Die Nobelpreisträgerin Nelly Sachs (1891-1970) gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat jetzt eine bislang unbekannte Sammlung von Manuskripten, Briefen und Fotos der Dichterin aus Privatbesitz erhalten. Sie dokumentieren Leben und Schreiben von Nelly Sachs seit ihrer Flucht aus Deutschland im Mai 1940 nach Stockholm, wo sie zurückgezogen in einem Mietshaus wohnte. Eine ihrer wenigen Vertrauten war ihre Nachbarin Rosi Wosk, eine ungarische Jüdin, die Auschwitz überlebt hatte. Zu ihr ging die Schriftstellerin, wenn sie Hilfe oder Trost brauchte, ihr widmete sie Bücher und schenkte ihr außerdem zahlreiche Manuskripte, Briefe und Fotos. Die Nelly Sachs-Sammlung von Rosi Wosk enthält zahlreiche Gedichtentwürfe und Notizen zu Gedichten, die wichtige Quellen zur Rekonstruktion der Werkgeschichte darstellen. Dazu kommen einige bedeutende Korrespondenzen. Unter ihnen befindet sich beispielsweise jene berühmte Karte von Selma Lagerlöf, mit der sie 1921 die junge Nelly Sachs zum Weiterschreiben ermutigte. Überliefert sind außerdem 35 Briefe von Nelly Sachs an Rosi Wosk, die Auskunft über den Alltag der Dichterin geben. Von besonderem Interesse sind außerdem ihre ausführlichen tagebuchartigen Aufzeichnungen aus der psychiatrischen Klinik Beckomberga (1960) sowie umfangreiche Notizen von Rosi Wosk über ihre Gespräche mit der Dichterin. Die Dokumente erlauben zum ersten Mal auch einen näheren, beklemmenden Einblick in ihre Krankengeschichte. Besonders plastisch wird sie in einem langen Brief an die Stockholmer Hausverwaltung, in dem Nelly Sachs darum bittet, etwas gegen ihre vermeintlichen Verfolger zu unternehmen. Erwähnung verdienen schließlich einige zum Teil unbekannte Fotos, die bis in die Berliner Kindheit von Nelly Sachs zurückreichen.
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Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 20.9.2007