Max-Frisch-Archiv wird fester Bestandteil der ETH Zürich

Das Max Frisch-Archiv besteht seit 1981 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich als öffentliche, unentgeltlich zugängliche Institution. Es versteht sich als Arbeitsstätte für Studien im Zusammenhang mit dem Schriftsteller und Architekten Max Frisch (1911 – 1991). Das Archiv versammelt Dokumente seines Lebens, seiner Zeit, seiner literarischen und dramatischen Werke, seiner Beziehungen zu Freunden und Gegnern und seiner permanenten Auseinandersetzung mit Fremde und Heimat. Neben Manuskripten, Ton- und Bilddokumenten, Rezensionen und Aufsätzen, Theaterprogrammen, Bauplänen und Briefen stehen die veröffentlichten Arbeiten Frischs sowie eine annähernd vollständige Sammlung der Sekundärliteratur als Präsenzbibliothek zur Verfügung. Seit April 1983 ist das Archiv öffentlich zugänglich.

Durch einen am 16.2.2007 unterzeichneten Vertrag zwischen der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der Max-Frisch-Stiftung ist die Standortfrage des Max-Frisch-Archivs und die Zusammenarbeit langfristig geregelt worden. Obwohl das Max-Frisch-Archiv fester Bestandteil der Bibliothek der ETH Zürich wird, bleibt es eine eigene wissenschaftliche Institution unter der Leitung von Archivar Walter Obschlager, der seit 1981 für den Aufbau und die Betreuung des Max Frisch-Archivs zuständig ist. Durch die Integrierung kann auch seine Archivarstelle langfristig finanziert werden. Für den fachlich-inhaltlichen Bereich des Archivs ist auch weiterhin alleine die 1979 mit Sitz in Zürich gegründete Max-Frisch-Stiftung zuständig. 

Kontakt
Max- Frisch – Archiv 
ETH-Bibliothek 
Lesesaal Spezialsammlungen
ETH Zentrum HG H 26
Rämistrasse 101
8092 Zürich
Tel.: +41 (0)1 632 / 40 – 35
Fax: +41 (0)1 632 / 10 – 41 
mfa@library.ethz.ch

Quelle: Aargauer Zeitung, 21.2.2007; Max-Frisch-Archiv.

Notfallboxen zur Rettung von Archivgut im Kreis Siegen-Wittgenstein

Akten, Bücher und Bilder – im Archiv des Kreises Siegen-Wittgenstein lagern unzählige historische Dokumente. So wertvoll sie sind, so verwundbar sind sie auch. Der größte Teil des Archivmaterials besteht aus Papier. Und das kann durch viele Ereignisse Schaden nehmen. Die verheerendste Wirkung hätte ohne Zweifel ein Feuer. „Aber auch Wasser ist für unser Archivmaterial eine große Bedrohung“, sagt Kreisarchivar Thomas Wolf. Ob Wasserrohrbruch oder voll gelaufene Keller nach einem Unwetter – gegen diese Szenarien sind die Archive im Kreis Siegen-Wittgenstein künftig besser gewappnet. Der Kreis hat jetzt so genannte „Notfallboxen“ angeschafft. „Ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Kulturschätze in der Region Siegen-Wittgenstein, die in den heimischen Archiven lagern“, betont Wolfgang Suttner, Kulturreferent des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Erst vor vier Wochen hat der Orkan „Kyrill“ mit Hochwasser in der Weiß bzw. der Lahn das Archivgut der Stadtarchive in Siegen und Bad Laasphe bedroht. Nach starkem Sommerregen 2003 waren die Stadtarchive in Siegen und Freudenberg mit Wasserschäden in ihren Archivräumen konfrontiert. In Freudenberg musste sogar Archivgut aus dem Lager geborgen werden. Diese Vorfälle nahm der seit 2002 bestehende Arbeitskreis der Archivare zum Anlass, sich intensiv mit der Notfallvorsorge zu beschäftigen. So konnte beispielsweise im Frühjahr 2004 in Siegen eine Fortbildung für die Archive der Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein mit fachkundigen Referenten des Westfälischen Archivamtes durchgeführt werden. Die empfahlen die Anschaffung von Notfallboxen, die neben Schutzkleidung und Werkzeugen auch Stretchfolie zur Verpackung der einzelnen Archivalien enthalten. Sollte ein Wasserschaden entstehen, wird das Archivgut künftig sachgerecht verpackt, gekühlt und zum Westfälischen Archivamt nach Münster gebracht, wo es gefriergetrocknet wird. Bei der Gefriertrocknung wird dem Papier das Wasser komplett entzogen, ohne dass die Schrift Schaden nimmt. In Münster steht bundesweit die einzige Anlage zum Gefriertrocknen von Archivgut. 

