CFP: Workshop Kirchlicher Kulturgüterschutz

Im Rahmen des 12. Internationalen Kongresses "Kulturelles Erbe und Neue Technologien", der vom 5. bis zum 7. November 2007 in Wien stattfinden wird, wird u.a. auch der Workshop "Kirchlicher Kulturgüterschutz – Archive, Archivalien, Archivwissenschaft" durchgeführt (5.11.2007, Wien, Rathaus).

Call for Papers

Die Kirchen und ihre Einrichtungen gehören zu den ältesten und bedeutendsten Archivhaltern. Die in kirchlichen Archiven verwahrten Archivalien stellen den kirchlichen Kulturgüterschutz vor besondere Herausforderungen. Welche das sind und wie tragfähige Zukunftskonzepte im kirchlichen Archivbereich aussehen könnten, damit befasst sich der Workshop unter drei Aspekten:

1.) Archive
Die Situation von Archiven hängt stets eng zusammen mit den personellen und finanziellen Rahmenbedingungen. Welche Rolle spielt ein guter Kontakt mit den Entscheidungsträgern auf Bistums- und Ordensebene etwa im Zusammenhang mit Baumaßnahmen im Archiv? Wie steht es um das Bewusstsein der gesamten Organisation für das Archiv und wie wird das Archiv intern wahrgenommen? Wie geht man im kirchlichen Archivwesen mit Strukturen um, die Landes- und Staatsgrenzen überschreiten? Wie steht es mit der Zentralisierung von kleineren Archiven, mit dem Verbleib von Archiven aufgegebener Ordensniederlassungen?

2.) Archivalien
Die Vielfalt der Herausforderungen hat in den letzten Jahrzehnten mit der steigenden Vielfalt an Archivmaterialien, an Schreib- und Beschreibstoffen und nicht zuletzt durch die Neuen Medien neue Dimensionen erreicht. Lösungen etwa für minderwertiges Papier und aggressive Toner müssen gefunden werden. Wie können kirchliche Archive, die häufig in historischen Räumen untergebracht sind und selten Infrastrukturen wie Restaurierwerkstätten zur Verfügung haben, den Herausforderungen von Bestandserhaltung und Konservierung gerecht werden? Wie geht man im kirchlichen Archivbereich mit Fragen der professionellen Erschließung (Stichwort Archivinformationssysteme) und der immer stärker geforderten Zugänglichkeit von Digitalisaten im Internet um? Welche Wege sollen im kirchlichen Archivwesen in Fragen der Langzeitarchivierung besonders digitaler Dokumente beschritten werden?

3.) Archivwissenschaften
Kernaufgaben archivwissenschaftlicher Tätigkeit sind Bestands- und Überlieferungsbildung sowie Erschließung. Welchen Stellenwert haben die Archivwissenschaften heute im kirchlichen Archivbereich? Gibt es ein besonderes Leitbild für die kirchliche Archivarin / den kirchlichen Archivar?

Pro Vortrag sind 20 Minuten Referat vorgesehen. Bitte senden Sie uns ein Abstract (200-300 Worte) bis spätestens 31. Mai 2007 an folgende Adresse: kongrarchae@m07.magwien.gv.at.
Die Veranstalter ersuchen, auf der Homepage  http://www.stadtarchaeologie.at die Anmeldung zum Workshop vorzunehmen (Workshop 5 "Kirchlicher Kulturgüterschutz"). Die Veranstalter werden sich darum bemühen, dass den Vortragenden die Tagungsgebühren zumindest teilweise erstattet werden können. Ergänzend zum Workshop am 5. November 2007 werden für Sonntag Nachmittag (4.11.) und Dienstag Vormittag (6.11.) Exkursionen geplant. Details werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Entnazifizierung in Bocholt

Zu einem Vortrag über die politische Säuberung nach dem Zweiten Weltkrieg lädt der Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte am 15. März 2007 ein. Fast 60 Jahre nach Ende der Entnazifizierung sind die lange gesperrten Akten in den Staatsarchiven freigegeben. Sie erlauben einen Einblick, wie die politische Säuberung von den Betroffenen auch in Bocholt erlebt wurde. Der Referent Tobias Hertel aus Münster wird in seinem Vortrag auch auf die Mythen eingehen, die sich zum Beispiel um die geheimnisumwitterten „Persilscheine“ ranken. Im Mittelpunkt steht aber der Vergleich der Verfahren in Bocholt und Castrop-Rauxel, der klären soll, welchen Einfluss unterschiedliche Milieus auf Ablauf und Ausgang der Entnazifizierung hatten. Der Vortrag findet statt im Stadtarchiv Bocholt. Beginn ist um 18.30 Uhr. Die Moderation hat Stadtarchivar Dr. Hans D. Oppel.

