Findbuch zum Gemeindearchiv Eisingen 1702-1981

Die Gemeinde Eisingen liegt wenige Kilometer nordwestlich der Stadt Pforzheim am Übergang vom Kraichgau zum Schwarzwald. Die überlieferte Geschichte der Gemeinde Eisingen im Enzkreis beginnt mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 919. Neben der Tierzucht spielte stets der Weinbau in der Gemeinde eine bedeutende Rolle. Die Industrialisierung sorgte Ende des 19. Jahrhunderts auch in Eisingen für einen Strukturwandel: Aus dem rein bäuerlichen Dorf wanderten von Jahr zu Jahr in steigendem Maße Arbeiter als Pendler in die aufblühende Industrie Pforzheims ab. In den letzten siebzig Jahren wuchs die Bevölkerung hingegen stark an – von 1.071 im Jahr 1939 über 1.350 im Jahr 1950, 2.186 im Jahr 1970 bis zu 4.300 heute.

Viele Geschichten aus dem alten Eisingen waren bislang in verschiedenen Archiven verstreut. So befanden sich u.a. über 54 laufende Meter „alte Akten“ unterm Rathausdach. Und auch beim Generallandesarchiv in Karlsruhe waren Eisinger Unterlagen eingelagert. Jetzt aber stehen die Archivalien erschlossen, verzeichnet und restauriert im neuen Archivraum der Gemeinde Eisingen.

Auf einstimmigen Beschluss des Eisinger Gemeinderates war das Kreisarchiv des Enzkreises mit der Sicherung der geschichtlichen Überlieferung Eisingens beauftragt worden. Die Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten leistete Archivarin Heike Sartorius, auch Ursula Reister und Anke Huber waren beteiligt. Zusammen mit Amtsleiter Konstantin Huber konnte Heike Sartorius jetzt das „Findbuch zum Gemeindearchiv Eisingen“ an die Verwaltung übergeben.

Das über 300 Seiten starke Werk mit genauer Bezeichnung aller vorhandenen Unterlagen ist der Schlüssel zu den fast 1.500 Archivalieneinheiten aus dem Zeitraum von 1702 bis 1981. Rund 28.000 Euro hat die Aufarbeitung und Sicherung der Archivunterlagen gekostet.

Kontakt:
Gemeinde Eisingen
Talstraße 1
75239 Eisingen
Telefon: 07232-38110
Telefax: 07232-381120
gemeinde@eisingen-enzkreis.de

Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: (07231) 308-423 
Fax: (07231) 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 16.3.2007

Stadtarchiv Neuss zeigt Geschichte in Gesichtern

In den neuen Räumen des Stadtarchivs Neuss wurde am 15. März 2007 die Ausstellung „Geschichte in Gesichtern“ eröffnet, zeitgleich zu den \“Jüdischen Kulturtagen", die 2007 unter dem Motto: neue töne – jüdisches (er)leben stehen. Sie sind ein gemeinsames Projekt der Städte Bonn, Düsseldorf und Köln (rhein land ag), der acht jüdischen Gemeinden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und der Synagogen-Gemeinde Köln, der Städte Aachen, Bedburg-Hau, Duisburg, Essen, Krefeld, Leverkusen, Mönchengladbach, Neuss, Nettetal, Ratingen, Wuppertal sowie des Landschaftsverbandes Rheinland und des NRW KULTURsekretariats Wuppertal. In diesem Jahr werden mehr als 270 Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Vorträge, Filme oder Ausstellungen angeboten. Grundlage der Ausstellung im Stadtarchiv Neuss sind 25 000 Glasplatten, die vor knapp zwei Jahren an das Stadtarchiv übergeben wurden. Auf ihnen hat das Neusser Fotoatelier Kleu in den Jahren 1903 bis 1973 Neusser Bürger abgelichtet. Dieser lange unentdeckt gebliebene Schatz wird jetzt im Stadtarchiv Neuss gesichert und gesichtet. In dieser für die Kulturgeschichte einzigartigen Überlieferung finden sich auch zahlreiche bislang unbekannte Bildnisse Neusser Jüdinnen und Juden aus der Zeit vor 1945. Namen und Schicksale bekommen mit diesen lebendigen Porträts erstmals ein Gesicht. Alphabetisch und chronologisch geordnete Register ermöglichten es sogar, Geschichten rund um die Portraitierten zu rekonstruieren, die selbst Archivleiter Dr. Jens Metzdorf und Professor Stefan Rohrbacher vom Institut für Jüdische Studien der Uni Düsseldorf überrascht haben. Gemeinsam mit Studenten beteiligte sich Prof. Rohrbacher im Rahmen eines Seminars an dem Projekt. Selbst er – der bereits ein Buch über die Juden in Neuss veröffentlicht hat, erfuhr bei der Recherche noch so manches über die Menschen, die er bisher nur dem Namen nach kannte.