Die Notfallboxen sind an zwei Standorten im Kreisgebiet deponiert – im Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein und im Stadtarchiv Bad Berleburg. \“Ich freue mich, dass auch der Wittgensteiner Raum für archivische Notfälle nun besser gerüstet ist\“, so die Bad Berleburger Stadtarchivarin Rikarde Riedesel. Für den Fall der Fälle habe sie schon einmal mit der Feuerwehr über einen Rettungseinsatz für bedrohtes Archivmaterial gesprochen. 

Kontakt:
Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein
Thomas Wolf
Koblenzer Str. 73
57072 Siegen
Telefon: 0271/333 15 10
Telefax: 0271/333 14 70
t_wolf@siegen-wittgenstein.de

Quelle: Aktuellles Kreis Siegen-Wittgenstein, 15.2.2007; Westfälische Rundschau, 20.2.2007

Auf Mikrofilm kehren Unterlagen aus dem 19. Jahrhundert nach Bad Berleburg zurück

Der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Paul Breuer, bezeichnet es als einen Quantensprung für die Erforschung der heimischen Geschichte: Ab sofort werden im Stadtarchiv Bad Berleburg die im Landesarchiv NRW Staatsarchiv Münster aufbewahrten Archivalien des Kreises Wittgenstein auf 132 Mikrofilmen mit ca. 340.000 Aufnahmen benutzbar sein. Gleichzeitig hat das Stadtarchiv ein gebrauchtes Gerät zur Rückvergrößerung von Mikrofilmen vom Staatsarchiv Münster kostenlos erhalten. Die Kooperation von Landesarchiv NRW, Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein und Stadtarchiv Bad Berleburg trägt somit weitere Früchte.

Der vollständige, durch ein Findbuch erschlossene, über 1.900 Akten umfassende Bestand des ehemaligen Kreises Wittgenstein steht jetzt den Forschern auch vor Ort zur Verfügung. Der Bestand umfasst die historische Überlieferung des Landratsamtes, des Kreisausschusses und des Versicherungsamtes des Kreises Wittgenstein. Die Aufzeichnungen beginnen mit dem Jahr 1805 (Elementarschulen) und reichen bis in das Jahr 1938, als sie an das Staatsarchiv Münster abgegeben wurden. Die Unterlagen geben zum Teil ausführliche Auskunft über sämtliche Lebensverhältnisse im Altkreis Wittgenstein. Die Filme enthalten beispielsweise Angaben zur Kirchen- und Schulgeschichte der einzelnen Orte. 

Bernd Fuhrmann, Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg, zeigt sich hoch zufrieden über das Gelingen dieser Kooperation. Trotz kommunaler Sparzwänge sei mit diesem Projekt der Service sowohl für die Berleburger Lokalforschung als auch der Wittgensteiner Regionalforscher entscheidend verbessert worden. – Die drei beteiligten Archive sind zuversichtlich, die Kooperation auch auf weitere Projekte ausweiten zu können.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Berleburg
Poststr.42
57319 Bad Berleburg
Telefon: 02751-85-232
Telefax: 02751-85-288
www.bad-berleburg.de

Quelle: Pressemitteilung Kreis Siegen-Wittgenstein, 21.2.2007; Westfalenpost, 20.2.2007; Westfälische Rundschau, 20.2.2007

