleichterten Aktenzugang für Forschung und Medien und verwies auf die geltende Rechtslage und die Rechtssprechung, insbesondere das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im so genannten Kohl-Verfahren

Im Gespräch mit WELT ONLINE wehrt sich der Präsident des Bundesarchiv, Prof. Dr. Hartmut Weber, entschieden gegen die \“Spekulation\“, sein Archiv verletzte den Datenschutz. Bereits seit langem sei das Bundesarchiv mit der Benutzung von Informationen vertraut, die wie die Stasi-Unterlagen auf menschenrechtswidrige Weise entstanden seien, etwa Akten zur Euthanasie im Nationalsozialismus oder durch Gestapo-Folter erpresste Aussagen in Gerichtsunterlagen. Daher gebe es im Bundesarchiv schon lange Erfahrungen beim Ausgleich zwischen schutzwürdigen Belangen und den Interessen von Forschern. Dies könnte aber durchaus auch formal im Bundesarchivgesetz verankert werden.

Link:
Vollständige Stellungnahme der Bundesbeauftragen zum Entwurf des Gedenkstättenkonzepts des BKM vom 22. Juni 2007

Kontakt:
Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU)
Zentralstelle Berlin
Otto-Braun-Straße 70/72
10178 Berlin
Telefon: (030) 2324 – 50
Fax: (030) – 2324 – 7799
post@bstu.bund.de
www.bstu.bund.de

Quelle: BStU, Pressemitteilung, 12.9.2007; Die WELT, 12.9.2007; WELT Online, 14.9.2007

Bestandsübersicht für alle Bürger im Stadtarchiv Sankt Augustin

Das Stadtarchiv Sankt Augustin setzt seinen Weg hin zu einem Archiv für alle Bürger fort. Um die vielseitige Nutzung der Archivunterlagen zu vereinfachen, legt das Stadtarchiv nun erstmals eine komplette Bestandsübersicht vor. 

Diese Übersicht fasst die weit über 100 verschiedenen Archivbestände mit den wichtigsten Kenndaten zusammen. Der Bogen spannt sich dabei von städtischer Überlieferung über die diversen archivischen Sammlungen (z.B. Fotos, Festschriften, Zeitungen, regionalgeschichtliche Bücher, Plakate) bis hin zu historisch wertvollen Unterlagen von Vereinen und Privatpersonen.

\"Stadtarchiv

Mit der Bestandsübersicht wird das ganze Spektrum an Unterlagen aufgezeigt, die allen Archivnutzern zur Verfügung stehen. Die Übersicht kann kostenlos über das Archiv bezogen oder im Internet unter www.sankt-augustin.de/stadtarchiv abgerufen werden. Auf der Homepage des Stadtarchivs steht zudem eine gedruckte Fassung der Kurzübersicht über die Archivbestände als PDF-Datei zum Download bereit.

Das Stadtarchiv ist im Rathaus untergebracht und montags 9.00-12.00 Uhr und von 14.00 –18.00 Uhr, mittwochs 9.00-12.00 Uhr und von 14.00-16.00 Uhr 
sowie nach Vereinbarung geöffnet.

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Rathaus, Markt 1
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241/243-331
Fax: 02241/243-77508
stadtarchiv@sankt-augustin.de
www.sankt-augustin.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Sankt Augustin, Presse-Info Nr. 180/2007, 13.9.2007

Kinderlandverschickung zur Erziehung des Pimpfen und Jungmädels

Themenabend im Stadtarchiv Münster erinnert an Evakuierungen des NS-Regimes:

KLV – hinter dieser Abkürzung steht im Dritten Reich die Kinderlandverschickung. Mädchen und Jungen aus bombengefährdeten Städten schickte das Nazi-Regime in vermeintlich sichere Gegenden. Tausende Heranwachsende aus Münster zwischen zehn und 14 Jahren steckten in bayrischen Lagern. Der Themenabend am Donnerstag, 20. September 2007, im Stadtarchiv Münster erinnert an diese Evakuierungen an Beispielen aus dem Lageralltag.