In der Ausstellung, die noch bis zum 27. April 2007 zu besichtigen ist, sind Bildnisse Neusser Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens zu sehen. Die Ausstellung zeigt einerseits die Kunst des Fotografen, andererseits vermittelt sie aber auch einen Eindruck von dem Selbstverständnis eines deutsch-jüdischen Bürgertums in einer rheinischen Mittelstadt und konfrontiert mit den Schicksalen der Porträtierten. Der Betrachter begegnet den Kindern des Viehhändlers, die Schulranzen auf dem Rücken, der Tochter des Kantors in ihrer Schwesterntracht, dem einst angesehenen Geschäftsbesitzer und seiner Frau, die sich im Festtagsstaat ablichten lassen – nur kurze Zeit vor der Deportation. Mit den eindrucksvollen reproduzierten Großaufnahmen werden so beispielhaft Lebensverhältnisse und Schicksalswege Neusser Juden vermittelt. Auf Wandfahnen wurden Informationen zu den Dargestellten kurz und prägnant zusammengefasst. Wer mehr erfahren möchte, kann die ausführlicheren Beschreibungen in den handlichen Mappen lesen, die ebenfalls den Besuchern zur Verfügung stehen. Ergänzend dazu sind zwei Vitrinen mit handgeschriebenen Postkarten der Porträtierten oder wenigen originalen Schriftstücken aus dem Stadtarchiv bestückt. Führungen durch die Ausstellung gibt es am 29. März und 26. April 2007, jeweils um 18 Uhr oder nach Vereinbarung.

Kontakt
Stadtarchiv Neuss
Oberstr. 15
41460 Neuss
Tel.: 02131 / 90 – 4250
Fax: 02131 / 90 – 2433

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Neuss, 6.3.2007; Helga Bittner, Neuss-Grevenbroicher-Zeitung, 15.3.2007

Stadtarchiv Münster erinnert an die »armen Leute von Kinderhaus«

Man nannte sie „ame lude tor Kinderhues“ oder schlicht „Leprosi“. Gemeint waren die Bewohner des Leprosoriums Kinderhaus vor den Stadtmauern des mittelalterlichen Münsters. Ihnen widmet das Stadtarchiv Münster am Donnerstag, 22. März 2007, einen Themenabend. Beginn ist um 18 Uhr. Erstmals erwähnt wurden Leprakranke im Testament des Münsteraners Goswin von Klanktorp, der 1332 starb. Etwa zeitgleich entstand das Leprosorium samt einer kleinen Kapelle. Referent Mirko Crabus lässt anhand von Urkunden und anderen historischen Quellen dessen Geschichte Revue passieren. Er präsentiert aus dem Magazin des Stadtarchivs auch eine Hausordnung anno 1558. Fein säuberlich sind dort die strengen Regeln des Zusammenlebens der Bewohner notiert. Tanz und Musik war ihnen untersagt. Der Eintritt zum Themenabend ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 16.3.2007