Kontakt
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Tel.: 02871 / 953 – 349
Fax: 02871 / 953 – 347
stadtarchiv@mail.bocholt.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Bocholt, 7.3.2007

Archiv der deutschen Frauenbewegung erweitert seine Bestände

In einer Feierstunde wurde am 4. März 2007 die Übergabe der Archiv- und Bibliotheksbestände des Deutschen Evangelischen Frauenbundes an die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel offiziell besiegelt. Der Deutsche Evangelische Frauenbund, 1899 in Kassel gegründet, gilt als evangelischer Zweig der Frauenbewegung in Deutschland. Seit 1901 hat er seinen Sitz mit der Bundeszentrale in Hannover. Auch heute noch versteht sich der DEF nicht als Verband der Kirche, sondern als eigenständiger Verband in der Kirche. Der DEF gilt als die einzige protestantische Frauenorganisation, die sich bewusst auch als Teil der bürgerlichen Frauenbewegung verstand und gesellschaftspolitisch Einfluss genommen und zu einer Modernisierung des Frauenbildes in der evangelischen Kirche beigetragen hat. 

Auf etwa 300 Regalmeter beläuft sich der Bestand, für dessen sachgemäße Archivierung mehrere Jahre veranschlagt werden. Er dokumentiert lückenlos alle Aktivitäten des Frauenbundes seit seiner Gründung. Neben Vereinsakten und einer umfangreichen Fotosammlung gehören auch Vereinsfahnen und Anstecknadeln sowie Bücher, Zeitschriften und Broschüren aus der Frauenbewegung und der evangelischen Lebenswelt des 20. Jahrhunderts dazu. Auf Initiative des Kasseler Bürgermeisters Thomas-Erik Junge wurde der komplette Bestand im Untergeschoss des Philipp-Scheidemann-Hauses untergebracht, da die Räumlichkeiten der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung dafür nicht ausgereicht hätten. Die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung war am 8. März 2003, dem Internationalen Frauentag, in Kassel ins Leben gerufen worden. Bis dahin war das 1983 gegründete Archiv als Verein organisiert. Inzwischen beherbergt es eine Bibliothek mit 20 000 Büchern und über 800 Zeitschriftentiteln zur Frauengeschichte aus dem 19. und 20. Jahrhundert, ein Fotoarchiv, eine Pressedokumentation und wertvolle Archivbestände wie z.B. den Nachlass der Politikerin und Juristin Elisabeth Selbert und von W.O.M.A.N., eine der wichtigen Frauenfriedensorganisationen der Nachkriegszeit. Darüber hinaus werden Forschungs-, Bildungs- und Kulturvorhaben initiiert und durchgeführt und eine eigene Zeitschrift, Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, herausgegeben. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die sehr erfolgreiche Arbeit der letzten Jahrzehnte weiterzuführen und insbesondere den wertvollen Bibliotheks- und Archivbestand dauerhaft abzusichern, um somit der Geschichte der Frauenbewegungen einen dauerhaften Ort zu sichern und darüber hinaus Freiräume für kreative Forschungs-, Bildungs- und Kulturprojekte zu eröffnen. 

Kontakt
Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung
Gottschalkstraße 57
34127 Kassel
Tel.: 0561 / 989 36 70
Fax: 0561 / 989 36 72
info@addf-kassel.de 

Quelle: Verena Joos, HNA, 5.3.2007; Deutscher Evangelischer Frauenbund; Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung

Landeskirchenarchiv Dresden mit neuer E-Mailadresse

Das Landeskirchenarchiv der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ist ab sofort unter folgender neuer E-Mailadresse zu erreichen: Landeskirchenarchiv.Dresden@evlks.de. Anfragen und Mitteilungen sind fortan nur an diese Adresse zu senden.

