Päpstlicher Orden für ehrenamtliche Gemeindetätigkeit verliehen

Heinz Porschen aus Bensberg wurde kürzlich für mehr als vierzig Jahre ehrenamtliche Tätigkeit in der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus, Bensberg ausgezeichnet. Pfarrer Heinz-Peter Janßen überreichte dem 86-Jährigen in einer Feierstunde eine Urkunde sowie den Päpstlichen Orden \“Pro ecclesia et pontifice\“. Mit der Verleihung dieses Ordens zeichnet der Vatikan Laien für besondere Dienste aus. Neben seiner langjährigen Tätigkeit und Mitgliedschaft in Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und Kirchenchor hat sich Heinz Porschen vor allem um das Archiv der Kirchengemeinde verdient gemacht. In mühevoller Kleinarbeit hat der ehrenamtliche Archivar rund 50 000 Dokumente gesichtet, geordnet, verzeichnet und ein Findbuch erstellt. Bei vielen in lateinischer Sprache verfassten Unterlagen war darüber hinaus eine Transkription notwendig. Ihm ist es zu verdanken, dass das Archiv inzwischen eine wahre Fundgrube für die Kirchengemeinde geworden ist und so manche interessante Details der Nachwelt erhalten bleiben.

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Kath. Pfarramt St. Nikolaus
Nikolausstraße 4
51429 Bergisch Gladbach
Tel.: 02204 / 52424
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Quelle: Aktuelles Pfarrgemeinde St. Nikolaus, Bensberg, 22.6.2007; Rhein-Berg-Online, 9.7.2007; Bergisches Handelsblatt, 17.7.2007

Bauhaus-Ideen im Meisterhaus Kandinsky/Klee in Dessau

Im Meisterhaus Kandinsky/Klee in Dessau findet vom 20. Juli bis zum 23. September 2007 eine Bauhaus-Ausstellung über die bewegten Jahre der berühmtesten Kunstschule der Weimarer Republik statt. Eröffnet wird die Sonderausstellung " BAUHAUS-IDEEN um Itten, Feininger, Klee, Kandinsky. Vom Expressiven zum Konstruktiven" am 19. Juli 2007 um 19 Uhr in einer der wichtigsten Wirkungsstätten der Bauhauskünstler. Die Graphikmappen von Johannes Itten, Wassily Kandinsky und die Bauhaus-Mappe 1923 geben Einblick in die ersten drei Jahre der Bauhauskunst. Neben Bauhaus-Arbeiten sind exemplarisch Werke von Künstlern mit maßgeblichem Einfluss auf die Meister zu sehen, unter anderem von Erich Buchholz, Walter Dexel und Karl Peter Röhl. Aus den Weimarer Produktionsstätten, wo das Bauhaus von 1919 bis 1925 seinen Sitz hatte, stammen weitere Exponate wie Glasfenster, Teppiche, Keramikgefäße, Lampen und Stühle. Zum ersten Mal kann außerdem das als verschollen gegoltene Gemälde „Der Tisch“ von Georg Muche gezeigt werden.

Die von Walter Gropius entworfenen Meisterhäuser wurden in ihrer wechselvollen Geschichte außerordentlich stark in Mitleidenschaft gezogen. Trotzdem zeichnen Sie sich durch eine sehr hohe Bestandsqualität aus. Bereits 1970 unter Denkmalschutz gestellt, konnten die finanziellen Mittel für eine denkmalgerechte Sanierung der Gebäude erst nach 1991 aufgebracht werden. Die Sanierung begann 1992 mit der Instandsetzung des Hauses Feininger. Nach der Aufnahme der Meisterhäuser in die Weltkulturerbeliste der UNESCO 1996 konnten auch die Häuser Kandinsky/Klee und Muche/Schlemmer saniert werden. Inzwischen haben mehr als 300.000 Gäste die Meisterhäuser besucht. Die Stiftung Meisterhäuser Dessau will den Betrieb und den langfristigen Erhalt des mit großem Aufwand wiederhergestellten Kulturerbes unterstützen und darüber hinaus die Bemühungen um eine Vervollständigung des Ensembles befördern. Das Gros der Ausstellungswerke stellt HOCHTIEF aus seiner eigenen Sammlung zur Verfügung. Das Unternehmen initiierte und ermöglicht die Ausstellung. Weitere Leihgeber sind das Bauhaus-Archiv Berlin, die Stiftung Bauhaus Dessau, die Klassik Stiftung Weimar, die Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar sowie das Deutsche Architekturmuseum DAM Frankfurt am Main. Zur Ausstellung erscheint auch ein Katalog mit zahlreichen Farb- und Schwarzweiß- Abbildungen.

