Badebetrieb in Wien im Wandel der Zeit

Gegenstand der aktuellen Kleinausstellung "Tröpferlbad, Schwimmbad, Wellnessoase – Badebetrieb in Wien im Wandel der Zeit\“ im Wiener Stadt- und Landesarchiv ist die historische Entwicklung des öffentlichen Badewesens in Wien. Die Ausstellung, die noch bis zum 28. September 2007 zu besichtigen ist, besteht aus mehreren Schautafeln mit Text und Fotos sowie aus Archivalien, die in Vitrinen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Beispielhaft werden einzelne Frei- und Hallenbäder der Stadt Wien vorgestellt. Baden, Waschen und Schwimmen in natürlichen Gewässern einschließlich warmer Quellen wurde von frühester Zeit an praktiziert. Reinigung, Heilung und Kräftigung des Körpers sind wesentliche Komponenten, die sich mit dem Begriff \“Baden\“ verbinden lassen.

Auch die Wiener Bäder haben im Laufe der Zeit eine interessante Entwicklung durchgemacht. Bäder sind in Wien seit der Antike nachweisbar. Im mittelalterlichen Wien dienten zahlreiche Badestuben der Reinigung, Entspannung und Erholung. In der Welt des Barock und Rokoko zog man die trockene Sauberkeit vor. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurden auch Kaltwasserbäder forciert. Das Schwimmen gewann langsam an Bedeutung. Im Biedermeier wurde Wasser allmählich zum Symbol von Wiederbelebung, Regeneration und Heilung. Badekuren fanden in dieser Zeit großen Zuspruch. Unterhaltung und Therapie gemeinsam im gesellschaftlichen Leben. Epidemien und Seuchen des 19. Jahrhunderts in den Großstädten brachten ein Umdenken in Richtung einer kommunalen Gesundheitspolitik. Die breite Masse der Bevölkerung wurde mit allgemein zugänglichen neuen Brausebädern versorgt, den so genannten Tröpferlbädern. Die großen Badeanstalten der liberalen Ära (zum Beispiel Dianabad oder Sophienbad) waren in privater Hand und wurden in erster Linie vom Bürgertum frequentiert. Im Winter dienten sie als Ballsäle, um die wirtschaftliche Nutzung auf breite Basis zu stellen. Im Gegensatz dazu schuf in der Ersten Republik das Rote Wien Badeanstalten für die breite Bevölkerung, zugleich als Symbole der Arbeiterschaft. Körperertüchtigung und Gesundheit des Proletariers standen im Zeichen sozialer Ideologien, dies dann auch während des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das öffentliche Hallenschwimmbad zur nüchternen Sport- und Freizeiteinrichtung. Ab den 1970er-Jahren ging das Interesse der Bevölkerung an diesen Einrichtungen zurück. Ein Umdenken setzte erst wieder in den 1990er-Jahren mit dem Trend zu Erlebnisbad-Freizeitoase-Wellness ein. 

Kontakt
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Gasometer D, 4. Archivgeschoß
Wien 11
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Tel.: (+43 1) 4000 – 84808
Fax Inland: (+43 1) 4000 – 99 – 84819; Fax Ausland: (+43 1) 4000 – 84809
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Quelle: Ausstellungen Wiener Stadt- und Landesarchiv; wienweb.at, 6.6.2007

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