Sichere Aufbewahrung von Akten im Untertagearchiv Heilbronn

Uta lautet die Abkürzung für das Untertagearchiv, das die Südwestdeutsche Salzwerke AG im Stollen Heilbronn im Jahre 1997 eingerichtet hat. Wo Uta genau liegt, will Bergwerksdirektor Dr. Gerd Bohnenberger allerdings aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Denn Uta enthält unter anderem wertvolle Akten und Dokumente von Firmen, die ihre Unterlagen krisensicher lagern wollen. Aber auch Unterlagen des eigenen Unternehmens sowie Materialien aus dem Stadtarchiv Heilbronn sind dort gelagert. Seit über einhundert Jahren wird im Verbundbergwerk Heilbronn/Kochendorf Salz abgebaut. In etwa 200 m Tiefe und mit ca. 1 800 Abbaukammern ist dabei ein Streckennetz entstanden, das in etwa dem darüberliegenden Straßennetz der Stadt Heilbronn entspricht. Jede dieser Kammern ist etwa 200 m lang, 15 m breit und 10 – 20 m hoch. Gleichgroße Pfeiler zwischen den Kammern stützen das Gebirge unter und über dem Salzlager. Die ältesten Kammern existieren bereits seit über einhundert Jahren ganz ohne technische Stützen. Die Kammern zeichnen sich dadurch aus, dass sie standsicher, trocken, erdbeben- und einbruchsicher, ganzjährig mit etwa 18° C gleichbleibend temperiert – ohne Heizung oder Kühlung – ungezieferfrei und frei von Elektrosmog sind. Mit dem Uta steht somit ein von Naturkatastrophen, Klimaschwankungen, Wasserrohrbrüchen, Ungezieferplagen und Elektrosmog unberührter Lagerraum zur Verfügung, der auch preislich ein attraktives Angebot darstellt. Denn die Kosten für die gemieteten Lagerflächen orientieren sich an denen, die für oberirdische Flächen verlangt werden. Aufbewahrt werden können dort Akten, die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen unterliegen, Akten, die Sicherheitsbestimmungen unterliegen, Röntgenbilder, Datenträger, Bücher, Wertgegenstände jeglicher Art, Kunstgegenstände, wie z.B. Bilder, Statuen und Skulpturen sowie Möbel. Das Fassungsvermögen der Stollen im Salzbergwerk Heilbronn, die bis zu 100 Meter lang sind, ist nahezu unerschöpflich. Im Gegensatz zu Kanada und England, wo solche Untertagearchive gerne genutzt werden, ist bis jetzt die Nachfrage in Deutschland nach diesem sicheren Aufbewahrungsort eher gering. 

Während des Zweiten Weltkriegs sah dieses noch anders aus. In den Bergwerken Heilbronn und Kochendorf wurden damals – wie Prof. Dr. Christhard Schrenk, Direktor der Heilbronner Stadtarchivs, in einer Publikation zusammengestellt hat – vor allem sakrale und profane Kunstgegenstände, Lizenzen und Patentschriften, Modelle und Originalmaschinen, aber auch sonstige Wertgegenstände und Hausrat in Kisten eingelagert, die nach Kriegsende nach gründlicher Überprüfung der Besitzansprüche von den Amerikanern den rechtmäßigen Eigentümern unversehrt zurückgegeben wurden. In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts sind die Heilbronner und Kochendorfer Schatzkammer-Stollen verfüllt worden. Uta wurde daher 1997 von der Südwestdeutsche Salzwerke AG an einem benachbarten Ort eingerichtet.

Kontakt
Südwestdeutsche Salzwerke AG
Salzgrund 67
74076 Heilbronn
Tel.: 0 71 31 / 9 59 – 0
Fax: 0 71 31 / 17 90 71

Stadtarchiv Heilbronn
Eichgasse 1 (Deutschhof)
74072 Heilbronn
Tel.: 07131 / 56 – 2290
Fax: 07131 / 56 – 3195

Quelle: Maria Theresia Heitlinger, Heilbronner Stimme, 12.3.2007

Die Geschichte der Juden im Nachkriegsdeutschland

Die VolkswagenStiftung bewilligt rund 278.000 Euro für ein außergewöhnliches Projekt zur Aufarbeitung und Gesamtdarstellung der deutsch-jüdischen Geschichte nach 1945 Juden in Deutschland – ein Thema, das in der Betrachtung zumeist auf den Holocaust beschränkt bleibt oder in noch weiter in die Vergangenheit reichender Perspektive interessiert. Über die Nachkriegsgeschichte der Juden in Deutschland hingegen ist wenig bekannt; die Jahreszahl 1945 markiert für viele das vermeintliche Ende des Judentums in diesem Land. Und doch hat das jüdische Leben hierzulande viele Facetten: Wussten Sie, dass die hiesige jüdische Gemeinde die drittgrößte Europas ist? Derzeit gehören dem Zentralrat der Juden 102 einzelne Gemeinden mit rund 105.000 Mitgliedern an, doch man schätzt, dass wohl rund 200.000 Juden in Deutschland leben. Und deren Zahl wächst stetig. Dabei stellt – etwa mit Blick auf Fragen der Integration – vor allem die Zuwanderung aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gerade für die Gemeinden selbst eine aktuelle Herausforderung dar. 

