Die von der Arbeitsgemeinschaft der Archive im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Düren präsentierte Wanderausstellung »Bier-lokal« wurde am 2. März 2007 im Kerpener Haus für Kunst und Geschichte eröffnet. Das Ausstellungsprojekt befasst sich mit dem Thema „Bier als Volksgetränk“. Darunter fällt sowohl die Geschichte der in der Region Rhein-Erft-Rur ehemals vorhandenen und noch bestehenden Brauereien sowie die damit verbundene „Wirtshauskultur“, die an ausgewählten Beispielen demonstriert werden. Bier hat eine lange Tradition. Schon Quellen des 9. Jahrhunderts belegen, dass im Kreis an einigen Orten Bier gebraut wurde. Das damals hergestellte „Grut-Bier“ ist zwar noch nicht mit dem heutigen zu vergleichen, aber schon ab dem 15. Jahrhundert wurde ein Hopfenbier hergestellt, das dem heutigen Bier sehr nahe kam. Dies spiegelt sich auch im Deutschen Reinheitsgebot von 1516 wieder, das heute noch Gültigkeit besitzt. Danach dürfen nur Malz, Hopfen, Wasser und Hefe zur Bierherstellung verwendet werden.
Die Ausstellung dokumentiert einerseits anhand von Urkunden, Akten, Fotos und anderen Ausstellungsstücken wie Rohstoffen, Geräten u.ä. die Entwicklung des Brauereiwesens und der ehemals vorhandenen Brauereien mit dem Schwerpunkt von 1800 bis 1960. Es werden der eigentliche Brauprozess sowie sein technologischer Wandel, die Rohstoffe und deren Verwendung gezeigt. Durch die sorgfältig ausgewählten Exponate bekommt der Besucher eine recht ansehnliche Palette an Anekdoten, kleinen Geschichten und Schwänken erzählt. Der zweite Teil der Ausstellung befasst sich mit den Stätten des Bierausschanks – den Gaststätten. Anhand ausgewählter Beispiele wird gezeigt, dass Gaststätten und Wirtshäuser über Jahrhunderte hinweg multifunktionale Einrichtungen waren, die im gesellschaftlichen Leben der Gemeinden eine zentrale Rolle spielten. Die Menschen, die sich hier trafen und Bier tranken, diskutierten, sprachen über Politik oder trugen ihre Streitigkeiten aus. Hier besuchten sie gemeinsam kulturelle Veranstaltungen oder machten auf Reisen Station. Auch die negativen Seiten wie Alkoholsucht mit ihren schwerwiegenden gesundheitlichen wie sozialen Folgen werden thematisiert.
Die Arbeitsgemeinschaft der Archivarinnen und Archivare im Rhein-Erft-Kreis besteht seit 1994. Ihr gehören neben den Kommunalarchiven auch die Staats-, Verbands- und Wirtschaftsarchive mit Sitz im Rhein-Erft-Kreis, das Stadt– und Kreisarchiv Düren sowie die Archivberatungsstelle und das Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland, beide in Pulheim-Brauweiler, an. Die Realisierung der Ausstellung war dank der materiellen und personellen Unterstützung des Landschaftsverbandes Rheinland (Rheinisches Archiv- und Museumsamt), des Rhein-Erft-Kreises, der Kulturstiftung der Kreissparkasse, der RWE Power AG und der Träger der beteiligten Archive möglich. Die Ausstellung umfasst 28 Tafeln zu den Themen – Bier in aller Munde – Aus Gersten sied’ ich gutes Bier – Hier brau’ ich – Rund um den Zapfhahn. Neben den Tafeln werden in der Ausstellung Original-Exponate verschiedener Leihgeber präsentiert: Bierkrüge aus dem Rheinischen Freilichtmuseum Kommern werden ebenso gezeigt wie zum Beispiel Ausstattungsgegenstände der Privatbrauerei Joh. Cramer in Nideggen-Wollersheim, die seit 1791 in Familienbesitz ist. In Kerpen wird die Ausstellung zusätzlich durch Original-Archivalien des Stadtarchivs Kerpen und durch private Leihgaben ergänzt. So sind selbstverständlich auch Biergläser (aus der Sammlung von Johannes Schlömer, Türnich) zu sehen, außerdem Materialien der Blatzheimer Bierbrauerei, die von Johannes Baum zur Verfügung gestellt wurden. Die Ausstellung wird noch bis zum 20. Mai 2007 im Haus für Kunst und Geschichte in Kerpen gezeigt.
Kontakt:
Haus für Kunst und Geschichte
Stiftsstraße 8
50171 Kerpen
Tel.: 02237 / 922170
Stadtarchiv Kerpen
Jahnplatz 1
50171 Kerpen
Tel.: 02237 / 58 – 103
Fax: 02237 – 58 – 102
susanne.harke-schmidt@stadt-kerpen de
Quelle: Aktuelles Stadt Kerpen; Frank Weiffen, Kölner Stadtanzeiger, 5.3.2007