Kontakt
Meisterhäuser Dessau
Meisterhaus Kandinsky/Klee
Petra Jentsch
Ebertallee 69/71
06846 Dessau
Tel: 03 40 / 66 10 934
Fax: 03 40 / 66 10 935 

Quelle: Aktuelle Sonderausstellungen, Meisterhäuser in Dessau; Stiftung Meisterhäuser ; ad-hoc-news, 16.7.2007

Hervorragende Forschung – veraltete Struktur im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Das Deutsche Literaturarchiv (DLA) in Marbach ist im Jahr 2006 einer Evaluierung unterzogen worden. In seiner wissenschaftspolitischen Stellungnahme kommt der Wissenschaftsrat zu einem positiven Schluss. Das Deutsche Literaturarchiv ist eine Sammlungs- und Forschungsstätte für die neuere deutsche Literatur mit der Aufgabe, die handschriftlichen und gedruckten Quellen zu erhalten und für die wissenschaftliche Auswertung zugänglich zu machen. Für die Bewahrung, Erschließung und Vermittlung der deutsprachigen Literatur der Klassik wie auch des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart ist die Arbeit des Deutschen Literaturarchivs Marbach von zentraler Bedeutung. Sein über die nationalen Grenzen weit hinausreichender Ruf gründet sich vor allem auf die einzigartigen, stetig erweiterten Sammlungen, auf die Archivbestände und die darauf abgestimmte Spezialbibliothek mit entsprechenden Dokumentationen und Kunstsammlungen. Das in der Trägerschaft der Schillergesellschaft geführte DLA leistet hervorragende quellenbezogene, literatur- und geisteswissenschaftliche Forschung. Seine philologischen und editorischen Arbeiten, aber auch seine Ausstellungen und übrigen Veranstaltungen sind ein unverzichtbarer Service für Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach begrüßte den Evaluationsbericht des Wissenschaftsrats als "ermutigendes und befeuerndes Signal". Die in weiten Partien "geradezu emphatisch positive Stellungnahme zu diesem international renommierten Institut befördert unsere Arbeit in der Zukunft und setzt damit ein starkes Zeichen im \’Jahr der Geisteswissenschaften\’", sagte der Direktor der Institution, Professor Dr. Ulrich Raulff. Die Evaluationskommission unter Leitung von Frau Professor Dr. Erika Fischer-Lichte (FU Berlin) habe die Marbacher Institute in ihrer kulturpolitischen Bedeutung und ihrer wissenschaftlichen Leistung anerkennend beschrieben und gewürdigt, so Raulff. Die Auffassungen des Wissenschaftsrats deckten sich weitgehend mit den Intentionen und Initiativen des Hauses. Als besonders glücklich bezeichnete der Direktor die Empfehlung an Bund und Land zur dauerhaften Sicherung der finanziellen Trägerschaft der Institute. Die Einrichtung wird im Wesentlichen von Bund und Land mit einem jährlichen Zuschuss von jeweils 3,8 Mio Euro unterstützt. Der Landkreis Ludwigsburg, die Städte Marbach, Ludwigsburg und Stuttgart stellen weitere Geldmittel für die Einrichtung bereit.