Das Landeskirchenarchiv ging 1969 aus dem Archiv des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamtes hervor und ist seither Archiv aller Verfassungsorgane der Landeskirche. Zu seinen Beständen zählen Archive kirchlicher Werke und Vereine sowie Sammlungen. Es ist kein Zentralarchiv – die Kirchgemeinden und Superintendenturen verwalten ihre Archive selbst. Dem Bombardement Dresdens am 13./14. Februar 1945 fiel auch das Gebäude des Landeskirchenamtes mit der Registratur und dem Archiv zum Opfer. Personalakten von Kantoren und Geistlichen des Zeitraums 1871 bis Februar 1945 sind verloren, ebenso die zu den Kirchgemeinden im Landeskonsistorium geführten Akten. 

Unterlagen des Landeskirchenamtes sind ab 1945, des Landesbischofs ab 1947 und der Landessynode ab 1948 erhalten. Das Landeskirchenarchiv verfügt heute über 84 Bestände, die überwiegend in der Nachkriegszeit übernommen wurden. Sie sind in unterschiedlicher Intensität erschlossen. 

Kontakt:
Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens
Landeskirchenarchiv
Lukasstr. 6
01069 Dresden
Tel.: 0351/4692-353
www.evlks.de/Landeskirchenarchiv.

Geschichte der Brauereien und Gaststätten in der Region Rhein-Erft-Rur

Die von der Arbeitsgemeinschaft der Archive im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Düren präsentierte Wanderausstellung »Bier-lokal« wurde am 2. März 2007 im Kerpener Haus für Kunst und Geschichte eröffnet. Das Ausstellungsprojekt befasst sich mit dem Thema „Bier als Volksgetränk“. Darunter fällt sowohl die Geschichte der in der Region Rhein-Erft-Rur ehemals vorhandenen und noch bestehenden Brauereien sowie die damit verbundene „Wirtshauskultur“, die an ausgewählten Beispielen demonstriert werden. Bier hat eine lange Tradition. Schon Quellen des 9. Jahrhunderts belegen, dass im Kreis an einigen Orten Bier gebraut wurde. Das damals hergestellte „Grut-Bier“ ist zwar noch nicht mit dem heutigen zu vergleichen, aber schon ab dem 15. Jahrhundert wurde ein Hopfenbier hergestellt, das dem heutigen Bier sehr nahe kam. Dies spiegelt sich auch im Deutschen Reinheitsgebot von 1516 wieder, das heute noch Gültigkeit besitzt. Danach dürfen nur Malz, Hopfen, Wasser und Hefe zur Bierherstellung verwendet werden.

Die Ausstellung dokumentiert einerseits anhand von Urkunden, Akten, Fotos und anderen Ausstellungsstücken wie Rohstoffen, Geräten u.ä. die Entwicklung des Brauereiwesens und der ehemals vorhandenen Brauereien mit dem Schwerpunkt von 1800 bis 1960. Es werden der eigentliche Brauprozess sowie sein technologischer Wandel, die Rohstoffe und deren Verwendung gezeigt. Durch die sorgfältig ausgewählten Exponate bekommt der Besucher eine recht ansehnliche Palette an Anekdoten, kleinen Geschichten und Schwänken erzählt. Der zweite Teil der Ausstellung befasst sich mit den Stätten des Bierausschanks – den Gaststätten. Anhand ausgewählter Beispiele wird gezeigt, dass Gaststätten und Wirtshäuser über Jahrhunderte hinweg multifunktionale Einrichtungen waren, die im gesellschaftlichen Leben der Gemeinden eine zentrale Rolle spielten. Die Menschen, die sich hier trafen und Bier tranken, diskutierten, sprachen über Politik oder trugen ihre Streitigkeiten aus. Hier besuchten sie gemeinsam kulturelle Veranstaltungen oder machten auf Reisen Station. Auch die negativen Seiten wie Alkoholsucht mit ihren schwerwiegenden gesundheitlichen wie sozialen Folgen werden thematisiert. 