Steinbrüche in Würzburg

Die historischen Gebäude in Würzburg sind für Geologen eine wahre Fundgrube: Neubaukirche und Marienkapelle wurden aus rotem Mainsandstein gebaut, die Bastionen der Festung bestehen aus grauem Quaderkalk, die Residenz aus grünlichem Keuper-Sandstein. Das Baumaterial für das fürstbischöfliche Schloss kam unter anderem aus einem Steinbruch am Würzburger Faulenberg, der 1596 erstmals urkundlich erwähnt wurde und bis ins 20. Jahrhundert in Betrieb war. \“Überraschend war für uns die Erkenntnis, dass es früher auch im unmittelbaren Stadtgebiet von Würzburg zahlreiche Steinbrüche gab, die Werksteine für den lokalen Gebrauch lieferten\“, sagt der Mineraloge Professor Martin Okrusch von der Uni Würzburg. Die Lage dieser Steinbrüche lasse sich noch heute ermitteln. Teilweise sei es sogar möglich, ihre historische Entwicklung zu rekonstruieren.

All das ist in der neuen Publikation \“Würzburger Steinbrüche\“ nachzulesen, die in der Reihe "Mainfränkische Hefte" erschienen ist. Alle vier Autoren kommen von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg; es sind Martin Okrusch und Klaus-Peter Kelber vom Institut für Mineralogie sowie Verena Friedrich und Michaela Neubert vom Institut für Kunstgeschichte. Vorgelegt wurde die fachübergreifende Gemeinschaftsarbeit vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte.

Den Forschern zufolge wurde bereits 1278 in Würzburg eine \“Steinbrechergazen\“ erwähnt, die auf das Steinbrechertor zulief. \“Gazen\“ bedeutet Gasse, das Steinbrechertor befand sich in etwa dort, wo heute im südlichen Hofgarten der Residenz der große Brunnen steht. Eine Urkunde des Klosters Himmelspforten aus dem Jahr 1360 benennt einen Steinbruch an der \“Cellersteyge\“. Eine handgezeichnete und handkolorierte Flurkarte der Unterdürrbacher Gemarkung aus der Zeit um 1675/80 stellt einen Steinbruch auf dem Steinberg dar. Aber erst auf Plänen und Karten aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, die auf einer dem Heft beigefügten CD dokumentiert sind, werden Steinbrüche im Stadtgebiet häufig dargestellt. So auch der Werksandstein-Steinbruch auf dem Faulenberg, von wo Baumaterial für die Residenz kam.

Für ihre Publikation studierten die Wissenschaftler historische Karten aus dem Bayerischen Staatsarchiv Würzburg, dem Stadtarchiv Würzburg, dem Mainfränkischen Museum und der Universitätsbibliothek Würzburg. Als Fundgrube erwiesen sich insbesondere die Würzburger Ratsprotokolle und die Bauakten der Residenz. Neben dem Beitrag \“Historische Steinbrüche im Würzburger Stadtgebiet im Wandel der Zeit\“ enthält das Heft auch eine Arbeit von Kelber und Okrusch über \“Die geologische Erforschung und Kartierung des Würzburger Stadtgebietes von den Anfängen bis 1925\“. Diese Erforschung hatte mit dem Ende des 18. Jahrhunderts begonnen. Steinbrüche spielten dabei eine wichtige Rolle, denn als geologische Aufschlüsse ermöglichen sie Einblicke in die Vergangenheit der Erde.

Beide Textbeiträge enthalten zahlreiche Abbildungen. Hinzu kommen drei Beilagen, darunter eine farbige geologische Karte des Würzburger Stadtgebietes und die CD mit den digitalisierten Karten – eine Novität für die Publikationsreihe. Die Drucklegung des Heftes wurde durch Zuschüsse der Unterfränkischen Kulturstiftung beim Bezirk Unterfranken, der Sparkassenstiftung für die Stadt Würzburg und der Firma Knauf Gips (Iphofen) ermöglicht. Das Heft \“Würzburger Steinbrüche\“ kostet 14,90 Euro und ist im Buchhandel sowie im Mineralogischen Museum der Universität am Hubland zu haben. 