Auch die dringende Aufforderung des Rats, das Stipendienprogramm des Hauses deutlich zu erhöhen und damit die – wie es in dem Gutachten heißt – "vorbildliche Nachwuchsarbeit" Marbachs weiter zu fördern, fand die volle Zustimmung des Direktors. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider, hatte sich folgendermaßen dazu geäußert: \“Ich bin überzeugt, dass die Neuorganisation der Leitungs- und Abteilungsstrukturen eine der ausschlaggebenden Voraussetzungen dafür ist, das DLA auch künftig als Forschungs- und Serviceinstitution von nationalem und internationalem Rang profilieren zu können. Wenn das DLA sich zudem darauf konzentriert, seine internationalen Kooperationen konsequent weiterzuentwickeln und die Nachwuchsförderung auf dem bisherigen sehr guten Niveau fortzuführen, wird es auch im 21. Jahrhundert seinen Rang als eine der national und international wichtigsten literatur- und geisteswissenschaftlichen Institutionen behaupten und ausbauen können.\“ Als sehr nützlich und anregend bewertete Raulff die Anregungen zum Ausbau und zur Intensivierung der internationalen Wissenschaftsbeziehungen des Hauses. 

Auch die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu einer Überprüfung der Organisationsstruktur des Deutschen Literaturarchivs und seiner Trägerschaft wolle man aufgreifen und mit den Mitgliedern und Gremien der Deutschen Schillergesellschaft und den Mitarbeitern des Hauses vertiefend beraten. Zu dem Rat des wissenschaftspolitischen Gremiums, das Sammlungsprofil des Hauses dadurch schärfer zu konturieren, indem man sich beim Erwerb neuer Bestände an eindeutigen und transparenten Kriterien orientiert, sagte Raulff: "Das Sammlungsprofil Marbachs war nie schärfer umrissen als heute. Neben der deutschen Literatur von der Klassik bis in die Gegenwart sammeln wir nur noch auf zwei weiteren Gebieten: der Geschichte der Literaturwissenschaft respektive der Germanistik – und der Philosophie. Auf alle weiteren Wissenschaften, auch Geisteswissenschaften, müssen wir aus Gründen der Konsistenz und des Platzes verzichten. Mit der Philosophie freilich ist uns ein zweiter, bedeutender Schwerpunkt zugewachsen. Und dies ganz zu Recht: Sagen Sie mir, wie Sie einen zureichenden Begriff von der Geschichte der deutschen Literatur entwickeln wollen, ohne den schöpferischen, auch den sprachschöpferischen Beitrag der Philosophie zu würdigen?" Man wolle jetzt unverzüglich darangehen, die wertvollen Empfehlungen des Wissenschaftsrats so weit wie möglich umzusetzen. Insgesamt sei das Gutachten des Rats ein bedeutender Impuls für all diejenigen, die daran mitwirkten, Marbachs Platz im 21. Jahrhundert zu bestimmen. 

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Prof. Dr. Ulrich Raulff
Schillerhöhe 8-10/1
71672 Marbach
Tel.: 0 7144 / 848 – 100
Fax: 0 7144 / 848 – 191
Direktion@dla-marbach.de 

Quelle: Pressemitteilung Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg, 13.7.2007; Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 16.7.2007; Pressemitteilung Wissenschaftsrat, 16.7.2007

Das Münchner Haus der Kunst – Ein Ort und seine Geschichte im Nationalsozialismus

Am 18. Juli 2007 wird das Haus der Kunst in München siebzig Jahre alt. 1933 von Paul Ludwig Troost für die Präsentation \“deutscher Kunst\“ konzipiert, war das \“Haus der Deutschen Kunst\“ das erste architektonische Vorzeigeprojekt der NS-Propaganda und medienwirksame Kulisse für die Selbstinszenierung der nationalsozialistischen Machthaber. Hier fanden bis 1944 alljährlich Leistungsschauen der von Hitler favorisierten Kunst statt. Vor 70 Jahren, am 18. Juli 1937 eröffnete Hitler das Gebäude mit der \“Großen Deutschen Kunstausstellung\“. Am Folgetag, dem 19. Juli 1937, wurden die Werke der heutigen klassischen Moderne als \“entartete Kunst\“ in den nahe gelegenen Hofgartenarkaden vorgeführt. Das Haus der Kunst, einst Propagandainstrument des Nationalsozialismus, hat eine wechselvolle, und ebenso bewegte wie belastete Geschichte. Nach dem Krieg diente es zunächst der amerikanischen Militärregierung als Offizierskasino. Seit den 1950er Jahren entwickelte es sich zu einem international renommierten Ausstellungsinstitut.