Dieser stark vernachlässigten zeithistorischen Spur nachgehen und ein umfassendes Werk zur Geschichte der Juden in Deutschland seit 1945 erarbeiten: Das will Professor Dr. Michael Brenner von der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München, der zugleich Vorsitzender der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts ist. Mit Hilfe namhafter jüdischer und nicht-jüdischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soll eine Gesamtdarstellung entstehen, die alle Facetten jüdischen Lebens in der Bundesrepublik und in der DDR behandelt. Die VolkswagenStiftung unterstützt die Forscher bei ihrer Arbeit mit rund 278.000 Euro. Auf diese Weise soll ein fünfter Band zur \“Deutsch-jüdischen Geschichte in der Neuzeit\“ entstehen; an der Finanzierung der Arbeit an den ersten vier Bänden dieses Werkes hat sich die Stiftung zwischen 1990 und 1996 ebenfalls beteiligt.

Die Wissenschaftler wollen sowohl die inneren Beziehungen dieser Gruppe als auch die Beziehungen der Juden zu ihrer \“Umwelt\“ untersuchen. Wie etwa sieht das Verhältnis zur deutschen, nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft aus? Wie gestalten sich die Verbindungen zu den Juden außerhalb Deutschlands? Und wie bewältigen die jüdischen Gemeinden den großen Zustrom an Glaubensbrüdern und -schwestern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion? Seit 1989 kamen 190.000 von ihnen als so genannte jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland, von denen bislang 80.000 in die jüdischen Gemeinden Deutschlands integriert werden konnten. Die jüdische Gemeinde zu Berlin war zum Beispiel wegen der Zuwanderung in den 1990er Jahren weltweit die am schnellsten wachsende ihrer Art. 

Fünf Fragestellungen konturieren die gesamte Untersuchung:
1. Wie stellt sich die demografische Struktur der Juden in Deutschland nach 1945 dar, und wie wirken sich die jüdischen Migrationsströme, die teilweise aus Deutschland herein- und herausführten, aus?
2. Welche Sozialstruktur und Geschlechterbeziehungen lassen sich im Vergleich zur deutschen, nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft ausmachen?
3. Wie haben sich politische und kulturelle Beteiligungsprozesse der Juden in Deutschland verändert?
4. Welche Rolle spielen Religion und Ethnizität für individuelle und kollektive jüdische Identitäten?
5. Wie lässt sich das Verhältnis zwischen den Juden in Deutschland und der sich entwickelnden Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik unter Berücksichtigung des Spannungsverhältnisses zur DDR beschreiben?

Das Wissenschaftlerteam wird hierzu die Bestände verschiedener Archive in Deutschland – darunter das Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland – sowie in Großbritannien, den USA und in Israel in ihre Analysen einbeziehen. Neben der archivalischen Überlieferung ist eine Auswertung von Medien (Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen), aber auch von Literatur und Theater geplant.

Kontakt
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Tel.: 0511 / 8381 – 380
jung@volkswagenstiftung.de

Universität München
Historisches Seminar
Prof. Dr. Michael Brenner
Tel.: 089 / 2180 – 5570
Michael.Brenner@lrz.uni-muenchen.de

Quelle: VolkswagenStiftung, Uni-Protokolle, 16.3.2007

Ausstellung »Aufbau West« jetzt im Haus Oberschlesien

Ab dem 18. März 2007 präsentiert das Oberschlesische Landesmuseum die vielbeachtete und aufwändig gestaltete Ausstellung Aufbau West des Westfälischen Industriemuseums. Dafür wurde bereits ab Ende November 2006 mit umfangreichen Aufbau- und Umgestaltungsmaßnahmen auf zwei Museumsetagen begonnen.