Das ideologische Ziel war klar: \“Erziehung des Pimpfen und des Jungmädels zur nationalsozialistischen Volksgemeinschaft\“, hieß die Maxime der NSDAP. Wurde diese Indoktrinierung auch in den KLV-Lagern der münsterschen Schulen verwirklicht? Oder blieben die Mädchen und Jungen dieser Stadt weitgehend verschont? Referent Eduard Füller hat dazu viele Akten und Archivalien ausgewertet. Der Historiker und Autor stellt auch Dokumente aus den Magazinen des Münsterschen Stadtarchivs vor.

Info:
Beginn des Themenabends am 20.9.07 ist um 18 Uhr im Stadtarchiv (Speicherstadt Coerde), An den Speichern 8. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51/4 92-47 01
Fax: 02 51/4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 17.9.2007

Stadtarchiv Zella-Mehlis muss dringend erweitert werden

1977 beschloss der Rat der Stadt Zella-Mehlis, den historischen Teil des Stadtarchivs an die wissenschaftlich regionale Forschungsstätte (Kreisarchiv Suhl) als Endarchiv abgegeben werden. Dort war dieser Bestand so gut wie nicht nutzbar. Der Rat des Kreises Suhl-Land und der Rat der Stadt Zella-Mehlis richteten ein gemeinsames Verwaltungsarchiv in Zella-Mehlis ein. Erst seit 1992 wurde dann wieder ein Stadtarchiv Zella-Mehlis aufgebaut. Die historischen Akten wurden zurückgeholt und für die Öffentlichkeit wieder einsehbar. 

Nun aber platzen die Räumlichkeiten im Sockelgeschoss des Rathauses gleichsam aus allen Nähten und erfüllen in keinster Weise die Anforderung an ein modernes Archiv. Bürgermeister Karl-Uwe Panse bezeichnete die Bedingungen im Stadtarchiv Zella-Mehlis jüngst als einen „unhaltbaren Zustand für Mitarbeiter und Nutzer“. Dem Stadtarchiv stand im Prinzip nur ein einziger Raum zur Verfügung, der ebenso als Büro diente wie als Magazin, als Aufenthaltsraum für Mitarbeiter wie als Raum für Archivbesucher. Die Notwendigkeit einer Erweiterung des Stadtarchivs ergibt sich auch daraus, dass derzeit schon Akten außerhalb des Rathauses im Krankenhaus und in der Friedhofsverwaltung lagern.

Nachdem über Jahre kein Pächter für den Ratskeller gefunden werden konnte, entstand der Plan der Verwaltung und von Mitgliedern des Fördervereins Stadtarchiv, diese Räumlichkeiten dem unmittelbar benachbarten Stadtarchiv zuzuweisen. Mit einem Türdurchbruch und einigen Veränderungen könnte mit relativ geringem Aufwand ein hoher Nutzen erzielt werden. Kostenschätzungen belaufen sich auf knapp 25.000 Euro.

Künftig sollen Archiv- und Magazinräume getrennt sein und eine zeitgemäße Archivierung wichtiger Akten und ein gutes Arbeiten mit den Materialien ermöglichen. Der Beschluss über das Projekt zur Erweiterung des Stadtarchivs Zella-Mehlis soll im nächsten Bauausschuss am 16. Oktober 2007 gefasst werden.

Kontakt:
Stadtverwaltung Zella-Mehlis
Stadtarchiv 
Rathausstraße 4 
98544 Zella-Mehlis 
Telefon: 03682/852-147 
Fax: 03682/852-400 
neumann@zella-mehlis.de

Quelle: Heike Jenzewski, Freies Wort, 15.9.2007

Fritz-Hüser-Institut umgezogen

Das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt ist aus der Dortmunder Innenstadt auf das Gelände der Zeche Zollern II/IV umgezogen. Hier, am Sitz des Westfälischen Industriemuseums in Bövinghausen, ist das Fritz-Hüser-Institut im neuen Bibliotheksbau untergebracht. In dem Depot stehen ihm rund vierhundert Quadratmeter Magazin- und Bürofläche zur Verfügung.