\"Haus

1) Paul Ludwig Troost, Fassadenentwurf \“Haus der deutschen Kunst\“, 25. März 1933 | Die Kunst im Dritten Reich, München 1937

2) Das \“Haus der deutschen Kunst\“ und das geplante Haus für Architektur- und Kunstgewerbe,
Ölgemälde von Otto A. Hirth, um 1940 | Archiv Haus der Kunst

3) Tragkonstruktion \“Haus der deutschen Kunst\“, 26. März 1935 | Archiv Haus der Kunst

\"Haus

1) Blick in einen der großen Ausstellungssäle der \“großen deutschen Kunstausstellung\“ 1937
Stadtarchiv München

2) \“Entartete Kunst\“ inszenierte Dada-Wand mit Werken von Kurt Schwitters, Wassily Kandinsky und Paul Klee
Stadtarchiv München

3) Eröffnung der dritten \“großen deutschen Kunstausstellung\“, 16. Juli 1939, Ansprache Hitlers in der ehemaligen \“Ehrenhalle\“
Bayerische Staatsbibliothek München, Fotoarchiv Hoffmann

Aus Anlass des 70. Jahrestages der Eröffnung findet am Mittwoch, 18. Juli 2007, um 18 Uhr, eine Buchpräsentation und um 20 Uhr ein Vortrag mit Prof. Boris Groys statt. Anknüpfend an die kommentierte Veröffentlichung von Adolf Hitlers \“Reden zur Kunst- und Kulturpolitik\“ ist Boris Groys, Professor für Kunstwissenschaft, Philosophie und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, eingeladen, einen kunsttheoretischen Vortrag über die Kunstauffassung von Adolf Hitler und zur Geschichte des Haus der Kunst zu halten. Von der Historikerin Sabine Brantl, die für das Haus der Kunst die Bestände geordnet und katalogisiert hat und seit 2004 das Historische Archiv leitet, wurde nun eine erste umfassende Monografie des Gebäudes geschrieben: \“Haus der Kunst, München. Ein Ort und seine Geschichte im Nationalsozialismus\“. Erschienen ist das Werk im Allitera Verlag, München. Dabei konnte Sabine Brantl auf Erkenntnisse zurückgreifen, die sie seit 2004 beim Aufbau des Historischen Archivs gewonnen hat. Seit 2005 steht das Historische Archiv Wissenschaftlern, Publizisten, Historikern und Studenten für kunst- und zeitgeschichtliche Forschungszwecke nach vorheriger Anmeldung zur Verfügung. Den größten Teil des Bestandes bilden Dokumente aus den Jahren 1933 bis 1945, aus jener Zeit also, in der das Gebäude als \“Haus der Deutschen Kunst\“ errichtet wurde und zur Durchführung der \“Großen Deutschen Kunstausstellungen\“ diente. Dazu gehören u.a. Unterlagen zu Bauprojekt und Gebäude sowie Dokumente, die über die wirtschaftlichen Belange und die Organisation der \“Großen Deutschen Kunstausstellungen\“ Auskunft geben. Kleinere Konvolute bilden die Dokumente der amerikanischen Militärregierung, der Direktion des Hauses der Kunst sowie der \“Gesellschaft der Freunde des Hauses der Kunst\“ und der \“Ausstellungsleitung e.V.\“. Zum Bestand des Archivs gehören außerdem eine umfangreiche Plansammlung, Plakate und diverse Objekte, wie z.B. Büromaschinen und Ausstattungsdekor. Auf Anfrage bietet Sabine Brantl auch Führungen durch das Historische Archiv an. Anmelden kann man sich auch noch für Führungen am Samstag, 21. Juli 2007, 14 Uhr, und am Sonntag, 22. Juli 2007, ebenfalls um 14 Uhr.

