Ausgrabungsfunde im Stadtarchiv Leichlingen

Das Stadtarchiv Leichlingen, untergebracht im Keller des Rathauses, verfügt über relativ umfangreiches Material. Gleich im Eingangsbereich des Rathauses können Besucher in einer Glasvitrine Urnenfragmente aus gebranntem Ton bestaunen, die aus der jüngeren Eisenzeit (um 300 vor Christus) stammen. Im Keller befinden sich dann, gelagert bei konstanter Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, außer dem Schienbein eines Mammuts aus der Zeit um 15 000 vor Christus, auch Ratsprotokolle, Abstammungsurkunden, Meldeunterlagen, Literaturbücher, die älteste Karte Leichlingens aus dem Jahr 1804 sowie Pressespiegel und Zeitungsartikel. Nach der Eingemeindung von Witzhausen im Jahre 1975 sind dort auch dessen Meldeunterlagen, Gemeindeprotokolle und viele andere Dokumente untergebracht. Leiter des Archivs ist seit 2002 Uwe Boelken. In seinem Büro in der vierten Etage des Rathauses hat er auch das aus 6 000 Bildern bestehende Fotoarchiv untergebracht, das nach Straßen, Personen und Institutionen sortiert ist. Nach schriftlicher oder telefonischer Voranmeldung steht das Stadtarchiv Leichlingen jedem Besucher offen.

Kontakt
Stadtarchiv Leichlingen
Am Büscherhof 1
42799 Leichlingen
Tel.: 02175 / 992 – 229
Fax: 02175 / 992 – 256
stadt_leichlingen@t-online.de

Quelle: Sascha Eichler, Rhein-Berg-Online, 6.7.2007

Fünf neue Projekte im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel

Das Niedersächsische Staatsarchiv Wolfenbüttel hat kürzlich fünf Projekte vorgestellt, die zur Zeit in Angriff genommen werden. Das erste Projekt des Niedersächsischen Staatsarchivs Wolfenbüttel ist die Bearbeitung und Auswertung von zwölf Metern Akten, die Silke Wagener-Fimpel auf dem Dachboden der Kreisverwaltung entdeckt hat. Darin finden sich unter anderem Anträge von Sowjetzonenflüchtlingen auf finanzielle Unterstützung. Außerdem erhält man Informationen über deren bisheriges Leben und erfährt auch die Gründe für ihre Flucht nach Wolfenbüttel. Durch diese Akten kann die örtliche Nachkriegsgeschichte durch wichtige Details ergänzt werden.

Das zweite Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die rund 1 000 Meter Archivgut des Stadtarchivs Helmstedt in einer Datenbank zu erfassen. Stadtarchivarin Melsene Bittó gab einen Überblick über die wechselvolle Geschichte des früheren Rats- und jetzigen Stadtarchivs, das zum ersten Mal im Jahre 1301 erwähnt wird. Nachdem es im Laufe der Jahrhunderte oft vernachlässigt wurde und auch die Standorte nicht immer ideal für die Akten waren, befindet es sich seit 1994 im ersten Stockwerk des ehemaligen Kaiserlichen Postamtes. Nach Abschluss der Aktenerfassung kehren die Archivalien nach Helmstedt zurück und werden dann in säurefreien Kartons gelagert.

Im dritten Projekt werden auch die Akten des Stadtarchivs Hornburg in einer Datenbank erfasst. Dr. Sibylle Heise, die ehrenamtlich im Stadtarchiv arbeitet, erklärte, dass das Stadtarchiv nur bis zum Ende des Ersten Weltkrieges geführt worden sei. Durch die Erfassung der Unterlagen könnte man auf Umfragen zur Wirtschaft vor Ort zurückgreifen, so dass nun auch die Sozialstruktur der Stadt untersucht werden könne. Außerdem habe man neue wichtige Erkenntnisse zum Bau der Marienkirche in Hornburg gewonnen.

Das vierte Projekt hat sich die Aufarbeitung von 6 000 Akten aus dem ehemaligen Strafgefängnis Wolfenbüttel zum Ziel gesetzt, das in eine Gedenkstätte umgewandelt wurde und sich in der JVA Wolfenbüttel befindet. Gedenkstättenleiter Wilfried Knauer erläuterte, dass diese Akten das Wirken der NS-Justiz und der Geheimen Staatspolizei belegen. Nach Verbüßung der Strafe wurde eine große Anzahl Gefangener, darunter vor allem politische Häftlinge, Zeugen Jehovas oder auch Homosexuelle an diese beiden Institutionen überstellt, die sie dann in Konzentrationslagern unterbrachten.

