Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Papier immer billiger und massenhaft hergestellt – leider auf Kosten der Qualität. Heute ist die Haltbarkeit dieser Papiere durch ihren Säuregehalt bedroht. Ein Problem, das im Stadtarchiv Greven – wie in vielen anderen Archiven auch – nun in Angriff genommen wird. Aufgrund einer Initiative des Landes NRW, das 70 Prozent der Kosten übernimmt, können in den nächsten Jahren zahlreiche historische Akten in einem speziellen Verfahren entsäuert werden.
Abb.: Archiv – Aktenentsäuerung. Neue entsäuerte und alte säurehaltige Akten im Vergleich zeigen Christel Stockmann (LWL-Archivamt für Westfalen) und Dr. Stefan Schröder (Stadtarchiv Greven)
Koordiniert wird die \“Landesinitiative Substanzerhalt\“, an der viele Kommunalarchive teilnehmen, durch die Archivämter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Rheinlands. Sie stellen das Fachpersonal für die Restaurierung.
\“Die finanzielle Förderung des Landes setzt das Stadtarchiv auch in Zeiten der Haushaltssicherung in die Lage, erste Schritte zur Erhaltung der historischen Aktenbestände zu unternehmen\“, so Dr. Stefan Schröder vom Stadtarchiv, der den Arbeitsablauf in Greven umsetzt. Auch mit relativ bescheidenem finanziellen Aufwand sei so ein dauerhafter Nutzen zu erreichen. Fest steht aber auch, dass die kommunalen Archive im Land mehr Akten entsäuern lassen möchten als Mittel des Landes zur Verfügung stehen. \“Wir wollen auch in den nächsten Jahren unser Stück vom Kuchen, auch wenn wir zur Zeit nur kleine Bisse machen können\“, so Schröder. Denn sonst bliebe in ein paar Jahrzehnten vom Kulturgut im Stadtarchiv nur ein Haufen zerbröseltes Papier übrig.
Nach einer ersten Sichtung im November 2006 wurden 120 historische Akten des Stadtarchivs im Februar 2007 zur Entsäuerung abgeholt und stehen nach Beendigung der Arbeiten nun wieder zur Benutzung im Stadtarchiv zur Verfügung. Das eigentliche Entsäuerungsverfahren selbst findet nach Vorarbeiten im LWL-Archivamt für Westfalen (Münster) in Brauweiler bei Köln statt. Im Verlauf des Arbeitsgangs werden unentgeltlich zusätzliche Serviceleistungen erbracht, die den Benutzern des Stadtarchivs nun direkt zu Gute kommen: \“Die entsäuerten Einzelblätter wurden zusätzlich stabilisiert, schließlich handelt es sich in unserem Fall um besonders minderwertiges Papier aus den 1930er und 1940er Jahren," freut sich das Team des Stadtarchivs, und Archivarin Angelika Haves ergänzt: \“Außerdem wurden die Seiten maschinell paginiert, das bedeutet, nicht nur die Einzelakte, sondern jede einzelne Seite ist nun eindeutig gekennzeichnet. Ein Service, den die Benutzer zu schätzen wissen.\“
Wie viele Akten in diesem Jahr und in den nächsten Jahren noch vor dem Zerfall gerettet werden können, ist auch abhängig von den Haushaltsberatungen des Rates. Das Stadtarchiv hofft dabei auf positive Signale.
Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Rathausstr. 6
48268 Greven
Telefon: 02571/920-358 (-458)
Telefax: 02571/920-320
archiv@stadt-greven.de
Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 19.6.2007