Kontakt:
Historisches Archiv Haus der Kunst
Prinzregentenstr. 1
80538 München
Tel.: 089 / 27 37 27 99
Fax: 089 / 21 12 71 57
archiv@hausderkunst.de

Quelle: Haus der Kunst Aktuelles, Kalender; Wochenanzeiger, 10.7.2007

Haus der Stadtgeschichte in Ulm eröffnet

Am 14. Juli 2007 wurde das zum „Haus der Stadtgeschichte\“ umgebaute und erweiterte Stadtarchiv Ulm der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei dieser Gelegenheit eröffnete im historischen Gewölbesaal des Schwörhauses am Weinhof, das neben dem Rathaus zu den geschichtsträchtigsten Gebäuden Ulms gehört, eine Dauerausstellung, welche die wichtigsten Ereignisse und Themen der Ulmer Stadtgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart darstellt. Neben Exponaten, Modellen und großflächigen Darstellungen machen auch interaktive mediale Installationen einen wichtigen Bestandteil der Ausstellung aus. Mit dieser Ausstellung, die für alle an der Geschichte Ulms Interessierten offen steht, sieht Dr. Michael Wettengel, Leiter des Stadtarchivs Ulm, eine gute Möglichkeit, 1150 Jahre Ulmer Stadtgeschichte zu vermitteln und mehr Besucher ins Stadtarchiv zu locken. Wer möchte, kann darüber hinaus in einem interaktiven Quiz seine Kenntnisse über die Ulmer Geschichte testen. Zur Eröffnung gab bzw. gibt es am Nachmittag des 14. und am 15. Juli 2007 einen Tag der offenen Tür und ein Fest auf dem Weinhof – wo sich im Mittelalter die Königspfalz befand, auf die sich die erste urkundliche Erwähnung Ulms im Jahre 854 bezieht – mit einem Programm, das auf das besondere Ereignis Bezug nimmt. 

Kontakt
Haus der Stadtgeschichte 
Stadtarchiv Ulm
Weinhof 12
89073 Ulm
Tel.: 0731 / 161 – 4200 
Fax: 0731 / 161 – 1633 

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Ulm; Information Stadt Ulm; Gränzbote, 13.7.2007; Schwäbische Zeitung Online,13.7.2007

Deutsche Zentralstelle für Genealogie

1904 wurde in Leipzig die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte als Verein gegründet. 1921 erfolgte eine enge vertragliche und räumliche Bindung an die Deutsche Bücherei. 1934 wandelte sich der Verein in eine Stiftung um, zu der ein Förderverein gehörte. Dieser Förderverein wurde 1945 aufgelöst. 1950 wurde die Stiftung auf gesetzlicher Grundlage in eine Sammelstiftung überführt und aus dieser heraus 1956 dem staatlichen Archivwesen der DDR übergeben. 1962 erfolgten der Umzug aus der Deutschen Bücherei und die Eingliederung in das Landesarchiv Leipzig. 1967 kam es zu einem organisatorischen Neuaufbau, bei dem die Sammlungen und das Archiv der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte der neu gegründeten \“Zentralstelle für Genealogie in der DDR\“ zugeordnet wurden. 

Diese Einrichtung wurde damals als Zentralstelle für Genealogie in der DDR zur Verwaltung genealogischer Sammlungen, u. a. des Reichssippenamts, gebildet. Sie unterstand der Staatlichen Archivverwaltung des Ministeriums des Innern der DDR. Nach dem 3. Oktober 1990 wurde sie unter der Bezeichnung "Deutsche Zentralstelle für Genealogie" als Spezialarchiv für Personen- und Familiengeschichte vom Freistaat Sachsen übernommen und war dem Sächsischen Staatsministerium des Innern als oberster Aufsichtsbehörde für das staatliche Archivwesen nachgeordnet. Sie sammelte genealogische Unterlagen aus dem deutschsprachigen Raum, u. a. Kirchenbuchunterlagen, Ahnenlisten, genealogische Nachlässe und Sammlungen, Personenkarteien, Ortsfamilienbücher sowie Publikationen. 1995 wurde die Zentralstelle im Rang einer Abteilung in das Staatsarchiv Leipzig eingegliedert.

