Auf der Website des Klosterarchivs Einsiedeln (www.klosterarchiv.ch) kann man sich neuerdings alte Fotos ansehen und bei deren Identifizierung mithelfen. Neben ca. 2200 Portraits von Konventualen sind gut 6600 Glasplatten online zugänglich. Bei den Glasplatten fehlen zumeist Hinweise, was auf den Bildern abgebildet ist. Deshalb hofft das Klosterarchiv auf Mithilfe.
Die Bilder zeigen nicht nur das Leben im Kloster im ausgehenden 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben Gebäuden, Landschaften und Personen gibt es auch viele Aufnahmen von archäologischen Grabungen und antiken Kunstwerken – vermutlich Bilder für Unterrichtszwecke und Reisefotografien. Das Dorf Einsiedeln und die nähere Umgebung des Klosters bilden neben der Schule und verschiedenen Kirchenaufnahmen weitere Schwerpunkte. Besonders hervorzuheben sind die Bilder von Pater Damian Buck (1871 bis 1940), der seit 1902 Lehrer für Naturgeschichte an der Stiftsschule war. Pater Damian ist mit verschiedenen Tieren zu sehen, die er im Laufe der Jahre als Haustiere hielt: Affen, Vögel, Füchse, ein Wolf und Löwen! Eine andere Person, mit der der Glasplattenbestand in Verbindung steht, ist Pater Raymund Netzhammer (1862 bis 1945), der zwischen 1905 und 1924 Erzbischof von Bukarest war. Einige Aufnahmen zeigen Sujets, die vermutlich aus Rumänien stammen. Leider sind die Glasplattennegative in der Regel nicht oder nur unzureichend beschriftet, weshalb oft unklar ist, was auf den jeweiligen Aufnahmen zu sehen ist. Um die Identifizierung der Fratres und Patres zu erleichtern und zu ermöglichen, wurden über 2200 Portraits – die frühesten Abzüge stammen aus den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts – eingescannt und sind ebenfalls online. Wer sich beim Klosterarchiv als User registriert, kann die Bilder kommentieren und so für die Erschließung wichtige Hinweise geben. Außerdem können registrierte Benutzerinnen und Benutzer die Fotos in selbst zusammengestellten Alben verwalten.
Glas diente seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein als Trägermaterial für Negative. Die Glasplatten stammen somit zu einem grossen Teil aus der Zeit, als die Fotografie als neues Medium die Welt zu erobern begann. Besondere fotohistorische Bedeutung haben die Autochromplatten – frühe Farbfotografien –, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, da es nicht mehr viele Exemplare gibt, die mit diesem 1904 von den Brüdern Lumière erfundenen Verfahren entwickelt wurden. Im Jahr 2005 wurde mit dem Aufbau eines Fotobestandes im Klosterarchiv Einsiedeln begonnen. Neben losen Abzügen, Alben, Dias und Filmnegativen wurden in den Räumlichkeiten des Klosters auch Glasplatten gefunden. Da die Glasplatten in der Handhabung umständlich, kulturgeschichtlich von grossem Wert und die Erhaltung langfristig nicht gesichert sind, wurde ein Grossteil der Platten digitalisiert. Die Digitalisierung der gut 6600 Objekte wurde am Imaging & Media Lab der Universität Basel (http://www.abmt.unibas.ch) durchgeführt, wo die Glasplatten auch archivgerecht verpackt wurden. Seit Ende August sind die Bilder online zu besichtigen.
Reorganisation des Klosterarchivs Einsiedeln
Im Herbst 2004 beschlossen Abt und Konvent, das Klosterarchiv von Grund auf neu zu organisieren. Die Bestände waren teils akut gefährdet, teils schlecht geordnet und erschlossen. Eine Bearbeitung in Einsiedeln erwies sich aufgrund der Raumsituation als nicht möglich. Deshalb wurde ein Grossteil des historischen Archivs (800 Laufmeter) für höchstens acht Jahre ins Staatsarchiv Schwyz ausgelagert und dort weiterbearbeitet. In der zur Zeit laufenden zweiten Etappe der Reorganisation wird der Bestand des Klosterarchivs geordnet, die Erschliessung aus dem 18. Jahrhundert überprüft, erweitert und aktualisiert. Ziel des Projekts Kloster Einsiedeln: Pressemitteilung Einsiedeln, 7. September 2007 ist es, im Jahr 2013 über geeignete Archivräume im Kloster und eine moderne Archivorganisation zu verfügen.
Website www.klosterarchiv.ch
Die Website des Klosterarchivs enthält wichtige Informationen zur Benutzung und zu den Beständen des Klosters. So wurden bereits 2005 sämtliche «Summarien» digitalisiert und auf der Website den Benutzerinnen und Benutzern zur Verfügung gestellt (ca. 17.000 Seiten). Die Summarien sind die wichtigsten Findmittel des Archivs, die grösstenteils im 18. Jahrhundert erstellt wurden. Ebenfalls online sind die «Documenta», eine frühen Edition wichtiger, historischer Quellen des Klosterarchivs (ca. 5.000 Seiten).
Weitere Informationen zum Fotoarchiv:
Claudia Moritzi, Andreas Kränzle: Historische Fotodokumente aus dem Kloster Einsiedeln, in: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz 98, 2006, S. 165–191. [Download: http://www.klosterarchiv.ch/download/0611_mhvs_fotoarchiv.pdf]
Kontakt:
Dr. Andreas Kränzle, Projektleitung der Reorganisation des Klosterarchivs Einsiedeln
Projektstelle Mittelalter des Historischen Seminars
Universität Zürich, Culmannstrasse 1, CH-8006 Zürich
Telefon +41 (0)44 634 28 54
kraenzle@k-r.ch
lic. phil. Claudia Moritzi, Wissenschaftliche Mitarbeit und Leitung Fotoarchiv
c.moritzi@ggaweb.ch
Quelle: Kloster Einsiedeln, Pressemitteilung, 7.9.2007