Die 2005/2006 auf der Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen gezeigte Ausstellung fand ein positives Echo und erfreute sich zahlreicher Besucher. Im Überblick und an vielen Einzelschicksalen verdeutlicht Aufbau West, wie Millionen Menschen, die 1944/45 und nach Kriegsende als Flüchtlinge oder Vertriebene ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten und in ihren Siedlungsgebieten in Osteuropa verlassen mussten, maßgeblich zum Wiederaufbau von Wirtschaft und Industrie in Nordrhein-Westfalen beigetragen haben.

Die Ausstellung
Über 10 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene kamen nach 1945 in die westlichen Besatzungszonen. Die Ausstellung Aufbau West erzählt ihre Geschichte und berichtet über ihre Erfahrungen. Sie zeigt, wie die Menschen aus Ost und West den schwierigen Neuanfang bewältigten, die Produktion in Fabriken und Bergwerken wieder in Gang setzten und in Betrieben und Siedlungen zueinander fanden. 

300 Objekte, 40 Lebensgeschichten, zahlreiche historische Fotos, Film- und Tondokumente begleiten die Besucher auf ihrer Zeitreise von 1945 bis in die Gegenwart. Die Ausstellung macht damit ein wichtiges und bislang kaum beleuchtetes Stück deutscher Zeitgeschichte lebendig. Denn fest steht: Arbeitskräfte, Knowhow und Unternehmergeist aus dem Osten haben maßgeblich zum Wirtschaftswunder beigetragen.

Darüber hinaus regt Aufbau West Fragen an, die auch für die heutige Diskussion um Migration und Integration wichtig sind: Was bedeutete nach dem Krieg der Verlust von Heimat? Wie wurden die Menschen aus dem Osten im Westen empfangen? Welche Akzente haben die Zuwanderer von damals gesetzt?

Die Themen
Flucht und Vertreibung
Auf dem Außengelände des Museums weisen Gesichter prominenter Politiker und Künstler aus dem Osten sowie lebensgroße historische Fotos von Flucht und Vertreibung den Weg in das Museumsgebäude.

Ablehnung und Hilfsbereitschaft
Auf dem Land trafen die Flüchtlinge auf eine Bevölkerung, die Fremden eher ablehnend gegenüberstand. Willkommen waren die von der Vertreibung gezeichneten Menschen dort in der Regel nicht. In den kriegszerstörten Städten hatten die Einheimischen durch Luftangriffe genau wie die Vertriebenen fast alles verloren, waren oft selbst evakuiert und teilten damit viele Erfahrungen der Zuzügler. Inventar aus Notunterkünften, Fotos, Dokumente und Erinnerungsstücke veranschaulichen das Thema.

Wirtschaft und Gesellschaft
In Nordrhein-Westfalen war Ende der 1950er Jahre jeder fünfte Einwohner Flüchtling oder Vertriebener. Hier befanden sich außerdem die Schlüsselindustrien für den Wiederaufbau. Deshalb stellt die Ausstellung die Entwicklung zwischen Rhein und Weser in den Mittelpunkt und liefert damit gleichzeitig einen Beitrag zum 60. Gründungsjubiläum des Bundeslandes NRW im Jahr 2006. An den Beispielen Bergbau und Bauwirtschaft, Textil- und Bekleidungsindustrie, Glasherstellung und Maschinenbau zeigt Aufbau West, in welchem Maße Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Krieg fehlende Arbeitskräfte ersetzten, wo Unternehmer neue Industriezweige ansiedelten und wie durch den Ost-West-Transfer die einheimische Produktpalette erweitert wurde. Das Spektrum der Exponate reicht vom Streichholzbriefchen bis zum Drahtwebstuhl, vom Glasknopf bis zur Nähmaschine, von der Maurerkelle bis zum Modellhaus.

Menschen und Schicksale
Aufbau West zeigt keine abstrakte Industriegeschichte: Anhand von Biografien erzählt die Ausstellung, wie Menschen die Flucht, die Ankunft und den Neubeginn erlebt und welche Leistungen sie erbracht haben. Die Interviewpartner haben nicht nur ihre persönliche Geschichte, sondern auch viele Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt. Mit ihrer Hilfe erweckt die Ausstellung die Jahre des Wiederaufbaus zu neuem Leben und macht die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie ihr heutiges Verhältnis zur alten Heimat anschaulich.