Kontakt
Mineralogisches Institut
Universität Würzburg
Am Hubland
97074 Würzburg
Tel.: 0931 / 888 – 5421
Fax: 0931 / 888 – 4620
mineralogie@mail.uni-wuerzburg.de

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Uni-Protokolle, 20.2.2007

Digitalisierung von Datenblättern im Stadtarchiv Amberg

Der Fotograf Alma Mollemans lichtet im Auftrag der "Genealogical Society of Utah" Akten zu Personenbeständen aus dem Magazin des Stadtarchivs Amberg ab. Die Mormonen, die aus religiösen Gründen bestrebt sind, einen lückenlosen Nachweis ihrer Vorfahren zu bekommen, geben entsprechende Arbeiten weltweit in Auftrag. In einem extra angelegten Bergwerksstollen in Salt Lake City haben sie bereits Unmengen entsprechender Daten gesammelt. Da alle dort gespeicherten Daten kostenlos und frei zugänglich sind, dürfen deshalb auch die Datenschutzbestimmungen nicht außer Acht gelassen werden. Stadtarchivar Johannes Laschinger betont deshalb, dass die Digitalisierung ganz im Einklang mit den hiesigen Datenschutzbestimmungen geschieht. Es wird strengstens darauf geachtet, dass die 100-jährige Schutzfrist eingehalten wird, also keine Personendaten ab 1907 weitergegeben werden. Als Gegenleistung für sein Entgegenkommen erhält das Stadtarchiv Amberg eine Kopie der ca. 560.000 Aufnahmen von Einwohnerbögen, von denen bereits 360.000 digitalisiert sind. Aus Kostengründen wäre es dem Stadtarchiv kaum möglich, diese Arbeiten selbst in Auftrag zu geben, die sich auf etwa 50.000 bis 60.000 Euro belaufen würden. Parallel zum Stadtarchiv Amberg werden auch im Staatsarchiv Amberg die entsprechenden Daten digitalisiert.

Kontakt
Stadtarchiv Amberg
Zeughausstraße 1
92224 Amberg
Tel.: 09621 / 10 – 266 oder – 268
Fax: 09621 / 10 – 828
stadtarchiv@amberg.de

Quelle: Andreas Ascherl, Oberpfalznetz, 20.2.2007

Robert Walser-Archiv und Stiftung unter neuer Leitung

Neuer Geschäftsführer der Robert-Walser-Stiftung in Zürich, die die Erhaltung, Erforschung und Verbreitung des dichterischen Werks von Robert Walser bezweckt, ist Reto Sorg. Er folgt in dieser Funktion Bernhard Echte, der nicht nur 25 Jahre lang als Geschäftsführer für die Stiftung tätig war, sondern auch das Robert Walser-Archiv leitete und Ende 2006 seine Ämter niederlegte. Reto Sorg unterrichtet «Neue deutsche Literatur» mit dem Schwerpunkt Schweizer Literatur an den Universitäten Lausanne und Fribourg. In Zusammenarbeit mit einer Beratungsfirma hat er mit Projekten im Grenzgebiet von Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur internationale Anerkennung erfahren. Die Sicherung der finanziellen Zukunft des Walser-Archivs und der Stiftung wird eine der Hauptaufgaben Reto Sorgs sein. Geleitet wird das Archiv jetzt von Margit Gigerl, die bereits seit zwei Jahren dort tätig ist. Davor war sie wissenschaftliche Assistentin von Professor Peter von Matt in Zürich. Unterstützt wird sie bei ihrer Arbeit von der Historikerin Livia Knüsel. 

Trotz des Wechsels in der Archivleitung soll das Robert-Walser-Archiv, in dem einer der bedeutendsten literarischen Bestände aufbewahrt wird, auch weiterhin Mittelpunkt der Walser-Forschung bleiben. Als wichtigste Projekte in den nächsten Jahren werden deshalb eine Kritische Robert Walser-Ausgabe unter der Federführung von Wolfram Groddeck von der Universität Zürich und eine neue Studien-Ausgabe vom Werk des Schweizer Schriftstellers angesehen, die gemeinsam mit dem Suhrkamp-Verlag in Frankfurt vom Walser-Archiv erarbeitet wird.