Die Arbeitsgemeinschaft der Archivarinnen und Archivare im Rhein-Erft-Kreis besteht seit 1994. Ihr gehören neben den Kommunalarchiven auch die Staats-, Verbands- und Wirtschaftsarchive mit Sitz im Rhein-Erft-Kreis, das Stadt– und Kreisarchiv Düren sowie die Archivberatungsstelle und das Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland, beide in Pulheim-Brauweiler, an. Die Realisierung der Ausstellung war dank der materiellen und personellen Unterstützung des Landschaftsverbandes Rheinland (Rheinisches Archiv- und Museumsamt), des Rhein-Erft-Kreises, der Kulturstiftung der Kreissparkasse, der RWE Power AG und der Träger der beteiligten Archive möglich. Die Ausstellung umfasst 28 Tafeln zu den Themen – Bier in aller Munde – Aus Gersten sied’ ich gutes Bier – Hier brau’ ich – Rund um den Zapfhahn. Neben den Tafeln werden in der Ausstellung Original-Exponate verschiedener Leihgeber präsentiert: Bierkrüge aus dem Rheinischen Freilichtmuseum Kommern werden ebenso gezeigt wie zum Beispiel Ausstattungsgegenstände der Privatbrauerei Joh. Cramer in Nideggen-Wollersheim, die seit 1791 in Familienbesitz ist. In Kerpen wird die Ausstellung zusätzlich durch Original-Archivalien des Stadtarchivs Kerpen und durch private Leihgaben ergänzt. So sind selbstverständlich auch Biergläser (aus der Sammlung von Johannes Schlömer, Türnich) zu sehen, außerdem Materialien der Blatzheimer Bierbrauerei, die von Johannes Baum zur Verfügung gestellt wurden. Die Ausstellung wird noch bis zum 20. Mai 2007 im Haus für Kunst und Geschichte in Kerpen gezeigt.

Kontakt
Haus für Kunst und Geschichte
Stiftsstraße 8 
50171 Kerpen
Tel.: 02237 / 922170

Stadtarchiv Kerpen
Jahnplatz 1
50171 Kerpen
Tel.: 02237 / 58 – 103
Fax: 02237 – 58 – 102
susanne.harke-schmidt@stadt-kerpen de

Quelle: Aktuelles Stadt Kerpen; Frank Weiffen, Kölner Stadtanzeiger, 5.3.2007

Spätmittelalterliche Spielkarten im Stadtarchiv Schaffhausen entdeckt

Im Winter 2006/2007 fanden sich bei der Restaurierung einer Handschrift aus dem Stadtarchiv Schaffhausen nicht weniger als 92 Spielkarten des frühen 16. Jahrhunderts als Einbandmaterial. Es handelt sich wohl um die größte Anzahl von spätmittelalterlichen Spielkarten, die bisher in der Schweiz in einem einzigen Buch gefunden wurden. Am Dienstag, den 13. März 2007 um 17.00 Uhr wird der Kartenfund im Rahmen einer Pressekonferenz im Stadtarchiv Schaffhausen präsentiert. Die aufgefundenen Karten wurden ca. 1520-1540 in Basel hergestellt. Sie befanden sich in mehreren Schichten übereinander verleimt unter dem Schweinslederbezug eines Grundzins-Buches des Spendamts. Diese Institution unterstützte seit dem Mittelalter die Hausarmen der Stadt mit Geld- und Brotspenden. Der Band wurde zwischen 1526 und ca. 1550 gebunden. Im Zuge der Restaurierung wurden neben den Spielkarten auch Fragmente einer Pergamenthandschrift gefunden, die wahrscheinlich in Folge der Reformation ausgeschieden und dann vom Buchbinder verwertet wurde. Nach der Trennung und Säuberung der einzelnen Bestandteile gibt der Fund jetzt wertvolle Hinweise auf das spätmittelalterliche Leben und Handwerk.