Spuren
Denkmäler und Straßenschilder, Patenschaften und Museen, politische und literarische Debatten – in all diesen Bereichen zeigen sich bis heute Spuren der Flüchtlinge und Vertriebenen. In Partnerschaften und Kooperationsprojekten entwickelt sich gleichzeitig ein neues Verhältnis zu den heutigen Bewohnern der Herkunftsregionen. Mit einem Bogen in die Gegenwart und dem Ausblick in ein zusammenwachsendes Europa entlässt die Ausstellung ihre Besucherinnen und Besucher.

Info:
Aufbau West
Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder
Eine Ausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe – Westfälisches Industriemuseum (WIM) Landesmuseum für Industriekultur
18. März – 21. Oktober 2007
Offizielle Eröffnung: Sonntag, 18. März 2007, 14.30 Uhr im Haus Oberschlesien.

Begleitprogramm / Führungen / Museumspädagogik
Zur Ausstellung werden Vorträge, Filmabende, Lesungen sowie Führungen und museumspädagogische Programme für Schulklassen (Grundschulen und weiterführende Schulen), Kinder- und Jugendgruppen angeboten, auf die gesondert hingewiesen wird.  

Medien zur Ausstellung
Dagmar Kift (Hg.): Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder. Ausstellungskatalog: Essen (Klartext) 2005. 
\“Aufbau West\“ – Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder, DVD. Westfälisches Landesmedienzentrum, Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster 2005. 
Weitere Informationen finden Sie im Web unter www.ausstellung-aufbau-west.de

Kontakt
Dr. Susanne Peters-Schildgen
Oberschlesisches Landesmuseum
Bahnhofstr. 62,
40883 Ratingen
Tel.: 0 21 02 / 96 52 33,
Fax: 0 21 02 / 96 52 40
kontakt@oslm.de
www.oberschlesisches-landesmuseum.de

Dokumentation zur Stadtwerdung Hertens

„Bereits Jahre vor der offiziellen Stadtwerdung während des Nationalsozialismus gab es durch den einflussreichen Hertener Verkehrsverein einen ersten ernsthaften Versuch zur Stadtrechtsverleihung“ – dies und noch viel mehr erfahren Bürgerinnen und Bürger, wenn sie in die neue Dokumentation „Die Stadtwerdung Hertens 1936. Vom republikanischen Bürgerbegehren zum nationalsozialistischen Propagandaakt“ schauen, die Stadtarchivar Michael P. Hensle herausgegeben hat. Die Broschüre ist in der Schriftenreihe des Stadtarchivs Herten erschienen und ab sofort im Glashaus und im Stadtarchiv gegen eine Schutzgebühr von vier Euro zu bekommen. Anlässlich des 70. Stadtjubiläums im letzten Jahr hatte Bürgermeister Dr. Uli Paetzel das Stadtarchiv Herten als „Gedächtnis der Stadt“ beauftragt, die Vorgänge um die Stadtwerdung zu erforschen und zu dokumentieren. Am 20. April 1936 war Herten erstmals das Recht verliehen worden, die Bezeichnung „Stadt“ zu führen. Dieser 20. April ist bekanntermaßen ein problematisches Datum, war es doch der so genannte „Führer-Geburtstag“, an dem die Verleihung erfolgte. Diese Thematik war auch Gegenstand einer intensiven Diskussion, zu der Bürgermeister Dr. Uli Paetzel anlässlich des Stadtjubiläums 2006 Abiturientinnen und Abiturienten des Städtischen Gymnasiums sowie Stadtarchivar Dr. Michael Hensle ins Rathaus eingeladen hatte. Damals plädierte die Mehrheit der jungen Leute für einen offensiveren Umgang mit der Stadtgeschichte. Umso mehr schien es angebracht, den geschichtlichen Hintergrund der Stadtwerdung zu beleuchten. Warum aus dem Versuch des Verkehrsvereins nichts wurde, welch „Eingemeindungsfieber“ damals im Ruhrgebiet grassierte, wie alles anders kam und wie die Nationalsozialisten den Stadtwerdungsakt von 1936 propagandistisch nutzten, wird in der vorliegenden Dokumentation eingehend beschrieben. Und zugleich wird „ein Zeitfenster in die 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts geöffnet“, wie Bürgermeister Dr. Uli Paetzel im Vorwort ausführt. 