Von September 1990 bis Mai 2007 leitete der umstrittene Humangenetiker PD Dr. rer. nat. habil. Dr. phil. habil. Volkmar Weiss die Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig (vgl. die Beiträge von Sarah Mersch: Leipziger Vererbungslehre in NS-Tradition, in: taz Nr. 7736, 8.8.2005, Seite 7, und Andreas Speit: Nichts dazugelernt – Bevölkerungspolitik von Rechts, in: Freitag, 27. Mai 2005, sowie die Interviews von Volkmar Weiss in der Jungen Freiheit, 20/01, 11. Mai 2001, "Intelligenz ist kein Zufall", und in der Deutschen Stimme, November 2004, "Bevölkerungsimplosion und Intelligenzverfall"). Auf Vorschlag der sächsischen Landtagsfraktion der rechtsextremistischen NPD war Weiss im März 2005 vom Präsidenten des Landtags von Sachsen als externer Experte in die Enquete-Kommission "Demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Lebensbereiche der Menschen im Freistaat Sachsen sowie ihre Folgen für die politischen Handlungsfelder" berufen worden, aus der – laut Wikipedia – im Januar 2006 wieder ausschied.

Kontakt:
Deutsche Zentralstelle für Genealogie
Sächsisches Staatsarchiv Leipzig
Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie
Schongauer Straße 1
04329 Leipzig
Tel. 0341/25 555 51
Fax: 0341/25 555 55

Quelle: Staatsarchiv Leipzig, Beschreibung Bestand 21942; Beschreibung Bestand 22031 (15.7.2007); Art.: Volkmar Weiss, in: Wikipedia, 5.7.2007 (22:08 Uhr); Art. Deutsche Zentralstelle für Genealogie, in: GenWiki, 19.2.2007 (20:32 Uhr).

Geschichte der Universität Münster in der NS-Zeit soll aufgearbeitet werden

Eine vom Rektorat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) eingesetzte Kommission zur Aufarbeitung der NS-Geschichte der Universität Münster hat am 12. Juli 2007 ihre Arbeit aufgenommen. Ihr gehören der renommierte Zeithistoriker Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer vom Historischen Seminar der WWU, die Universitätsarchivarin Dr. Sabine Happ, Anja Gussek-Revermann, stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs Münster, Dr. Johannes Burkardt vom Staatsarchiv Münster sowie die Historikerin Gisela Möllenhoff, Mitautorin des Buches \“Geschichte der Juden in Münster\“, und zahlreiche Vertreter der Fachbereiche an. Den Vorsitz hat Prof. Thamer. Als Gast war die amerikanische Historikerin Prof. Dr. Sheila F. Weiss bei der konstituierenden Sitzung vertreten, die derzeit in Münster zur Person des Humangenetikers Prof. Dr. Otmar Freiherr von Verschuer, dem Doktorvater von Josef Mengele, forscht.

Die Kommission will die Geschichte der Universität Münster in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit besonderem Schwerpunkt auf der Zeit des nationalsozialistischen Regimes und der anschließenden Entnazifizierung erforschen. Zwar sind schon zahlreiche Staats- und Examensarbeiten zu Einzelaspekten oder zu einzelnen Fächern entstanden, doch noch gibt es Lücken, die zu füllen sind. Die Kommission erarbeitet jetzt ein Konzept, mit dessen Hilfe die Fachbereiche ihre eigenen Geschichte aufarbeiten sollen. In einem ersten Schritt sollen all jene Staats-, Examens- und Doktorarbeiten, die bereits zum Thema existieren, und potenzielle neue Quellen aufgelistet werden. Die NS-Kommission wird nach den Worten ihres Vorsitzenden Prof. Thamer ihre schwierige und umfangreiche Arbeit zügig und mit allem Nachdruck in Angriff nehmen. Ergebnisse seien aber nicht von heute auf morgen zu erwarten. Prof. Thamer: \“Wir wollen keine Schnellschüsse, sondern sorgfältige und wissenschaftlich haltbare Ergebnisse!\“

Kontakt:
Westfälische Wilhelms-Universität
Historisches Seminar 
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte 
Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer
Domplatz 20-22
48143 Münster
Fon: +49 / 251 / 83 – 2 43 22
FAX: +49/ 251 / 83 – 2 43 82 
Sekr.: +49 / 251 / 83 – 2 43 20