Kontakt
Robert Walser-Archiv 
Archiv der Robert Walser-Stiftung Zürich
Beethovenstrasse 7
CH-8002 Zürich
Tel.: [++41] 044 / 202 59 03
Fax: [++41] 044 ) 202 59 07
info@robertwalser.ch
www.robertwalser.ch

Quelle: Basler Zeitung, 16.2.2007; Pressemappe Robert Walser-Stiftung, 16.2.2007

Vom Bauhaus Europa zum Parcours Charlemagne in Aachen

Die EuRegionale 2008, eine Initiative Deutschlands, Belgiens und der Niederlande, soll Impulse für die Wirtschaftsförderung, die Regionalentwicklung und den Kulturtourismus in der Dreiländer-Region Aachen setzen. Viele Zukunftsprojekte werden realisiert, Programme angeschoben sowie grenzüberschreitende Kooperationen und Netzwerke gefördert. Als Vorzeigeprojekt der EuRegionale 2008 galt das Bauhaus Europa, mit dem die Stadt Aachen eine Investition in die Zukunft plante: Am Katschhof zwischen Dom und Rathaus, im Bereich der ehemaligen Pfalzanlage Karls des Großen, wollte sie Raum schaffen für Ausstellungen, Bildungs- und Lernangebote rund um Geschichte, Gegenwart und Zukunft Europas. Im Zentrum von Aachen sollte Europa erlebbar und erfahrbar werden. Es sollte aber auch die Zukunft Europas über Projekte, wie z.B. das "Europäische Wissenschaftsparlament\“ mit geprägt werden. Das Land NRW wollte das Projekt mit 21 Mio. Euro fördern.

In einem Bürgerentscheid am 10.12.2006 haben sich die Aachener Bürger jedoch gegen das "Bauhaus Europa" ausgesprochen. Rund 185.000 Aachener waren aufgerufen, über das Bauhaus Europa zu entscheiden. 56.532 stimmten für einen Verzicht, 37.000 Stimmen hätten bereits ausgereicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 38,5 Prozent. Einen Tag nach dem Bürgerentscheid gegen das Bauhaus Europa am Katschhof wies Aachens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden darauf hin, dass eine Alternative zum Bauhaus Europa nicht \“aus dem Hut zu zaubern\“ sei. Alternativen könnten eigentlich nur im Bereich der Wirtschaftsförderung und der Wissensgesellschaft gegeben sein.

Anfang Februar 2007 erklärten der Oberbürgermeister und die vier Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP dann, dass die Stadt in Sachen EuRegionale 2008 nunmehr zu neuen Ufern aufbrechen wolle. Man habe sich auf eine Nachfolgeplanung unter dem Motto "europäische Kultur- und Wissensregion" geeinigt. Unter einer Vielzahl von Einzelvorhaben soll ein sog. Parcours Charlemagne Kern- und Vorzeigestück werden. Er wird angelegt als "historisch-europäischer Erkundungsgang" und mit den architektonischen Highlights der Aachener Innenstadt versehen sein. 