Die im Stadtarchiv entdeckten Karten gehören zum gleichen Typ wie bereits früher in Schaffhauser Einbänden aufgefundene Spielkarten. Allerdings ist bisher nie eine so große Anzahl von Karten entdeckt worden, die sich wie folgt auf die einzelnen Farben verteilen: 22 Schilten, 19 Rosen, 21 Schellen, 30 Eicheln. Die Farben entsprechen also bereits dem noch heute in der Deutschschweiz gebräuchlichen Kartenbild. Allerdings ist nicht überliefert, wie mit den Karten gespielt wurde – das Jassen kam erst Ende des 18. Jahrhunderts aus Holland in die Schweiz und ist erstmals 1796 in Siblingen nachgewiesen. Zum ersten Mal wurden die Fundumstände bei einem Schaffhauser Spielkartenfund genau dokumentiert und untersucht. Dabei traten neue Erkenntnisse zum Buchbinder-Handwerk in Schaffhausen zutage. So konnte anhand von Vergleichen mit Einbänden in der Stadtbibliothek und dem Staatsarchiv Schaffhausen sowie durch die Auswertung der zeitgenössischen Quellen Lorenz Bell († 1555) als Buchbinder des Bandes identifiziert werden. Diesem Buchbinder verdankt sowohl die Minsterialbibliothek als auch das Stadtarchiv einige bemerkenswerte Einbände. Datierte Besitzeinträge von Michael Eggenstorfer – des letzten Abts des Klosters Allerheiligen – und Einträge in den Rechnungs- und Steuerbüchern der Stadt ermöglichen es, die Arbeit der Buchbinderwerkstatt vom Beginn bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zu verfolgen. Die Akten belegen auch, dass das Haus des Buchbinders an der Repfergasse lag und an das St.-Agnes-Kloster auf dem Gebiet des heutigen Alterheims am Kirchhofplatz grenzte. Warum der Buchbinder die Spielkarten als Material für den Einband verwendete, ist nicht eindeutig zu klären. Vielleicht hatte er die Karten zusammen mit Papier aus Basel bestellt und erhalten, konnte sie aber aufgrund der nach der Reformation 1530 erlassenen strengen Spielverbote nicht mehr verkaufen. Eventuell handelt es sich auch um gebrauchte Karten, die aufgrund der Verbote eingesammelt und zusammen mit anderem alten Papier und Pergament beim Buchbinder Verwendung fanden.

Kontakt
Stadtarchiv Schaffhausen
Fronwagplatz 24
CH-8200 Schaffhausen
Tel.: 052 / 632 52 30
        052 / 632 52 32
Fax: ++41 52 / 632 52 31 
peter.scheck@stsh.ch
martin.cordes@stsh.ch

Quelle: News Stadtarchiv Schaffhausen, 5.3.2007

Websites für die Nachwelt

Wer im 23. Jahrhundert unsere Gegenwart beschreiben will, wird ohne einen Zugang zu den heutigen Online-Medien nicht auskommen. Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat sich deshalb entschlossen, eine Auswahl von historisch wertvollen Websites des Landes in seine Bestände zu übernehmen. „Wir wollen“ so Robert Kretzschmar, Präsident des Landesarchivs, „mit diesem Pilotprojekt unseren Auftrag „Gedächtnis der Landesgeschichte“ zu sein, auch in der digitalen Welt erfüllen“. Die archivierten Websites stehen allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

Vor etwa fünfzehn Jahren zeigten die ersten öffentlichen Einrichtungen Baden-Württembergs im Internet Präsenz. Heute kommen Websites überall im Leben vor, und sie erfüllen Aufgaben, die über die Funktion von Hochglanzbroschüren weit hinausreichen. In Großbritannien wird bereits die Hälfte aller Verwaltungsakte online abgewickelt – die Homepage einer Behörde wird zur zentralen Kommunikationsplattform. Viele Institutionen haben ihren Webauftritt inzwischen schon drei- oder viermal erneuert, ohne die Inhalte der Vorgängerversion zu sichern. Wenn ein Minister im Fernsehen auftritt, werden die Bilder von den Archiven der Rundfunkanstalten aufbewahrt, für die Homepage des Ministeriums fühlte sich aber bisher niemand zuständig. 

