Umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen im Edith-Stein-Archiv

Das Edith-Stein-Archiv hat sich die Aufgabe gestellt, Leben und Werk Edith Steins in Wort und Bild zu dokumentieren. Die Bestände des privaten Archivs setzen sich aus Archivalien von Edith Stein und über sie zusammen. Für gewöhnlich ist es Außenstehenden nur auf Anfrage zugänglich. Jedoch bemüht sich die Gemeinschaft, wissenschaftliche Anfragen gewissenhaft zu beantworten. Der Grund für die Materialsammlung wurde von Teresia Margareta Drügemöller OCD, die mit Edith Stein im Noviziat des Klosters Karmel gelebt hat, bereits in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts gelegt, indem sie Dokumente, Fotos und Briefe sicherte. Die erste Biographie über Edith Stein wurde bald nach Ende des 2. Weltkrieges von der damaligen Priorin Teresia Renata Posselt OCD verfasst. Die Publikation, die es auf 16 Auflagen und viele Übersetzungen in fremde Sprachen brachte, verfolgte den Zweck, Licht in das Schicksal der seit Anfang August 1942 verschollenen Mitschwester zu bringen. Edith Stein, im Orden Teresia Benedicta a cruce, war im Niederländischen Kloster Echt einer Razzia zum Opfer gefallen, die den katholischen Juden und Jüdinnen galt – ein Racheakt gegenüber den Bischöfen, die am 26. Juli 1942 ein Protestschreiben gegenüber dem Regime der nationalsozialistischen Besatzer in allen Kirchen der Niederlande hatten verlesen lassen. Ordensfrauen hatten darauf hin die Handschriften Edith Steins einfach in zwei Säcke gepackt und auf der Flucht in einem Hühnerstall versteckt. Etwa zehn Jahre später, veranlasst durch den Verein katholischer Lehrerinnen und vieler anderer Freunde der Vermissten, wurde die Seligsprechung Edith Steins ins Auge gefasst. Seit Jahrhunderten war keine deutsche Frau mehr zur Ehre der Altäre erhoben worden; zumal fehlte im Heiligenkalender völlig eine im modernen Sinn berufstätige Frau. Edith Stein, am 1.1. 1922 zur katholischen Kirche konvertiert, hatte sich schon früh den Ruf einer gläubigen Philosophin, Rednerin, Schriftstellerin, Lehrerin und Dozentin erworben.1962 eröffnete Josef Kardinal Frings von Köln den Seligsprechungsprozess. Ca. 100 Zeugen, die Edith Stein persönlich gekannt hatten, wurden vernommen, während im s.g. Schriftenprozeß alles gesammelt wurde, was Edith Stein während ihres Lebens niedergeschrieben hatte: Briefe, philosophische, pädagogische und psychologische Studien, Übersetzungen, hagiographische Abhandlungen und spirituelle Texte. 

Die Handschriften der bedeutenden Philosophin und heiligen Europapatronin im Edith-Stein-Archiv des Kölner Klosters Karmel Maria vom Frieden, um die sich Schwester Maria Antonia Sondermann kümmert, umfassen 25.000 Folio und sind durch den starken Säuregehalt des Papiers und das Ausblassen der Tinten sehr stark bedroht. Um das bedeutende Kulturgut für Europa und für die Kirche zu erhalten, müssen umgehend alle Autographe digitalisiert werden. Erst dann kann mit umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen begonnen werden. Nach Einschätzung von Professor Manfred Thaller von der Fachinformatik für Geisteswissenschaften der Universität Köln wird dieses Vorhaben mindestens drei bis vier Jahre dauern. Die notwendigen Restaurierungsmaßnahmen erfordern nach Maßgabe von Experten außerdem einen beträchtlichen Kostenumfang. Daher ist man zur Finanzierung des Projektes auf Sponsoren und Spenden angewiesen. Im Juli 2006 hat die Universität Köln in Zusammenarbeit mit dem Edith Stein Archiv mit der Digitalisierung des Handschriftenbestandes begonnen. Ziel ist es, den Handschriftenbestand von Edith Stein in einer Datenbank für wissenschaftliche Zwecke bereit zu stellen. 

Kontakt
Edith-Stein-Archiv
Karmel Maria vom Frieden
Vor den Siebenburgen 6
50676 Köln
Tel.: 0221 / 311637
Fax: 0221 / 3100295
edith-stein-archiv@karmelitinnen-koeln.de

Quelle: Kornelia Hanke, Kölnische Rundschau, 7.5.2007

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