Familientreffen im Kreisarchiv des Enzkreises: Verwandte aus Deutschland, der Schweiz und den USA verfolgen die gemeinsamen Spuren

Ein trinationales „Familientreffen“ brachte Nachkommen der Hafnerfamilie Neubold aus Ölbronn und Ötisheim im Kreisarchiv des Enzkreises zusammen, wo über die mikroverfilmten Kirchenbücher genealogische Nachforschungen betrieben werden können.

Zustande kam der Kontakt zwischen den Verwandten über einen Brief, den Margarethe Huttenloch geborene Neubold (1853-1938) unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg aus Ötisheim ihrem 1857 nach Amerika ausgewanderten Bruder Johann Neubold (1839-1921) geschickt hatte. In diesem Brief ist die Rede von den beidseitigen Opfern, die der „lange böse Krieg“ von beiden Familien aus inzwischen verfeindeten Staaten gefordert und der die Korrespondenz unterbrochen hatte. 

Johann Neubolds Urenkel James Neubold junior aus Millersburg in Pennsylvania stieß vor einiger Zeit beim Stöbern in alten Familienpapieren auf diesen Brief und wurde neugierig. Bei der Recherche im Internet kam er in Kontakt mit Gerhard Neubold aus Ölbronn, dem Urenkel von Andreas Neubold (1842-1918), einem weiteren Bruder von Margarethe und Johann. Und hier war James Neubold an der absolut richtigen Adresse gelandet: Denn Gerhard konnte nicht nur den in Sütterlin geschriebenen Brief lesen und übersetzen, sondern er erforscht seit Jahren gemeinsam mit seiner Frau Heiderose die Familiengeschichte der Neubolds. „Die beiden sind schon lange Stammkunden bei uns“, bestätigt Kreisarchivar Konstantin Huber. Der erste Neubold war im Jahr 1711 aus Trossingen nach Ölbronn zugewandert und hatte so den Namen in den heutigen Enzkreis gebracht, wo viele Familienmitglieder sich dem Hafnerhandwerk widmeten. 

In engem Kontakt steht das Ehepaar Neubold mit einem weiteren Verwandten, Christian Frese aus Zürich (seine Mutter ist eine geborene Neubold), der seinerseits intensive Kontakte mit anderen Amerika-Auswanderern der Familie pflegt. Denn im 19. Jahrhundert ist eine große Zahl von Menschen aus Südwestdeutschland emigriert, wo durch die vorherrschende Realteilung jeweils sämtliche Kinder erbberechtigt waren und somit die Erbanteile immer winziger wurden. Ein geregeltes Auskommen war für viele Menschen dadurch nicht mehr möglich – als einziger Ausweg blieb die Auswanderung über den „großen Teich“, der sich meist als „Sprung ins kalte Wasser“ erwies. Interessanterweise waren es im Falle der Ötisheimer Neubolds die drei ältesten Brüder, die es allesamt in die USA zog.

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Abb.: Gerhard Neubold zeigt am Mikrofilm-Lesegerät seinem amerikanischen Namensvetter James (sitzend) den Taufeintrag von dessen Urgroßvater. Dahinter Dolmetscherin Nadja Heß und Neubold-Nachkomme Christian Frese aus Zürich zwischen den Kreisarchiv-Mitarbeiterinnen Eveline Sommer-Turkalj und Ursula Reister (rechts).

Ein Besuch von James Neubold in Gärtringen hat nun nicht nur ein persönliches Kennenlernen der Verwandten ermöglicht: Die Gruppe wandelte zugleich auf den Spuren der gemeinsamen Vorfahren in den deutschen Archiven. Der Besuch des Kreisarchivs im Landratsamt machte hierbei den Auftakt, und James Neubold am Mikrofilm-Lesegerät staunte nicht schlecht, als er den Taufeintrag seines Urgroßvaters präsentiert bekam. Weitere Besuchsstationen waren das Standesamt im Rathaus Ötisheim, das dortige evangelische Pfarramt und das Heimatmuseum in Mühlacker. Dort sind verschiedene Krüge und andere Hafnerware ausgestellt, die von Mitgliedern der Familie Neubold gefertigt wurden. 

Dazwischen wurde in Ötisheim im Gasthaus Krone zu Mittag gegessen – auch die Kronenwirtin Ursula Münchinger ist eine geborene Neubold und stammt wie Gerhard von Andreas Neubold ab. Dankbar nahm die Gruppe am Tisch zur Kenntnis, dass die Notzeiten nach dem Ersten Weltkrieg längst Vergangenheit sind. Denn Margarethe Huttenloch hatte 1919 ihrem Bruder nach Amerika geschrieben: „Die Lebensmittel sind oft so schlecht, das gekaufte Brod kann man nicht essen, oft werden die Leute krank darvon.“

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Postfach 101080
75110 Pforzheim
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon:(07231) 308-423 
Fax:(07231) 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Pressestelle Enzkreis, Pressemitteilung 212/2007, 1.8.2007

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