Die derzeit einzige Quelle für historische Ansichten der aktuellen Websites ist eine gemeinnützige Einrichtung in San Francisco namens Archive.org, die aber keinen zuverlässigen Zugang bietet und auf Angaben über die Herkunft und die Zuordnung der Website verzichtet. Um eine Alternative vor Ort zu schaffen, hat das Landesarchiv gemeinsam mit dem Bibliotheks-Service-Zentrum (BSZ) in Konstanz und den beiden Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart das „Baden-Württembergische Online-Archiv“ (BOA) entwickelt. Während die Bibliotheken mit BOA vor allem ihrem Sammlungsauftrag für Online-Literatur zur Landeskunde nachkommen, widmet sich das Landesarchiv den Websites der öffentlichen Einrichtungen des Landes. Die bisherige Auswahl umfasst die wichtigsten Ministerien und Landesbehörden sowie Einrichtungen, an denen das Land gemeinsam mit anderen Trägern beteiligt ist. Auch thematisch orientierte Portale wurden aufgenommen, „weil sie zeigen, wie Politik und Verwaltung ihr Handeln heute an konkreten Lebenssituationen ausrichten“, so Kai Naumann, der im Landesarchiv das Projekt BOA bearbeitet.

Das von Informatikern des BSZ entwickelte BOA basiert auf dem Prinzip des Offline-Browsers: eine zu archivierende URL kann ohne das Zutun des Webmasters vom Archivar heruntergeladen und auf Dauer konserviert werden. Die meisten Sites werden alle drei Monate archiviert, besonders wichtige auch öfter. Bestimmte Ereignisse vor Ort oder auf Landesebene können als Anlass für eine außerplanmäßige Archivierung dienen. Die „eingefrorenen“ Websites bleiben im Internet unter einer neuen Adresse frei verfügbar und können nach Schlagwörtern und Titeln durchsucht werden. 

Das System hat noch einige Handicaps. Nicht jeder Browser ist für BOA geeignet. Bestimmte Links führen ins Leere, andere bieten nicht mehr die im Echtbetrieb gewohnten Funktionen. Das Archivieren des Web gilt weltweit als ungelöstes Problem, denn hinter den Kulissen einer Website steckt eine Vielzahl von Programmiersprachen und Dateiformaten. Bisher können diese Mechanismen nur in vereinfachter Form erhalten werden. Im kommenden Jahr will das Landesarchiv die Archivierungstechnik verfeinern und das Angebot der archivierten Websites vergrößern. Erste Anfragen von Behörden, die eine Aufnahme ihrer Website in das BOA-Archiv anstreben, sind bereits eingegangen. 

Langfristig sollen die Web-Inhalte gemeinsam mit den übrigen im Landesarchiv vorhandenen Materialien strukturiert und online recherchierbar sein, um den Benutzern eine alle Medien umspannende Auskunft liefern zu können. Schon heute stehen mehrere tausend Findmittel zu hochkarätigen archivalischen Beständen im Internet bereit. 

Das Landesarchiv kämpft auch an anderen Fronten erfolgreich gegen den digitalen Gedächtnisverlust. Die öffentliche Verwaltung produziert statistische Daten, digitalisiert Karten und Pläne und überführt wichtige Unterlagen wie Grundstückskataster oder Firmenregister in eine vollständig elektronische Form. Andere Länder und der Bund haben bereits ganze Behörden auf digitale Aktenführung umgestellt. Um eine hochwertige Auswahl dieser Daten für die Nachwelt zu sichern, wurde im Sommer 2006 am Staatsarchiv Ludwigsburg ein Langzeitspeicher entwickelt, der bisher 25 Millionen Datensätze und über zehntausend digitale Bilder enthält. Die Archivierung elektronischer Unterlagen ist eine technische Herausforderung, zumal die IT-Fachwelt bei dem Begriff „Langzeitarchivierung“ nur an Zeiträume von fünf bis zehn Jahren denkt. Das Landesarchiv muss eine Erhaltung „auf Dauer“ garantieren können. Seine ältesten Pergamenturkunden sind nach 1.200 Jahren noch lesbar und verständlich – ein Maßstab, der auch für das digitale Kulturerbe zu erfüllen ist.