Im fünften Projekt wird von Martin Fimpel das seit 2005 bestehende Niedersächsische Wirtschaftsarchiv Braunschweig ausgewertet. Viele Akten belegen, dass auch wirtschaftliche Beziehungen mit der ehemaligen DDR bestanden und auch Geschäftsverbindungen in Krisengebiete keine Seltenheit waren. Ziel des Niedersächsischen Wirtschaftsarchivs Braunschweig ist es, das historisch wertvolle Schriftgut der Wirtschaft zu sichern, zu erschließen und der Forschung verfügbar zu machen. 

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Niedersächsisches Landesarchiv-Staatsarchiv Wolfenbüttel 
Forstweg 2
38302 Wolfenbüttel
Tel.: 05331 / 935 – 0
Fax: 05331 / 935 – 211
Wolfenbuettel@nla.niedersachsen.de

Quelle: Karl-Ernst Hueske, newsclick.de, 7.7.2007

Stadtarchiv Rheine komplettiert Zeitungsbestand

Die Jahrgänge 1959 bis 2006 der Lokalausgabe Rheine der Münsterschen Zeitung stehen nun komplett allen interessierten Benutzern zur Verfügung. Da die Zeitungsbände nicht vollständig im Archiv vorhanden waren, konnten diese durch die Mithilfe Rheiner Bürger ergänzt werden, die ihr eigenes Archiv dafür zur Verfügung stellten. Was an Ausgaben noch fehlte, wurde durch den Zeitungsverlag hinzugefügt. Obwohl Archivleiter Dr. Thomas Gießmann bereits vor einigen Jahren beim Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse einen Antrag zur Verfilmung der Münsterschen Zeitung gestellt hatte, musste er warten, bis die alten Zeitungen der neuen Bundesländer verfilmt worden waren. Da nutzte es auch wenig, dass Dr. Thomas Gießmann Vorsitzender dieses gemeinnützigen Dortmunder Vereins ist. Jetzt allerdings trafen 205 Mikrofilme, die ca. 123 000 Zeitungsseiten enthalten sowie 339 Bände der Münsterschen Zeitung im Stadtarchiv Rheine ein. Nachdem ein neues Lesegerät für Mikrofilme sowie ein Computer angeschafft wurden, dürfte es kein Problem mehr sein, die entsprechenden Seiten aufzurufen, zu bearbeiten und schließlich sogar auszudrucken. 

Kontakt
Stadtarchiv Rheine
Marktplatz 12
48431 Rheine
Tel.: 05971 / 92030
Fax: 05971 / 920313
stadtarchiv@rheine.de 

Quelle: Gerd Cosse, Münstersche Zeitung (Rheine), 7.7.2007

Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen Euthansie

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) hat die Entstehung des soeben erschienenen Buches \“Das Vergessen der Vernichtung ist ein Teil der Vernichtung selbst\“ – Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen \“Euthansie\“ mit einen Druckkostenzuschuss unterstützt. Damit trägt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde als älteste deutsche wissenschaftliche Fachgesellschaft auf den Gebieten Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde mit dazu bei, dass dieses furchtbare Kapitel der deutschen Geschichte nicht dem Vergessen anheim fällt. 23 Lebensgeschichten versammelt der vorliegende Band, Lebensgeschichten, die auf der Basis von Krankengeschichten rekonstruiert worden sind. Exemplarisch erzählen diese von den mehr als 70 000 psychisch kranken und geistig behinderten Frauen, Männern und Kindern, die 1940/41 von Ärzten zur Tötung bestimmt und in sechs eigens dazu errichteten Gasmordanstalten ermordet wurden. In den einleitenden Kapiteln werden die Lebensgeschichten in den historischen Kontext der deutschen Anstaltspsychiatrie und der NS-\“Euthanasie\“ gestellt sowie Herkunft und Erkrankung der Opfer erläutert. Darüber hinaus sind die \“Selektionskriterien\“ aufgeführt. Über die \“Euthanasie\“-Opfergruppe des NS-Regimes ist bislang wenig bekannt. In der öffentlichen Wahrnehmung spielt sie kaum eine Rolle. Knapp die Hälfte der lange verschollen geglaubten Krankenakten der \“Euthanasie\“-Toten wurden im Zuge der Öffnung der Stasi-Archive Anfang der 1990er Jahre wieder aufgefunden. Diese einzigartige Quelle ermöglicht es nun, die Opfer des nationalsozialistischen Krankenmordes in ihrer Individualität sichtbar zu machen. 