Kontakt:
Stadtarchiv Herten
Gartenstr. 40 (im Städt. Gymnasium)
45699 Herten
Tel.: 02366 / 303 – 233
Fax: 02366 / 303 – 630
stadtarchiv@herten.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Herten, 15.3.2007

Generalrevision im Stadtarchiv Bad Kreuznach

Ein zentrales Stadtarchiv in Bad Kreuznach wurde erstmals im Jahr 1937 erwähnt. Die Unterbringung des Archivgutes erfolgte zunächst in einem heute als Wohnhaus genutzten Gebäude in der Glockengasse, danach in der Berufsschule Ringstraße sowie später im ehemaligen Schulgebäude in der Planiger Straße. Seit dem Jahr 1995 befindet sich das Archiv nun in dem so genannten \“alten Pförtnerhaus\“ im Schlosspark an der Dessauerstraße. Organisatorisch ist es dem Hauptamt der Stadtverwaltung angegliedert. Das Stadtarchiv Bad Kreuznach ist zuständig für den gesamten Bereich der Stadt Bad Kreuznach einschließlich der Ortsteile Bosenheim, Ippesheim, Planig und Winzenheim. Da das Bad Kreuznacher Stadtarchiv in dem jetzigen Gebäude nur begrenzte Unterbringungsmöglichkeiten für seine Archivalien hat und außerdem noch zahlreiche Akten des Ordnungs- und Hauptamtes übernommen werden müssen, beschäftigten sich bei der Frühjahrstagung des Vereins für Heimatkunde nicht nur deren Mitglieder, sondern auch Oberbürgermeister Ludwig mit der Unterbringung des Archivs an einem neuen geeigneten Standort. Da die Stadt nicht das benötigte Geld für einen Neubau aufbringen kann, wurde einstimmig die Gründung einer Stiftung beschlossen, mit der die Entwicklung des Stadtarchivs zu einem Haus der Stadtgeschichte verbunden ist. Eine weitere, und durchaus schneller zu verwirklichende Unterbringungsmöglichkeit des Stadtarchivs im ehemaligen Kasernengebäude in der Alzeyer Straße wird aber ebenfalls in Erwägung gezogen.

Bis eine endgültige Entscheidung gefallen ist, findet im Stadtarchiv derweil eine Generalrevision statt. Über 10.000 Fotos und Dias, fast 400 Urkunden, rund 9.000 Akten sowie Zeitungsbestände, Bücher und Material aus Nachlässen sind für Stadtarchivarin Franziska-Blum Gabelmann ein kostbarer Schatz, den es zu hüten und zu pflegen gilt. Bis Ende Oktober 2007 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein, wobei vor allem die Kontrolle der Bestände wesentlich ist. Dabei wird überprüft, ob sie vollständig, richtig zugeordnet, korrekt ausgezeichnet und in welchem Zustand sie sind. Was muss restauriert werden, wie groß ist der Schimmelbefall und ist alles richtig gelagert. Wegen dieser umfangreichen Arbeiten wird in dieser Zeit das Archiv nur freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet sein, was Franziska-Blum Gabelmann sehr bedauert. Sie betont aber, dass es im Interesse der Nutzer sei, diese Informationen aus der Stadtgeschichte in einem guten Zustand zu erhalten. Die zunehmende Bedeutung und Wertschätzung des Stadtarchivs in den vergangenen Jahren ist auch an steigenden Besucherzahlen auszumachen. Denn von lediglich 40 Besuchern im Jahre 1994, stieg deren Zahl im Jahr 2000 auf 240 und liegt seit 2003 stetig über 400. Bei ihrer Arbeit wird Franziska-Blum Gabelmann neben ihren beiden Helferinnen Anne Wohlleben und Ada Brazhnyk von der Restauratorin Ricarda Holly unterstützt, die am Kunstmuseum in Bonn arbeitet. Zunächst werden die Papiere mit Bürsten und Schwämmen trocken vom Staub gereinigt und dann ein Konzept erstellt, was und wie restauriert werden soll. Die Generalrevision hat nicht nur eine geordnete Bestandsaufnahme und die Beseitigung von Schäden zum Ziel, sondern ist auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg, das Stadtarchiv neu zu strukturieren. 

