Eine Chronik aus dem Jahre 1481 über das Herzogtum Geldern wurde nun in mühsamer zweijähriger Arbeit von Paul Heßler, Alt-Bürgermeister Gelderns, übersetzt. Die notwendigen Lateinkenntnisse brachte er aus seiner Unterrichtstätigkeit am örtlichen Friedrich-Spee-Gymnasium mit. Nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand suchte Paul Heßler nach einer sinnvollen Beschäftigung und wandte sich diesbezüglich an Stadtarchivar Dr. Stefan Frankewitz. Die Handschrift, die dieser für ihn aus den Beständen des Stadtarchivs Geldern aussuchte, wurde von Willem van Berchen verfasst, einem Nimweger Pastor. Die Chronik berichtet von zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Herzogtümern Kleve und Geldern, denn das Gelderner Hoheitsgebiet schloss das Herzogtum Kleve fast von allen Seiten ein und reichte darüber hinaus weit in die heutige niederländische Provinz Gelderland hinein. Ausführlich wird unter anderem auch der Krieg aus dem Jahr 1468 beschrieben, aus dem der Herzog Adolf von Geldern gegen Herzog Johann von Kleve als Sieger hervorging. Interessant waren für Paul Heßler aber auch zahlreiche andere Geschichten und Anekdoten, wie z.B. die vom Wettstreit zwischen den Köchen des Herzogs Wilhelm von Geldern und denen des Königs Heinrich IV. von England. Um als Sieger hervorzugehen, hatten die englischen Köche ihren Kollegen aus Geldern kein Brennholz zur Verfügung gestellt. Doch diese wussten sich zu helfen, indem sie einfach sämtliche hölzernen Schalen und Bestecke des Königs einsammelten und dadurch genügend Brennmaterial für ihre Kochstellen hatten. Erwähnenswert hält Paul Heßler auch die Geschichte über den äußerst korpulenten Herzog Reinhard, der von seinem Bruder Eduard gefangengenommen wurde. Damit dieser nicht aus seinem Gefängnis entweichen konnte, ließ Eduard sämtliche Fenster und Türen verkleinern. Man erfährt aber auch etwas über die zu damaliger Zeit nicht übliche Fürsorge des amtierenden Herzogs von Geldern, der den durch einen Großbrand in der Stadt Grave geschädigten Bürgern nicht nur Mehl austeilen ließ, sondern auch Holzbestände aus den herzöglichen Wäldern für den Wiederaufbau der Stadt zur Verfügung stellte. Das Buch von Paul Heßler trägt den Titel \“Die Geldrische Chronik des Willem van Berchen über die Jahre 1343 bis 1481" und wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Stadtarchivs Geldern herausgegeben.
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Quelle: Stephan Sadowski, Neue Ruhr Zeitung, 24.7.2007