Das Fritz-Hüser-Instituts resp. dessen Archiv umfasst 65 Nachlässe von Schriftstellern und Personen des literarischen Lebens, künstlerische Nachlässe aus der „Bruderschaft der Vagabunden“, Nachlässe bedeutender Esperantisten, die vollständige oder teilweise Überlieferung literarischer Vereinigungen, von Arbeiterchören und anderen Vereinigungen der Arbeiterkulturbewegung, eine Fotosammlung, eine Aufsatz- und Zeitschriftendokumentation und eine Personensammlung zur Arbeiterliteratur und -kultur im deutschsprachigen Raum sowie rund 40.000 Buch- und Zeitschriftenbände.

Hervorgegangen ist das Institut aus dem "Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur", das der Stahlarbeiter und spätere Direktor der Stadtbücherei Dortmund, Fritz Hüser (1908-1979), aufgebaut hatte.

Kontakt:
Fritz-Hüser-Institut 
Institutsleitung und Archiv 
Hanneliese Palm 
Grubenweg 5 
44388 Dortmund 
Telefon +49 231 50-2 31 35 
Fax +49 231 50-2 32 29 
fhi@stadtdo.de 
www.fhi.dortmund.de

Quelle: FAZ, 15.9.2007; Fritz-Hüser-Institut.

Glasplatten des Klosters Einsiedeln online

Auf der Website des Klosterarchivs Einsiedeln (www.klosterarchiv.ch) kann man sich neuerdings alte Fotos ansehen und bei deren Identifizierung mithelfen. Neben ca. 2200 Portraits von Konventualen sind gut 6600 Glasplatten online zugänglich. Bei den Glasplatten fehlen zumeist Hinweise, was auf den Bildern abgebildet ist. Deshalb hofft das Klosterarchiv auf Mithilfe.

Die Bilder zeigen nicht nur das Leben im Kloster im ausgehenden 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben Gebäuden, Landschaften und Personen gibt es auch viele Aufnahmen von archäologischen Grabungen und antiken Kunstwerken – vermutlich Bilder für Unterrichtszwecke und Reisefotografien. Das Dorf Einsiedeln und die nähere Umgebung des Klosters bilden neben der Schule und verschiedenen Kirchenaufnahmen weitere Schwerpunkte. Besonders hervorzuheben sind die Bilder von Pater Damian Buck (1871 bis 1940), der seit 1902 Lehrer für Naturgeschichte an der Stiftsschule war. Pater Damian ist mit verschiedenen Tieren zu sehen, die er im Laufe der Jahre als Haustiere hielt: Affen, Vögel, Füchse, ein Wolf und Löwen! Eine andere Person, mit der der Glasplattenbestand in Verbindung steht, ist Pater Raymund Netzhammer (1862 bis 1945), der zwischen 1905 und 1924 Erzbischof von Bukarest war. Einige Aufnahmen zeigen Sujets, die vermutlich aus Rumänien stammen. Leider sind die Glasplattennegative in der Regel nicht oder nur unzureichend beschriftet, weshalb oft unklar ist, was auf den jeweiligen Aufnahmen zu sehen ist. Um die Identifizierung der Fratres und Patres zu erleichtern und zu ermöglichen, wurden über 2200 Portraits – die frühesten Abzüge stammen aus den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts – eingescannt und sind ebenfalls online. Wer sich beim Klosterarchiv als User registriert, kann die Bilder kommentieren und so für die Erschließung wichtige Hinweise geben. Außerdem können registrierte Benutzerinnen und Benutzer die Fotos in selbst zusammengestellten Alben verwalten.

