Zwischen zwei Buchdeckeln: »Evangelisch am Rhein«

278 Seiten, zwei historische Karten, eine CD – das sind nur ein paar äußere Daten von \“Evangelisch am Rhein. Werden und Wesen einer Landeskirche\“, dem neuen Buch über rheinische Kirchengeschichte. Vorgelegt hat es das Archiv der rheinischen Kirche. Im Format etwas größer als DIN A 4, gut drei Zentimeter dick – das kann man weiter über die Maße des Buchs sagen. Höchste Zeit, zum Inhalt zu kommen: 23 Autorinnen und Autoren haben die Entwicklung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) von den Anfängen bis zur Neuzeit nachgezeichnet, genauer gesagt: bis zur Zeitenwende 1989, das Jahr der Präses-Wahl von Peter Beier. 

Im ersten Teil gibt es \“geschichtliche Abrisse von Konstantin bis heute\“, in fünf Kapiteln. Zu den folgenden beispielhaften vertiefenden Zugängen gehören zunächst Kurzbiographien, etwa über Adolf Clarenbach (1495-1529), Gerhard Tersteegen (1697-1769) und Paul Schneider (1897-1939). Die weiteren drei Teile enthalten Kapitel zu Themen wie der Barmer Theologischen Erklärung von 1934, dem rheinischen Synodalbeschluss von 1980, der rheinischen Diakonie und der rheinischen Frauenhilfe.

Prüfungsstoff und Selbstvergewisserung 
Das Buch habe zunächst einmal einen ganz praktischen Ausgangspunkt, schreibt Präses Nikolaus Schneider im Vorwort. Schließlich ist die aktuellste kirchengeschichtliche Darstellung, Erwin Mühlhaupts Rheinische Kirchengeschichte, inzwischen fast vierzig Jahre alt. Ein \“unhaltbarer Zustand\“, so der Präses. Denn das sei keine angemessene Hilfe mehr für die Prüfungsvorbereitung angehender Pfarrerinnen und Pfarrer. 

Aus Sicht der Präses geht der Nutzen des Werks weiter: \“Darüber hinaus ist historische Selbstvergewisserung wesentlich für die Glieder einer Kirche, die in raschem Strukturwandel begriffen ist.\“ Im Hier und Heute sei es hilfreich, sich mit Konfliktlagen und Entscheidungssituationen aus der Vergangenheit zu beschäftigen. 

Starke Parzellierung
Eine einbändige Kirchengeschichte sei ein Riesendesiderat gewesen, sagte Archiv-Direktor Dr. Stefan Flesch bei der Vorstellung des Buchs. Der Beginn bei Konstantin untermauere, dass evangelische Kirche nicht als neuer Korpus aus dem Nichts entstanden ist. Die Kurzbiographien seien \“keine Heldengalerie\“. So werde beispielsweise auch eine \“trübe Gestalt\“ wie Karl Dungs porträtiert. \“Immense Parzellierung\“ nannte Flesch als kirchengeschichtliche Besonderheit der rheinischen Kirche, verglichen mit anderen Landeskirchen. So wechselten lutherische und reformierte Landschaften, Reformation von oben und Reformation von unten.

\"Blick

Abb.: Blick auf Zeichnungen von Paul Schneider aus dem Gefängnis in Koblenz: Archivdirektor Dr. Stefan Flesch (l.) und Präses Nikolaus Schneider.

Eine Frage, ob das Buch nicht bis in die heutige Zeit hätte reichen können, beantwortete Flesch so: Seit den neunziger Jahren gebe es verschiedene Umstrukturierungsprozesse. \“In laufenden Prozessen versagt die Sonde des Historikers.\“ Und in Blick auf Mühlhaupts Rheinische Kirchengeschichte \“sind wir froh, endlich über 1945 hinaus zu kommen\“.

Info:
Evangelisch am Rhein. Werden und Wesen einer Landeskirche. Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, herausgegeben von Joachim Conrad, Stefan Flesch, Nicole Kuropka und Thomas Martin Schneider, Düsseldorf 2007, 29,80 Euro 

Bestellungen
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