Quelle: WWU Münster, Pressemitteilung, 13.7.2007

Zweiradgeschichte des Bergischen Landes im Freilichtmuseum Lindlar

Alles was zwei Räder hat, ist in Lindlar am Samstag und Sonntag, den 14. und 15. Juli 2007, in Bewegung. Bei der Veranstaltung „PS & Pedale\“ im Bergischen Freilichtmuseum Lindlar des Landschaftsverbandes Rheinland, stellen zahlreiche Sammler und Oldtimerfreunde ihre historischen Zweiräder aus. In der jüngst fertig gestellten großen Zehntscheune werden Zweiräder mit Motorantrieb präsentiert. Hier kommen Liebhaber alter Motorräder auf ihre Kosten. Es gibt Motorräder, Mopeds und Fahrräder mit Hilfsmotor aus der Zeit von 1910 bis 1965 zu bestaunen. Das älteste Zweirad ist ein Veloziped mit Tretkurbelantrieb mit Baujahr 1870 aus den Beständen des Bergischen Freilichtmuseums. Man trifft auf Maschinen von altbekannten Motorradfirmen wie NSU, BMW, Wanderer, DKW sowie auf Fabrikate der ehemaligen Kölner Firma Allright. Hier stellen auch die auf eigener Achse angereisten Motorrad- und Mopedbesitzer ihre Maschinen aus. 

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung ist jedoch die Zweiradgeschichte des Bergischen Landes. Am Beispiel der Firma „Bismarck\“, die in Radevormwald-Bergerhof bis in die 1950er Jahre Fahrräder und Motorräder produzierte, zeigt die Ausstellung \“Bismarck – Zweiradgeschichten" diese „bewegte Geschichte\“ der Region. Bis Anfang der 1960er Jahre waren Fahrräder, Mopeds und Motorräder die wichtigsten Fortbewegungsmittel der Bevölkerung des Bergischen Landes. Erst nach 1960 setzte sich das Automobil als Massenfortbewegungsmittel durch. Bis zum 19. August 2007 sind in der Zehnt-Scheune zahlreiche Fahrradmodelle und Motorräder aus der Produktpalette der Bismarck-Werke zu besichtigen. Geschichte und Entwicklung der 1896 gegründeten Firma, die 1957 dann versteigert werden musste, wird anhand von Filmen, Fotos und Original-Modellen den Besuchern erläutert. Eingegangen wird auch auf die erfolgreiche Entwicklung von Bismarck-Fahrrädern für den Rennsport. Eine werkseigene Mannschaft nahm in den 1950er Jahren sogar äußerst erfolgreich an den international besetzten Deutschland-Rundfahrten teil, wie Fotos und Zeitungsartikel belegen. Die Ausstellung wurde in Kooperation mit dem Heimatmuseum und dem Stadtarchiv Radevormwald erarbeitet, die für die Ausstellung auch zahlreiche Leihgaben zur Verfügung stellten.

Kontakt:
Stadtarchiv Radevormwald
Hohenfuhrstr. 13
42477 Radevormwald
Tel.: 02195 / 606 -113
Fax: 02195 / 606 -116

Bergisches Freilichtmuseum 
Schloss Heiligenhoven 
51789 Lindlar 
Tel.: 02266 / 9010 – 0 
Fax: 02266 / 9010 – 200 
bergisches-freilichtmuseum@lvr.de

Quelle: Pressemitteilung LVR, 5.7.2007; Oberberg Aktuell, 6.7.2007; Oberberg Aktuell, 12.7.2007

