Anlässlich der diesjährigen Museumsnacht erstellte das Stadtarchiv Halle eine Ausstellung, die die Kunst der Lithographie am Beispiel der halleschen Lithographischen Anstalt Albert Meyer zeigt. Wie Archiv-Mitarbeiterin Katharina Ullrich erklärte, sei die Idee für eine derartige Ausstellung eher zufällig entstanden, als man im Archiv auf drei alte Mappen mit äußerst interessanten Lithographien stieß. Zudem konnte die Ausstellung noch durch zahlreiche Leihgaben von Privatpersonen sowie von Museen bereichert und ergänzt werden. Aloys Senefelder entwickelte 1796/1798 in München eine spezielle Technik der Steindruckerei, welche 1803 in Frankreich die Bezeichnung Lithographie erhielt. Diese nutzt als Druckform feinporige kohlensaure Kalkschieferplatten, welche in Deutschland vor allem im bayerischen Solnhofen gebrochen werden und sehr aufnahmefähig für Wasser, Fettkreide und fetthaltige Tusche sind, welche mittels Feder oder Pinsel aufgetragen wird. Im 19. und 20. Jahrhundert fand die Lithographie sowohl als eigenständige Kunstform wie in den Werken von Edgar Degas, Eugéne Delacroix, Francisco de Goya, Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch oder Emil Nolde wie auch als ein probates Mittel zur bildhaften Informationsvermittlung wachsende Verbreitung. Pioniere der lithographischen Drucktechnik in Halle waren Albert Meyer (1817-1880) und Wilhelm Engel, welche gemeinsam im Jahr 1843 die erste lithographische Werkstatt in Halle, ansässig im Großen Schlamm Nr. 975, heute Große Nikolaistraße 6 etablierten.
Nach dem Ausscheiden Engels firmierte der Betrieb als Lithographische Anstalt Albert Meyer, welche nach 1855 von dessen Mitarbeiter, dem bekannten Lithographen und Zeichner Hermann Schenck (1829–1912), bis 1862 weitergeführt wurde. Schenck machte sich danach mit einer eigenen lithographischen Kunst-Anstalt am Großen Berlin selbständig und trat 1870 als akademischer Zeichenlehrer in den Dienst der hallischen Universität. 1880 übernahm Eugen Meyer (1855-1935) als Sohn des Firmengründers die Leitung des Unternehmens. Nach dessen Tod 1935 führte der Steindrucker Albert Keil das Unternehmen nun als „Lithographische Anstalt Albert Keil, vormals Albert Meyer“ bis 1939 weiter. Die breit gefächerte Produktpalette des Unternehmens umfasst neben Architekturzeichnungen, hier sei die Villa des Mecklenburger Schriftstellers Fritz Reuter in Eisenach (1866-1868 von Ludwig Bohnstedt errichtet) beispielhaft genannt, technischen Zeichnungen, frühen Wirtschaftsaktien wie z.B. der Zuckerfabrik Schafstädt von 1858, Schmuckblättern und Visitenkarten sowie Landkarten eine Vielzahl interessantester Buchillustrationen, aber auch aufwändigste Ehrenbürgerbriefe wie jener für den Stadtrat Gustav Kirchner (1805-1895) aus dem Jahre 1872, welche in den Sammlungen des Stadtarchivs Halle aufbewahrt werden. Die Ausstellung kann im Stadtarchiv zu den Öffnungszeiten des Lesesaals noch bis zum 30. Juni 2007 besichtigt werden.
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Quelle: Ausstellung Stadtarchiv Halle; Martina Springer, Mitteldeutsche Zeitung, 12.6.2007