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Kreuznach
Dessauerstraße 49
55545 Bad Kreuznach
Tel.: 0671 / 9201162
Fax: 0671 / 800248
stadtarchiv-bad-kreuznach@t-online.de 

Quelle: Stadtarchiv Bad Kreuznach Aktuell; Christine Jäckel, Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach, 13.3.2007

3. Nutzerkonferenz der BStU

Auf Einladung der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, fand am 15. Februar 2007 in der Stasi-Unterlagen-Behörde in Berlin unter Teilnahme von rund 150 Teilnehmern aus den Bereichen Forschung und Medien die 3. Nutzerkonferenz statt. 

Marianne Birthler betonte den gesetzlichen Auftrag der Behörde als Aufarbeitungsinstitution und sagte: „Besonders große Herausforderungen stellen sich für uns ebenso wie für andere Aufarbeitungsinstitutionen angesichts der Tatsache, dass es nach wie vor starke Tendenzen gibt, die DDR zu verharmlosen, und dass es an Kenntnissen über wie auch an Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur mangelt. Dies gilt im Osten unseres Landes ebenso wie im Westen. Dass seitens des Bundestages bisher darauf verzichtet wird, diese Aufarbeitung in eigener Sache zu leisten, ist bedauerlich. Ich hoffe sehr, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.\“

Mit der 3. Nutzerkonferenz setzte die Behörde den Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit Nutzern aus Forschung und Medien fort, insbesondere, da sich durch die 7. Novellierung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes Änderungen für Forschungs- und Medienanträge ergeben haben.

Info:
Begrüßung und Einführung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der 3. Nutzerkonferenz am 15.02.2007 durch die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, im Wortlaut (pdf-Datei)

Kontakt:
BStU
Zentralstelle Berlin
Otto-Braun-Straße 70/72
10178 Berlin
Telefon: (030) 2324 – 50
Fax: (030) – 2324 – 7799
post@bstu.bund.de
www.bstu.bund.de.

Das große Leben des Odolkönigs

Am 20. März 2007 (nicht wie im Flyer angekündigt am 21.3.), 19.00 Uhr, veranstaltet das Stadtarchiv Madgeburg in der Ratsdiele des Alten Rathauses eine Lesung mit dem Autoren und Historiker Walter A. Büchi, dessen Biografie „Karl August Lingner – Das große Leben des Odolkönigs“ 2006 zu Lingners 90. Todestag veröffentlicht wurde. Besonderes die Kindheit Lingners, der 1861 in Magdeburg geboren wurde, wird im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Der Eintritt zur Lesung ist frei. Lingner hatte mit seiner unternehmerischen Weitsicht in Kombination mit gesundheitspolitischem Ideenreichtum praktisch aus dem Nichts ein Imperium geschaffen. So gilt er auch heute noch als Pionier des Marketings und kann Anregungen für visionäre Lösungen im wirtschaftlichen Umfeld geben. Lebendige Belege seines Schaffens sind Odol, Deutschlands bedeutendste Mundpflege-Marke und die Sächsischen Serumwerke. Sein Geld setzte er zudem auch für soziale Ziele ein. Die Volksgesundheit lag ihm dabei besonders am Herzen. Er kämpfte gehen die hohe Säuglingssterblichkeit und initiierte 1911 die I. Internationale Hygiene-Ausstellung – aus der später das Deutsche Hygiene-Museum Dresden hervorging. Walter A. Büchi hat in jahrelanger Recherche das große Leben des „Odol-Königs“ akribisch erforscht und zeichnet das Bild einer facettenreichen Persönlichkeit. Er verhilft damit zu bisher unbekannten Einblicken in Gedankenwelt und Privatleben, die auch die Schattenseiten Lingners nicht auslassen.

Kontakt
Stadtarchiv Magdeburg
Bei der Hauptwache 4
39104 Magdeburg
Tel.: 0391 / 5 40 25 15
archiv@magdeburg.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Magdeburg, 12.3.2007