Der \“Parcours Charlemagne" könnte auch das heutige Stadtarchiv Aachen bald mit Leben füllen. Denn das älteste Bürgerhaus der Stadt, das alte Grashaus am Fischmarkt, hinter dessen Fassade man 1890 eigene Räume für das Stadtarchiv erbaute, soll die neue Heimat der großen Kaiser werden. Zwar wurde der größte Teil des "Bürgerhauses" erst Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Die Fassade ist jedoch bereits weit über 700 Jahre alt: 1267 wurde das ursprüngliche „Grashaus“ als repräsentative Gerichts- und Versammlungsstätte vollendet. Im Zuge der Schaffung einer ersten exponierten Station für den kulturhistorischen Pfad \“Parcours Charlemagne" soll der heutige Sitz des Stadtarchivs nach dessen geplanten Umzug in den Bunker an der Lütticher Straße zum Magneten für ganz neue Touristenscharen werden. Vom repräsentativen Entree mit ausladendem Treppenhaus gelangt man heute über eine Treppe in die Archivbibliothek, die rund 38. 000 Bände umfasst. \“Ebenso wie im derzeitigen Bürotrakt im Parterre könnte man hier Objekte und Schriften aus der Zeit der Karolinger und Staufer präsentieren\“, meint der seit 1997 amtierende Stadtarchivdirektor Dr. Thomas R. Kraus. Einzigartige Dokumente zeugen nämlich im Urkundensaal von der kontinuierlichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Erfolgsgeschichte der Stadt Aachen. Für die Präsentation im Rahmen des \“Parcours Charlemagne" hätte man reichhaltige Archivalien. Der größte Teil der derzeit rund 5,2 Kilometer Archivunterlagen würde aber an den neuen, noch herzurichtenden Archivstandort wandern, wo die weit verstreuten Bestände des Stadtarchivs zentral gelagert werden sollen.

Kontakt:
Stadtarchiv Aachen 
Fischmarkt 3
52062 Aachen
Fon: +49 / (0)241 / 432-4502
Fax: +49 / (0)241 / 432-4599
stadtarchiv@mail.aachen.de

Quelle: Matthias Hinrichs, Aachener Zeitung, Lokalteil, 14.2.2007

Projekte und Veranstaltungen der Schwarzenbeker Archivgemeinschaft

Als die Schwarzenbeker Archivgemeinschaft im Januar 1985 gegründet wurde, war sie eine einmalige Einrichtung in Schleswig-Holstein, nach deren Muster inzwischen mehrere Gemeinschaften gegründet wurden. Vertreter der Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg/Elbe sowie der Gemeinde Wentorf bei Hamburg und des Amtes Hohe Elbgeest schlossen einen privatrechtlichen Vertrag zur Bildung einer Archivgemeinschaft. Alle benannten Gebietskörperschaften liegen im Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg. Kernstück dieser Vereinbarung ist die Schaffung einer Archivarstelle, die anteilig finanziert wird, um die Kostenseite für die Finanzkraft kleinerer und mittlerer Gemeinden angemessen zu gestalten. Die Vertragspartner können selbständig über die eigenen Archivarbeiten entscheiden.

Seit Gründung der Archivgemeinschaft 1985 ist der amerikanische Historiker Dr. William Boehart Archivleiter. 1947 in Woodstock im US-Bundesstaat Illinois geboren, studierte er an der University of Chicago, wo er 1976 den Magisterabschluss im Fachbereich Geschichte erwarb. 1981 promovierte er an der Universität Hamburg über ein Thema aus der deutschen Aufklärung. Seit dem Mai 1983 ist er bei der Stadt Schwarzenbek als Stadtarchivar beschäftigt. Dr. Boehart ist außerdem Mitglied des Redaktionsausschusses der Lauenburgischen Heimat und hat einen Lehrauftrag an der Universität Hamburg. Neben zahlreichen Publikationen zur Regionalgeschichte hat er Beiträge zur Archivwissenschaft sowie zur Versicherungs- und Sozialgeschichte der deutschen Aufklärung veröffentlicht. 

Die Schwarzenbeker Archivgemeinschaft kann eine beachtliche Bilanz ihrer Arbeit ziehen. Die Archive haben einen entscheidenden Beitrag zum neuen Geschichtsverständnis im Kreisgebiet geleistet. Die Regionalgeschichtsschreibung fördert die Identität mit der Region und schafft dadurch eine Grundlage für künftige Entwicklungen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte darf sich nicht im geschlossenen Raum abspielen, sondern muss Teil des gesellschaftlichen Diskurses sein. Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit gehört zum Markenzeichen der Archivarbeit. Weit über 1.500 Besucher kommen jährlich zu den verschiedenen Veranstaltungen. In den letzten zwanzig Jahren sind im Rahmen der Kulturarbeit der Archivgemeinschaft über 350 Vorträge gehalten, zahlreiche Sonderausstellungen gezeigt, Exkursionen und historische Radtouren veranstaltet, Schulprojekte mitbetreut und Veröffentlichungen herausgebracht worden. Tausende von geschichtsträchtigen Dokumenten, Fotos, Karten und Filmen von den Verwaltungsstellen wie aus privater Hand sind zudem archiviert und zugänglich gemacht worden. Im Rahmen eines Lehrauftrags an der Hamburger Universität arbeitet Dr. William Boehart auch in den Archiven vor Ort mit Geschichtsstudenten zusammen. Inzwischen sind an die zwanzig Examens-, Magister- und Doktorarbeiten über Themen aus der Region erstellt worden.

