„Wir haben wieder einmal helfen können, einem Menschen ein Stück seiner Familiengeschichte zu erschließen.“ Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Wittener Stadtarchivs, ist zufrieden. Die Historikerin und ihr Team haben Zeit und Arbeit investiert, um die Geschichte der jüdischen Familie Vasen aus Witten zu rekonstruieren. Am 13. August 2007 war die inzwischen 60-jährige Miriam Vasen mit ihrem Mann Karl Navarro aus Toronto in Kanada zu Gast in der Ruhrstadt, um die „weißen Stellen“ ihrer Familiengeschichte mit Leben zu füllen. Ohne die qualifizierte Hilfestellung des Stadtarchivs wäre ihr das wohl kaum möglich gewesen. Miriam Vasen wurde 1947 in Argentinien geboren. Ihr Vater, so Dr. Martina Kliner-Fruck, habe mit ihr nie über seine Familiengeschichte gesprochen. Sie habe lediglich gewusst, dass er 1902 in Witten geboren worden und 1939 in Argentinien eingewandert sei. Für das Wittener Stadtarchiv war die Anfrage von Miriam Vasen Start einer aufwändigen Recherchearbeit, an der neben verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung unter anderem auch die Stadtarchive in Krefeld, Düsseldorf und Quakenbrück (Depositum im Niedersächsischen Staatsarchiv in Osnabrück) beteiligt werden mussten. „Es ist uns aber gemeinsam gelungen, den Lebenslauf von Miriams Vater nahezu lückenlos zu schließen“, so die Archivchefin zum Ergebnis ihrer Bemühungen. Leider habe es in dieser Geschichte auch sehr viel Leid gegeben. So wurden die erste Frau des Vaters und seine Mutter von den Nazis ermordet. Aber es war Miriam Vasen auch möglich, die Wurzeln ihrer Familie zu besichtigen. So steht das Haus, in dem die Vasens bis 1905 gewohnt haben, noch heute in der Breite Straße. „Die Bewohner des Hauses haben die Besucher sehr freundlich empfangen“, freut sich Dr. Martina Kliner-Fruck. Auf dem Programm der beiden Kanadier stand auch noch der Ort, an dem die Synagoge stand und der jüdische Friedhof mit der Erinnerungstafel an Orte, an denen Wittener jüdische Menschen von den Nazis ermordet wurden. „Und natürlich haben wir die Innenstadt besichtigt, wo ja noch viele Orte und Häuser an die Zeit erinnern, als die Vasens Wittener waren.“ Miriam Vasen und Karl Navarro seien von dem Besuch in der Ruhrstadt emotional sehr angerührt gewesen. „Miriam ist vergleichsweise ‚geschichtlos’ gekommen und fliegt jetzt mit dem Gefühl, ihre Wurzeln zu kennen, wieder nach Hause.“ Für Dr. Martina Kliner-Fruck ein schönes Beispiel für die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit.
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Quelle: Pressemeldung Universitätsstadt Witten, 14.8.2007