Glas diente seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein als Trägermaterial für Negative. Die Glasplatten stammen somit zu einem grossen Teil aus der Zeit, als die Fotografie als neues Medium die Welt zu erobern begann. Besondere fotohistorische Bedeutung haben die Autochromplatten – frühe Farbfotografien –, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, da es nicht mehr viele Exemplare gibt, die mit diesem 1904 von den Brüdern Lumière erfundenen Verfahren entwickelt wurden. Im Jahr 2005 wurde mit dem Aufbau eines Fotobestandes im Klosterarchiv Einsiedeln begonnen. Neben losen Abzügen, Alben, Dias und Filmnegativen wurden in den Räumlichkeiten des Klosters auch Glasplatten gefunden. Da die Glasplatten in der Handhabung umständlich, kulturgeschichtlich von grossem Wert und die Erhaltung langfristig nicht gesichert sind, wurde ein Grossteil der Platten digitalisiert. Die Digitalisierung der gut 6600 Objekte wurde am Imaging & Media Lab der Universität Basel (http://www.abmt.unibas.ch) durchgeführt, wo die Glasplatten auch archivgerecht verpackt wurden. Seit Ende August sind die Bilder online zu besichtigen.

Reorganisation des Klosterarchivs Einsiedeln
Im Herbst 2004 beschlossen Abt und Konvent, das Klosterarchiv von Grund auf neu zu organisieren. Die Bestände waren teils akut gefährdet, teils schlecht geordnet und erschlossen. Eine Bearbeitung in Einsiedeln erwies sich aufgrund der Raumsituation als nicht möglich. Deshalb wurde ein Grossteil des historischen Archivs (800 Laufmeter) für höchstens acht Jahre ins Staatsarchiv Schwyz ausgelagert und dort weiterbearbeitet. In der zur Zeit laufenden zweiten Etappe der Reorganisation wird der Bestand des Klosterarchivs geordnet, die Erschliessung aus dem 18. Jahrhundert überprüft, erweitert und aktualisiert. Ziel des Projekts Kloster Einsiedeln: Pressemitteilung Einsiedeln, 7. September 2007 ist es, im Jahr 2013 über geeignete Archivräume im Kloster und eine moderne Archivorganisation zu verfügen.

Website www.klosterarchiv.ch
Die Website des Klosterarchivs enthält wichtige Informationen zur Benutzung und zu den Beständen des Klosters. So wurden bereits 2005 sämtliche «Summarien» digitalisiert und auf der Website den Benutzerinnen und Benutzern zur Verfügung gestellt (ca. 17.000 Seiten). Die Summarien sind die wichtigsten Findmittel des Archivs, die grösstenteils im 18. Jahrhundert erstellt wurden. Ebenfalls online sind die «Documenta», eine frühen Edition wichtiger, historischer Quellen des Klosterarchivs (ca. 5.000 Seiten).

Weitere Informationen zum Fotoarchiv:
Claudia Moritzi, Andreas Kränzle: Historische Fotodokumente aus dem Kloster Einsiedeln, in: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz 98, 2006, S. 165–191. [Download: http://www.klosterarchiv.ch/download/0611_mhvs_fotoarchiv.pdf]

Kontakt:
Dr. Andreas Kränzle, Projektleitung der Reorganisation des Klosterarchivs Einsiedeln
Projektstelle Mittelalter des Historischen Seminars
Universität Zürich, Culmannstrasse 1, CH-8006 Zürich
Telefon +41 (0)44 634 28 54
kraenzle@k-r.ch
lic. phil. Claudia Moritzi, Wissenschaftliche Mitarbeit und Leitung Fotoarchiv
c.moritzi@ggaweb.ch

Quelle: Kloster Einsiedeln, Pressemitteilung, 7.9.2007

Offensive der Informationseinrichtungen in der bayerischen Landeskirche

Information ist eine Grundressource moderner Gesellschaften und ihrer Institutionen. Das gilt in gleichem Maße für staatliche wie ökonomische, aber eben auch für kirchliche Einrichtungen. Am 11. September 2007 fand an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau das 2. Arbeitstreffen der erst im Mai gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Archive, wissenschaftlichen Bibliotheken und der Medienzentrale im Raum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (AWBM) statt.