Publikationen sind die wichtigsten Leistungen in der Archivgemeinschaft. Über 20 Bücher, zahlreiche Aufsätze und weitere Veröffentlichungen stellen dauerhafte Beiträge zum Verständnis der Regionalgeschichte dar. An ihnen kann sich die Forschung weiter entwickeln. Die Archivgemeinschaft ist außerdem die erste Einrichtung im Kreisgebiet, die sich wissenschaftlich und konsequent der Erforschung der NS-Zeit und der Nachkriegsgeschichte gewidmet hat. Entscheidend beim Erfolg dieses Arbeitspensums ist die Kooperation mit weiteren Kultur- und Bildungsträgern in der Region. Dazu gehören die Büchereien, die Volkshochschulen, die Museen und die ehrenamtlich geführten Heimat- und Geschichtsvereine. Eine erfolgreiche Kulturarbeit ist in vielerlei Hinsicht eine Koordinierungsaufgabe.

Zu den Vorhaben für 2007 gehört unter anderem auch ein Projekt mit den Schwarzenbeker Grundschulen, um gemeinsam mit der Stadtbücherei Schwarzenbek eine Unterrichtsmappe für den Heimat- und Sachunterricht zu erstellen. Geplant sind aber auch ein Geschichtslehrpfad entlang der Grenze zwischen Börnsen und Bergedorf sowie die Erarbeitung eines interaktiven Stadtlexikons im Netz, um eine Datenbank zur Geschichte der Stadt online zu entwickeln. Für das Projekt, das seit dem Sommer "online" ist, sind Interessierte eingeladen, Beiträge zu liefern. Da 2007 außerdem im Zeichen der 777-Jahr-Feiern der Dörfer, die 1230 im Ratzeburger Zehntregister erstmals urkundlich erwähnt wurden steht, sind sowohl Festschriften und Chroniken als auch Festvorträge in Hohenhorn, Hamwarde, Worth und Wiershop in Vorbereitung, die alle das Jubiläum kräftig feiern wollen. 

Kontakt
Stadtarchiv Schwarzenbek
Ritter-Wulf-Platz 1
21493 Schwarzenbek
Tel.: 04151 / 8810 oder 0175 / 2603676
Fax: 04542 / 836853 
william.boehart@schwarzenbek.de

Quelle: Lübecker Nachrichten, 15.2.2007; Archivgemeinschaft Schwarzenbek

Themenabend im Stadtarchiv Münster zur Geschichte der Martinikirche

Um die Besetzung von Stellen stritt man sich schon vor 500 Jahren. Auch in Kirchenkreisen. Bei zwei Vikarien an Sankt Martini war es 1333 und 1433 ausdrücklicher Wunsch der Stifter, dass nicht wie üblich die Geistlichen der Kirche, sondern Ratsmitglieder den künftigen Vikar bestimmen sollten. 
Das kollidierte mit den Interessen der Kirche. Streit und Konflikte waren vorprogrammiert. Dr. Jörg Wunschhofer nimmt beim Themenabend im Stadtarchiv Münster am Donnerstag, 22. Februar 2007, die historischen Ereignisse in den Blick. Beginn ist um 18 Uhr. 

