Die aktuelle Ausstellung, die am 5. Februar 2007 im Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs eröffnet wurde, widmet sich der Geschichte der jüdischen Familie Schey in Wien. Im Mittelpunkt steht dabei deren bedeutendster Vertreter, Friedrich Schey, Freiherr von Koromla, der 1815 in Güns (heute Köszeg, Ungarn) geboren wurde und 1881 in Wien verstarb. Sein Aufstieg zu einem der wichtigsten Männer im Wirtschaftsleben der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zum geadelten Mäzen (Handelsakademie, Stadttheater, Schillerdenkmal, Künstlerhaus) beschreibt eine persönliche Erfolgsgeschichte, die mit der rechtlichen Emanzipation der Juden in der franzisko-josephinischen Zeit einherging. Die Generation seiner Kinder profitierte davon und war selbst in Wirtschaft und Geistesleben in hervorragender Weise tätig. Durch Heirat und geschäftliche Beziehungen entstand ein erfolgreiches Netzwerk innerhalb der Akkulturation des jüdischen Bürgertums in die Wiener Gesellschaft. Friedrich Schey selbst war durch drei Heiraten eng mit der Großhändlerfamilie Landauer verbunden – eine Beziehung, die ihm in Wien wohl viele Wege zu ebnen im Stande war. Seine Kinder gingen mit Nachkommen der Familien Worms, Brandeis-Weikersheim, Przibram, Lieben Ehen ein. Hier entstand eine kulturelle Elite, die viele führende Köpfe des österreichischen Geisteslebens des späten 19. Jahrhunderts hervorbrachte – die Juristen Josef Schey und Josef Unger, den Zoologen Hans Przibram, den Physiker Karl Gabriel Przibram, den Chemiker Adolph Lieben, die Schriftsteller Friedrich Schey und Evelina Schey. Verwandtschaftliche Beziehungen bestanden außerdem zu Arthur Schnitzler, der Burgschauspielerin Anny Schindler, zu Anna Lieben-Todesco und dem Physiker Robert Lieben, sowie zu den Familien Morpurgo und Ephrussi. Diese wirtschaftliche und geistig-kulturelle Erfolgsgeschichte war freilich zugleich Teil der Tragik des Judentums. Auch die Mitglieder der Familie Schey wurden in die Emigration gezwungen oder überlebten den nationalsozialistischen Wahnsinn nicht. Heute leben keine direkten Nachkommen der Familie Schey mehr in Wien. – Ein Blick in die Ausstellung, die noch bis zum 31. Mai 2007 zu besichtigen ist, macht deutlich, welcher geistige Reichtum und welche kulturelle Vielfalt der Stadt verloren gegangen sind. Ergänzend zur Ausstellung ist ein gedruckter, kostenloser Begleittext erschienen.
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Quelle: Hannes Tauber, Ausstellungen Wiener Stadt- und Landesarchiv