Info: \“Das Vergessen der Vernichtung ist ein Teil der Vernichtung selbst\“ – Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen "Euthanasie". Hg. von Petra Fuchs, Maike Rotzoll, Ulrich Müller, Paul Richter und Gerrit Hohendorf. 392 S. geb. 29,90 Euro (D), Göttingen Juni 2007; ISBN 978-3-8353-0146-2 

Kontakt
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
Reinhardtstrasse 14
10117 Berlin
Tel.: 030 / 28 09 66 01 oder -02,
Fax: 030 / 28 09 38 16
sekretariat@dgppn.de

Quelle: Pressemitteilung DGPPN, 29.6.2007

Coburg 1907: Leben in der Residenzstadt vor hundert Jahren

Im Reigen der Gedenk- und Jubiläumsjahre ist das Jahr 1907 gerade nicht zu finden. Warum dann eine Ausstellung? Es geht um die Darstellung eines \“normalen\“ Jahres im Leben der Residenzstadt Coburg. Der Idylle der in einem Reiseführer von 1907 dargestellten \“malerisch an beiden Seiten der Itz\“ gelegenen Stadt mit ihrer \“liebevolle[n] Erhaltung des mittelalterlichen Gepräges\“ wird die mitunter bedrückende wirtschaftliche Situation mit Firmenkonkursen und steigenden Lebenshaltungskosten gegenüber gestellt. In Coburg erfolgte zu dieser Zeit der Ausbau der Infrastruktur mit der Eröffnung des Ernst-Alexandrinen-Volksbades und des Krematoriums sowie dem Beginn der Kanalisation. Repräsentative lokale Ereignisse wie der mit Militärparade und Zapfenstreich begangene Geburtstag Herzog Carl Eduards sowie das 100-jährige Jubiläum des hier stationierten Infanterieregiments waren Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens. Zugleich verständigten sich auf internationaler Ebene die Ententemächte England und Frankreich mit Rußland auf die Triple-Allianz. Danach wurde in der deutschen Politik die Furcht vor der Einkreisung stärker und der weiteren Militarisierung der Politik Vorschub geleistet. Pazifistische Stimmen wie jene der Coburgerin Anna B. Eckstein (1868-1947) auf der 2. Friedenskonferenz in Den Haag 1907 vermochten sich letztlich mit dem Ruf nach Abrüstung und friedlicher Konfliktregelung nicht durchzusetzen. Ziel dieser Ausstellung ist es, am Beispiel eines Jahres den Blick auf die lokalen Coburger Verhältnisse vor dem Hintergrund einer sich verschäfenden politischen Großwetterlage und der Eigendynamik dieses Jahres zu richten.

Die Ausstellung findet vom 28.06. bis 28.09.2007 im Staatsarchiv Coburg (Herrngasse 11) statt.
Sie ist von Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 16.00 Uhr, am Freitag von 8.00 bis 13.30 Uhr geöffnet.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:
Habel, Hubertus: Coburg 1907: Leben in der Residenzstadt vor hundert Jahren. Coburg 2007 (=Coburger Stadtgeschichte. Bd. 7), 64 S. mit zahlr. Abb. ISBN 978-3-9808006-8-3
Preis (in der Ausstellung): 7,80 €

Kontakt:
Staatsarchiv Coburg
Herrngasse 11
D-96450 Coburg
Tel. +49 (0)9561 42707-11
Fax +49 (0)9561 42707-20
horst.gehringer@staco.bayern.de
www.gda.bayern.de