Kontakt
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
70182 Stuttgart
Tel.: 0711 / 212 – 4272 
Fax: 0711 / 212 – 4283 
landesarchiv@la-bw.de 

Quelle: Pressemitteilung Landesarchiv Baden-Württemberg, 2.3.2007

Stadtarchiv Göttingen erhält Predigtmanuskripte des Rabbiners Zvi Hermon

Die Predigtmanuskripte aus dem Nachlass von Zvi Hermon, dem letzten Rabbiner in Göttingen vor dem Holocaust, wurden von seinem Sohn dem Stadtarchiv Göttingen übergeben. Archivleiter Dr. Ernst Böhme betonte bei der Übergabe, dass diese 600 Dokumente der erste jüdische Nachlass aus dieser Zeit im Stadtarchiv sei. Zvi Hermon, der von 1935 bis 1938 in der jüdischen Gemeinde in Göttingen tätig war, hatte in seinen Predigten die jüdische Bevölkerung auf das drohende Unheil aufmerksam gemacht und sie aufgefordert, für die Freiheit der Juden zu kämpfen. 1938, kurz vor dem Novemberpogrom, entschloss sich der bekennende Zionist, nach Palästina auszuwandern. Seine Rabbinertätigkeit übte er dort nur noch nebenbei aus und absolvierte stattdessen eine Ausbildung zum Sozialfürsorger. Sein Engagement für einen liberalen Strafvollzug brachte ihm 1952 die Direktorenstelle in der israelischen Gefängnisverwaltung ein. Seine Erinnerungen verarbeitete Zvi Hermon in seiner 1990 erschienenen Autobiographie mit dem Titel "Vom Seelsorger zum Kriminologen". Kopien der Predigtmanuskripte erhielten auch das Leo Baeck-Institut in Berlin und die seit 1994 wieder aktive Jüdische Gemeinde Göttingen.

Kontakt:
Stadtarchiv Göttingen
Hiroshimaplatz 4
37083 Göttingen 
Tel.: 0551 / 400 – 3122
Fax: 0551 / 400 – 2764
stadtarchiv@goettingen.de 

Quelle: Live-PR.com (Pressemitteilung), 4.3.2007

Lemgoer Stadtarchiv erhielt Handballchronik

Am vergangenen Dienstagabend siegte der TBV Lemgo deutlich in der Handballbundesliga über den Wilhelmshavener HV mit 33: 20, ein schöner Abend für die lippischen Handballfans. Schon der Nachmittag brachte in Sachen Handball Gutes, diesmal allerdings für das Lemgoer Stadtarchiv. Gerhard „Sheddy“ Dietz, in den 70er und 80er Jahren in Lemgo eine Institution in Sachen Jugendhandball, überreichte Stadtarchivarin Dr. Anikó Szabó eine Ausfertigung seiner Handballchronik „Lippe, Lemgo, Sport und TBV“ – zur Geschichte des TBV Lemgo und seiner Handballabteilung im ostwestfälischen Umfeld zwischen 1911 und 1952. Die Archivleiterin dankte für die übergebene Ausarbeitung, ergänzt sie doch den derzeit überschaubaren Bestand des Lemgoer Archiv zum Themenkreis Sport auf sehr gute Weise.

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Dietz, selber Handballer mit Leib und Seele, absolvierte 1959 sein erstes Spiel für den TBV Lemgo. Aber nicht nur als aktiver Spieler, sondern auch als Jugendwart für die erfolgreiche Jugendabteilung des TBV Lemgo hat er sich verdient gemacht. Obwohl beruflich als Lehrer in Münster tätig, blieb er seinem TBV Lemgo immer verbunden und besucht auch heute noch so manches Heimspiel der Bundesligamannschaft. 

Eine Vielzahl von interessanten Daten lädt den Interessierten in seiner Ausarbeitung zum Lesen und teilweise auch Schmunzeln ein. Heute kaum vorstellbar, aber das erste Ortsderby zwischen dem BV Lemgo (Vorläufer des TBV) und dem TV Lemgo endete im Jahre 1926 mit 2 : 1. Die Damen des BV Lemgo waren da in den 30 er Jahren erfolgreicher, ließen sie bei ihren Spielen gegen lippische Gegner doch oft genug nicht mal einen Ehrentreffer für die andere Mannschaft zu. Man hat heute oft den Eindruck, Handball hat einen Boom, aber in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg gab es mehr Handballmannschaften als heute. So traten Hörstmar, Kirchheide, Wendlinghausen, Leese, Lüdenhausen und viele andere, die man heute gar nicht mehr mit Handball in Verbindung bringt, mit eigenen Mannschaften an.