Vikarien waren zusätzliche Einrichtungen an Kirchen und gingen auf Stiftungen wohlhabender Familien zurück. Meistens wurde ein Seitenaltar errichtet. Hinzu kam eine materielle Ausstattung, von der die Vikare leben konnten. Im Gegenzug mussten sie für die Stifter beten und so das Seelenheil sichern. In den Magazinen des Stadtarchivs befinden sich alte Schriftstücke und Dokumente, die Auskunft geben über das Verhältnis zwischen Rat und Kirche im ausgehenden Mittelalter. Dr. Jörg Wunschhofer hat sie ausgewertet und wird sie beim Themenabend im Stadtarchiv vorstellen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 0251/492-4701
Fax: 0251/492-7727
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 16.2.2007

Konrad von Marburg, die Heilige Elisabeth und der Deutsche Orden

In einer Ausstellung im Hessischen Staatsarchiv in Marburg wird das Leben und Sterben Konrad von Marburgs dargestellt. Der im Juni 1215 erstmals urkundlich erwähnte und am 30. Juli 1233 ermordete Magister Konrad von Marburg gehört zu den schillerndsten Figuren der Geschichte des deutschsprachigen Raumes in der ersten Hälfte des 13. Jh. Er war als Kreuzzugsprediger für seine Sprachgewalt ebenso berühmt wie für seine Rigorosität als Ketzerverfolger berüchtigt. Als er im Frühjahr 1226 zum Beichtvater der Landgräfin Elisabeth von Thüringen bestellt wurde, errang er rasch eine sehr weitgehende Dominanz über die junge Fürstin. Er initiierte nach ihrem Tode im November 1231 ihre Heiligsprechung, sorgte aber auch dafür, dass entgegen Elisabeths letztem Willen ihr Franziskus-Hospital in Marburg nicht an den für seine Krankenpflege berühmten Johanniterorden fiel, sondern an den Deutschen Orden, der auch die zwischen 1235 und 1283 erbaute Elisabethkirche errichtete.

Die Ausstellung zeigt in sieben Vitrinen und auf acht Stellwänden Konrads Werdegang als Kreuzzugsprediger und Ketzerverfolger. Sie illustriert das komplizierte Verhältnis zwischen ihm und seinem Beichtkind Elisabeth. Seine Rolle bei Elisabeths Heiligsprechung wird ebenso beleuchtet wie seine Beteiligung an der Übereignung des Franziskus-Hospitals an den Deutschen Orden. Schließlich wird aufgezeigt, wie der Deutsche Orden das Andenken an Elisabeth bis zum Ende des 16. Jh. pflegte. Ausstellungsleiter Dr. Wolfhard Vahl betont allerdings, dass die Quellenlage verhältnismäßig dürftig ist. Fest steht aber, dass Elisabeth weder selbst Urkunden ausgestellt noch ein eigenes Siegel besessen hat. Aus diesem Grunde steht im Mittelpunkt der Ausstellung die Überlieferung aus dritter Hand. Dazu zählt vor allem die Kurzbiographie Elisabeths von 1226 bis 1231, die Konrad von Marburg 1232 zur Einleitung ihres Heiligsprechungsverfahrens verfasste. Schmuckstück der Ausstellung ist jedoch die Heiligsprechungsurkunde Elisabeths, von denen es insgesamt elf Exemplare gibt. Gezeigt werden unter anderem aber auch Originalurkunden ihres Ehemanns Ludwig IV. aus der Zeit der 20er Jahre des 13. Jahrhunderts sowie zahlreiche Reproduktionen. Die Ausstellung im Hessischen Staatsarchiv in Marburg wird am Mittwoch, 21.2.2007 um 18 Uhr im Landgrafensaal eröffnet und ist bis zum 2.11.2007 zu besichtigen. 

Kontakt
Hessisches Staatsarchiv Marburg,
Friedrichsplatz 15
35037 Marburg 
Tel.: 06421 / 92 50 – 0 
Fax: 06421 / 16 11 25 
poststelle@stama.hessen.de 
www.staatsarchiv-marburg.hessen.de

Quelle: Pressemeldung Hessisches Staatsarchiv Marburg; Susanne Schmidt, Oberhessische Presse, 17.2.2007