125 Jahre Bad Hamm – Eine Zeitreise durch die Badegeschichte der Stadt

Das Stadtarchiv Hamm und die stadt- und regionalgeschichtliche Abteilung des Gustav-Lübcke-Museums eröffneten am 8. Juli 2007 eine Ausstellung zur Geschichte von Bad Hamm. Kuratorinnen der chronologisch aufgebauten Ausstellung \“125 Jahre Bad Hamm\“, die einen guten Einblick in die wechselvolle Geschichte der Badetradition in Hamm gewährt, sind Dr. Maria Perrefort von der stadt- und regionalgeschichtlichen Abteilung des Gustav-Lübcke-Museums und Ute Knopp vom Stadtarchiv Hamm. Bei Kohlebohrungen war man durch Zufall auf Solequellen gestoßen und erkannte schnell, dass sich hiermit viel Geld verdienen ließe. Am 21. April 1882 wurde von Politikern und Bürgern die Aktiengesellschaft Bad Hamm gegründet. Unter ihrer Regie entstanden das Badehaus an der Ostenallee, das Logierhaus und die Soleleitung von Werries nach Unna-Königsborn. Am 15. Juli 1882 konnte das Bad den Betrieb aufnehmen und lockte über Jahrzehnte zahlreiche Kurgäste aus der Ferne und aus dem näheren Umkreis an. Der Aufschwung in Bad Hamm durch den Badebetrieb hielt bis zum Ersten Weltkrieg an. 1923 löste sich dann die Aktiengesellschaft auf, und die Stadt Hamm übernahm die Trägerschaft des Bads. Während der nationalsozialistischen Zeit und auch in den 1950er-Jahren fand Bad Hamm lebhaften Zuspruch. Oftmals wurden die Badeanlagen in Ermangelung eigener Badezimmer auch zur gründlichen Reinigung benutzt, so dass die Stadt dafür extra einen Teil der vorhandenen Wannen zur Verfügung stellte. Das Ende für Hamm als offizieller Kurbadeort kam Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. 1960 brach die Stadt dann die Badeanlagen ab: eine beeindruckende Epoche ging zu Ende. Die Ausstellung kann noch bis zum 23. September 2007 im Gustav-Lübcke-Museums besichtigt werden.

Kontakt
Gustav-Lübcke-Museum
Neue Bahnhofstraße 9
59065 Hamm 
Tel.: 02381 / 17-5701 
Fax: 02381/17-2989
Gustav-Luebcke-Museum@stadt.hamm.de

Stadtarchiv Hamm
im Technischen Rathaus
Gustav-Heinemann-Str. 10
59065 Hamm
Tel.: 02381 / 175850
Fax: 02381 / 172943
stadtarchiv@stadt.hamm.de 

Quelle: Veranstaltungskalender Hamm; Edda Breski, Der Westfälische Anzeiger im Internet, 5.7.2007; Andre Hellweg, Hamm.Online, 6.7.2007

LWL-Volksliedarchiv sammelt Lieder aus Westfalen

\“Komm ein bißchen mit nach Italien, komm ein bißchen mit ans blaue Meer…\“ klang es ab 1955 aus vielen bundesdeutschen Radios. Die Caprifischer, \“rote Rosen, rote Lippen, roter Wein und Italiens blaues Meer\“ waren in aller Munde und prägten das Italienimage nachhaltig: Italien war in den 1950er und 60er Jahren zweifellos das beliebteste Reiseziel der Deutschen im Ausland. Doch viele Menschen konnten ihren Urlaub nur in der Heimat verbringen. Mit einem Lied auf den Lippen gingen sie auf Wanderschaft. Diese Lieder sammelt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im Westfälischen Volksliedarchiv.

\“Wird über Reiseziele gesprochen, so gerät leicht in Vergessenheit, dass bis in die 1950er Jahren der Urlaub in \“Bad Meingarten\“ oder auf \“Balkonien\“ sehr viel stärker verbreitet war als die Italienreise. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage leistete sich noch zu Beginn der 1950er Jahre nur ein Fünftel der Bevölkerung eine Urlaubsreise. Viele Menschen waren nach wie vor damit ausgelastet, ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und ein Dach über dem Kopf zu organisieren. Andere hatten sich wirtschaftlich zwar schon ein wenig konsolidiert, sie maßen aber Luxusgütern wie z.B. einem Kühlschrank oder einem eigenen Auto größere Bedeutung bei\“, erläutert Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission des LWL. Bei einer Umfrage des Allensbacher Institutes 1955 gaben noch 29 Prozent der Befragten an, sie hätten in ihrem Leben noch nie eine Urlaubsreise gemacht.

