Hatte Oma eigentlich Respekt vor ihrer Mutter? Wie war das mit dem heimlichen Rauchen am Lamberti-Brunnen? Waren die Halbstarken früher wirklich so wild wie ihre provokanten Klamotten? Wie spannend Themen der Vergangenheit sein können, erlebten über 200 Schüler aus 13 Gymnasien, der Gesamtschule und zwei Grundschulen Münsters. Sie beteiligten sich am Wettbewerb „Jung und Alt in der Geschichte“ um den Preis des Bundespräsidenten. Die facettenreichen Einblicke zum Miteinander und Gegeneinander der Generationen präsentiert das Stadtarchiv Münster in einer umfassenden Ausstellung im Foyer des Stadthauses 1. Bundesweit gingen 1257 Beiträge bei der ausrichtenden Körber-Stiftung (Hamburg) ein. Allein 103 kommen aus Münster. „Damit machen unsere Nachwuchsforscher dem Ruf Münsters als heimliche Hauptstadt des Wettbewerbs alle Ehre“, freut sich Schuldezernentin Dr. Andrea Hanke. Die Ausstellung zeigt in Textauszügen und Abbildungen alle Arbeiten – unabhängig von Preisen und Plätzen. \“Wir wollen den beharrlichen Fleiß, das Durchhaltevermögen und den hohen Anspruch aller Schülerarbeiten würdigen\“, so Dr. Hanke.
Von September 2006 bis Februar 2007 gingen die Kinder und Jugendlichen in und um Münster auf Spurensuche. Forschten zu Themen in ihren eigenen Familien oder zu Ereignissen der Stadtgeschichte. In Archiven, Bibliotheken, Behörden oder im privaten Umfeld. Da hieß es Dokumente aufstöbern, Zeitungen durchforsten, Bücher wälzen, Briefwechsel auswerten. Und vor allem: Gespräche und Interviews führen. Kerstin Harden zum Beispiel befragte für ihren Beitrag Oberbürgermeister Dr. Tillmann sowie einige Politiker. Hilfreiche Anlaufstelle war das Stadtarchiv Münster, das den Wettbewerb seit Jahren unterstützt. Dort gab es Tipps für Schüler (und betreuende Lehrer) und nicht zuletzt mit den Archivschätzen einen reichen Recherchefundus. „Aus der Stadtgeschichte fanden die 68-er Jahre besonderes Interesse“, berichtet Roswitha Link. „Schülerarbeiten spiegeln die Proteste der Studenten vor dem Schloss oder die Blockaden der Busse in Münster“.
Immer wieder spiegeln die Arbeiten Gespräche zwischen Jung und Alt, die es ohne den Wettbewerb nicht gegeben hätte. Die Großeltern von Frederik Schroers griffen nach den Interviews zu Stift und Papier. Sie schrieben lange Briefe an ihre Enkelkinder mit vielen Details aus ihrem Leben, über die sie bisher nicht gesprochen hatten. Über das Verhältnis zwischen Großvater und Urgroßvater von Charlotte Post wurde in der Familie nur wenig erzählt. Das reizte die junge Spurensucherin. Mit Hilfe von Familienunterlagen und anderen Dokumenten erforschte sie diesen Generationskonflikt. Sarah Tellers wiederum formulierte am Ende ihrer Recherchen einen fiktiven Dialog mit ihrer Ur-Ur-Großmutter. Er klingt so lebendig und echt, als hätte es ihn tatsächlich gegeben
Roswitha Link: „Auch wenn die meisten der jungen Spurensucher am Ende der sechs Monate gestresst und völlig erschöpft waren, überwiegt jetzt der Stolz auf das fertig gestellte Werk. Eigenständiges Forschen ist eben doch etwas anderes als der normale Schulunterricht“. Das muss gelobt und gefeiert werden: Am 10. Juni 2007 um 17 Uhr empfängt die Stadt ihre Jungforscher im Rathausfestsaal. Dabei wird auch die Ausstellung der 103 Beiträge aus Münster offiziell eröffnet. Wie geht es im Wettbewerb weiter? Alle Arbeiten, die einen Landespreis erhalten haben, gehen auf Bundesebene an den Start und werden erneut begutachtet. Am 31. Oktober 2007 gibt Bundespräsident Horst Köhler die Bundessieger bekannt. Auch hier erwies sich Münster immer wieder als heimliche Wettbewerbshauptstadt.
Info:
Ausstellung „Miteinander – Gegeneinander? Jung und Alt in der Geschichte“. Schülerarbeiten um den Wettbewerb des Bundespräsidenten. Foyer Stadthaus 1, Klemensstraße, bis 30. Juni, montags bis donnerstags 7.30 bis 18.30 Uhr, freitags bis 14 Uhr, samstags bis 12 Uhr.
Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Münster, 6.6.2007