Stadtarchiv Bonn erinnert an seinen ersten Direktor

Vor 75 Jahren, am 14. Juli 1932, verstarb Friedrich Adolf Knickenberg, der erste Leiter des Bonner Stadtarchivs. Ein willkommener Anlass, meint der heutige Stadtarchivar Dr. Norbert Schloßmacher, um an sein verdienstvolles Wirken für das Bonner Kulturleben um die Wende zum 20. Jahrhundert zu erinnern: „Knickenberg war ein hervorragender Kulturschaffender, der auch die „Villa Obernier\“ (Vorläufer des heutigen Kunstmuseums) leitete, Vorsitzender des Vereins Beethovenhaus und des Vereins Alt-Bonn (heutiger Heimat- und Geschichtsverein) war und sich sehr für die Einrichtung eines Bonner Stadtmuseums engagierte.“ Knickenberg, geboren am 6. Februar 1863 im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf, erhielt nach seinem Studium 1896 eine Anstellung am Städtischen Gymnasium in Bonn. Bald engagierte er sich im hohen Maße für die Kunst, die Kultur und Vergangenheit der Stadt Bonn. 1899 wird Knickenberg erster Direktor des Bonner Stadtarchivs. Sein Wirken setzte Maßstäbe, die weit über die klassischen Aufgaben eines Kommunalarchivs hinausgingen und die Voraussetzungen dafür schufen, dass das Bonner Stadtarchiv heute die Funktion eines modernen Dokumentationszentrums für die Geschichte und Gegenwart der Stadt erfüllt. Neben zahlreichen Vorträgen und Führungen zur Bonner Stadtgeschichte, führten seine Aktivitäten für den Verein Beethovenhaus zur Einrichtung eines Archivs für die Beethovenforschung und zur Wiederentdeckung des Grabes der Mutter Beethovens. Sein wichtigstes Projekt, ein Bonner Stadtmuseum zu schaffen, gelang ihm aber zu Lebzeiten nicht mehr.

Kontakt
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228 / 77 – 2410
Fax: 0228 / 77 – 4301
stadtarchiv@bonn.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bonn, 12.7.2007

Unterlagen ehemaliger DDR-Betriebe an neuem Standort

Die Sach- und Personalakten ehemaliger DDR-Betriebe, die aus dem Bestand der am 31. Dezember 1994 aufgelösten Treuhandanstalt stammen, werden zur Zeit im Land Brandenburg an einen neuen Standort transportiert. 250 Kilometer Akten werden auf 500 Lkw verladen und von Damsdorf (Potsdam-Mittelmark) nach Großbeeren (Teltow-Fläming) verlegt. Sechs Landesdepots richtete die Treuhandanstalt einst für die Akten abgewickelter DDR-Betriebe ein. Diese wurden der Treuhand-Tochtergesellschaft Disos übertragen, die auch für Datenverarbeitung zuständig ist. 

Nachdem die Disos GmbH durch die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), die zu den Nachfolgern der Treuhandgesellschaft gehörte, 1998 an den Softwarekonzern IBM verkauft worden war, gehört sie seit 2004 als Iron Mountain Disos GmbH zu dem US-amerikanischen Unternehmen Iron Mountain. Als die BvS die Verwaltung der Unterlagen ehemaliger DDR-Betriebe nunmehr neu vergab, erhielt die Rhenus Office Systems GmbH diesen Auftrag. Sie verbringt nun die Akten vom Iron Mountain-Archivcenter in Damsdorf in den Rhenus-Standort Großbeeren. Ob durch den erneuten Verkauf alle Arbeitsplätze der in den sechs Depots beschäftigten Mitarbeiter erhalten werden können, steht noch nicht fest.

In den Depots sind auch die Personalakten der ehemaligen Mitarbeiter der aufgelösten und abgewickelten DDR-Betriebe gelagert, die etwa 40 Prozent des Aktenbestands ausmachen. Allein im Jahre 2000 bearbeitete man im Depot Damsdorf, wo die Landesdepots von Brandenburg und Berlin zusammengefasst sind, 60.000 Anfragen über Beschäftigungszeiten. Inzwischen wurde die gesetzliche Aufbewahrungsfrist für Lohnunterlagen der DDR, die eigentlich bereits Ende 2006 auslaufen sollte, bis Ende 2011 verlängert. Dadurch erhalten schätzungsweise 300.0000 Beschäftigte ehemaliger DDR Betriebe die Möglichkeit, ihre Versicherungskonten abklären und sich entsprechende Bescheinigungen für die Berechnung ihrer Renten ausstellen zu lassen.

Kontakt:
Rhenus AG & Co. KG Logistikzentrum
Märkische Allee 1-11
14979 Großbeeren
Tel.: 033701 / 338 -100
Fax: 033701 / 338 -111
info.grossbeeren@de.rhenus.com

Quelle: Ulrich Nettelstroth, Märkische Allgemeine, 12.6.2007; Informationen für Archive im Land Brandenburg Nr. 6 / 2007