Teils notgedrungen, teils aber auch aus ehrlicher Überzeugung begaben sich laut Cantauw viele Zeitgenossen im Urlaub in die heimische Umgebung, deren Reize sie durchaus wahrnahmen, wie das Liedgut belegt:

\“Ich bin so gern daheim, daheim in meiner stillen Klause. / 
Wie klingt es doch dem Herzen wohl, dies liebe traute Wort Zuhause. / 
Und nirgends auf der weiten Welt, bin ich befreit so von Beschwerden. / 
Ein braves Weib, ein herzig Kind, das ist mein Himmel auf der Erde\“, 

lautet etwa die erste Strophe eines alten Volksliedes, das der Tierarzt August Lange aus Bad Laasphe-Feudingen (Kreis Siegen-Wittgenstein) der Volkskundlichen Kommission mitgeteilt hat.

Naturbegeisterung drückt sich in einem anderen alten Liedtext aus: 

Seht den Himmel wie heiter, / 
Laub und Blumen und Kräuter, / 
Schmücken Feld und Hain. / 
Balsam atmen die Weste, / 
Und im schattigen Neste, / 
Girren brütende Vögelein. / 
Über grünliche Kiesel, / 
Rollt der Quelle Geriesel. / 
Purpur blinkender Schaum. / 
Und die Nachtigall flötet, / 
Und vom Abend gerötet, / 
Wiegt sich spiegelnd der Blütenbaum. / 
Alles tanzt vor Freude. / 
Dort das Reh auf der Heide. / 
Hier das Lämmchen im Tal, / 
Vögel hier im Gebüsche, / 
Dort im Teiche die Fische. / 
Tausend Mücken im Sonnenstrahl.\“

\“Die älteren Liedtexte sprechen eine sehr eindeutige Sprache. Hier ist nicht von Sonne, Strand und Meer die Rede, sondern von der heimischen Tier- und Pflanzenwelt\“, erläutert Cantauw. Die Begeisterung für die Natur, die die Romantiker geweckt hatten, hielt nach ihren Angaben bis weit in die 1950er Jahre hin an. Seit den 1960er Jahren gab es aber kein Halten mehr: Spätestens jetzt war es nicht mehr der \“schöne Wiesengrund\“, der Emotionen auslöste, sondern der Sonnenuntergang auf Capri.

Seit neuerer Zeit ist aber wieder ein gegenläufiger Trend zu beobachten: Deutschland als Reiseziel ist wieder \“sexy\“ wie die Stern-Redaktion kürzlich feststelle. \“Leider können wir diesen Trend nicht an bestimmten Liedern festmachen, denn nach dem Tod von Renate Brockpähler, die das Archiv bis 1990 betreut hat, konnten wir die Liedersammlung im Westfälischen Volksliedarchiv aus personellen Gründen nicht fortsetzen\“, bedauert Anne Wolf. Sie digitalisiert und erschließt derzeit in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt insgesamt 9.000 schriftliche Liedbelege und Tonaufnahmen, die zwischen 1900 und 1990 in ganz Westfalen zusammengetragen wurden.

Info:
Weitere Informationen zum Westfälischen Volksliedarchiv erhalten Interessierte unter: www.westfaelisches-volksliedarchiv.de oder montags bis mittwochs bei Anne Wolf M.A.
Scharnhorststraße 100
48151 Münster
Tel.: 0251 83-25409
Fax: 0251 83-28393
wolfanne@uni-muenster.de.

Quelle: LWL-Pressestelle, 3.7.2007

Forschungsstelle Magdeburger Recht neu besetzt

Inzwischen ist es gut drei Jahre her, dass in Magdeburg ein Forschungsprojekt unter dem Titel „Das Magdeburger Recht als Wirtschaftsfaktor in Ostmitteleuropa“ seine Arbeit aufnahm. Die Initiative und Leitung der Forschungsstelle liegt in den Händen des Professors für Bürgerliches Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. iur. Heiner Lück, der als Sekretar der Philologisch-historischen Klasse dem Präsidium der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig angehört. 2002 wurde er mit dem Eike-von-Repgow-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg für seine Leistungen bei der Verbreitung des Wissens über Eike von Repgow, den Sachsenspiegel und das Magdeburger Recht ausgezeichnet. 

