Am Sonntag, den 9. September 2007, wird um 11 Uhr im Foyer zum Kreisarchiv Stormarn – im Rahmen der Aktion Tag des offenen Denkmals: Orte der Einkehr und des Gebets – eine Ausstellung zum alten Kirchhof und zum Torhaus des alten Friedhofes von Bad Oldesloe eröffnet. Die Konzeption für die Ausstellung entwickelten: Dr. Sylvina Zander vom Stadtarchiv Bad Oldesloe, Stefan Watzlawzik und Dr. Johannes Spallek vom Kreisarchiv Stormarn, Diplom-Ingenieur Burkhard von Hennigs, Kreisbaudirektor i. R. und Privatdozent Dr. Norbert Fischer von der Universität Hamburg. Mit historischen Zeichnungen, Fotos, Plänen und Karten aus dem Bestand des Stadtarchivs Bad Oldesloe und dem Archiv der Kirchengemeinde Oldesloe würdigt die Ausstellung erstmals das Tor und den 1823/1824 damals in landschaftlich reizvoller Umgebung auf einem Hügel an der Trave angelegten „Neuen Kirchhof“. Das Tor, das bisher fälschlicherweise dem dänischen Landvermesser Justi zugeschrieben wurde, ist das erste errichtete Gebäude des jungen Architekten Alexis de Chateauneuf (1799 – 1853), der später international bekannt wurde und unter anderem auch die Hamburger Alsterarkaden geplant hat.
In Oldesloe hatte sich länger als in anderen Städten der traditionell christliche Kirchhof als Bestattungsort um die Peter-Paul-Kirche erhalten. Noch im Jahre 1807 hatte die Stadt diesen inmitten der städtischen Besiedlung gelegenen Begräbnisplatz durch Abriss der sogenannten Gottesbuden (Armenhäuser) um schmale Streifen erweitern können. Schließlich ließ sich jedoch die Anlage eines „Neuen Kirchhofs“ nicht vermeiden. Dieser wurde 1823/1824 vor dem Bestetor an der Ratzeburger Allee (heute: Bahnhofsstraße) angelegt und am 29. September 1824 eröffnet. Stark engagiert hatte sich für dieses Projekt der Apotheker und Politiker Friedrich August Lorentzen (1765-1842), der als Kirchenjurat die Geschäfte führte. Er hatte den Bau zu überwachen und die Bezahlung der vielen an der Anlage beteiligten Handwerker u.a. Maurer, Maler, Steinmetz, zu regeln.
Für das Torhaus des neuen Friedhofes lieferte der damals junge Architekt Alexis de Chateauneuf die Pläne. Er hatte gerade seine Ausbildung beendet und war von verschiedenen Studienaufenthalten in Paris und Karlsruhe in seine Geburtsstadt Hamburg zurückgekehrt. Im Archiv der Kirchengemeinde Oldesloe und im Stadtarchiv haben sich zahlreiche Unterlagen erhalten. Darunter auch Original-Entwurfszeichnungen des Architekten, die kürzlich durch Zufall beim Materialsichten durch Dr. Sylvina Zander im Stadtarchiv Bad Oldesloe entdeckt worden waren. Mit Dr. Johannes Spallek, dem Leiter des Kreisarchivs Stormarn, konnte sie einen Experten zu Rate ziehen, denn der hatte vor dreißig Jahren seine Doktorarbeit über den Architekten Chateauneuf geschrieben. Anhand der Zeichnungen lassen sich zwei Planungsstadien nachvollziehen. Ein Plan sah sogar vor, ein Torhaus zu errichten, das sowohl eine Leichenhalle als auch eine Wohnung für einen Friedhofswärter vorsah. Hiervon wurde lediglich das Kernstück, eben das Tor, ausgeführt. Es handelt sich um einen stattlichen quer-rechteckigen Backsteinkörper mit einem flachen Giebeldach. Das Tor ist nach allen 4 Seiten mit weiten Rundbögen geöffnet. Die Ausstellung dokumentiert anhand von Plänen im einzelnen die Anlage des Friedhofes, der für das gesamte große Kirchspiel Oldesloe mit den umliegenden Dörfern realisiert wurde. Das Grundstück lag unmittelbar vor der Stadt in landschaftlich schöner Lage an der Trave und wurde an allen vier Seiten von einer Lindenallee umgeben. Zwei sich kreuzende Alleen teilten es in vier Felder. Insgesamt wurden 1478 Grabstellen geplant und zusätzlich eine Reservefläche.
Nach gut 50 Jahren reichte die Friedhofsfläche nicht mehr aus. An der Hamburger Straße wurde nun wiederum ein neuer Friedhof angelegt. Im Jahr 1881 erfolgte hier die erste Beerdigung. Der nunmehr „alte“ Friedhof wurde aber weiter genutzt, wohl auch, weil sich hier Erbbegräbnisstätten von Oldesloer Familien befanden. Die letzte Grablegung fand am 14. Januar 1961 statt. Auch befinden sich hier ein Ehrenmal in Form eines Obelisken von 1871 für die Gefallenen des Krieges gegen Frankreich. Sowie das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Form einer Feldsteinrotunde und einem „Heldenhain“ aus Eichen nach dem Entwurf des Gartenarchitekten Harry Maasz aus Lübeck. Hier wurden auch Bombenopfer vom 24. April 1945 beigesetzt und viele tote „ Fremdarbeiter“. Die Figur der „Trauenden“ stammt vom Bildhauer Richard Kuöhl. 1975 erwarb die Stadt Bad Oldesloe das Grundstück. Seit 1980 stehen Friedhof und Torhaus unter Denkmalschutz. Die Ausstellung kann bis zum 28. September 2007 besichtigt werden.
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Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
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Fax: 04531 / 160 – 536
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Quelle: Pressemeldung Kreis Stormarn, 17.8.2007; Jörg Riefenstahl, Hamburger Abendblatt, 18.8.2007; Hamburger Abendblatt, 18.8.2007