Je ein Exemplar seiner Aufzeichnungen übergab Dietz auch an Alexander Preetz, Präsident des Handballkreises Lippe, sowie an TBV-Schatzmeister Günter Niere. Man würde „Sheddy“ Dietz schlecht kennen, wenn man vermutet, dass sein Elan nach dieser Chronik von 1911 bis 1952 nachlassen würde. „Der Folgeband ist schon in Arbeit, gerne nehme ich aber noch Material und alte Fotos entgegen“, so Dietz.

So kann den Stadtarchivarin Dr. Szabó hoffen, in absehbarer Zeit eine neuerliche Erweiterung ihres Bestandes zu erhalten. Dr. Szabo: „ Ich würde mich freuen, wenn auch andere Vereine die Möglichkeit ergreifen und dem Stadtarchiv ihre vorhandenen Chroniken sowie auch alten Unterlagen zur dauernden Aufbewahrung übergeben würden. Eine Stadt, die mit Recht den Ruf einer Sportstadt hat, verdient ein entsprechendes Archiv in dem man auch in den nächsten hundert Jahren noch von der sportlichen Entwicklung Lemgos lesen kann.“

Wer an der Ausarbeitung von Gerhard Dietz interessiert ist, kann diese selbstverständlich im Stadtarchiv einsehen oder auch direkt unter der Telefon-Nr. 0251-393576 bestellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Dr. Anikó Szabó
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo 
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 1 61
stadtarchiv@lemgo.de

Quelle: Pressemitteilung der Alten Stadt Lemgo, 5.3.2007; Foto von links: Günter Niere, Dr. Anikó Szabó, Gerhard \“Sheddy\“ Dietz und Alexander Preetz

Akten über Iddensen für das Gemeindearchiv Rosengarten

Bis vor kurzem verfügte das Gemeindearchiv Rosengarten im niedersächsischen Kreis Harburg nur über fünf Dokumente aus Iddensen, der kleinsten Ortschaft innerhalb der Gemeinde Rosengarten. Bei Aufräumarbeiten auf dem Dachboden hatte Joachim Erhorn jedoch vergilbte Unterlagen über das Dorf entdeckt und sie ins Gemeindearchiv Rosengarten gebracht. Das Gemeindearchiv wird bereits seit 20 Jahren von Erich Böttcher und seit einiger Zeit auch von Elke Hirschler betreut, die sich nun auch der völlig verstaubten Unterlagen aus Iddensen annimmt. Sie sichtet und ordnet vergilbte Quittungen, Akten, Bücher und Hefte mit Aufzeichnungen, die Aufschluss über das Leben in Iddensen seit 1824 geben. Dazu zählen nicht nur Volks- und Viehzählungen, sondern auch Bodenerhebungen, die genau belegen, wie die Besitzverhältnisse von Acker- und Weideland in Iddensen waren. Elke Hirschler findet aber auch Informationen darüber, was an Lebensmitteln und Kleidung während der nationalsozialistischen Herrschaft und in der Nachkriegszeit an die Bevölkerung verteilt wurde. Komplett erhaltene Wahlunterlagen bieten sogar die Möglichkeit, das Wahlverhalten zu bestimmten Zeiten zu analysieren. Elke Hirschler hofft, innerhalb des nächsten halben Jahres mit der sachgemäßen Archivierung der Akten fertig zu werden. Wer im Gemeindearchiv Rosengarten forschen möchte, kann dieses Dienstags und Donnerstags in der Zeit von 9:00 bis 11:00 Uhr (oder nach Vereinbarung) tun. 

Kontakt
Gemeindearchiv Rosengarten
Bremer Str. 42
21224 Rosengarten
Tel.: 0 41 08 / 43 33 – 50

Quelle: Uschi Tisson, Hamburger Abendblatt, 3.3.2007