Der Förderzeitraum für das Magdeburger Forschungsvorhaben war auf drei Jahre beschränkt und endete im März dieses Jahres. Vom 1. April 2004 bis zum 31. März 2007 leistete die Rechtshistorikerin Marion Perrin die Projektarbeit in Magdeburg mit großem Engagement. Es ist sicher nicht zuletzt ihr Verdienst, dass bereits vor Auslaufen der im Rahmen einer Kooperation des Landes Sachsen-Anhalt, der beiden Universitäten des Landes und der Landeshauptstadt Magdeburg geförderten Stelle, die Weichen für eine Fortführung gestellt wurden. Das Projekt wurde dem seit Beginn 2004 bestehenden, von Prof. Lück und dem Leipziger Slawisten und Akademiemitglied Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Eichler geleiteten Arbeitsvorhaben „Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas“ an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig zugeordnet. Die ohnehin in den letzten Jahren intensiv praktizierte Kooperation zwischen diesen beiden Arbeitsstellen in Leipzig und Magdeburg erhielt so eine verlässliche Basis und eine langfristige Perspektive bis zum Laufzeitende des Akademievorhabens Ende 2018. Für die zum 1. Januar 2007 eingerichtete Stelle konnte die aus Ungarn stammende Rechtshistorikerin Dr. Katalin Gönczi gewonnen werden, die ihre Arbeit am 1. Juni 2007 in Magdeburg aufgenommen hat. Vorher war sie u. a. als Mitarbeiterin des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte sowie in der universitären Lehre in Deutschland und Ungarn tätig.

Die Bedeutung des Magdeburger Stadtrechts, das mit Privilegien bereits im 10. und 11. Jahrhundert seinen Anfang nahm, zunächst zahlreichen benachbarten Städten verliehen wurde und sich schließlich ab dem 13. Jahrhundert, in Einzelfällen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, auf dem Wege der Bewidmung bis weit nach Osteuropa ausgebreitet hat, ist seit langem bekannt und unbestritten. Es war in diesem Zeitraum eine verbindende Grundlage für das wirtschaftlich-kulturelle Leben in den Gebieten seiner Verbreitung. Es ist daher kein Zufall, dass die Länder, die im Mai 2004 der Europäischen Union beigetreten sind, zum größten Teil zu jenen Ländern gehören, in denen das Magdeburger Stadtrecht und der Sachsenspiegel Anwendung fanden. Die Zusammenhänge, die sich auf rechtlicher und sprachlicher Ebene aus diesem Prozess der Aneignung des sächsisch-magdeburgischen Rechts ergeben, sollen vornehmlich aus der Perspektive der jeweiligen landessprachlichen Rezeptionszeugnisse untersucht werden. 

Dr. Katalin Gönczi wird die 2004 von Marion Perrin begonnene Arbeit fortsetzen. Die Vermittlung des Wissens über das sächsisch-magdeburgische Recht besonders in der Landeshauptstadt Magdeburg wird hierbei weiterhin einen Schwerpunkt bilden. Gemeinsam mit der Arbeitsstelle in Leipzig soll darüber hinaus anhand ausgewählter Textzeugen und Rechtstermini die Verbreitung und Rezeption dieses Rechts bis hinein in die Rechtskodifikationen des 19. und 20. Jahrhunderts untersucht werden. Flankiert werden die Leipziger und Magdeburger Forschungen durch ein internationales Netzwerk, dem u. a. Wissenschaftler in Litauen, Russland, Weißrussland, der Ukraine, der Slowakei, Ungarn, Tschechien und Polen angehören. Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens sollen schließlich dazu beizutragen, auf der Basis der einst vorhandenen rechtlichen und kulturellen Gemeinsamkeiten die heutigen Beziehungen zwischen den Ländern Ost- und Mitteleuropas auszubauen und zu festigen. Hierfür ist Magdeburg auch heute nicht nur ein besonders geeigneter, sondern von der Geschichte prädestinierter und damit unverzichtbarer Standort. Die Forschungsstelle zum Magdeburger Recht befindet sich im Alten Rathaus zu Magdeburg und ist dem Stadtarchiv Magdeburg zugeordnet.

