In einer kleinen Ausstellung zeigt das Stadtarchiv Mönchengladbach derzeit aus seinen Beständen Fotos, Programme und Plakate zu den Heiligtumsfahrten in Mönchengladbach seit 1867. Die Präsentation ist vor den Räumen 16 bis 18 montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr sowie freitags von 8 bis 13 Uhr zu sehen. Prozessionen sind in Mönchengladbach bereits seit 1330 belegt; der Kölner Erzbischof erlaubte 1456 die jährliche Schau der Reliquien, schließlich wurde mit der Gottesdienstordnung 1597 der Sieben-Jahres-Rhythmus eingeführt. Seitdem haben die Heiligtumsfahrten vermutlich bis 1970 regelmäßig stattgefunden, als die letzte Präsentation der Reliquien vor der Besetzung durch die Franzosen stattfand. Cornelius Kirchrath, erster Pfarrer in der Gladbacher Hauptpfarre nach der Aufhebung des Klosters 1802, zeigte noch einmal 1824, im Jahr seines Todes, die Heiligtümer.
\“Erst der Gladbacher Oberpfarrer Lelotte konnte 1867 seine Vorstellung von der Wiederbelebung der alten Tradition erfolgreich umsetzen. Diese erste Heiligtumsfahrt fand in der Bevölkerung aus Stadt und Umland sehr große Resonanz. Diese Begeisterung führte schließlich dazu, dass die Anzahl der Behälter zur Aufnahme des Reliquienschatzes 1874 verdreifacht werden konnte, finanziert aus Spenden zahlreicher Arbeiterinnen und Arbeiter Gladbacher Textilfabriken, Bruderschaften, Vereinen und Einzelpersonen\“, so Gerd Lamers vom Stadtarchiv Mönchengladbach. Selbst der Kulturkampf der 1870er Jahre konnte die Durchführung der Heiligtumsfahrten nicht stoppen.
Ergänzt wurde der Bestand zur Aufnahme der Heiligtümer nochmals 1890, als der damalige Kaplan Oehmen den Abendmahlsschrein stiftete und die neue Büste des Hl. Vitus hinzukam; die Büste des Hl. Laurentius folgte 1902. Erst 1916 fiel sie wegen des Ersten Weltkrieges aus. Trotz widriger Umstände wie belgische Besatzung, Inflation und Separatistenunruhen fand 1923 die Heiligtumsfahrt in bescheidenem Rahmen statt. Die gleichzeitig stattfindenden Heiligtumsfahrten in Aachen und Kornelimünster wurden auf Juli 1925 verschoben. Auch daran nahmen zahlreiche Gläubige aus der hiesigen Gegend teil, indem man damals Sonderzüge von hier nach Aachen einsetzte.
\“Nach den großen Erfolgen bei den Heiligtumsfahrten 1930 und 1937 setzte der zweite Weltkrieg dieser Tradition ein Ende, da 1943 das Münster und seine Umgebung in Trümmer lag. Die Folgen dieses Krieges sind auf Fotos der Jahre 1951 und 1958 noch gut zu erkennen; damals führte die Abschlussprozession regelmäßig über den Alten Markt\“, so Gerd Lamers weiter. Die Heiligtumsfahrt des Jahres 1965 war begleitet von der Weihe der zehn neuen Glocken für das Münster. Anlässlich der 1000-Jahrfeier der Gründung der Abtei 974 wurde die folgende Heiligtumsfahrt um zwei Jahre auf das Jahr 1974 verschoben und stand erstmals unter einem Leitwort: \“Jesu Geist weckt neues Leben\“. Seitdem prägt ein Leitgedanke die jeweilige Ausgestaltung der Woche. Die diesjährige, 19. Heiligtumsfahrt seit Wiedereinführung im Jahre 1867 steht unter dem Leitwort "In.Bewegung".
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Mönchengladbach, 1.6.2007