Der Sprecher der neuen Arbeitsgemeinschaft, Thilo Liebe, Leiter der Bibliothek der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg, konnte berichten, dass die Gründung der Arbeitsgemeinschaft bei der Kirchenleitung und in der bibliothekarischen Fachwelt sehr positiv aufgenommen worden ist.

Hauptgegenstand der Beratungen war die Entwicklung einer Präsentations-Kampagne, die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der Mitgliedseinrichtungen publik machen soll. In ihrer Summe stellen diese Einrichtungen ein umfassendes Informationsangebot für alle Handlungsfelder der Kirche zur Verfügung, das durch die verstärkte Zusammenarbeit und Vernetzung noch effektiver nutzbar gemacht werden soll. Auf dem Bayerischen Bibliothekstag 2008 in Regensburg will sich die Arbeitsgemeinschaft zum ersten Mal der Fachwelt öffentlich präsentieren.

Bei den nächsten Treffen sollen Konzepte erarbeitet werden zu einer verbesserten Informations- und Literaturversorgung im Raum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Da die allermeisten Einrichtungen öffentlich sind, kommen diese Anstrengungen auch unmittelbar der Informations- und Literaturversorgung in Bayern zugute.

Quelle: AWBM, Pressemitteilung, 13.9.2007

17. Vorarlberger Archivtag zum Thema Gemeindesymbole

Die Gemeindesymbole sind das Thema des diesjährigen Vorarlberger Archivtages am Freitag, 14. September 2007 von 14.00 bis ca. 18.00 Uhr im Landesarchiv in Bregenz. Neben einer Einführung in die Heraldik sollen die Wappen, Siegel und Fahnen Vorarlberger Gemeinden auch in rechtlicher Hinsicht untersucht werden. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. 

Seit 1927 kommt dem Vorarlberger Landesarchiv ein Stück weit die Funktion eines „Heroldamtes“ zu. Es führt die Gemeindewappenregistratur und ist Anlaufstelle für heraldische und damit zusammenhängende rechtliche Fragen. Nicht zuletzt bitten auch Gemeinden häufig um Auskunft über ihre Wappen. Deshalb widmet das Landesarchiv den heurigen Vorarlberger Archivtag diesem Thema. 

Wie entstand und entwickelte sich das Wappenwesen? Welches Regelwerk liegt ihm zugrunde? Wie ist ein Wappen aufgebaut? Wozu berechtigt und verpflichtet das Gemeindegesetz? Welchen Schutz und Spielraum genießen die Gemeinden? Wie entwickelte sich unser Recht der Gemeindesymbole? – Alois Niederstätter und Ulrich Nachbaur werden sich bemühen, eine heraldische Einführung und einen rechtlichen Überblick zu bieten. 

Alle an heraldischen Fragen Interessierten sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Um Anmeldung wird gebeten (landesarchiv@vorarlberg.at; oder 05574/511-45005). Weitere Informationen zur Tagung und zum Thema auf www.landesarchiv.at.

Der Vorarlberger Archivtag wird vom Landesarchiv seit 1971 als offenes Informations-, Weiterbildungs- und Diskussionsforum veranstaltet. Die Referate des Archivtages 2006 zum Thema „Archive und Museen“ sind als Nummer 2 der „Kleinen Schriften des Vorarlberger Landesarchivs“ erschienen und stehen auf der Homepage des Landesarchivs auch als Download zur Verfügung. 

Kontakt:
Vorarlberger Landesarchiv
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz
Tel: 0043(0)5574/511-45005
Fax: 0043(0)5574/511-45095
landesarchiv@vorarlberg.at
www.landesarchiv.at

Quelle: Vorarlberg online, 11.9.2007