Kontakt
Stadtarchiv Magdeburg
Dr. Katalin Gönczi
Bei der Hauptwache 4
39104 Magdeburg
Tel.: 0391 / 5 40 23 47
goenczi@saw-leipzig.de 

Quelle: Presseinformation Landeshauptstadt Magdeburg, 5.7.2007

Gemeindearchiv Kürten erhält wertvolle Chronik

Das Gemeindearchiv Kürten, Rheinisch-Bergischer Kreis, ist seit kurzem im Besitz einer von Josefine Koch auf Büttenpapier handgeschriebenen und von dem Künstler und Kalligraphen Franz Toenniges kunstvoll verzierten Chronik über die Elektrizitäts-Versorgungs-Genossenschaft-Biesfeld, deren Geschäftsführerin Josefine Koch von 1963 bis 1986 war. Jetzt übergab sie außer der Chronik auch noch Unterlagen, Dokumente, Protokolle und Urkunden der Genossenschaft an Archivleiterin Ute Ströbel-Dettmer und Bürgermeister Ulrich Iwanow. Durch diese Schenkung können die bereits im Archiv vorhandenen Akten über die geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung Kürtens wesentlich ergänzt werden. Die Idee, ihre gesamten Unterlagen dem Gemeindearchiv Kürten zu überlassen, war Josefine Koch gekommen, als sie dort die Ausstellung \“500 Jahre Weiden\“ besuchte, die vom 7. Mai bis zum 15. Juni 2007 zu besichtigen war. Für diese Ausstellung hatte auch Franz Toenniges 20 Bildtafeln angefertigt, die er jetzt ebenfalls dem Gemeindearchiv überlässt.

Kontakt
Gemeindearchiv Kürten
Marktfeld 1
51515 Kürten
Tel.: 02268 / 939 – 0
Fax: 02268 / 939 – 128
gemeinde@kuerten.de 

Quelle: Bergisches Sonntagsblatt, 1.7.2007

Dokumentation zur Ausstellung »Zwangsarbeiterinnen der NS-Zeit in Lippstadt«

Da Frauen und ihre Arbeits- und Lebensbedingungen in der offiziellen Geschichtsschreibung allzu oft vergessen werden, gründete sich im Mai 2003 der Arbeitskreis \“Frauengeschichte in Lippstadt\“. Frauen aus Lippstadt treffen sich einmal im Monat und recherchieren, wie Frauen in vergangenen Zeiten in Lippstadt gelebt haben. Begleitet wird der Arbeitskreis vom Stadtarchiv Lippstadt und der Gleichstellungsstelle der Stadt Lippstadt.

In einem ersten Projekt befasste sich der Arbeitskreis mit den vor allem aus Osteuropa stammenden Zwangsarbeiterinnen der NS-Zeit in Lippstadt. Zahlreiche Briefe Betroffener liegen im Archiv vor. Sie bildeten den Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem Thema.

Um Schicksale von Zwangsarbeiterinnen zu dokumentieren, hat sich der Arbeitskreis Frauengeschichte vor Ort auf Spurensuche begeben und dazu Akten durchgesehen, Gespräche mit Zeitzeugen/innen geführt, auf dem Friedhof recherchiert und vieles mehr. Das Ergebnis wurde im März/April 2006 in einer Ausstellung im Stadtarchiv der Öffentlichkeit vorgestellt. Zahlreiche Einzelbesucher/innen und Gruppen ließen sich bei Führungen von den Mitgliedern des Arbeitskreises Einzelheiten und Hintergründe erläutern. Die Gespräche und Diskussionen haben gezeigt, dass ein großes Interesse an dem Thema besteht.

Deshalb hat der Arbeitskreis eine Dokumentation mit Texten und Bildern erstellt. Auch wenn sie über das in der Ausstellung Gezeigte hinausgeht, so kann auch sie nur eine Auswahl aus dem vorliegenden Material bieten. Weiteres ist im Stadtarchiv jederzeit einzusehen. Der Arbeitskreis Frauengeschichte möchte sich ausdrücklich bei den Bürgerinnen und Bürgern bedanken, die zur Erstellung der Ausstellung und der Dokumentation durch zahlreiche Informationen, Hinweise, Dokumente beigetragen haben. Durch viele teilweise auch sehr persönliche Schilderungen konnte die Ausstellung sowie die Dokumentation diesen Umfang annehmen.

Es sind auch weiterhin jederzeit Hinweise von Zeitzeugen/innen willkommen. Ebenso freut sich der Arbeitskreis über weitere Dokumente zur Thematik.

Die Dokumentation ist im Stadtarchiv Lippstadt sowie in der Buchhandlung Egner, Geiststraße 1, für 5 Euro erhältlich.

Kontakt
Stadtarchiv Lippstadt
Soeststraße 8
59555 Lippstadt
Tel.: 02941 / 980-262
Fax: 02941 / 720893
stadtarchiv@stadt-lippstadt.de 

Quelle: Stadt Lippstadt, Pressemitteilung, 3.7.2007